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Veröffentlicht am 23.11.2020

Vielversprechender Reihenauftakt

Der Petticoat-Mörder (Lemke-von Stain-Serie 1)
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1958 kommt der junge Fred Lemke zur Berliner Kriminalpolizei. Obwohl er den Lehrgang sehr schlecht abgeschlossen hat, ist der Personalmangel so groß, dass er eine Stelle als Assistent im Morddezernat bekommt. ...

1958 kommt der junge Fred Lemke zur Berliner Kriminalpolizei. Obwohl er den Lehrgang sehr schlecht abgeschlossen hat, ist der Personalmangel so groß, dass er eine Stelle als Assistent im Morddezernat bekommt. Eine zweite Quereinsteigerin fängt gleichzeitig mit ihm an. Die geheimnisvolle Ellen von Stain, für die besondere Regeln zu gelten scheinen. Offensichtlich hält jemand mit Einfluss seine schützende Hand über sie.

Fred bekommt es in den ersten Tagen sofort mit einem Tötungsdelikt zu tun, ein Mann wurde erschossen am Ufer eines Sees aufgefunden. Sein Chef findet die Deklaration als Raubmord sehr schlüssig und weil es vage Verdächtigen gibt, möchte er den Fall schnell abschließen. So hat man es vor anderthalb Jahrzehnten auch gemacht und ist nach seiner Meinung nicht schlecht dabei gefahren. Aber das kann Fred nicht hinnehmen, sein Ehrgeiz ist geweckt und mit einem Fundstück, aus Tatortnähe, einem befleckten Petticoat, macht er sich auf eigene Spurensuche. Die Ehefrau des Opfers, genau wie die Geliebte, scheinen nicht allzu betrübt über den Tod und als Lemke auch noch von dessen NS-Vergangenheit erfährt, ergeben sich ganz neue Ansätze.

Mit diesem ersten Roman um den jungen, nicht angepassten Fred Lemke, möchte der Autor eine Reihe etablieren. Die späten 50iger und frühen 60iger sind ja auch ein interessanter Hintergrund, bereits historisch, aber noch nicht allzu fern in unserem Gedächtnis. Der Kriminalroman ist in Berlin angesiedelt und das ist sehr farbig und detailreich erzählt. Die Stadt zeigt noch deutliche Trümmerwunden, aber auch das Wirtschaftswunder ist schon zu spüren. Immer mehr Automobile bevölkern die Stadt und jede Menge Leute mit Vermögen machen ihre Geschäfte. Das wirkt sehr gut recherchiert und das Buch bekommt dadurch viel Authentizität. Auch das Opfer gehörte zu den Gewinnern der Nachkriegszeit. An vielen Schaltstellen der Behörden und der Wirtschaft, ja auch bei der Polizei sitzen noch genügend Ewiggestrige, für die der verlorene Krieg nur ein Unfall war. In diese Kategorie gehört auch Freds Chef.

Ich fand die Story spannend erzählt, es verführte zwar nicht zum Nägelknabbern, hatte aber eine eigene Dynamik. Als Reihenauftakt geplant, ist natürlich der Hintergrund von Fred Lemke und Ellen von Stain besonders ausgeleuchtet worden, was dem Krimi ein wenig Tempo nahm. Der Kriminalfall selbst entwickelte sich eher langsam, aber immer sehr schlüssig. Als Leser war ich immer auf Wissens- und Augenhöhe von Fred Lemke.

Mir hat dieser gut geschriebene Krimi sehr gefallen und auf eine Fortsetzung bin ich schon gespannt. Die Epoche bietet noch viel Stoff für weitere Fälle des sympathischen jungen Ermittlers, denn er hat – genau wie die geplante Serie – eine Menge Potential.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Weihnachtliche Kurzkrimis

Englein, Mord und Christbaumkugel
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In „Englein, Mord und Christbaumkugeln“ lässt Manfred Baumann seinen Kommissar Merana in der Vorweihnachtszeit im Salzburger Land ermitteln.

Die drei Kurzkrimis sind sehr stimmungsvoll in die Adventszeit ...

In „Englein, Mord und Christbaumkugeln“ lässt Manfred Baumann seinen Kommissar Merana in der Vorweihnachtszeit im Salzburger Land ermitteln.

Die drei Kurzkrimis sind sehr stimmungsvoll in die Adventszeit eingebettet. Alte Salzburger Weihnachtsbräuche bieten den Hintergrund und selbst bei romantischen Weihnachtsmärkten und Bläsermusik schläft das Böse nicht. Diese Erfahrung muss auch Kommissar Merana machen, als er mit seiner Oma über den Adventsmarkt bummelt und ein Mord die Besucher erschüttert.

Auch wenn das Verbrechen überall lauert und Eifersucht, Gier oder Rache auch vor Weihnachten nicht Halt machen, gelingt es dem Autor in seinen Kurzkrimis eine wohlige Stimmung zu verbreiten und den Leser in verschneite Landschaften zu entführen, wie bei „Wer klopfet an“. Für mich der beste der Kurzkrimis in diesem Band. Die Kurzgeschichten bieten auch wieder einige Einblicke ins Privatleben von Merana und seiner Mitarbeiter und sind ideal für wohliges Rätseln unterm Tannenbaum.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Hochzeitsnacht mit Todesfolge

Bierbrauerblues
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Die Hochzeitsnacht der Rieglers fällt etwas ungewöhnlich aus. Max Riegler schaut mit seinen Trinkkumpanen ein Fußballspiel und die frustrierte Marie lässt sich von Revierinspektor Aigner entführen und ...

Die Hochzeitsnacht der Rieglers fällt etwas ungewöhnlich aus. Max Riegler schaut mit seinen Trinkkumpanen ein Fußballspiel und die frustrierte Marie lässt sich von Revierinspektor Aigner entführen und landet in einem Boxspringbett im Schaufenster des Möbelhauses Eidenbichler. Blöd nur, dass beide verschlafen und als morgens die Jalousien hochgehen, wird das ganze Dorf Zeuge dieser pikanten Situation.

Drei Tage später ist der Riegler tot, ertränkt im Gärbottich seines eigenen Brauhauses. Riegler war im Dorf alles andere als beliebt, Mordverdächtige gäbe es zuhauf, aber keiner hat ein so starkes Motiv wie die frischgebackene Witwe. Trotz seiner eigenen Verwicklung in den Fall, lässt es sich Raphael nicht nehmen mit dem herbeigezogenen LKA Kollegen Buchinger zu ermitteln. Obwohl „Raphi“ wirklich kein Kostverächter ist, liegt ihm eine ganze Menge an Marie und er ist fest von ihrer Unschuld überzeugt, obwohl die Indizien eine andere Sprache sprechen.

Ein Dorf im Salzburger Land, bevölkert mit jeder Menge kauziger Individuen, die alles andere als offen mit der Polizei umgehen. Das bekommt Buchinger, aber auch der einheimische Aigner zu spüren. Zudem macht der Spott nach diesem Eklat – ein Handyfilmchen hat sich längst verselbstständigt – Aigner schwer zu schaffen.

Dem Leser verschafft das aber jede Menge Lesevergnügen. Hier sind die Gags vorprogrammiert und die witzigen, oft im Dialekt gehaltenen Dialoge machen richtig Spaß. Es ist ein Krimidebüt, aber das Timing hat Natascha Keferböck bestens gemeistert. Die Handlung ist temporeich und voller überraschender Wendungen. Auch wenn in der Geschichte Witz und Ironie einen großen Anteil haben, bleibt die Spannung dabei nicht auf der Strecke.

Marie, die Hauptverdächtige ist ein vielschichtiger, undurchschaubarer Charakter, aber als Leserin war ich, genau wie Raphi von ihrer Unschuld überzeugt. Raphael Aigner, der gutaussehende Womanizer mit Vaterqualitäten hat viel Potential und ich bin gespannt, wie er sich weiter entwickeln wird. Die Nebenfiguren sind liebevoll angelegt und sorgen meist für die witzigen Situationen in der Geschichte. Ganz besonders die Frauenfiguren sind der Autorin gut gelungen, ob es nun Gabi, Aigners Schwester oder die resolute Erni ist.

Ich fände es schön, wenn es noch weitere Flachgauer Krimis aus der Feder Autorin gäbe. Auf alle Fälle passen sie gut ins Portfolio des Emons Verlags.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Interessanter Krimi

Dunkle Wolken über Alberta
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Thumps Dreadful Water war in einem früheren Leben mal Polizist in Kalifornien. Er hat zu viel erlebt und sein letzter Fall hat ihn persönlich getroffen. Nun lebt er als Landschaftsfotograf in der Kleinstadt ...

Thumps Dreadful Water war in einem früheren Leben mal Polizist in Kalifornien. Er hat zu viel erlebt und sein letzter Fall hat ihn persönlich getroffen. Nun lebt er als Landschaftsfotograf in der Kleinstadt Chinook in Montana. Er ist wortkarg, genervt von seinem kürzlich diagnostizierten Diabetes und noch genervter vom Sheriff, der ihn unbedingt als Urlaubsvertretung anheuern möchte. Das Geld könnte er ganz gut gebrauchen, schließlich kommen reichlich Arztkosten und Medikamente auf ihn zu. Wie der Apotheker feststellte, als Kanadier bekäme er das meiste erstattet – aber als Amerikaner muss er schauen, wie er zurechtkommt.

Ganz gegen seinen Willen wird er tiefer in den aktuellen Fall gezogen. Stammesangelegenheiten sind Verpflichtungen, denen sich der indigene Ex-Cop nicht entziehen kann. Es geht um Reservatsgrenzen, Bodenschätze und das zieht immer auch das organisierte Verbrechen an. Als ein Wissenschaftler, der auf einer Umweltkonferenz sprechen wollte ermordet wird, ist Dreadful Water mitten drin.

Ein desillusionierter Mann, nicht mehr sehr jung und gesund, aber mit sehr viel Lebenserfahrung. Ein sympathischer Typ, meist wortkarg und wenn er redet, dann lakonisch und bissig. Der Autor, selbst indigener Amerikaner hat einen interessanten Charakter geschaffen. Er passt zu dieser Landschaft, genau wie Motiv und alle Nebenfiguren. Das macht den Krimi sehr lebendig und den Plot ausgesprochen realistisch und spannend. Dafür, dass Thumbs nicht ermitteln wollte, ist sehr engagiert und oft Sheriff Hockney einen Schritt voraus.

Die Erzählweise ist genauso lakonisch, wie Thumbs Dialoge, dabei mit leisem Humor und oft feiner Ironie. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.

Lediglich über den Titel und Untertitel wundere ich mich. Alberta, die kanadische Provinz spielt keine Rolle, die Handlung spielt in Montana, warum wird es als Kanada Krimi betitelt? Ist das dem diesjährigen Buchmessen-Gastland geschuldet?

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein tödliches Date

Ringelpietz mit Abmurksen
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Loretta ist schon viel zu lange Single. Das ist jedenfalls die Meinung ihrer Freunde. So bekommt sie nicht nur einen Gutschein für drei Speed Datings, sondern sie lässt sich auch noch bereden, sich in ...

Loretta ist schon viel zu lange Single. Das ist jedenfalls die Meinung ihrer Freunde. So bekommt sie nicht nur einen Gutschein für drei Speed Datings, sondern sie lässt sich auch noch bereden, sich in einem Single Portal anzumelden. Nach einem feucht-fröhlichen Abend mit Freundin Diana ist gleich ein ansprechendes Profil erstellt und die ersten Mitteilungen lassen auch nicht lange auf sich warten.

Aber bis auf die Nachrichten von „Robin Hood“ ist ziemlich alles Schrott, was sich da tummelt. Auch beim Speed Dating scheint es nur einen einigermaßen ansehnlichen Typ zu geben, doch der ist beim zweiten Treffen leider tot. Und Loretta muss wieder ermitteln.

Loretta Luchs, ihre Clique und ihr Ruhrpott-Örtchen ist ein ganz eigener Kosmos, in dem ich schon seit den ersten Bänden heimisch geworden bin. Es gibt sogar ein ganz eigenes Genre für ihre Abenteuer, die „Krimödie“ nämlich. Ein Krimi, denn Loretta hat eine ganz besondere Spürnase, das muss auch die Intimfeindin Kommissarin Küppers zugeben und Komödie, denn es ist unglaublich, in welche Situationen sie immer gerät. Dieses Mal wird in der rosaroten Welt der Partnerportale, Speed Datings und Singlepartys ermittelt und es ist nicht nur für Loretta sehr erhellend, was sich dahinter alles verbergen kann.

Im Ernst, sollte ich je in die Lage kommen, mich dort einmal umzuschauen, werden mir Lorettas Erfahrungen eine große Hilfe sein.

Lotte Minck beherrscht ihr Handwerk aus dem Eff Eff. Sie erkennt die Absurdität in manchen Alltagssituationen und mit leichter Zuspitzung werden urkomische Szenen daraus. Außerdem hat sie ein Händchen für ihre Figuren. Immer wieder gelingen ihr wunderbare Charaktere, von denen man mehr lesen möchte. Kurz – ein gelungenes Krimivergnügen.

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