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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2020

ereignisreiches Finale

Bloody Marry Me 6: Ende gut, alles Blut
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Achtung. 6 Band der Reihe. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger.

Die Handlung wird nahtlos fortgesetzt. Was sich in Band 5 bereits andeutet, wird nun zur Realität: Holly verliert noch mehr ...

Achtung. 6 Band der Reihe. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zum Vorgänger.

Die Handlung wird nahtlos fortgesetzt. Was sich in Band 5 bereits andeutet, wird nun zur Realität: Holly verliert noch mehr Erinnerungen und wird damit wieder zum Angsthasen. All die Verhaltensweisen, die sie in den ersten Bänden abgelegt hatte, indem sie sich an die (Ess-)Gewohnheiten der Vampire gewöhnte, sind nun schlagartig wieder da. Zum Glück fühlt Holly aber doch irgendwie ihre Verbindung zu den Blutsaugern, sodass ihre anstrengende Phase nicht allzu lange anhält.

Band 5 war mir bereits zu überladen mit Problemen. Es gibt zu viele Baustellen gleichzeitig, deren Bewältigung alle mit in diesen Band genommen wurden. Und so fand ich auch dieses Finale zu überfüllt. Die Ereignisse überschlagen sich mehrfach. Holly und Ray stehen vor immer neuen Schwierigkeiten, sie sich immer weiter zuspitzen, sodass es zu vielen dramatischen Geschehnissen und verlustreichen Schlachten kommt. Mir waren es zu viele Dramen und zu viele Kämpfe, dafür dass sich manche der gefährlichen Hindernisse dann doch überraschend leicht aus dem Weg räumen lassen.
Gelungen ist, dass sich viele Details zusammenfügen und so beispielsweise auch Ereignisse des vierten Bandes nun nochmal in ein anderes Licht gerückt werden und sich in die aktuellen Ereignisse einfügen. Andere Themen, die in Band 5 eingeführt wurden, wurden mir allerdings zu schnell oder nicht ausreichend bearbeitet.

Das Ende kommt nicht unerwaretet, ganz glücklich macht es mich in dieser Form aber nicht.
Dennoch finde ich die ganze Reihe alles in allem total lesenswert, dafür dass ich erst so skeptisch bezüglich der blutsaugenden Rockstars war…

Fazit

Dramatisches, ereignisreiches Finale, in dem all die begonnene Konflikte des Vorgängers fortgeführt werden. Insgesamt war mir auch dieses Buch etwas zu vollgestopft, wobei mir manche der angedeuteten Themen aus Band 5 dann doch zu kurz kamen.

Veröffentlicht am 21.10.2020

spannendes Finale mit einigen Längen

Wütender Sturm (Die Farben des Blutes 4)
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Achtung: 4. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zu den Vorgängern.

Das Buch setzt kurz nach den Ereignissen des dritten Bandes ein. Rückblicke gibt es nur vereinzelt und eher knapp, sodass es ...

Achtung: 4. Band. Rezension enthält inhaltliche Spoiler zu den Vorgängern.

Das Buch setzt kurz nach den Ereignissen des dritten Bandes ein. Rückblicke gibt es nur vereinzelt und eher knapp, sodass es hilfreich ist, vergangene Details und vor allem die Vielzahl der Figuren noch zu kennen.

Wie schon in den ersten Bänden wird das Geschehen aus der Ich-Perspektive wechselnder Figuren geschildert. Allerdings kommen hier nochmal weitere Figuren hinzu. Zwar empfand ich die Erzählweise nicht als unübersichtlich, dennoch haben die vielen Perspektiven für mich zu einigen Längen beigetragen. So schildert jede Figur jedes Mal sehr ausführlich ihr Innenleben: Bedenken, Ängste, Ziele. Dadurch gibt es in der eigentlich spannenden Handlung zu viele Unterbrechungen, in denen das Tempo wieder abnimmt. Gleichzeitig war es aber interessiert, einen Blick auf all die vorbereiteten Angriffe oder Intrigen auf den verschiedenen Seiten zu erhalten.

Abgesehen von diesen langwierigen Passagen hat mir die Geschichte gut gefallen. Der Konflikt mit Maven, die Differenzen zwischen Mare und Cal und all die Beteiligten, die für sich den optimalen Gewinn erzielen möchten, sorgen für viele aufregende und dramatische Szenen. Nicht jede Figur lässt sich in die Karten schauen, sodass es immer wieder zu kleineren Überraschungen kommt. Es ist ein stetiges Auf und Ab zwischen verlustreichen Schlachten und harten Verhandlungen verschiedener Gegner, aber auch zwischen Verbündeten, sodass der Ausgang lange ungewiss ist.

Das Ende lässt noch ein paar Kleinigkeiten offen (die jetzt vermutlich durch den neuen Zusatzband aufgeklärt werden), ist für mich aber ein guter Abschluss einer Reihe, die mit Band 1 großartig startete, dann aber etwas schwächelte.

Fazit

Ich empfinde das Buch mit seinen knapp 800 Seiten als zu lang: Zu oft schweifen die zahlreichen Ich-Erzähler/innen gedanklich ab und schildern zu ausführlich ihre Gedanken und Gefühle, sodass die ansonsten spannende Handlung für mich dadurch einige Längen aufweist. Ansonsten hat mir das Finale, in dem es viele Intrigen, Wendungen und jede Menge Action und Emotionen gibt, aber gut gefallen.

Veröffentlicht am 21.10.2020

süße Story

What I Like About You
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Halle ist Jugendbuch-Bloggerin. Mit ihrer virtuellen Identität (online heißt sie Kels) hat sie viele Freundschaften geschlossen – was ihr im echten Leben schwer fällt. Nash ist ihr bester Online-Freund. ...

Halle ist Jugendbuch-Bloggerin. Mit ihrer virtuellen Identität (online heißt sie Kels) hat sie viele Freundschaften geschlossen – was ihr im echten Leben schwer fällt. Nash ist ihr bester Online-Freund. Um diese Freundschaft nicht zu gefährden, verschweigt sie Nash, wer sie ist, als sie nach einem Umzug plötzlich mit ihm auf die gleiche Schule geht. Doch der Drahtseilakt zwischen ihren beiden Persönlichkeiten fällt ihr immer schwerer. Irgendwann muss sie Nash die Wahrheit sagen…

Die Idee an sich ist nicht neu – ich habe schon ein paar Bücher gelesen, die in eine ähnliche Richtung gingen. Trotzdem konnte mich die Geschichte von Halle und Nash fesseln. Die beiden sind sehr süß zusammen – in beiden Varianten (Nash/ Halle, Nash/ Kels) –, besonders wenn sie einander aus unterschiedlichen Gründen versuchen auf Abstand zu halten.

Im Mittelteil zog sich das Buch für mich dann aber etwas.
Halle verpasst den richtigen Zeitpunkt, Nash die Wahrheit zu sagen. Sie verpasst ihn immer wieder. Und dann vergeht viel zu viel Zeit, bevor es zum unvermeidlichen Chaos kommt.

Halle ist die Ich-Erzählerin der Geschichte und schildert das Geschehen in einem lockeren, leichten Ton. Dazwischen gibt es immer wieder kurze Twitter-, Chat- und Nachrichtensequenzen. Ihre Gedankengänge und Beweggründe für ihr Handeln sind aus ihrer verqueren Sicht schon nahvollziehbar. Dennoch hätte ihr hin und wieder gern auf die Sprünge geholfen, denn je weiter das Buch voranschreitet, desto weniger konnte ich ihr Handeln verstehen.

Gelungen fand ich, dass in dem Buch neben der verzwickten Love-Story auch noch ernste Themen angeschnitten werden. Neben der ganzen Social-Media-Thematik, dem Fluch und Segen der Anonymität im Internet, wie Influencer die Massen beeinflussen können etc. schwingen Themen wie Religion und Sexualität am Rande mit. Eine ausführliche Behandlung bekommt der Aspekt der Freundschaft.
Tiefe Freundschaften hatte Halle aufgrund vieler Umzüge bisher nicht. Ihre Vertrauten findet sie online – abgesehen von ihrem Bruder, die sie unterstützt, aber auch immer wieder auf ihr Fehlverhalten Nash gegenüber hinweist. Auf der neuen Schule wird sie mit offenen Armen empfangen. Sie tut sich schwer damit, sich ihren Mitschüler/innen zu öffnen. Das Nash-Lügennetz legt sich über alles. Letztlich muss Halle sich sowohl mit ihren virtuellen als auch mit ihren örtlichen Freundschaften auf verschiedene Weise auseinandersetzen.

Und dann gibt es auch noch ein sehr berührendes Thema. Halle zieht mit ihren Bruder für ihr letztes Schuljahr zu ihrem Großvater. Ihre Großmutter ist kürzlich verstorben. Anfangs finden die drei nur schwer zueinander, weil sie alle mit der Trauer sehr unterschiedlich umgehen. Aber dann kommt mehr und mehr ein Prozess in Gang…

Das Ende war mir etwas zu abrupt. Ich hätte noch zwei, drei Seiten mehr gebraucht, um mich nicht ganz so aus der Geschichte geworfen zu fühlen.

Fazit

Die Geschichte von Nash und Halle ist recht vorhersehbar. Teilweise ist Halles Verhalten frustrierend. Der unvermeidliche Konflikt, der natürlich in einem großen Drama endet, wird unnötig lange hinausgezögert, sodass sich die Geschichte im Mittelteil ein wenig zieht. Dennoch habe ich das Buch gern gelesen, weil ich die zwei sehr süß zusammen fand. Besonders gefallen hat mir Halles Annährung mit ihrem Großvater und die unterschiedliche Trauerbewältigung der Charaktere, die für einige berührende Momente sorgt.

Veröffentlicht am 21.10.2020

spannend, aber auch extrem brutal und grausam

Raum der Angst
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Eigentlich sollte es ein geheimes, wissenschaftliches Experiment sein: sieben Personen mit bestimmten Charakterzügen und knifflige Escape-Room-Aufgaben. Doch relativ schnell müssen die Teilnehmer feststellen, ...

Eigentlich sollte es ein geheimes, wissenschaftliches Experiment sein: sieben Personen mit bestimmten Charakterzügen und knifflige Escape-Room-Aufgaben. Doch relativ schnell müssen die Teilnehmer feststellen, dass das Experiment viel extremer abläuft, als sie erwartet haben. Als der erste stirbt, wird aus Spaß Ernst…

Die Idee eines Escape-Room-Thrillers fand ich sehr spannend und der Einstieg in die Geschichte konnte mich durchaus begeistern. Sieben Personen, die für das geheime Experiment in die versteckten Räumlichkeiten geführt werden und beginnen, die ersten Lösungen zu finden. Ein entführtes Mädchen, dass plötzlich zu dieser Gruppe dazustößt. Und ein Professor, der vergeblich auf die Teilnehmer seines Experimentes wartet. Diese sind nämlich nie am Zielort angekommen. Doch in welchen Räumen stecken sie stattdessen und wer hat sie dorthin gebracht?

Die Geschichte wechselt zwischen den Erlebnissen der vermeintlichen Versuchsteilnehmer und den Ermittlungen der Polizei. Beide Handlungsstränge fand ich insgesamt spannend. Die Ermittlungen bringen immer neue Fragen ans Licht und machen es möglich, über die Zusammenhänge mitzurätseln.
Die Teilnehmer hingegen stecken bereits in Lebensgefahr und müssen schwierige Aufgaben bewältigen. Je weiter das „Experiment“ voranschreitet, desto brutaler, blutiger und grausamer werden die Ereignisse – und auch die Beschreibungen. Nichts für schwache Nerven.

Die Charaktere bleiben teilweise recht blass. Einige überleben auch einfach nicht lange genug, um mehr über sie zu erfahren. Gestört haben mich die Klischees, die bedient werden: So verhalten sich beispielsweise einige der Männer extrem sexistisch, während die Frauen sich mehr oder weniger bereitwillig in die Rolle des „schwächeren Geschlechts“ einfügen.

Die Ermittlungsarbeit konnte mich immer wieder überraschen, viele Zusammenhänge habe ich nicht kommen sehen. Teilweise empfand ich sie aber auch als etwas wirr und weit hergeholt. Hier und da bleiben Fragen offen.
Die Ereignisse im „Escape-Room“ kommen auch mit einigen Überraschungen daher, je länger die Geschichte dauert, desto vorhersehbarer werden allerdings einige Begebenheiten. Bis zum sehr dramatischen, wendungsreichen Finale.

Allerdings wirkt das Ende, als wäre hier Platz für eine Fortsetzung gelassen. Ganz abgeschlossen ist die Geschichte zumindest nicht.

Probleme bereitet hat mir teilweise der Schreibstil. Diesen empfand ich nicht immer ganz flüssig. Die Beschreibungen der Räume waren sehr anschaulich und bildhaft. In den ekligen Sequenzen fast schon zu bildhaft…

Fazit

Extrem brutal, blutig und grausam. Das Buch entwickelt sich zu einem Gemetzel wie in einem blutigen Horror-Film. Da ich die Zusammenhänge aber nicht habe kommen sehen, konnte mich die Story, trotz teils unsympathischer Figuren und einiger wirrer Verstrickungen, durchaus fesseln und mehrfach überraschen.

Veröffentlicht am 10.09.2020

Vorsicht mit der Altersempfehlung

Adresse unbekannt - Nominiert zum Deutschen Jugendliteraturpreis
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Der fast 13-jährige Felix wohnt mit seiner Mutter in einem kleinen Bus. Vorrübergehend. Bis es im Job wieder besser läuft. Natürlich sollte möglichst niemand von Felix’ Wohnsituation erfahren. Das ist ...

Der fast 13-jährige Felix wohnt mit seiner Mutter in einem kleinen Bus. Vorrübergehend. Bis es im Job wieder besser läuft. Natürlich sollte möglichst niemand von Felix’ Wohnsituation erfahren. Das ist aber gar nicht so einfach, weil Felix nie Freunde zu sich nach Hause einladen kann. Letztlich sucht Felix nach einem Plan, wie er Geld verdienen kann, damit sie sich wieder eine Wohnung leisten können…

Ich habe das Buch über Vorablesen erhalten, wo als Altersempfehlung „ab 10 Jahre“ angegeben ist. Auf der Verlagsseite ist es ab 11 Jahren eingruppiert.
Beides halte ich für zu früh. Natürlich sind Kinder unterschiedlich reif, aber pauschal finde ich diese Einstufung wirklich schwierig. Die Gründe folgen:

Mit „spannend und voller Situationskomik“ wird das Buch beworben, die Geschichte als „abenteuerliches Versteckspiel“ bezeichnet. Dies weckt bei mir völlig andere Erwartungen.
Nun, spannend ist ein dehnbarer Begriff. Ein paar witzige Szenen gibt es durchaus, meist sind es eher skurrile Situationen, die für die Beteiligten eher unangenehm oder peinlich sind.
Ich fand das Buch vor allem sehr bedrückend. Und auch streckenweise hoffnungslos.
Felix kommt im Großen und Ganzen mit seiner Situation zurecht. Er liebt seine Mutter. Er will ihr glauben, dass die Situation bald besser wird. Und dann wird wieder alles „normal“. Doch die Monate ziehen ins Land, und es wird eben nicht besser. Stattdessen gerät Felix in allerlei komische, für ihn in der Regel aber wenig witzige, Situationen.

Astrid, Felix’ Mutter, lügt. Sie stiehlt. Sie betrügt. Felix will nicht lügen. Aber was bleibt ihm anderes übrig, wenn seine Freunde ihn besuchen wollen. Er will nicht stehlen. Aber er hat dauerhaft Hunger. Und er traut sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen, da er Angst hat, von seiner Mutter getrennt und in eine Pflegefamilie gesteckt zu werden. Diese Sorge wird von seiner Mutter stetig geschürt, sodass Felix jedes Mal der Mut verlässt, wenn er sich eigentlich Hilfe suchen möchte.

Das ganze Thema der Wohnungslosigkeit – dafür zu sensibilisieren, dass Obdachlosigkeit nicht immer sofort ersichtlich ist – finde ich als Thema für ein Kinderbuch total interessant.
Eindrucksvoll und anschaulich wird dargestellt, mit welchen Tricks Felix arbeitet, um morgens frisch und sauber in der Schule zu erscheinen, aber auch welche Schwierigkeiten die Abwesenheit von Wasser oder einer Toilette ihm bereiten können. Und wie problematisch es ist, aus diesem Kreislauf wieder herauszukommen, da Vermieter einen Jobnachweis wollen, während Arbeitgeber eine Adresse benötigen.

Als wäre dieser Aspekt aber nicht schon genug schwere Kost, schwingen noch ganz viele andere ernste Themen in der Geschichte mit:
Depressionen, Prostitution, Trauer und Verlust… nicht alles wird explizit angesprochen, aber hier werden extrem viele Themen angedeutet, die dann kaum weiter bearbeitet werden.
[Ab hier einige Spoiler]
So erinnert sich Felix, wie er einst einen Anwalt zuhause angetroffen hat, während seine Mutter für diesen Geschäftstermin nur mit einem Bademantel bekleidet war. Diesen Anwalt erpresst Astrid später.
Felix schläft in der Bibliothek. Als er aufwacht, wird er von einem Mann beobachtet, der „sein Teil rausgeholt“ hatte.
Astrids Bruder wird mit 16 zuhause rausgeworfen, nachdem er sich geoutet hat. Um Geld zu verdienen, muss er Dinge tun, die er nicht möchte. Letztlich stirbt er an einer Überdosis.
Eines nachts rütteln betrunkene Männer am Bus, weil sie mit Astrid eine Party feiern wollen, um … ja was wollen sie wohl…

Als wäre die Situation der Wohnungslosigkeit und Astrids psychischer Zustand, der es ihr so schwer macht, wieder auf die Füße zu kommen, nicht schon genug, werden hier unglaublich viele kleine andere Themen am Rande angeschnitten und machen Felix’ ganze Lebenssituation umso brenzliger. Sicher mag hier auch ein Stück weit die Realität abgebildet werden. Astrid scheint in ihrem Umfeld und ihrer Vergangenheit allerdings ausnahmslos jedes Übel mitgenommen zu haben, das nur geht. Viele der Themen werden nur in kurzen Absätzen oder Nebensätzen erwähnt und finden dann keinerlei Beachtung mehr. Und die kleinen Leser/innen müssen dann mit diesen Infos, Andeutungen und Schrecken allein zurechtkommen.

Aber natürlich – oder zum Glück – ist in der Geschichte nicht alles negativ. Es geht auch um Freundschaft und Zusammenhalt. Um Nächstenliebe und Hoffnung. Und so hat die Geschichte, in der es einige Wendungen und noch andere kleine Dramen gibt, ein schönes Ende, das einen positiven Abschluss schafft.

Ich sehe das Buch eher als Jugendbuch ab 13/14 statt als Kinderbuch. Dafür spricht auch die regelmäßige Verwendung von Fremdwörtern (Antrophologie, Pseudojournalismus, investigativ…) sowie die teils komplexen Satzstrukturen. Hinzu kommen durch Felix’ schwedische Abstammung ein paar schwedische Ausdrücke, die zwar erklärt werden, sich aber dann auch durch die Geschichte ziehen, sodass das Buch nicht schwierig, aber eben auch nicht so ganz leicht zu lesen ist.
Zudem sind die 280 Seiten für ein Kinderbuch auch vergleichsweise klein bedruckt.

Fazit

Falls das bis hierhin nicht so geklungen haben mag: ich fand das Buch gut.
Das Thema der Wohnungslosigkeit ist interessant umgesetzt. Das Buch sensibilisiert für die verschiedenen Formen der Obdachlosigkeit und zeigt die kleinen Hinweise, die nicht sofort ins Auge springen, sowie die zahlreichen Schwierigkeiten und Notlügen, die die Situation für die Betroffenen mit sich bringt.
Ich habe oft mit Felix mitgelitten und mitgehofft, dass seine Situation sich bessert. Diesen Aspekt finde ich auch halbwegs kindgerecht, auch wenn ich Felix’ Lebensumstände insgesamt als recht bedrückend empfunden habe und auch in den vermeintlich witzigen Momenten Mitleid mit ihm hatte. Weil die Situationen auch für ihn eben in den wenigsten Momenten tatsächlich spaßig ist.
Meine Hauptkritik gilt vor allem der Altersempfehlung, die ich aufgrund zu vieler ernster Themen, die zwar teilweise nur angedeutet werden, aber dennoch mitschwingen, zu niedrig angesetzt finde.
Dafür ist das Buch allerdings auch für Erwachsene definitiv lesenswert.