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Veröffentlicht am 07.05.2021

Wächter des Abgrunds

Jenseits des Abgrunds
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Unmittelbar vor der Lektüre dieses Buches hat mich "Der Sternenfänger" vom gleichen Autorenteam regelrecht bezaubert. Umso höher waren meine Erwartungen. Mit Ausnahme des traumhaften Buchumschlages konnte ...

Unmittelbar vor der Lektüre dieses Buches hat mich "Der Sternenfänger" vom gleichen Autorenteam regelrecht bezaubert. Umso höher waren meine Erwartungen. Mit Ausnahme des traumhaften Buchumschlages konnte mich aber dieses weitere Buch leider nicht überzeugen.

Toni ist ein erfolgreicher, aber unglücklicher Geschäftsmann, der seiner Familie entfremdet ist. Nach dem Tod seines Bruders hinterlässt dieser Toni Anweisungen, die Asche an einer bestimmten Stelle in den kalifornischen Bergen zu verstreuen. Toni verliert dort nicht nur die Urne, sondern trifft auf Kosei-san, der sich selbst Wächter des Abgrunds nennt und es sich zur Aufgabe gemacht, Selbstmorde an einer berüchtigten Klippe zu verhindern.

Kosei-san unterhält Toni mit Geschichten seiner Rettungsmissionen. Zudem findet Toni Kosei-sans Tagebuch und liest es einfach, während er zwischendurch versucht, die Urne wiederzufinden. Währendessen begegnet er der geheimnisvollen Esmeralda.

Leider bleiben alle Figuren blass und wenig sympathisch, ihre Handlungen zum Teil rätselhaft. Im letzten Drittel des Buches gibt es auf einmal relativ drastische, ungelenk geschilderte Sexszenen, die zum Rest der Story gar nicht passen wollen.

Die weisen Botschften, die sich wohl in Kosei-sans Erzählungen verstecken, bleiben derart an der Oberfläche, dass ich sie nicht wahrgenommen habe und auch keine Lehren daraus ziehen konnte.

Das Buch ist als Roman gestaltet, erreicht aber in erzählerischer Hinsicht nicht die Klasse eines guten Romans. Schade!

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Veröffentlicht am 20.04.2021

Uferlos

Unterwasserflimmern
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"Weil ein Mensch allein für den anderen vielleicht gar nicht genug sein kann", heißt es auf dem Buchrücken. Das mag so sein. Aber was wäre überhaupt etwas für die namenlos bleibende 30jährige Ich-Erzählerin ...

"Weil ein Mensch allein für den anderen vielleicht gar nicht genug sein kann", heißt es auf dem Buchrücken. Das mag so sein. Aber was wäre überhaupt etwas für die namenlos bleibende 30jährige Ich-Erzählerin des Romans? Nicht ihr zehn Jahre älterer Freund Emil, der als Architekt für sie gemeinsam ein Haus nach dem anderen zeichnet und sich ein Kind von ihr wünscht. Nicht ihr Geliebter Leo, der selbst schon eine Familie hat. Nicht ihre sonstigen Affären, egal welchen Geschlechts.

Egal wohin sie flieht, in Länder, eben so namenlos wie sie, stets erschien sie mir nur wie eine Hülle, zu der ich wenig Zugang fand und irgendwann auch keinen mehr suchte. Für die Themen Bindungsangst und fehlender Kinderwunsch hätte ich mir eine plastischere Protagonistin gewünscht. Die drastischen Sexszenen haben mich nicht gestört. Aber warum kann ein Hintern nicht so genannt werden, warum muss es auch außerhab des Bettes so oft ins Vulgäre kippen?
Alles blieb mir zu sehr an der Oberfläche, Alkohol, Drogen, Übelkeit, so dass sich das Buch nach anfänglicher Faszination trotz seiner Kürze leider sehr zog. Auch das plötzliche Ende hat mich nicht zufriedengestellt, Schade!

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Veröffentlicht am 24.01.2021

Lagunenwasser

Orangen für Dostojewskij
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Selten kommt es vor, dass ich mich auf das Weiterlesen eines Buches nicht freue. Hier war es leider so. Mit Wissbegier bin ich eingestiegen. Ich war gespannt, etwas über die Menschen Dostojewskij und Rossini ...

Selten kommt es vor, dass ich mich auf das Weiterlesen eines Buches nicht freue. Hier war es leider so. Mit Wissbegier bin ich eingestiegen. Ich war gespannt, etwas über die Menschen Dostojewskij und Rossini zu erfahren, vor den Kulissen meiner Lieblingsstadt Venedig. Das fiktive Aufeinandertreffen der beiden so gegensätzlichen Künstler erschien mir als interessantes Grundkonzept. Für mich ging es allerdings nicht auf.
Der Roman rankt sich um nur eine Handvoll Begegnungen zwischen Genussmensch Rossini und Dostojewskij. Vor allem das erste zufällige Zusammentreffen wirkte auf mich fast märchenhaft konstruiert und nicht raffiniert herbeigeführt. Überhaupt findet sich Dostojewskij hier in einem merkwürdigen Venedig, in dem ein vollkommen Fremder, mit dem Rücken zu unserem Protagonisten in einem Café sitzend, diesen als Russen erkennt und munter drauflos monologisiert. Dostojewskij selbst blieb mir fremd und farblos, obwohl ich ein Faible für leicht skurrile Personen habe. Während seiner Unternehmungen mit Rossini wird denn überbordend viel parliert, philosphiert und gegessen, so dass die Erzählung dahinplätschert wie Lagunenwasser. Das Angebot, das Rossini dem Schriftsteller macht, erzeugt keine Spannung, da ein entsprechendes literarisches Werk eben nicht existiert. Dieser Handlungsstrang, eigentlich Dreh- und Angelpunkt, versickert denn auch auf äußerst unspektakuläre Weise.

Die Geschichte erleben wir ausschließlich durch Dostojewskijs missmutige Augen. Recht merkwürdig mutet es dann an, wenn behauptet wird, etwas liege ihm in den Genen, Jahrzehnte, bevor dieser Begriff überhaupt geprägt wurde.
Am wunderlichsten wirkten auf mich aber die Protagonistinnen. Frauen schienen für Dostojewskij nur als abwesende, problembehaftete Ehefrauen oder Geliebte zu existieren, zeternde Nachbarinnen, Prostituierte oder sinnenfrohe Naturgeschöpfe, die sich liebend gern doppelt so alten Misanthropen an den Hals werfen. Allesamt austauschbar und beliebig. Wenigstens Venedig konnte mein Interesse durchweg aufrecht erhalten.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

Guldenburgs Revisted

Die Erben von Seydell - Das Gestüt
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Ich glaube, als Vorabendserie wie vor langer Zeit die Guldenburgs oder als Telenovela würde das Buch ganz gut funktionieren. Als Lesestoff konnte es mich aber nicht so recht überzeugen, auch wenn es sich ...

Ich glaube, als Vorabendserie wie vor langer Zeit die Guldenburgs oder als Telenovela würde das Buch ganz gut funktionieren. Als Lesestoff konnte es mich aber nicht so recht überzeugen, auch wenn es sich mal eben schnell so wegliest. Die Protagonisten spalten sich ziemlich eindeutig in Gut und Böse, Zwischentöne fehlen oft. Ereignisse sind oft sehr dramatisch dargestellt, wirken nur teilweise glaubhaft und rasen dahin, da sich die Geschichte auf zwei Zeitebenen gestalten soll und für keine von beiden richtig Zeit bleibt. Der Handlungsstrang im 20. Jahrhundert ist zudem wesentlich kürzer, so dass die dortigen Charaktere keinerlei Feszination entwickeln können. Mich hatte vor allem das Pferdethema geködert. Leider sind die Autorin keine Pferdeleute. Dass sie sich angeblich gut haben beraten lassen, habe zumindest ich als Pferdebesitzerin kaum gemerkt. Da wird sich seltsamerweise um eine mögliche "Knöchelverstauchung" eines Pferdes gesorgt (gemeint ist wohl die Fessel), ein Deckhengst schafft an einem Vormittag locker sechs Stuten. Spätestens aber, als auf einem Gestüt ein "ohrenbetäubendes" Feuerwerk stattfindet, wurde es haarsträubend. Pferde sind bekanntlich Fluchttiere und würden sich dabei in Boxen oder auf den Koppeln verletzten.

Leider wird auch immer wieder der einfache Autorengrundsatz "Show, don't tell" verletzt.

Der Inhalt ist schnell zusammengefasst. Beide Brüder auf Gestüt Seydell in der Lüneburger Heide lieben Ende des 19. Jahrhundets Pfarrerstochter Luise. Sie heiratet den bösen reichen Erben Ludwig, woraufhin sich der gute Bruder Alexander mit dem Deckhengst aus dem Staub macht, um auf einem spanischen Gestüt ein neues Glück zu finden. Im 20 Jahrhundert erbt die englische Nachfahrin Elisabeth Gut Seydell, kann es aber nur mit Zustimmung des Miterben und Nachfahren in Spanien verkaufen. Ausgang offen, denn es folgen noch zwei Bände.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Weltrevolution im Zeitraffer

Blue Sky Black. Ohne Dunkelheit keine Sterne
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Sehr gern hätte ich mehr Freude mit dem Buch gehabt. Insgesamt überwiegen für mich aber die Schwächen die Stärken doch zu deutlich.

Es handelt sich hier gemäß der Buchwerbung um eine Dystopie mit Romantasyanteil. ...

Sehr gern hätte ich mehr Freude mit dem Buch gehabt. Insgesamt überwiegen für mich aber die Schwächen die Stärken doch zu deutlich.

Es handelt sich hier gemäß der Buchwerbung um eine Dystopie mit Romantasyanteil. Eigentlich bietet das dystopische Setting jedoch nur den lediglich skizzenhaft wirkenden Rahmen für eine Liebesgeschichte, die mich mangels Ausarbeitung der Charaktere leider nicht erreicht hat. Wieder einmal treffen wir auf die berühmte instant love, in der die Betroffenen innerhalb kürzester Zeit davon überzeugt sind: Der/die oder keine(r). Nun kann man sagen, so empfindet man in jungen Jahren eben. Um aber die Leser auch ein bisschen verliebt zu machen, braucht es schon plastische, liebenswerte Charaktere. Logan und Mila, so heißt unser Paar, changieren ständig zwischen Superhelden und einem Benehmen, dass eher an unreife Kinder erinnert. Natürlich geht es hier mal wieder um nicht weniger als die Weltherrschaft. Bei der Vorstellung, diese derartigen Protagonisten anzuvertrauen, wird mir eigentlich Angst und Bange. Dass der wichtigste Charakter für mich ein leider nur am Anfang auftauchender herziger Waschbär war, sagt schon viel.

 

Wie schon angedeutet, konnte mich das dystopische Setting leider nicht überzeugen. Hier wird vieles nur angedeutet, wirkt nicht richtig durchdacht oder selbst nicht verstanden. Die wenigen Seiten des Romans werden mit diesem Thema auch heillos überfrachtet. Es ist gar nicht die Zeit, ein solches Worldbuilding überzeugend auszuarbeiten.

Die Story bietet zwar in der Mitte einen interessanten Twist, wartet aber ansonsten mit glücklichen Zufällen zu Hauf auf, die einfach unglaubwürdig wirken. So stolpern die Protagonisten durch die Revolution wie durch ein Märchen.

So war ich dann am Ende froh, dass sich das Buch wenigstens kurzweilig so nebenbei weggelesen hat. Schade!

 

 

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