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Veröffentlicht am 07.11.2020

Angenehmer Roman für zwischendurch

Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei
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Man nehme zwei gute Freundinnen, einen gemeinsamen Traum, den Wunsch nach einem Neubeginn, einen Funken Romantik, etwas Herzschmerz, eine Prise Drama und verfeinere das Ganze mit einem gemütlichen Schreibstil. ...

Man nehme zwei gute Freundinnen, einen gemeinsamen Traum, den Wunsch nach einem Neubeginn, einen Funken Romantik, etwas Herzschmerz, eine Prise Drama und verfeinere das Ganze mit einem gemütlichen Schreibstil. Nun fehlt nur noch das idyllische Setting und fertig ist der Wohlfühlroman! Wie man bereits am Buchtitel und aufgrund des zauberhaften Covers erkennen kann, spielen Backwaren eine zentrale Rolle in dieser Geschichte – daher eine kleine Warnung vorab: bei all den im Werk erwähnten Köstlichkeiten kann es während der Lektüre durchaus zu Naschlust kommen!

"Herzklopfen in der kleinen Keksbäckerei", im November 2019 erschienen beim Penguin Verlag, ist eine Zusammenfassung der Einzelbände "Winterzauber in der kleinen Keksbäckerei", "Valentinstag in der kleinen Keksbäckerei", "Frühlingsträume in der kleinen Keksbäckerei" und "Hochzeitsglocken in der kleinen Keksbäckerei", wodurch der verhältnismäßig hohe Umfang (624 Seiten) begründet ist. Für mich war es das erste Werk der Autorin Holly Hepburn und ihr ruhiger, unaufgeregter Erzählstil (vor allem in Kombination mit den detailliert beschriebenen Leckereien) macht die Story um die ambitionierte Sterneköchin Cat und die alleinerziehende Mutter Sadie zu einem idealen Buch für die Vorweihnachtszeit – ein angenehmes Leseerlebnis zum Entspannen.

Die beiden Hauptprotagonistinnen erfüllen sich mit ihrem eigenen kleinen Keksgeschäft 'Smart Cookies' im heimeligen Castle Court von Chester, England einen Kindheitstraum. Allerdings ist der Start in die Selbstständigkeit mit allerlei Komplikationen verbunden und ruft auch Neider auf den Plan – speziell ihre Nachbarin Cherie, die eine Patisserie betreibt, scheint von Anfang an einen immensen Groll gegen Cat und Sadie zu hegen.

Cat ist eine Powerfrau und vor Energie kaum zu bremsen. In der Freundschaft sowie im geschäftlichen Bereich ist sie die antreibende Kraft. Sadie gelingt nur mühsam der Spagat zwischen Mutterrolle und der für den Job benötigten Kreativität, zudem hat ihr die Trennung von ihrem untreuen Ehemann sehr zugesetzt. Mitunter fürchtet sie sich regelrecht vor Cats Reaktion auf bestimmte Entscheidungen bzw. Missgeschicke. Sie wirkte auf mich äußerst unsicher und obwohl sie im Grunde eine sympathische Person ist, empfand ich ihre allgemeine Überforderung und den permanenten Drang, bloß nicht Cats Unwillen auf sich zu ziehen, auf Dauer als anstrengend. Beide Frauen machen die Bekanntschaft mit potentiellen neuen Love Interests und werden, abgesehen von Cherie und ihrem Partner, herzlich in die kleine Gruppe der Geschäftsinhaber Castle Courts aufgenommen. Natürlich kommt es im Laufe des Jahres, durch welches man Sadie und Cat begleitet, auch zu romantischen Entwicklungen, wobei die Autorin mich diesbezüglich mehrfach positiv überrascht hat.

Oftmals wurden eher unbedeutende Szenen viel zu intensiv ausgeschmückt und recht ausschweifend erzählt, was das eigentliche Tempo der Story immer wieder bremste und zu einigen Längen führte; dadurch empfand ich die Geschichte (trotz einiger interessanter Handlungselemente) als relativ unspektakulär. Meiner Meinung nach hätte der Roman, in welchem insbesondere die liebenswerten Nebenfiguren nennenswert sind, von einer Kürzung um mindestens die Hälfte der Seiten profitiert. Auch das ein oder andere zwischendurch eingestreute Rezept, vielleicht jeweils am Ende eines der vier großen Abschnitte, wäre eine willkommene Ergänzung gewesen.

Fazit: Kein Highlight, aber ein lockerer Unterhaltungsroman für alle Naschkatzen und Fans von Wohlfühlwerken.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Solider Auftakt, wenn auch weniger mitreißend als erwartet

The Last Goddess, Band 1: A Fate Darker Than Love (Nordische-Mythologie-Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Als ich erfahren habe, dass eine meiner Lieblingsautorinnen, Bianca Iosivoni, ein neues Werk veröffentlichen würde, gab es für mich kein Halten mehr! Auch der verheißungsvolle Klappentext zum Auftakt der ...

Als ich erfahren habe, dass eine meiner Lieblingsautorinnen, Bianca Iosivoni, ein neues Werk veröffentlichen würde, gab es für mich kein Halten mehr! Auch der verheißungsvolle Klappentext zum Auftakt der Fantasy-Dilogie und das wunderschön funkelnde, mystisch anmutende Cover riefen förmlich nach mir und voller Vorfreude stürzte ich mich ins Lesevergnügen.

Die junge, sympathische Blair steht kurz vor ihrem High-School-Abschluss, ist heimlich verliebt in ihren besten Freund Ryan und hütet ein ganz besonderes Familiengeheimnis: ihre Mutter Reina ist eine der 9 Valkyren. Jene Nachkommen nordischer Göttinnen nehmen sich der Seelen verstorbener Helden/innen an, um diese in Valhalla auf den Endkampf, Ragnarök, vorzubereiten. Dann allerdings verunglücken sowohl Blairs Mom als auch ihre Schwester Fenja, die demnächst in Reinas Fußstapfen hätte treten sollen, bei einem Autounfall. Wie kann das sein, wo Valkyren doch angeblich unsterblich sind? Wer ist der mysteriöse Mann, den außer Blair niemand am Unfallort gesehen haben will? Und warum verhält Ryan sich immer seltsamer?

Über griechische Gottheiten hatte ich schon einige Romane gelesen, aber der Fokus auf die Welt der nordischen Mythologie ist mal was ganz Neues; dieser Story-Hintergrund hat mir gut gefallen. Auch das kanadische Setting passte perfekt zum Plot.

Erzählt wird hauptsächlich aus Blairs, vereinzelt auch aus Ryans Perspektive, was insbesondere im Hinblick auf Ryans Entwicklung sinnvoll ist; rein aus Blairs Sicht hätten mir ansonsten wichtige Informationen gefehlt. Ich kannte bisher nur New-Adult-Romane der Autorin und tatsächlich ist mir im Vergleich der stilistische Unterschied zum vorliegenden Werk aufgefallen. Der vereinfachte Schreibstil ist passend für ein Jugendbuch: auf den Punkt, locker und unkompliziert. Ein wenig schmunzeln musste über die Wiederholung gewisser Gesten – so hat sicher 5-6mal jemand "den Kopf in den Nacken gelegt".

Für die Vorstellung der Figuren hätte ich mir ein wenig mehr Zeit gewünscht, gerade bei einer Handlung, die sich über zwei Werke erstreckt. Kaum hatte man Blair und Ryan kennengelernt, ging es schon Knall auf Fall los mit der Action…und irgendwie hatte man trotzdem den Eindruck, dass die Handlung sich zieht. Ich bin mir sicher, ich hätte nach einer intensiveren, noch tiefgründigeren Einführung der Charaktere ganz anders mit ihnen mitgefiebert und auch die zwischenzeitlichen Längen als weniger störend empfunden. So jedoch las sich die Geschichte zwar okayish und steigerte sich vor allem gegen Ende in Sachen Spannung (ich sage nur: 'Cliffhanger'), aber mein Herz habe ich nicht an die Figuren verloren - was sonst stets der Fall ist bei Romanen dieser talentierten Autorin. Apropos Herz: Das anfängliche Prickeln zwischen Blair und Ryan blieb für mich gänzlich auf der Strecke – worüber ich nicht soooo unglücklich war, da ich mittlerweile für Blair eher eine interessante Romance-Möglichkeit mit Zev sehe, einer Nebenfigur, deren Ausarbeitung mir in dieser Story am besten gefallen hat.

Fazit: Irgendwie fehlte mir etwas bei diesem Roman, dessen Grundidee doch so kreativ ist – das wurmt mich wirklich. Vielleicht lag es auch daran, dass ich so hohe Erwartungen hatte. Als angenehme Lektüre für zwischendurch kann ich das Werk aber guten Gewissens empfehlen.

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Nette Unterhaltung für Zwischendurch

Das kleine Café am Pier
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Bereits das zauberhaft schöne Cover lässt vermuten, dass es sich bei Helen Rolfes im März 2020 beim HEYNE Verlag erschienenen Roman um eine Feel-Good-Story handelt. Ich habe das Buch in einer kalten, düsteren ...

Bereits das zauberhaft schöne Cover lässt vermuten, dass es sich bei Helen Rolfes im März 2020 beim HEYNE Verlag erschienenen Roman um eine Feel-Good-Story handelt. Ich habe das Buch in einer kalten, düsteren Jahreszeit gelesen und allein das in hellen Blau- und Rosatönen gestaltete Cover, das in Bezug auf die Handlung perfekt gewählt worden ist, erzeugte bei mir schon Sehnsucht auf einen Ausflug ans Meer.

Dorthin, genauer gesagt, ins idyllische Städtchen Salthaven-on-Sea, verschlägt es die weibliche Hauptfigur. Jo hatte bisher in Edinburgh gelebt, richtig Wurzeln schlagen konnte sie in der Großstadt jedoch nie. Ohne zu zögern folgt sie daher dem Hilferuf ihrer Großeltern, die dringend Unterstützung in ihrem Café benötigen. Kaum ist Jo wieder zurück in Salthaven-on-Sea, entdeckt sie den Ort ihrer Kindheit, den sie einst mit gebrochenem Herzen verlassen hatte, aufs Neue. Mit Feuereifer stürzt sie sich in ihre neue Aufgabe im Café, kreiert köstliche Gerichte und fühlt sich bald herzlich aufgenommen von der kleinen Gemeinde. In ihrem Tatendrang startet sie zudem eine Aktion namens "Abend der Liebe" – Jo möchte Amor spielen und macht sich daran, die Stammkunden des Lokals zu verkuppeln, indem sie Blind Dates arrangiert. Ob ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt sein wird…? Und wer ist der heimliche Verehrer, der Jo geheimnisvolle Postkarten schickt…?

Erzählt wird in der dritten Person (aus Jos Perspektive - bis auf eine kurze Ausnahme gegen MItte der Handlung). Den Einstieg in die Geschichte, die sich über ein ganzes Jahr erstreckt, habe ich als etwas schnell (und auch ein wenig zu nüchtern) empfunden und hatte so meine Zweifel, ob es mir im Laufe des doch an die 450 Seiten umfassenden Romans gelingen würde, mich in Jo hineinzuversetzen. Tatsächlich waren es eher die Nebenfiguren, die für mich das Highlight der Story bildeten. Jo ist nicht unsympathisch, im Gegenteil - sie hat stets das Wohl anderer Menschen im Sinn und liebt ihre Familie über alles, aber ihre Figur blieb dennoch leider recht blass. (Nur als Beispiel: Als ich mich mit einer Freundin über unsere jeweilige aktuelle Lektüre austauschte, fielen mir zig andere Charaktere des Werkes ein, nur an Jos Namen konnte ich mich erst nach kurzem Grübeln erinnern und das, obwohl sie die Hauptfigur ist.) Jos Großeltern hingegen sind einfach zum Knuddeln und auch sämtliche Stammkunden des Cafés schließt man direkt ins Herz. Neben dem Café-Alltag, auf dem eindeutig der Hauptfokus der Handlung liegt, bilden die Schicksale der Stammkundschaft das interessanteste Element. Auch das Zerwürfnis zwischen Jos Mutter und deren Eltern (- jenes Familiengeheimnis, über das die Großeltern partout keine Auskunft geben wollen -) sowie die anonymen Postkarten heben die Spannungskurve etwas an.

Der Schreibstil ist angenehm und sehr detailreich, aber teilweise viel zu ausschweifend; die ganze Geschichte hätte sich locker auch auf deutlich weniger Seiten erzählen lassen können. Insgesamt blicke ich etwas zwiegespalten auf das Werk zurück. - Der Humor in den Dialogen, das Setting einer süßen englischen Hafenstadt und die große Frage, wer denn nun Jos heimlicher Verehrer ist, fand ich sehr unterhaltsam. Doch wirklich Herzklopfen kam bei mir nicht auf und auch für einen allgemeinen (nicht romantischen) Wohlfühlroman zog sich die Abfolge der Ereignisse einfach zu sehr in die Länge; ich hatte häufig am Ende einer Seite das Gefühl, dass im Grunde nichts passiert sei und nichts vorwärts geht. Lediglich gegen Ende, in den letzten Kapiteln und im Epilog, gewinnt das Ganze an Fahrt (und an Emotionen) – diese Intensität hätte ich mir für das gesamte Werk gewünscht. Auch die Enttarnung Jos Verehrers hat mich positiv überrascht.

Fazit: Ein netter, locker geschriebener Unterhaltungsroman, der aufgrund der zahlreich erwähnten Köstlichkeiten gewiss für Appetit beim Lesen sorgen wird!

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Veröffentlicht am 16.10.2020

Leider mehr Drama als Wohlfühlfaktor

Träume in Meeresgrün
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Nachdem die Autorin mich bereits mit ihren Romanen "Sommer in Atlantikblau" und "Sommer unter Sternen" begeistert hatte, ging ich mit hohen Erwartungen an dieses im Mai 2020 beim Heyne Verlag erschienene ...

Nachdem die Autorin mich bereits mit ihren Romanen "Sommer in Atlantikblau" und "Sommer unter Sternen" begeistert hatte, ging ich mit hohen Erwartungen an dieses im Mai 2020 beim Heyne Verlag erschienene Werk heran. Aufgrund des in wunderschönen, hellen Farben gestalteten und ganz im maritim-sommerlichen Look gehaltenen Covers von "Träume in Meeresgrün" sowie basierend auf dem Klappentext, hatte ich mir eine Wohlfühlgeschichte zum Entspannen und Träumen erhofft.

Die 34-jährige Amelie ist seit Jahren unglücklich verliebt in Lars, den Freund ihrer Schwester Nele…der gemeinsam mit ihrer Familie einen Urlaub in Kanada verbringt. Als wäre dies nicht unangenehm genug, leidet Amelie zudem immer noch unter einem tragischen Verlust, der ihr Leben vor 13 Jahren komplett aus der Bahn geworfen hat. Zu allem Überfluss stellt sich heraus, dass ihr Vater über viele Jahre hinweg ein schwerwiegendes Geheimnis gehütet hat, das nun mit aller Gewalt an die Oberfläche drängt. Und dann ist da auch noch der attraktive Hobby-Musiker Callum, der so gar nicht Amelies Typ ist, ihr aber dermaßen unter die Haut geht, dass sie beginnt, ihr Leben neu zu überdenken und sich aus ihrem Schneckenhaus zu wagen.

Der Schreibstil von Miriam Covi besticht durch realistische Dialoge und kreative, bildreiche Metaphern, die den Lesern einen perfekten Einblick in die Gedankenwelt ihrer Figuren geben. Eine besondere Auszeichnung hat die ungemein atmosphärische Darstellung der Location verdient. Lunenburg ist mehr als nur das Backgroundsetting zur Handlung - man spürt in jeder Zeile, dass die Autorin ein großer Fan dieser Region ist. Es würde mich nicht wundern, wenn das idyllische kanadische Hafenstädtchen in Zukunft einen Tourismus-Boom erleben würde! Von den bunten Holzhäuschen über die kleinen, urigen Geschäfte bis hin zum Hafen mit seinen Segelbooten und den herzlichen Einwohnern – man ist beim Lesen gedanklich vor Ort und es herrscht Urlaubsfeeling pur.

Mit den Figuren wurde ich nur bedingt warm. Insbesondere in der ersten Hälfte der Handlung erschien mir das verhuschte, duckmäuserische Verhalten von Amelie, aus deren Perspektive erzählt wird, völlig übertrieben. Auf gefühlt jeder zehnten Seite bricht sie in Tränen aus und/oder stolpert in jemanden hinein. Dem sympathischen Callum gegenüber reagiert sie so unreif und patzig, dass man sich fremdschämt. Ihre permanente Selbstgeißelung und ihr deprimierendes Selbstmitleid nervten mich ziemlich. Hier wäre weniger mehr gewesen. Selbiges gilt für zahlreiche, mit negativen Assoziationen und Emotionen behafteten Elemente des Plots. Mir ist bewusst, dass auch traurige Momente zum Leben (und folglich zu Romanen darüber) gehören. Doch hier erschien es mir, als hätte sich die Autorin zum Ziel gesetzt, auf Krampf eine ganz besonders tiefgründige Geschichte zu verfassen. Abgesehen von einer alles andere als harmonischen Familiendynamik geht es alle paar Seiten um Themen wie Tod, Trauer(-bewältigung), Schuld und Reue, Krankheiten (Krebs, Alzheimer, Schlaganfälle, …), Wut und Frustration. Das wiederum hat mich frustriert. Positiv überrascht war ich davon, wie früh das Familiengeheimnis gelüftet wurde. In der zweiten Hälfte des Werks ist mir vor allem Callum ans Herz gewachsen, der ebenfalls kein leichtes Leben gehabt hat bisher, aber ganz anders damit umgeht als Amelie. Weiterhin gefiel mir gut, dass Musik eine bedeutende Rolle spielte in der Story.

Fazit: Größtenteils tragisch bis bittersüßer Familienroman, der sich erst kurz vor knapp zur Romanze entwickelt. All dies jedoch vor traumhafter Kulisse.

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Veröffentlicht am 01.09.2020

Die Schwermut überwiegt

Riviera - Der Traum vom Meer
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Dieser historische Roman, der die Jahre 1922 bis 1936 umspannt, bildet den Auftakt zur Riviera-Reihe aus der Feder von Autorin Julia Kröhn und hat mich mit derart gemischten Gefühlen zurückgelassen, dass ...

Dieser historische Roman, der die Jahre 1922 bis 1936 umspannt, bildet den Auftakt zur Riviera-Reihe aus der Feder von Autorin Julia Kröhn und hat mich mit derart gemischten Gefühlen zurückgelassen, dass die erhoffte (in einen geschichtlichen Kontext verpackte) sommerliche Leichtigkeit beinahe gänzlich ausgeblieben ist.

Die junge Salome ist Halbwaise und lebt zusammen mit ihrem stets in Tagträumen verlorenen Vater Arthur, der ein Reisebüro in Frankfurt leitet. Zunächst fällt die Betreuung des kleinen Mädchens noch in den Aufgabenbereich ihrer altmodischen, oftmals strengen Großmutter, die allerdings recht bald verstirbt. Fortan nimmt sich Untermieterin Paola, in der Salome längst eine Art Schwester sieht, der kleinen Familie an, reißt den naiven Arthur aus seiner Lethargie und fädelt einen Urlaub in ihrem Heimatland ein: Italien. Kurzum wird beschlossen, dass man sich den boomenden Tourismus im Süden zunutze machen und expandieren sollte. Unterstützt wird Familie Sommer dabei vom Hotelier Renzo Barbera, dessen unscheinbare, pummelige, von ihren zwei Brüdern schikanierte Tochter Ornella zu Salomes bester Freundin wird. Aber bald wirft der Zweite Weltkrieg seine Schatten voraus und auch die innige Freundschaft der Mädchen ist in Gefahr, als Félix, Sohn eines französischen Unternehmers, in ihr Leben tritt – Ornella ist ihm regelrecht verfallen, doch der zynische junge Mann straft sie regelmäßig mit Demütigung und Ignoranz, während Salome schon eher sein Interesse erweckt…

Zunächst möchte ich festhalten, warum ich mich mit der Beurteilung dieses Werkes schwergetan habe: Schreibstil und Impressionen zur Szenerie verdienen 5 Sterne; Handlung, Figuren und Gesamteindruck schaffen es hingegen auf 3 Sterne. Ich lese des Öfteren historische Romane, hatte mir also keine reine Happy-Sunshine-Story erwartet und wurde diesbezüglich nicht enttäuscht. Stattdessen gab es jedoch Realität, Tiefsinn und persönliche Dramen im Überfluss. Die erhoffte sommerliche Lektüre mit historischen Elementen entwickelte sich ab Mitte der Handlung in Richtung Schicksalsroman mit eher ernüchterndem Unterton. Diese Tendenz fand ich insbesondere schade, da gerade die ersten Kapitel, in denen wir Salome als junges Mädchen erleben, mit herrlich witzigen Elementen gespickt sind und mich mehrmals auflachen ließen. Ich war begeistert! Mit fortschreitender Handlung stellte sich allerdings eine gewisse Schwermut ein; die Dreiecksgeschichte zwischen Salome, Ornella und Félix habe ich als viel zu ausgedehnt empfunden, was dem Roman eine zusätzliche Langatmigkeit verlieh und zum Querlesen verleitet.

Gepunktet hat die Autorin mit ihrem sagenhaft schönen, poetisch anmutenden Schreibstil, welcher nur so strotzt vor atmosphärischen, detailreichen Beschreibungen, vor allem im Hinblick auf die Szenerie – San Remo scheint zum Greifen nah, man spürt beinahe die heiße Sonne auf der Haut und ist mittendrin im südländischen Flair. Es wird deutlich, dass dem Werk eine hervorragende Recherche zugrunde liegt; meisterhaft sind alltägliche Gegebenheiten der damaligen Zeit in die Geschichte eingeflochten worden, was sich auch im Sprachgebrauch widerspiegelt. Die auf der Recherchereise von der Autorin geschossenen Fotos zu den Handlungsschauplätzen ergänzen das liebevoll gestaltete Innencover des Romans, das dem in hellen Farben gehaltenen Buchcover in nichts nachsteht.

Von den Figuren ist mir leider keine wirklich ans Herz gewachsen, auch wenn sie überaus facettenreich gestaltet sind, was ihr Verhalten und ihre Entwicklung durchaus realistisch erscheinen lässt, da es schließlich auch im echten Leben keinen Menschen gibt, der nur gut oder nur böse ist. Das beste Beispiel hierfür ist Paola. - Die lebenslustige, kluge (- man könnte auch sagen ausgefuchste -) junge Italienerin macht das Beste aus dem Hier und Jetzt, verliert aber zeitgleich nicht ihren Masterplan aus den Augen: endlich finanziell abgesichert zu sein, nie mehr in Armut leben zu müssen. Für mich ist sie, trotz ihrer Funktion als Nebenfigur, die schillerndste Persönlichkeit des Werkes und ganz klar meine Favoritin unter den Charakteren. Ich mag ihren trockenen Humor, ihr freches Wesen und ihrem Optimismus. Gewiss, auch ihr z.T. berechnendes Verhalten ist mir nicht entgangen, doch ich habe ihre Motive durch und durch nachvollziehen können. Und sind wir nicht alle mehr oder weniger geprägt von dem Wunsch nach Sicherheit? Zudem beweist sie immer wieder, dass sie im Ernstfall für Salome da ist. Bei Salome und Ornella verhält es sich anders; je älter sie werden, umso weniger konnte ich mich mit ihnen identifizieren und es entstand eine gewisse Distanz, wodurch sich das Mitfiebern bezüglich ihres Schicksals in Grenzen hielt. Meines Erachtens hat sich die Autorin, die in der betreuten Leserunde ausführliche Hintergrundinformationen zum Buch mit uns geteilt hat, zu sehr darauf konzentriert, welche Figur welches Konzept verkörpern soll. Für eine literarische Analyse oder eine Charakterstudie wäre der Roman ideal geeignet, zum Liebgewinnen der Protagonisten eher nicht.

Fazit: Kein Sommerroman zum Träumen. Für meinen Geschmack zu zäh, schwermütig und nicht so beschwingt, wie man es aufgrund des Covers und des Klappentextes vermuten könnte. Ich habe keine Bindung zu den Figuren aufbauen können, habe sie mit wachsender Distanz wahrgenommen, was leider auch der wundervolle Schreibstil nicht ausgleichen konnte.

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