Cover-Bild Das Gewicht von Schnee
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15,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 07.10.2020
  • ISBN: 9783455009699
Christian Guay-Poliquin

Das Gewicht von Schnee

Roman
Sonja Finck (Übersetzer), Andreas Jandl (Übersetzer)

In der weißen Hölle des Winters
 
Nach einem schweren Autounfall ist ein junger Mann gezwungen, auszuharren: in einem Dorf, das durch einen landesweiten Stromausfall und unaufhörlich fallenden Schnee immer mehr von der Außenwelt abgeschnitten wird, und bei einem älteren, hier ebenfalls nur gestrandeten Mann. Der nimmt ihn bloß auf, weil die Dorfgemeinschaft ihm im Gegenzug die Versorgung mit Lebensmitteln verspricht sowie einen Platz im einzigen Bus, der im Frühjahr Richtung Stadt aufbrechen wird.

Während das Dorf immer tiefer im Schnee versinkt, schwanken die beiden vom Zufall zusammengezwungenen Männer zwischen Mitleid und Misstrauen, Hilfsbereitschaft und Hass. Werden sie durchhalten bis es taut?

Sprachlich präzise und lyrisch zugleich erzählt Christian Guay-Poliquin einen ungewöhnlichen Pageturner, dessen dramatische Intensität seinesgleichen sucht und der vielfach preisgekrönt wurde.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei clematis in einem Regal.
  • clematis hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2020

Was ein kanadischer Winter und die Corona-Krise gemeinsam haben...

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Tiefer Winter in der kanadischen Provinz.
Unaufhörlich fallender Schnee.
Stromausfall im ganzen Land.
Ein Dorf, das von der Außenwelt abgeschnitten wird.
Endzeitstimmung.
Ein schwerer Autounfall.
Eine ...

Tiefer Winter in der kanadischen Provinz.
Unaufhörlich fallender Schnee.
Stromausfall im ganzen Land.
Ein Dorf, das von der Außenwelt abgeschnitten wird.
Endzeitstimmung.
Ein schwerer Autounfall.
Eine Notoperation, in der die Beine des Verletzten nur notdürftig zusammengeflickt werden.

Die Dorfgemeinschaft beschließt, dass der ältere, ebenfalls im Dorf gestrandete Matthias, in seiner Hütte das Unfallopfer pflegen soll, bis der Schnee schmilzt.
Matthias willigt nur deshalb ein, weil er im Gegenzug mit Lebensmitteln versorgt wird und weil ihm ein Platz im einzigen Bus versprochen wird, der im Frühjahr Richtung Stadt aufbricht.

Bis zur Schneeschmelze vergehen Monate.
Lebensnotwendiges, Nahrung, Medikamente und Holz, wird knapper.

Die Spannung zwischen den beiden ungleichen und wortkargen Männern, die dazu gezwungen sind, auf wenigen Quadratmetern zusammenzuleben, steigt zunehmend.
Misstrauisches und argwöhnisches Beäugen, zunehmendes Vertrauen, Mitgefühl, Hilfbereitschaft, Feindseligkeit, Gereiztheit, Aggression, Hass... das Gefühlschaos ist trotz zeitvertreibendem Schachspiel spürbar.

In dem Raum, den sich die beiden teilen, spielt sich letztlich ein Psychothriller ab.
Die Emotionen schwelen und gären und die beiden Männer sind miteinander ans Haus gefesselt und voneinander abhängig.
Sie müssen einander aushalten.

Eine Parallele zur aktuellen Corona-Krise, in der sich genau das nicht selten abspielt?
Tragödien zwischen Menschen und in Familien, die für lange Zeit auf engstem Raum miteinander zurechtkommen müssen, weil die Umstände es fordern...

Ich kann nachvollziehen, dass dieser zweite Roman des kanadischen Autors Christian Guay-Poliquin mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde.

Es ist ein intensiver, dichter, anschaulicher und eindrücklicher Roman, ein schmerzhaft schönes Stück Literatur.
Mit wenigen Worten und einer klaren, präzisen und zugleich poetischen, fast lyrischen Sprache erschafft der Autor klare Bilder.

Er zeigt eindrücklich sowohl die Schönheit, als auch die Grausamkeit der Natur und vermittelt die Atmosphäre wunderbar.
Man spürt Verlangsamung, Langeweile und Spannung in der Hütte.
Aber auch die vom Kamin ausgehende Wärme, die im Kontrast zu der draußen wütenden Kälte und Naturgewalt herrscht.
„Das Gewicht von Schnee“ ist ein berührender, psychologisch tiefgründiger und stimmiger und raffinierter Roman...gleichermaßen verzaubernd und verstörend wie hypnotisch und aufrüttelnd.

Beeindruckend und lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Allein

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Ein schwerer Autounfall zwingt einen jungen Mann, in einem kleinen Dorf zu verbleiben; in einem Dorf, das nach einem landesweiten Stromausfall und durch unaufhörliche Schneefälle vom Umland abgeschnitten ...

Ein schwerer Autounfall zwingt einen jungen Mann, in einem kleinen Dorf zu verbleiben; in einem Dorf, das nach einem landesweiten Stromausfall und durch unaufhörliche Schneefälle vom Umland abgeschnitten ist. Ein älterer Mann, der hier selbst nur zufällig mit einem defekten Auto gestrandet ist und dem man eine abgelegene Hütte zugewiesen hat, muss den Verletzten aufnehmen und pflegen. Im Gegenzug wird er mit Lebensmitteln versorgt und bekommt einen Platz versprochen im Bus, der im Frühjahr Richtung Stadt losfahren wird. Misstrauisch und ohne Worte leben die beiden Männer nebeneinander her, versorgt der eine des anderen Wunden, lernt der andere das Schachspiel zum Zeitvertreib des einen.

Eingebettet in die Sage von Daedalus und Ikarus mit poetisch anmutenden Worten spielt diese Geschichte im tiefen Winter. Der Strom ist ausgefallen, das Dorf von der Umwelt abgeschnitten. Starre und Argwohn zwischen den Menschen werden von der Landschaft perfekt widergespiegelt. Zwei Männer, gefangen in der Veranda eines fremden Wohnhauses, zwei Männer, die nur der Zweck zusammenhält. Klare kurze Sätze zeichnen ein exaktes Bild der beiden Hauptfiguren, lassen die Kälte von draußen in die Stube dringen, beschreiben die Knappheit von allem, das lebensnotwendig ist: Medikamente, Nahrungsmittel, Holz. Der Schreibstil passt sich der Situation an: prägnant, sachlich. Wichtig ist nur das Überleben.

Raffiniert bezeichnete, übersichtliche Kapitel führen durch den berührenden Roman, der trotz der abweisenden Kälte, des Egoismus und des Hasses auch so etwas wie Hoffnung und Zuversicht vermittelt. Was sonst sollte den täglichen Kampf ums Überleben anfeuern?

Der Spielplatz der Handlung ist örtlich streng begrenzt, die Zeit über den Winter lähmend. Etliche Namen beginnen mit dem Buchstaben „J“ und verwirren. Dem Leser wird bei jedem einzelnen Satz klar, wie schwierig, ja fast aussichtslos die Lage ist. Dennoch hat jeder für sich ein Ziel vor Augen, strebt darauf zu und versucht, auf seine ganz persönliche Art und Weise der einsamen Hölle zu entrinnen. Geschickt werden Emotionen ans Tageslicht geholt, obwohl man versucht, sie zu unterdrücken, mit starrer Miene seine Gedanken und Pläne zu verbergen. So schreitet der Winter voran, versinkt die Messlatte immer tiefer in der weiß glitzernden Schneedecke und bringt das Innerste des Menschen zum Vorschein.

Guay-Poliquin lässt den Verunfallten aus der Ich-Perspektive erzählen und wählt dafür das Präsens als Zeitform. So ist der Leser immer ganz nah dran am Geschehen, das doch auf eine gewisse Weise recht distanziert ist. Der ganze Roman lebt von Gegensätzen, von der Schönheit und gleichzeitig der Grausamkeit der Natur, von Hilfsbereitschaft und Missgunst, von Liebe und Hass. Mit fesselnden Worten versteht es der Autor, den Leser in seinen winterlichen Bann zu ziehen und neugierig werden zu lassen auf das folgende Kapitel.

Das Gewicht von Schnee ist ein wunderbarer Titel mit perfekt passendem Einband und erzählt gefühlvoll, aber dennoch sehr präzise und prägnant die schwere Last dieses besonderen Winters. Die Auszeichnungen für dieses Buch sind jedenfalls verdient.

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