Wundervolles Buch über die Geschichte der Augsburger Puppenkiste
Inhalt:
Ein zwölfjähriges Mädchen besucht mit ihrem Vater eine Vorstellung der Augsburger Puppenkiste, obwohl sie sich selbst eigentlich schon viel zu alt für so einen "Kinderkram" fühlt. Doch dann gelangt ...
Inhalt:
Ein zwölfjähriges Mädchen besucht mit ihrem Vater eine Vorstellung der Augsburger Puppenkiste, obwohl sie sich selbst eigentlich schon viel zu alt für so einen "Kinderkram" fühlt. Doch dann gelangt sie nach der Vorstellung durch eine geheime Tür auf den Dachboden und trifft dort auf die Marionetten des Theaters. Und auf Hannelore, genannt Hatü, Mitbegründerin der Augsburger Puppenkiste, die viele der Figuren selbst geschnitzt hat. Hatü erzählt dem Mädchen ihre Geschichte, die gleichzeitig die Entstehungsgeschichte der Augsburger Puppenkiste ist. Angefangen während des zweiten Weltkrieges, als Hatüs Vater Walter Oehmichen in Gefangenschaft einen Puppenschnitzer kennenlernt. Nach seiner Rückkehr beginnt er gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Töchtern Ulla und Hatü, ein Marionettentheater aufzubauen, dass sich fortan immer größerer Beliebtheit erfreut.
Meine Meinung
Die Augsburger Puppenkiste - welches Kind kennt sie nicht? Ich bin - wie viele Generationen vor und nach mir - mit den Geschichten um Kater Mikesch, Urmel, Lukas, der Lokomotivführer, und Co und deren Verfilmungen mit den Marionetten der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen. Schon allein deshalb musste ich dieses Buch unbedingt lesen, um mehr zu erfahren über die Entstehung des Theaters sowie über die Frau, die deren Geschichte und Marionetten geprägt hat: Hannelore Oehmichen, später Marschall, genannt Hatü.
Die Geschichte der Augsburger Puppenkiste wird als Geschichte in der Geschichte erzählt. Dem Autor gelingt es, Realität und Fiktion perfekt miteinander zu verknüpfen. Die heutige Rahmenhandlung - von dem Mädchen, das sich auf den Dachboden der Augsburger Puppenkiste verirrt und auf Hatü und ihre Marionetten trifft - bildet einen schönen Rahmen. Dort auf diesem Dachboden erzählt Hatü dem Mädchen ihre Geschichte und damit auch die der Augsburger Puppenkiste, was im Buch in Form von Rückblicken, die aus Hatüs Sicht geschildert werden, dargestellt wird.
Da die Geschichte der Augsburger Puppenkiste eng verwoben ist mit der Zeitgeschichte, spielen auch ernsthafte, traurige Themen, wie der zweite Weltkrieg, die Judenverfolgung oder der Wiederaufbau und die Besatzungszeit nach Kriegsende, eine Rolle im Roman. Gleichzeitig erzählt das Buch eine Geschichte voller Fantasie und Kreativität, über Familie, Freundschaft und Liebe und das Kind, das - egal wie alt - in jedem von uns schlummert.
Auch optisch macht das Buch etwas her - sowohl von außen als auch innen. Die beiden Zeitebenen sind durch die Schriftfarbe voneinander abgegrenzt - die Gegenwart ist rot, die Vergangenheit blau - sodass man sich als Leser trotz Zeitwechsel sehr gut zurecht findet. Darüber hinaus in die Geschichte mit Illustrationen versehen, die das Buch zu einem Leseerlebnis werden lassen.
Hannelore Oehmichen, später Marschall, war eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Ihre Begeisterung für Märchen, Marionetten und das Puppentheater ist auf beinahe jeder Seite des Romans zu spüren. Trotz aller Rückschläge und Schwierigkeiten haben sie und ihre Familie etwas wundervolles erschaffen, das noch heute weiterlebt und jeden Tag aufs neue Jung und Alt ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Fazit:
Ein wundervolles Buch über die Geschichte der Augsburger Puppenkiste, das Kindheitserinnerungen weckt. Interessant, voller historischer und biografischer Fakten und spannend erzählt, nimmt der Roman den Leser mit auf eine märchenhafte Reise.