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Veröffentlicht am 03.11.2020

Zwischen Hoffnung und Zerstörung...

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Wer von Suzanne Collins´ "Panem"-Reihe noch nichts gehört hat, lebt wohl unter einem Stein. Die Dystopie-Trilogie hat ja nicht nur Leser auf der ganzen Welt mitgerissen, Katniss Geschichte wurde kam auch ...

Wer von Suzanne Collins´ "Panem"-Reihe noch nichts gehört hat, lebt wohl unter einem Stein. Die Dystopie-Trilogie hat ja nicht nur Leser auf der ganzen Welt mitgerissen, Katniss Geschichte wurde kam auch durch vier Spielfilme in die Kinos. Als ein Prequel angekündigt wurde, das 64 Jahre vor den Ereignissen des ersten Buchs spielt und das Leben von Coriolanus Snow erzählt, war ich zuerst sehr skeptisch. Man nehme eine unsympathische Hass-Person, setze sie in ein dystopisches Nachkriegs-Setting und wähle einen Handlungsabschnitt, dessen Ende durch die Trilogie klar vorgegeben ist - wie soll das auch funktionieren? Ich hätte mich mit meiner Einschätzung nicht mehr irren können...


"Kommst du, kommst du,
Kommst du zu dem Baum,
Wo sie hängten den Mann, der drei getötet haben soll.
Seltsames trug sich zu.
Nicht seltsamer wäre es,
Träfen wir uns bei Nacht im Henkersbaum."


Die Gestaltung des Prequels passt hervorragend zu den neueren Ausgaben der Trilogie und ist mit dem dicken schwarzen Einband, der goldenen Schrift und der speziellen, ausklappbaren Leselasche mit Schlangenmotiv sehr hochwertig gestaltet. Nichtsdestotrotz gefällt mir ein wesentlicher Punkt überhaupt nicht: der Preis. Klar, es handelt sich hier um einen langersehnten Nachfolgeroman einer Bestsellerautorin und mit den 608 Seiten macht die gebundene Ausgabe schon was her, 26€ finde ich aber dennoch zu teuer und nicht ganz angemessen. Hätte ich die Geschichte nicht zum Geburtstag geschenkt bekommen, hätte ich sie mir wohl nicht zugelegt. Der Titel "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange" ist zwar sehr passend gewählt, mir aber deutlich zu lang. Der Originaltitel "The Ballad of Songbirds and Snakes" klingt im deutschen Titel zwar an, der Oetinger Verlag hat sich aber entschieden, den Reihentitel "Die Tribute von Panem" auch noch hinzuzufügen (wohl um die Verbindung klarer zu machen), weshalb der Gesamttitel ein wenig sperrig erscheint. Das Hauptmotiv, das goldene X mit Giftschlange und Spotttölpel gefällt mir aber sehr!


Erster Satz: "Coriolanus ließ den Kohl in den Topf mit kochendem Wasser gleiten und schwor sich, ihn eines Tages für immer vom Speiseplan zu verbannen."


Die Geschichte ist inhaltlich in drei große Abschnitte - "Mentor", "Das Stipendium" und "Friedenswächter" - eingeteilt, die in Machart, Stimmung und Handlungsfokus so unterschiedlich sind, dass man fast meint, man habe es hier mit drei unterschiedlichen Romanen zu tun. Im ersten Teil konzentrieren wir uns ganz auf den jungen Coriolanus, der im Kapitol ums Überleben kämpft. Anders als in den Distrikten muss er sich zwar nicht vor Friedenswächtern oder den Spielen ängstigen, sein größter Feind ist aber dennoch ähnlich: der Hunger. Als Kriegswaise sind er, seine Großmutter und seine Cousine Tigris fast mittellos und versuchen dennoch, den Schein zugunsten des Rufs des Hauses Snow aufrecht zu erhalten. Mit gestreckter Kohlsuppe, improvisierten Hemden und höflichen Lügen entsteht hier fast so etwas wie Mitleid, Sympathie oder Nähe zu den gebeutelten Snows, welches jedoch laufend mit unseren Vorbehalten gegenüber der späteren Person President Snows und der allgemeinen Abneigung gegenüber dem Kapitol kämpft.


"Sie war ein Geschenk, das wusste er, und so musste er sie auch behandeln. Doch wie konnte er sich ihren atemberaubenden Auftritt am besten zunutze machen? Wie konnte er aus einem Kleid, einer Schlange, einem Lied Kapital schlagen?"


Diese allgemeine Abneigung wird jedoch zunächst immer wieder auf die Probe gestellt. Denn durch Coriolanus´ Geschichte und diverse Beobachtungen der Nachbarn wird klar, wie schlecht es um das Kapitol zu Beginn der 10. Hungerspiele steht und wie sehr auch die herrschende Elite unter dem anhaltenden Blutvergießen mit den Distrikten gelitten hat. Das Kapitol konnte die Aufstände zwar niederschlagen und setzt seitdem auf eine brutale Einschüchterungstaktik, wie wir auch aus der Panem-Trilogie wissen, wie knapp es allerdings tatsächlich gewesen ist und welche Auswirkungen die Zerstörung von Distrikt 13 auch auf das Kapitol hatte, wird uns erst jetzt klar. Dieser erste Abschnitt dient also nicht nur dazu, Corionalus kennenzulernen, sondern zeichnet auch ein ganz anderes Bild des verschwenderischen, schillernden und eiskalten Kapitols. Eine verwirrte, zertrümmerte Macht im Ringen um Beherrschung, Stabilität, Aufschwung und dem Widerherstellen einer sicheren Weltordnung - das ist ein ganz wunderbares Setting für diese Geschichte, die ebenfalls zwischen Zerstörung und Hoffnung tänzelt...


"Egal, was Sie sagen. Sie haben kein Recht, Menschen hungern zu lassen, sie grundlos zu bestrafen. Sie haben kein Recht, ihnen ihr Leben und ihre Freiheit zu nehmen. All das gehört uns Menschen von Geburt an, und Sie dürfen damit nicht einfach machen, wie Sie wollen. Dass Sie aus dem Kapitol kommen, gibt Ihnen noch lange nicht das Recht dazu. Dass Sie den Krieg gewonnen haben, gibt Ihnen noch lange nicht das Recht dazu. Nichts gibt Ihnen das Recht dazu."


Diese Orientierungslosigkeit bildet den perfekten Nährboden für den Teil, der danach kommt: die 10. Hungerspiele. Anders als mit Katniss tauchen wir hier nicht direkt in das blutige Gemetzel ein, sondern bleiben mit Coriolanus´ Funktion als Mentor distanzierte Beobachter des Geschehens. Wer hier jedoch ausschweifende Shows, Kostüme und Hightech-Kameras erwartet, wird überrascht sein. Die Spiele sind zu diesem Zeitpunkt Panems noch nicht mehr als ein rasches Gemetzel in einer kleinen Sportarena - wie aus dem grausamen Ringen mit dem Tod, das keiner anschauen wollte, ein Publikumsmagnet wurde, wie ein Blutbad zu einem Vergnügungsfest für die ganze Republik wurde, wie die Spiele entstanden, die wir kennen, wird hier nur angezeichnet. Siegermentoren, Interviews, ausgebildete Tribute, Wetten und mehr sind hier noch Zukunftsmusik - stattdessen sehen wir hier noch den blutigen, unverschleierten Kern der Spiele. Die eigentliche Handlung in der Arena wird dabei wie gesagt sehr kurzgehalten und nur aus der Außenperspektive erläutert. Wir haben hier also deutlich mehr Abstand zu den Vorkommnissen und einen ganz anderen Blickwinkel als mit Katniss.


"Was ist denn in der Arena passiert? Das ist der Mensch, aufs Wesentliche reduziert. Die Tribute, aber auch Sie. Wie flüchtig die Zivilisation doch ist. All Ihre guten Manieren, Erziehung, familiärer Hintergrund, alles, worauf Sie stolz sind - im Bruchteil einer Sekunde fortgewischt, und übrig bleibt nur, was Sie eigentlich sind. Ein Junge mit einem Stück Holz, der einen anderen Jungen totschlägt. So ist der Mensch in seinem Naturzustand."


Das sorgt dafür, dass die Geschichte zwar gewohnt düster, brutal und abstoßend, jedoch mit einem ganz anderen Erzählton ausgestattet ist. Da wir sowohl die Ernte als auch die Spiele aus Kapitolsicht erzählt bekommen, also aus "Tätersicht" und nicht aus "Opfersicht", fehlt die schwelende Wut und die Wucht der Emotionen, die uns die Trilogie angesichts der Ungerechtigkeiten und Brutalität spüren ließ. Immer wieder habe ich während der Geschichte bemerkt, dass ich so in Coriolanus Perspektive drin war, dass ich dachte "ach wie nett von ihm", wenn er Brote unter den Tributen verteilte und sie behandelte wie Menschen, statt mir klar zu werden, wie krank das alles eigentlich wirklich ist. Und genau das ist das, was das Buch so schockierend genial macht: wir wissen, was aus Snow werden wird und werden dennoch von seiner Geschichte mitgerissen, wir kennen den Ausgangszustand der Trilogie und hoffen aber auf ein anderes Ende, wir ahnen von Beginn an, worauf die Handlung hinauslaufen wird und dennoch bleibt es bis zum Ende spannend.


"Auch wenn die Umstände besonders waren, so blieb sie doch ein Mädchen aus den Distrikten, oder jedenfalls kam sie nicht aus dem Kapitol. Eine Bürgerin zweiter Klasse. Ein Mensch zwar, aber roh. Schlau vielleicht, aber nicht entwickelt. Teil einer formlosen Masse, unglücklicher, barbarischer Wesen, die am Rande seines Bewusstseins lauerten. Sicher, wenn es überhaupt eine Ausnahme von der Regel gegeben hatte, dann Luca Gray Baird. Ein Mädchen, das in keine Schublade passte. Ein seltener Vogel, genau wie er. Warum sonst hatte er von dem Gefühl ihrer Lippen auf seinen weiche Knie bekommen?"


Die Geschichte steht und fällt mit ihrem Hauptprotagonistin, Coriolanus Snow. Er ist ein durchaus komplexer und spannender Protagonist, auch wenn er nicht unbedingt als Sympathieträger bezeichnet werden kann. Dafür ist er weit zu arrogant, berechnend und gefühlskalt. Er stürzte mich jedoch in einen ständigen Zwiespalt, von dem die ganze Atmosphäre auch lebt. Wir versuchen während dem Lesen angestrengt den grausamen Diktator in dem taktierenden, aber auch unschuldigen Jugendlichen zu sehen, den wir zu Beginn kennenlernen. Und ich weiß nicht, wie es anderen Lesern ging - es mochte mir nicht so recht gelingen... Getrieben von dem Wunsch nach Macht, Anerkennung und der Angst vor Versagen ordnet er sich in die Struktur Panems ein und stellt seinen eigenen Stolz und Erfolg an erster Stelle. Dennoch versteht man immer, warum er tut was er tut und schließt ihn in kurzen Momenten der Verletzlichkeit und Wärme unweigerlich ein wenig ins Herz. Seine Beweggründe, Motive, Denkweisen und Überlegungen sind so solide, dass man sie nachvollziehen kann und seiner Geschichte gespannt folgt.


"Es soll eine Strafe für die Distrikte sein, schon klar, aber haben wir sie nicht schon genug gestraft? Wie lange wollen wir den Krieg noch in die Länge ziehen?" (...) Coriolanus hatte es bisher immer als Ehre betrachtet, ein Mentor zu sein. Als Chance, dem Kapitol zu dienen und vielleicht ein paar Lorbeeren einzuheimsen. Aber sie hatte nicht ganz unrecht. Wenn die ganze Sache nicht ehrenhaft war, wie konnte es dann eine Ehre sein, daran mitzuwirken?"


Auch die Figur der Lucy Gray Baird, die während der Hungerspiele auftaucht und mit ihren fröhlichen Liedern, dem bunten Regenbogenkleid und ihrer liebenswürdigen Art nicht nur Coriolanus und ganz Panem, sondern auch den Leser um den Finger wickelt, ist nicht unbedingt als Sympathieträgerin geeignet. Sie ist zwar durchaus interessant, stark und gerissen, beherrscht das Spiel der Manipulation und Vorführung aber genauso gut wie Coriolanus. Die einzige mahnende Stimme in diesem Roman ist die von Sejanus Plinth, Coriolanus´ Mitschüler, dessen Vater es als wirtschaftlicher Kriegsgewinner aus Distrikt 2 ins Kapitol geschafft hat. Auch wenn Sejanus´ Familie fünfmal so reich ist wie Coriolanus´, scheint er nicht so recht ins Kapitol zu passen. Zu warmherzig und auf das Wohl anderer bedacht stellt er sich offen gegen die Unterdrückung der Distrikte, gegen die Hungerspiele und die Brutalität, die im Namen der Friedenserhaltung geduldet ist und sammelt damit fleißig Sympathiepunkte beim Leser. Die allgemeine Stimmung kann er allein aber auch nicht mehr retten, sodass die Geschichte lange nicht so emotional mitreißend ist, wie die Haupttrilogie. Man bleibt aus gegebenem Zwiespalt, den der Protagonist und dessen Erzählperspektive dauerhaft auslöst, auf eher Abstand und somit gibt es auch die ein oder andere Stelle mit vor sich hin plätschernder Überlänge.


"Manchmal starrte Coriolanus aus dem Fenster auf die ausgestorbenen Städte, durch die sie fuhren, und fragte sich, wie sie in ihren goldenen Zeiten ausgesehen hatten. Damals, als das hier Nordamerika gewesen war und nicht Panem. Schön musste das gewesen sein. Ein Land voller Kapitole. Was für ein Verlust..."


Der dritte Teil der Geschichte spielt dann in Distrikt 12 und schlägt abermals einen ganz anderen Erzählton an. Zunächst fragt man sich, was dieses düstere und doch wenig funktional erscheinende Anhängsel nach dem Ende der Hungerspiele soll, das man recht ziellos verfolgt. Dann schockiert Suzanne Collins jedoch immer wieder mit einer unbarmherzigen Wendung und zerschlägt all die Sympathie, die wir langsam und vorsichtig für Coriolanus aufgebaut haben, hart und gründlich. Dieser letzte Teil beschäftigt sich also nochmals viel mehr mit dem Innenleben unseres Protagonisten und lässt andeuten, wie er zu dem eiskalten Tyrannen werden konnte, den wir aus der Trilogie kennen. Leider findet diese Entwicklung ganz im Gegenteil zur vorherigen Vorgehensweise, die eher mit subtilen Andeutungen gearbeitet hatte, ziemlich überhastet statt und wirkte somit auf mich zu erzwungen. Als nettes Extra bekommen wir hier auch noch ein paar Querverweise zur Haupttrilogie und treffen beispielsweise auf Spotttölpel (die in Coriolanus sofort ein Gefühl der Abneigung hervorrufen), erfahren die Geschichte hinter dem bekannten Lied vom Henkersbaum und lernen die Friedenswächter, die bislang eher blasse, namenslose Klonkrieger in meinem Kopf waren, näher kennen. Dieser letzte Abschnitt versucht also ganz klar, eine Brücke zur späteren Reihe zu schlagen, ließ mich aber in erster Linie verwirrt zurück. Falls es hier einen doppelten Boden gab, habe ich ihn wohl überlesen.


"Du bist mein, und ich bin dein. Das steht in den Sternen geschrieben."
"Dann gibt es wohl kein Entrinnen." Er beugte sich hinüber und küsste sie, die Wangen heiß vor Glück."


Es kommt auf den letzten Seiten nämlich einiges ganz anders als gedacht und viele Fragen bleiben offen, die durchaus Luft für eine Fortsetzung lassen würden. Falls es jedoch zu keinem zweiten Panem X kommen sollte, dürfen wir uns immerhin auf die Verfilmung von freuen, die bereits vor Monaten angekündigt wurde und bei der wieder Regisseur Francis Lawrence und die Autorin selbst mitwirken werden. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie sie diese Geschichte filmisch umsetzen wollen, die so anders ist als die Trilogie, jedoch alles in allem wunderbar in das gezeichnete Gesamtbild passt.


"Die Menschen sind gar nicht so schlecht", entgegnete sie. "Nur das, was die Welt ihnen antut. (...) Ich glaube der Mensch ist im Kern gut. Man weiß genau, wann man die Grenzen zum Bösen überschreitet, und es ist eine ständige Herausforderung im Leben, auf der richtigen Seite dieser Grenze zu bleiben."



Fazit:


Mit "Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange" hat Suzanne Collins ein Prequel geschrieben, das vielleicht nicht unbedingt notwendig war, sich aber wunderbar stimmig und rund in die Welt Panems einfügt. Wir verfolgen hier nicht nur die Entwicklung eines ambivalenten Protagonisten, sondern bekommen einen Einblick in ein verwirrtes Nachkriegs-Panem im Ringen um Beherrschung, Stabilität, Aufschwung und dem Widerherstellen einer sicheren Weltordnung. Zwar entwickelt das Prequel nicht denselben Sog wie die Haupttrilogie und geht auch lange nicht so nahe, dennoch bin ich sehr gerne in die dystopische Welt Panems zurückgekehrt.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Man muss diese 160 Seiten voller Wunder und Weisheiten einfach lieben!

Juno und die Reise zu den Wundern
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"Juno und die Reise zu den Wundern" ist eine Geschichte, deren Genreeinteilung mich vor eine große Herausforderung gestellt hat. Denn was Schauspielerin Judith Hoersch hier gezaubert hat, liegt irgendwo ...

"Juno und die Reise zu den Wundern" ist eine Geschichte, deren Genreeinteilung mich vor eine große Herausforderung gestellt hat. Denn was Schauspielerin Judith Hoersch hier gezaubert hat, liegt irgendwo zwischen Kinderbuch, Abenteuerroman, Fantasygeschichte und Ratgeber. Doch egal, ob man die Geschichte nun als narratives Sachbuch versteht, sich an den kindlichen Träumereien erfreut oder Junos Abenteuer als Weg aus dem Corona-Fernweh nutzt - man muss diese 160 Seiten voller Wunder und Weisheiten einfach lieben!



"Sie sah auf die riesige Stadt hinab, deren Größe sie niemals fassen konnte. Wie viele Menschen dachten genau in diesem Moment an einen Elefanten (inklusive aller Kinder)? Zweihundertsechsundachzigtausend. Wie viele träumten von der großen Liebe. Alle."



Das Cover erinnert mit der Zeichnung eines Heißluftballons, eines fliegenden Hauses und allerlei Motive wie rote Turnschuhe, Federn und ein Mädchen mit roten Locken auf den ersten Blick an ein Kinderbuch. Und das ist auch meines Erachtens so beabsichtigt, denn die Geschichte hat etwas Kindliches, Naives, Träumerisches an sich, dass an ein Kinderbuch erinnert. Dennoch richtet sich der Inhalt in erster Linie an Erwachsene oder solche, die es noch werden wollen und erzählt in Form einer anschaulichen Fabel - weshalb auch der Untertitel "Eine fabelhafte Geschichte" ganz wunderbar passt - von der Schönheit des Lebens, der Weisheit des Loslassens und den vielen Wundern, die auf uns warten, wenn wir nur genau hinsehen.



Erster Satz: "Als Kind wünschte sich Juno, eine Nixe zu sein."



Wir begleiten die junge Juno dabei durch ihre Kindheit, sind bei ihrem ersten Schritt in die Welt bei ihr, als sie in der "schielenden Stadt" nach Halt und Orientierung sucht und folgen ihr dann auf eine Weltreise, die allerhand wunderlicher Erlebnisse, Begegnungen und Offenbarungen für sie und den Leser bereithält. Die Namen der bereisten Länder tragen dabei charakteristische Fantasienamen wie "Das Land der qualmenden Köpfe" (Deutschland), "Das Land der runden Brote" (Italien), "Das Land der liebenden Herzen" (Frankreich), welche jedoch durch Junos Beschreibungen nach einiger Zeit entschlüsselt und zugeordnet werden können. Auch Städte und ganze Kontinente tragen fantasievolle Namen wie "Das Reich der Mutter" (Afrika) oder "Die Stadt der klingenden Gondeln" (Venedig), die die Fantasie anregen und zum Rätseln verleiten, wohin die Reise diesmal geht. Bei einigen schwierigeren Nüssen hilft eine illustrierte Weltkarte mit Legende aus, die sich in den Innenseiten der Buchdeckel befindet.



"Das Leben ist kein einfacher und gradliniger Weg, aber wir müssen uns dennoch bewegen. Du musst dich herausfordern, um deine Kräfte kennenzulernen. Damit sie dich finden können."
Eine Pause entstand.
"Was? Was soll mich finden?"
Wieder eine Pause. Dann hörte Juno erneut Stimme von Mr. James. Sie war leise wie ein Flüstern, aber sie klang tief und sicher: "Die Wunder."



Aus jedem bereisten Land nimmt Juno eine Lektion mit, die sie durch Beobachtungen, Begegnungen, Gespräche oder Wunder gelernt hat. Diese 10 Lektionen, die an einen Selbstfindungs-Ratgeber erinnern, sind genau wie anderes, was Juno in ihr Tagebuch schreibt, für den Leser grau hinterlegt abgedruckt und finden sich auch am Ende der Geschichte nochmal gesammelt. Ich habe mittlerweile schon eine ganze Menge Selbstfindungs-Ratgeber und andere Sachbücher zum "Sinn des Lebens" gelesen und war oftmals ein wenig von der plumpen und fantasielosen Aufmachung sowie von den phrasenhaften Lehrsprüchen enttäuscht. Durch die Einbindung in eine fantasievolle Reisegeschichte, die erst auf den zweiten Blick Lebensweisheiten verkünden und in erster Linie vor allem den Leser zum Träumen bringen will, hat Judith Hoersch dieses Problem geschickt umgangen. Ob man die durch originelle Erzählungen untermauerten Weisheiten mitnehmen will, oder ob man sich als Leser auf einen anderen Aspekt der Geschichte konzentriert, ist so jedem selbst überlassen.



"Irgendwann ließ sich Juno vor Erschöpfung in den Sand fallen, und es wurde still. Alles war nun aufs Meer gerollt und in den Wellen versunken. Alles, was sie nicht mehr brauchte, hatten die Wellen mitgenommen. In ihrem Inneren war kein Schrei mehr übrig. Nur noch Stille, und in dieser Stille nahm etwas Großes Platz, das Juno noch nicht kannte, aber als Frieden empfand."



Weiterhin positiv aufgefallen sind mir die sehr kurzen Kapitel, die alle Titel tragen, die das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern und die neun Illustrationen von Maria Martin, die das Gelesene lebendig untermauern. Das einzig Negative an dieser Geschichte ist ihre Länge, beziehungsweise ihre Kürze. "Juno und die Reise zu den Wundern" hätte meines Erachtens gerne doppelt so lang sein können, da die Geschichte zuerst ein wenig aufgesetzt klang und erst nach und nach ihre Magie entfaltete. Außerdem war hier vieles nur knapp angeschnitten, was man auch länger hätte ausführen können. So hatte ich die Geschichte an einem einzigen Abend durchgelesen und hätte gerne noch weitergetäumt...



"In der Ferne war es einfach, über alles zu staunen; aber in der Heimat nicht blind zu werden für die Schönheit direkt vor der Haustür war das eigentliche Kunststück."




Fazit:

Was Judith Hoersch hier gezaubert hat, liegt irgendwo zwischen Kinderbuch, Abenteuerroman, Fantasygeschichte und Ratgeber und erzählt von der Schönheit des Lebens, der Weisheit des Loslassens und den vielen Wundern, die auf uns warten, wenn wir nur genau hinsehen. Man muss diese 160 Seiten voller Wunder und Weisheiten einfach lieben!

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Man muss diese 160 Seiten voller Wunder und Weisheiten einfach lieben!

Juno und die Reise zu den Wundern
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"Juno und die Reise zu den Wundern" ist eine Geschichte, deren Genreeinteilung mich vor eine große Herausforderung gestellt hat. Denn was Schauspielerin Judith Hoersch hier gezaubert hat, liegt irgendwo ...

"Juno und die Reise zu den Wundern" ist eine Geschichte, deren Genreeinteilung mich vor eine große Herausforderung gestellt hat. Denn was Schauspielerin Judith Hoersch hier gezaubert hat, liegt irgendwo zwischen Kinderbuch, Abenteuerroman, Fantasygeschichte und Ratgeber. Doch egal, ob man die Geschichte nun als narratives Sachbuch versteht, sich an den kindlichen Träumereien erfreut oder Junos Abenteuer als Weg aus dem Corona-Fernweh nutzt - man muss diese 160 Seiten voller Wunder und Weisheiten einfach lieben!



"Sie sah auf die riesige Stadt hinab, deren Größe sie niemals fassen konnte. Wie viele Menschen dachten genau in diesem Moment an einen Elefanten (inklusive aller Kinder)? Zweihundertsechsundachzigtausend. Wie viele träumten von der großen Liebe. Alle."



Das Cover erinnert mit der Zeichnung eines Heißluftballons, eines fliegenden Hauses und allerlei Motive wie rote Turnschuhe, Federn und ein Mädchen mit roten Locken auf den ersten Blick an ein Kinderbuch. Und das ist auch meines Erachtens so beabsichtigt, denn die Geschichte hat etwas Kindliches, Naives, Träumerisches an sich, dass an ein Kinderbuch erinnert. Dennoch richtet sich der Inhalt in erster Linie an Erwachsene oder solche, die es noch werden wollen und erzählt in Form einer anschaulichen Fabel - weshalb auch der Untertitel "Eine fabelhafte Geschichte" ganz wunderbar passt - von der Schönheit des Lebens, der Weisheit des Loslassens und den vielen Wundern, die auf uns warten, wenn wir nur genau hinsehen.



Erster Satz: "Als Kind wünschte sich Juno, eine Nixe zu sein."



Wir begleiten die junge Juno dabei durch ihre Kindheit, sind bei ihrem ersten Schritt in die Welt bei ihr, als sie in der "schielenden Stadt" nach Halt und Orientierung sucht und folgen ihr dann auf eine Weltreise, die allerhand wunderlicher Erlebnisse, Begegnungen und Offenbarungen für sie und den Leser bereithält. Die Namen der bereisten Länder tragen dabei charakteristische Fantasienamen wie "Das Land der qualmenden Köpfe" (Deutschland), "Das Land der runden Brote" (Italien), "Das Land der liebenden Herzen" (Frankreich), welche jedoch durch Junos Beschreibungen nach einiger Zeit entschlüsselt und zugeordnet werden können. Auch Städte und ganze Kontinente tragen fantasievolle Namen wie "Das Reich der Mutter" (Afrika) oder "Die Stadt der klingenden Gondeln" (Venedig), die die Fantasie anregen und zum Rätseln verleiten, wohin die Reise diesmal geht. Bei einigen schwierigeren Nüssen hilft eine illustrierte Weltkarte mit Legende aus, die sich in den Innenseiten der Buchdeckel befindet.



"Das Leben ist kein einfacher und gradliniger Weg, aber wir müssen uns dennoch bewegen. Du musst dich herausfordern, um deine Kräfte kennenzulernen. Damit sie dich finden können."
Eine Pause entstand.
"Was? Was soll mich finden?"
Wieder eine Pause. Dann hörte Juno erneut Stimme von Mr. James. Sie war leise wie ein Flüstern, aber sie klang tief und sicher: "Die Wunder."



Aus jedem bereisten Land nimmt Juno eine Lektion mit, die sie durch Beobachtungen, Begegnungen, Gespräche oder Wunder gelernt hat. Diese 10 Lektionen, die an einen Selbstfindungs-Ratgeber erinnern, sind genau wie anderes, was Juno in ihr Tagebuch schreibt, für den Leser grau hinterlegt abgedruckt und finden sich auch am Ende der Geschichte nochmal gesammelt. Ich habe mittlerweile schon eine ganze Menge Selbstfindungs-Ratgeber und andere Sachbücher zum "Sinn des Lebens" gelesen und war oftmals ein wenig von der plumpen und fantasielosen Aufmachung sowie von den phrasenhaften Lehrsprüchen enttäuscht. Durch die Einbindung in eine fantasievolle Reisegeschichte, die erst auf den zweiten Blick Lebensweisheiten verkünden und in erster Linie vor allem den Leser zum Träumen bringen will, hat Judith Hoersch dieses Problem geschickt umgangen. Ob man die durch originelle Erzählungen untermauerten Weisheiten mitnehmen will, oder ob man sich als Leser auf einen anderen Aspekt der Geschichte konzentriert, ist so jedem selbst überlassen.



"Irgendwann ließ sich Juno vor Erschöpfung in den Sand fallen, und es wurde still. Alles war nun aufs Meer gerollt und in den Wellen versunken. Alles, was sie nicht mehr brauchte, hatten die Wellen mitgenommen. In ihrem Inneren war kein Schrei mehr übrig. Nur noch Stille, und in dieser Stille nahm etwas Großes Platz, das Juno noch nicht kannte, aber als Frieden empfand."



Weiterhin positiv aufgefallen sind mir die sehr kurzen Kapitel, die alle Titel tragen, die das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern und die neun Illustrationen von Maria Martin, die das Gelesene lebendig untermauern. Das einzig Negative an dieser Geschichte ist ihre Länge, beziehungsweise ihre Kürze. "Juno und die Reise zu den Wundern" hätte meines Erachtens gerne doppelt so lang sein können, da die Geschichte zuerst ein wenig aufgesetzt klang und erst nach und nach ihre Magie entfaltete. Außerdem war hier vieles nur knapp angeschnitten, was man auch länger hätte ausführen können. So hatte ich die Geschichte an einem einzigen Abend durchgelesen und hätte gerne noch weitergetäumt...



"In der Ferne war es einfach, über alles zu staunen; aber in der Heimat nicht blind zu werden für die Schönheit direkt vor der Haustür war das eigentliche Kunststück."




Fazit:

Was Judith Hoersch hier gezaubert hat, liegt irgendwo zwischen Kinderbuch, Abenteuerroman, Fantasygeschichte und Ratgeber und erzählt von der Schönheit des Lebens, der Weisheit des Loslassens und den vielen Wundern, die auf uns warten, wenn wir nur genau hinsehen. Man muss diese 160 Seiten voller Wunder und Weisheiten einfach lieben!

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Verrückter und bunter als dieser Roman kann man eine Liebesgeschichte kaum erzählen.

Das Rosie-Projekt
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Die Eindrücke:

Handlung: Salsa-Übungsstunden mit Lehrskeletten, New York Trips ins Naturkundemuseeum, diverse illegale DNA-Klau-Aktionen, Jackett-Vorfälle in Restaurants, lange Cocktailnächte und missglücktes ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Salsa-Übungsstunden mit Lehrskeletten, New York Trips ins Naturkundemuseeum, diverse illegale DNA-Klau-Aktionen, Jackett-Vorfälle in Restaurants, lange Cocktailnächte und missglücktes Speed-Dating - verrückter und bunter als dieser Roman kann man eine Liebesgeschichte kaum erzählen. Zwar erscheint hier vieles, was Don und Rosie anstellen, um an DNA für das "Vater-Projekt" zu gelangen, ein wenig überspitzt und wie in den besten romantischen Komödien sind auch hier einige Szenen einen Hauch drüber, aber da die Geschichte so originell und vielseitig erzählt ist, verzeiht man das gerne. Der Drehbuch-Ursprung des "Rosie Projekts" merkt man der Szenengestaltung noch ein wenig an - gerade im Mittelteil ist alles sehr bildlich und knapp gehalten.

Schreibstil:
Graeme Simsion schreibt zuckersüß, spritzig und herrlich selbstironisch aus der Sicht unseres "Aspi"-Protagonisten Don, dessen andere Konfiguration seines Gehirns (so drückt er seine Normabweichung aus, die zu diversen gesellschaftlichen Fehlern im zwischenmenschlichen Umgang führt, ihm jedoch auch unfassbare Fähigkeiten verleiht) dem Leser die ein oder andere absurde Situation beschert. Der wundervolle Humor des Autors lädt dabei dazu ein, mit dem Protagonisten über seine Köpfer in etliche Fettnäpfchen zu lachen und nicht über ihn.

Charaktere
: Don mit seiner analytischen Denkweise, seinen oftmals fruchtlosen Anstrengungen, als normal zu erscheinen und seinen nüchternen, staubtrockenen Kommentaren muss man einfach gernhaben. Statt nur eine Karikatur seines Krankheitsbildes abzuliefern hat der Autor es geschafft, ihn sehr feinfühlig und komplex zu zeichnen, sodass wir ihn in all seiner Genialität und Unbeholfenheit lieben lernen. Sein Gegenpart Rosie hingegen bleibt sehr blass und rätselhaft, da sie auch Don, auf dessen Sicht unser Einblick in die Geschichte durch die Wahl der Erzählperspektive beschränkt ist, oft ein Rätsel ist. Im Schlusswort schreibt der Autor, dass Rosie ursprünglich mal Klara hieß und eine nerdige Ungarin war - und genauso liest sich die Geschichte, als könnte man Rosie beliebig durch jemand anderen ersetzen. Das kann dem positiven Gesamtbild aber nur einen geringfügigen Dämpfer versetzen.


Das Zitat:

"Rosie hat drei Mängel identifiziert. Fehler Nummer eins sei meine Unfähigkeit zu lieben. Jetzt bleiben nur noch zwei, die ich beheben muss."
"Und die wären?"
"Gesellschaftliche Inkompetenz und das Festhalten an Terminplänen. Ein Kinderspiel"


Das Urteil:

Graeme Simsion schreibt zuckersüß, spritzig und herrlich selbstironisch aus der Sicht unseres "Aspi"-Protagonisten Don, dessen andere Konfiguration seines Gehirns dem Leser die ein oder andere absurde Situation beschert, eine verrückte und bunte Liebesgeschichte. Don ist dabei sehr feinfühlig und komplex gezeichnet, sodass wir ihn in all seiner Genialität und Unbeholfenheit lieben lernen, während jedoch Rosie recht blass bleibt.

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Veröffentlicht am 22.10.2020

Verrückter und bunter als dieser Roman kann man eine Liebesgeschichte kaum erzählen.

Das Rosie-Projekt
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Die Eindrücke:

Handlung: Salsa-Übungsstunden mit Lehrskeletten, New York Trips ins Naturkundemuseeum, diverse illegale DNA-Klau-Aktionen, Jackett-Vorfälle in Restaurants, lange Cocktailnächte und missglücktes ...

Die Eindrücke:

Handlung:
Salsa-Übungsstunden mit Lehrskeletten, New York Trips ins Naturkundemuseeum, diverse illegale DNA-Klau-Aktionen, Jackett-Vorfälle in Restaurants, lange Cocktailnächte und missglücktes Speed-Dating - verrückter und bunter als dieser Roman kann man eine Liebesgeschichte kaum erzählen. Zwar erscheint hier vieles, was Don und Rosie anstellen, um an DNA für das "Vater-Projekt" zu gelangen, ein wenig überspitzt und wie in den besten romantischen Komödien sind auch hier einige Szenen einen Hauch drüber, aber da die Geschichte so originell und vielseitig erzählt ist, verzeiht man das gerne. Der Drehbuch-Ursprung des "Rosie Projekts" merkt man der Szenengestaltung noch ein wenig an - gerade im Mittelteil ist alles sehr bildlich und knapp gehalten.

Schreibstil:
Graeme Simsion schreibt zuckersüß, spritzig und herrlich selbstironisch aus der Sicht unseres "Aspi"-Protagonisten Don, dessen andere Konfiguration seines Gehirns (so drückt er seine Normabweichung aus, die zu diversen gesellschaftlichen Fehlern im zwischenmenschlichen Umgang führt, ihm jedoch auch unfassbare Fähigkeiten verleiht) dem Leser die ein oder andere absurde Situation beschert. Der wundervolle Humor des Autors lädt dabei dazu ein, mit dem Protagonisten über seine Köpfer in etliche Fettnäpfchen zu lachen und nicht über ihn.

Charaktere
: Don mit seiner analytischen Denkweise, seinen oftmals fruchtlosen Anstrengungen, als normal zu erscheinen und seinen nüchternen, staubtrockenen Kommentaren muss man einfach gernhaben. Statt nur eine Karikatur seines Krankheitsbildes abzuliefern hat der Autor es geschafft, ihn sehr feinfühlig und komplex zu zeichnen, sodass wir ihn in all seiner Genialität und Unbeholfenheit lieben lernen. Sein Gegenpart Rosie hingegen bleibt sehr blass und rätselhaft, da sie auch Don, auf dessen Sicht unser Einblick in die Geschichte durch die Wahl der Erzählperspektive beschränkt ist, oft ein Rätsel ist. Im Schlusswort schreibt der Autor, dass Rosie ursprünglich mal Klara hieß und eine nerdige Ungarin war - und genauso liest sich die Geschichte, als könnte man Rosie beliebig durch jemand anderen ersetzen. Das kann dem positiven Gesamtbild aber nur einen geringfügigen Dämpfer versetzen.


Das Zitat:

"Rosie hat drei Mängel identifiziert. Fehler Nummer eins sei meine Unfähigkeit zu lieben. Jetzt bleiben nur noch zwei, die ich beheben muss."
"Und die wären?"
"Gesellschaftliche Inkompetenz und das Festhalten an Terminplänen. Ein Kinderspiel"


Das Urteil:

Graeme Simsion schreibt zuckersüß, spritzig und herrlich selbstironisch aus der Sicht unseres "Aspi"-Protagonisten Don, dessen andere Konfiguration seines Gehirns dem Leser die ein oder andere absurde Situation beschert, eine verrückte und bunte Liebesgeschichte. Don ist dabei sehr feinfühlig und komplex gezeichnet, sodass wir ihn in all seiner Genialität und Unbeholfenheit lieben lernen, während jedoch Rosie recht blass bleibt.

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