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Veröffentlicht am 22.10.2020

Das Schattentor

Ministry of Souls – Das Schattentor
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Mit „Ministry of Souls – Das Schattentor“ hat der Autor Akram El- Bahay ein Fantasy- Buch geschrieben, in dem Geister und auch das Leben nach dem Tod eine wesentliche Rolle spielen. „Das Schattentor“ ist ...

Mit „Ministry of Souls – Das Schattentor“ hat der Autor Akram El- Bahay ein Fantasy- Buch geschrieben, in dem Geister und auch das Leben nach dem Tod eine wesentliche Rolle spielen. „Das Schattentor“ ist ein Reihenauftakt, in welcher Jack, Oz und Prinzessin Naima im Mittelpunkt stehen.

Klappentext:
London, 1850: Unbemerkt von der Öffentlichkeit sorgt das Ministerium für endgültige Angelegenheiten dafür, die Seelen Verstorbener auf die andere Seite zu befördern. Der angehende Soulman Jack will sich endlich im Außeneinsatz beweisen. Sein erster Auftrag führt ihn ausgerechnet auf das Gelände des Buckingham Palace. Dort wurde eine arabische Gesandtschaft ermordet. Jack soll den Tatort von ihren Geistern befreien — und entdeckt, dass Naima, die Tochter des Emirs, noch lebt. Als er ihr helfen will, wird er von einem schattenartigen Biest angegriffen. Um Naima zu schützen, befördert Jack sie in die Zwischenwelt! Und bricht damit eine der wichtigsten Regeln der Soulmen.

Ich habe aus der Feder von Akram El- Bahay schon einige Bücher gelesen. Ich kenne sowohl einige seiner Kinder- und Jugendbücher, aber besonders seine „Flammenwüste“- Reihe kann ich wärmstens empfehlen. Da ich seine Bücher bisher durchweg gelungen fand und jedes mich auf seine Art begeistern konnte, waren meine Erwartungen an dieses Buch sehr hoch und auch die Leseprobe war sehr vielversprechend.
Wie ich es bereits aus seinen vorherigen Büchern gewohnt war, war auch dieses Mal der Schreibstil wieder ein Genuss. Dieser ist locker, leicht und sehr bildhaft. Gekonnt wird eine Atmosphäre aufgebaut und als Leser fühlt man sich in das London im Jahre 1850 versetzt – man hat das Gefühl, mit den Kutschen durch London zu fahren oder auch beim Bau des Bahnhofes dabei zu sein. Ein wundervolles Setting wird erzeugt. El- Bahay schafft es, dass mir Bilder im Kopf entstanden sind und ich wirklich das Gefühl hatte, mitten in London zu sein und zusammen mit den Charakteren ein spannendes Abenteuer zu bestreiten. Die Gestaltung der Zwischenwelt und auch die Prinzipien dieser Geisterwelt konnten mich überzeugen. Hier zeigt El- Bahay welches Talent er hat. Auf magische Weise hat er eine komplexe und atmosphärische Welt geschaffen, die ihre eigenen Richtlinien hat. Auf vielseitige Weise wird Spannung erzeugt. Ich habe quasi an den Seiten geklebt und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, wie es mit Jack, Oz und Naima weitergeht. Auch wird hier auf unnötige Längen verzichtet. Es gibt knappe Kapitel und auch die Sichtweise der Prinzessin wird beleuchtet, sodass nochmal zusätzliche Spannung erzeugt, auch kann man dadurch auch ihre Sichtweise und Denkweise besser verstehen.
In diesem Reihenauftakt lernt man die Protagonisten besser kennen. Jack ist ein angehender Soulman und man merkt, wie viel es ihm bedeutet, endlich nicht mehr ein Soulman in Ausbildung zu sein. Er hat in seinem Leben schon einiges erleben müssen, hatte nicht immer ein leichtes Leben und kennt auch die Schattenseiten von London. Oftmals hat er einen cleveren Spruch auf den Lippen. Doch leider ist er teilweise etwas hilf- und auch kopflos. Ohne Hilfe von anderen wäre er total aufgeschmissen in der Geschichte gewissen und leider verlässt er sich auch – meiner Meinung nach – viel zu oft auf diese. Er überlässt es einfach anderen und vertraut darauf, dass diese die Situation meistern. Sein weiblicher Gegenpart ist die orientalische Prinzessin Naima. Sie und Jack lernen sich kennen, weil auf ihre Familie ein Mordanschlag im Buckingham Palace verübt wurde, welcher sehr mysteriös ist. Sie wirkte auf mich teilweise noch ein wenig unausgereift. Naima rebelliert gegen ihre Prinzessinnen- Rolle, sie möchte nicht nur als reiche Schönheit angesehen werden, stattdessen interessiert sie sich für Selbstverteidigung und auch so eine starke und selbstbewusste Frau. Dennoch hat sie eher kleinere Passagen, sodass ich mir von ihr kein richtiges Bild machen konnte. Was mir persönlich etwas missfallen hat, ist die Beziehung zwischen Jack und Naima. Ihre Entwicklung zueinander ging mir besonders am Ende der Geschichte etwas zu schnell. Die beiden haben nur kurze Auftritte miteinander und dennoch haben sie eine tiefe Beziehung zueinander. Mein persönlicher Liebling ist Oz. Am Anfang war meine Einstellung zu ihm eher skeptisch, er ist ein etwas überheblicher Nerd, der sich am Anfang ganz schön überschätzt, wobei er hierfür schnell die Quittung bekommt. Aber er hat sich im Verlauf der Story echt zum positiven entwickelt. Er ist humorvoll und clever und dabei hat er immer einen tollen Spruch auf den Lippen. Mit Freude habe ich seine Weiterentwicklung mit verfolgt und besonders sein Charakter hat dieses Buch zu etwas besonderem für mich gemacht. Aber es gibt auch noch weitere Nebencharaktere, die dieses Buch bereichert haben – hier möchte ich Agatha und auch Terry positiv erwähnen.
Der Cliffhanger schafft es dann nochmal, diesem Buch die Krönung aufzusetzen. Zu gerne würde man sofort weiterlesen und erfahren, wie es mit Jack, Naima und Oz weitergeht. Aber jetzt heißt es erstmal warten und hoffen, dass für die Protagonisten alles gut ausgeht.

Insgesamt konnte mich der Autor Akram El- Bahay mit seinem neuen Fantasy- Buch „Ministry of Souls – Das Schattentor“ wieder begeistern. Seine magischen Elemente, wie die Geister, die Soulman oder auch die Zwischenwelt fand ich sehr gelungen. Aber leider konnte mich der Protagonist Jack nicht ganz von sich überzeugen. Dafür fand ich seinen Mitspieler Oz umso gelungener. Dafür möchte ich 4 Sterne vergeben und bin schon auf die Weiterführung der Geschichte gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Fantasie
Veröffentlicht am 27.09.2020

Die Magierin

Der Orden des geheimen Baumes - Die Magierin
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Die Autorin Samantha Shannon hat mit „Der Orden des geheimen Baumes – Die Magierin“ den Auftakt einer geplanten Dilogie geschrieben. Die englische Originalausgabe von diesem Fantasy- Buch wurde für die ...

Die Autorin Samantha Shannon hat mit „Der Orden des geheimen Baumes – Die Magierin“ den Auftakt einer geplanten Dilogie geschrieben. Die englische Originalausgabe von diesem Fantasy- Buch wurde für die deutsche Übersetzung in zwei Teile gesplittet.

Klappentext:
Eine Welt voller Drachen, starker Frauenfiguren und politischer Intrigen – umwerfender Fantasy-Stoff grandios erzählt! In ihrem epischen Fantasy-Roman „Der Orden des geheimen Baumes“ hebt Samantha Shannon das Genre auf die nächste Stufe. Mächtige Frauen lenken und beeinflussen das Schicksal ihrer Welt, ob als Königin, Magierin oder Drachenreiterin. Doch die Welt ist geteilt: Während im Westen alle Drachen als absolut böse verdammt werden, werden diese im Osten als göttergleiche Wesen verehrt. Trotz dieser gegensätzlichen Weltanschauungen müssen die Menschen des Ostens und des Westens zusammenarbeiten, als ein riesiger bösartiger Drache aus der Vergangenheit wieder aufersteht. Drei starke Frauen nehmen die Herausforderung an, die Bewohner beider Reiche zu vereinen, um die Menschheit zu retten… In diesen Momenten – wenn Glaubenssysteme kollidieren und eine detailreiche Welt entsteht – ist Samantha Shannon in Bestform.

Dieses Buch wurde im englischsprachigen Raum gehypt. Daher war ich schon sehr auf den Inhalt des Buches gespannt. Der Klappentext klang wirklich vielversprechend – ein Fantasywerk voller Drachen und Magie. Daher habe ich mich voller Vorfreude in dieses Buch gewagt, war bereit Abenteuer zu bestreiten, der Bestie ins Maul zu schauen. Und ich habe etwas anderes bekommen, als ich erwartet hätte. Aber dennoch konnte es mich auf seine Art überzeugen.
Die Aufmachung von diesem High Fantasy Buch ist voller liebevoller Zugaben. Es gibt detailreiche Karten und ein umfangreiches Personenverzeichnis, welches wirklich aus vielen Seiten besteht. Auch ein Glossar wurde beigefügt. Besonders zu Beginn habe ich die Karte gerne zu Rate gezogen, wobei die Darstellung von dieser leider in meinem Kindle unvorteilhaft ist.
Auf den ersten Seiten hatte ich ganz schon zu kämpfen. Ich wurde quasi mit Namen und auch Informationen überflutet und musste erst lernen, mich zu orientieren. Es gab viele Namen, welche auch alle sehr ungewöhnlich waren. Diese musste ich erst einmal sortieren und auch in die verschiedenen Lager einsortieren, auch in welcher Beziehung diese zueinander standen, war nicht immer einfach zu erfassen. Aber auch die Menge an Informationen, zum Beispiel in Bezug auf die Religion oder die Vergangenheit, die Geschichte eines Reiches, muss man erst einmal sortieren. Man muss sich wirklich sehr konzentrieren, damit man all dies aufnehmen und verarbeiten kann. Daher kommen einen die ersten Seiten recht langwierig vor. Ich musste mich durch diese ersten Seiten hindurch beißen, aber dies hat sich gelohnt.
Auch braucht dieser Reihenauftakt einige Seiten, bis Spannung aufgebaut wird. Zu Beginn plätschert die Story recht langsam vor sich hin – man lernt die Welt und die darin wandelnden Personen erst einmal besser kennen. Langsam aber stetig steigt die Spannung und am Ende kann man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Die Welt ist ziemlich komplex. Shannon hat viele Legenden und auch mythologische Erzählungen in diese Geschichte einfließen lassen. Es gibt vielseitige Länder, welche alle eine unterschiedliche Geschichte haben, andere Glaubensfassungen oder Interpretationen der Legenden. Es macht Spaß, diese zu entdecken und die Zusammenhänge zu erkennen. Auch ist dieses Buch mit Magie und auch Drachen ausgestattet. Nicht jeder Drache ist gleich, es gibt verschiedene Unterkategorien. Auch Magie wird nicht in jeder Region gleich behandelt. Es gibt welche, in dem diese Personen als Hexen beschimpft werden. Auch ist diese Welt geprägt von starken Frauen. Die Rollenverteilung ist hier nicht so männerdominant, wie man es aus anderen Büchern gewohnt ist.
Auch die Charakterdarstellung war einfallsreich und komplex. Es gibt mehrere Protagonisten, sodass dieses Buch aus verschiedenen Handlungssträngen erzählt wird. Dadurch bekommt man einen vielseitigeren Einblick in das Geschehen. Ist an mehreren Enden dieser Welt aktiv dabei und kann erfahren, was bei diesen verschiedenen Ecken so los ist. Ead ist eine Kammerzofe am Hofe von Königin Sabran, auch beschützt sie diese heimlich und birgt noch das ein oder andere Geheimnis. Sabran hat ein schweres Schicksal, auf ihren Schultern muss sie ein frauendominierendes Königreich tragen. Sie hat es nicht immer leicht und muss einige Probleme bewältigen. Dann ist da noch Tané, sie wohnt in einem entfernteren Land und ist in einer Ausbildung zur Drachenreiterin. Ihr Schicksal ist noch nicht besiegelt, sie muss sich erst noch beweisen, dass sie die Ehre haben wird, um eine Drachenreiterin zu werden. Und dann gibt es noch Niclay, er lebt im Exil und ist ein Alchimist, welcher früher auch am Hofe von Königin Sabran gelebt hat. Auch sein Part ist für den Verlauf der Geschichte bedeutend, auch wenn man dies zuerst nicht vermuten würde. Loth ist ein weiterer wichtiger Part dieser Story, auch er ist ein Vertrauter der Königin. Er muss einen schweren Weg gehen und dabei seine Grenzen überschreiten.
Dadurch, dass die deutsche Übersetzung gesplittet wurde, ist das Ende ziemlich offen. Daher würde man nur zu gerne sofort weiter lesen. Aber schon bald soll der zweite Teil erscheinen, man muss nicht zu lange warten.

Insgesamt konnte mich Samantha Shannon mit ihrem High- Fantasy- Buch „Der Orden des geheimen Baumes – Die Magierin“ ein eher ruhiger Auftakt. Man muss erst einmal die komplexe Welt und auch die vielschichtigen Charaktere kennen lernen. Der Einstieg in dieses Werk ist mir nicht so leicht gefallen, aber es hat sich gelohnt, sich durch diese ersten Seiten durchzukämpfen. Danach war ich von der Handlung gebannt und wollte einfach nur noch wissen, wie es weitergeht. Daher möchte ich 4 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 23.07.2020

Ostfriesennacht

Ostfriesennacht
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Mit dem Kriminalroman „Ostfriesennacht“ hat der Autor Klaus- Peter Wolf den dreizehnten Fall rund um die Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen geschrieben. Dieser lässt sich auch ohne Probleme ohne jegliche ...

Mit dem Kriminalroman „Ostfriesennacht“ hat der Autor Klaus- Peter Wolf den dreizehnten Fall rund um die Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen geschrieben. Dieser lässt sich auch ohne Probleme ohne jegliche Vorkenntnisse aus den bisherigen Bänden lesen. Auch ich bin mit „Ostfriesennacht“ Quereinsteiger gewesen und dies wird wohl auch nicht mein letztes Buch von Wolf gewesen sein.

Klappentext:
Ein Mörder geht um in Ostfriesland. Einer, der Frauen in Ferienwohnungen tötet. Genau dort, wo sie sich am sichersten fühlen. Was verbindet diese Frauen? Haben die Morde etwas damit zu tun, dass alle Frauen ein Tattoo trugen?
Im dreizehnten Fall jagt Ann Kathrin Klaasen nicht nur einen psychopathischen Mörder, sondern sie versucht auch, ihren Mann Frank Weller von einem Desaster zu bewahren. Und zu allem Überfluss mischt sich auch noch das BKA ein.

Obwohl „Ostfriesennacht“ mein erstes Buch von Klaus- Peter Wolf war und ich damit noch keinerlei Vorkenntnisse von Ann Kathrin Klassen hatte, hatte ich keine Probleme in dieses Buch hineinzufinden. Dies lag zum einen an den direkten Einstieg. Man wird als Leser sofort in das Geschehen hineingeworfen und befindet sich sofort an einem zukünftigen Tatort. Man lernt das eine Opfer und seine aktuelle Situation kennen, wie diese junge Frau sich mit ihrem Freund streitet und welche Folgen dies für sie kurz darauf haben wird. Der Autor zögert nicht lange, nach dem man das Pärchen ein bisschen kennen gelernt hat, muss man sich auch schon wieder von dieser alltäglichen Situation verabschieden. Man wird als Leser Opfer von einem Mord und bekommt einen ersten Einblick in die Ermittlungsarbeiten. Aber der leichte Zugang zu dem Buch lag auch an dem angenehmen Schreibstil. Die Seiten fliegen nur so dahin und ehe man es sich versieht, ist man mitten im Geschehen. Gekonnt wird eine dichte Atmosphäre aufgebaut und man spürt quasi, wie der friesische Wind einem um die Nase weht. Mir haben die Landschaftsbeschreibungen ebenfalls gefallen, haben sie einen guten Eindruck von der Gegend vermittelt. Besonders die Beschreibungen vom Meer oder auch vom Watt fand ich hier ansprechend, sodass ich am liebsten selbst meine Zehen in das Watt getaucht hätte. Auch wird auf vielseitige Art Spannung aufgebaut, eine gewisse Sogwirkung wird aufgebaut. Zu gerne möchte man wissen, wie dieser Fall gelöst wird und was hinter dieser Mordserie steckt.
Leider hat mir die Charakterdarstellung in diesem Krimi nicht so gefallen. Zu Beginn hatte ich mit der Protagonistin Ann Kathrin Klaasen meine Startschwierigkeiten. Sie wirkte auf mich zu distanziert und unnahbar, teilweise schon zu emotionsarm. Ihre Ermittlungsmethoden fand ich dagegen gar nicht so ungewöhnlich, ist so etwas in der Literatur doch in vielen Facetten ein Thema. Ihre ruppige Art konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Auch erfährt man über sie in diesem Buch eher wenig, sodass sie mir nicht wirklich ans Herz gewachsen ist. Dies kann in anderen Teilen der Reihe jedoch ganz anders sein und zum Ende des Falles ist sie mir auch nahbarer erschienen, ich konnte sie zumindest teilweise verstehen. Im dreizehnten Fall ist ihr Mann Frank Weller eher im Mittelpunkt. An sich hat er sympathische Züge, er ist der Ruhepol der Beziehung, auch wirkt er bedachter und seine Vorliebe für Literatur kann ich nachvollziehen. Aber in diesem Werk hat Frank einen inneren Zwiespalt – er sorgt sich um seine Töchter und die Beziehung zu ihnen ist nicht immer einfach. Besonders Jule macht ihm Sorgen, sie hat einen neuen Freund, mit dem Frank nicht zufrieden ist. Dies verleitet ihn zu einigen unvernünftigen Taten, oftmals handelt er kopflos und gibt sich seiner inneren Eingebung hin, lässt da auch nicht mehr mit sich reden. Seinen Charakter konnte ich besser verstehen, auch fand ich ihn sympathischer, auch weil er aus Sorge um seine Tochter so übertrieben kopflos handelt und seine Karriere als Polizist riskiert. Die Nebenhandlung mit seiner Tochter Jule und ihrem neuen Freund nicht recht viel Raum im Buch ein. Ich persönlich fand, dass dies stellenweise zu viel war. Hier hätte mir weniger Input eher gefallen. Ein wichtiger Charakter und Teil des Ermittlerteams ist Rupert. Er ist schon recht speziell, ein richtiger Macho. Seine Sprüche oder auch seine Gedanken sind teilweise schon ein wenig grenzwertig, auch wenn man im Verlauf des Buches erkennen muss, dass er im Kern ein guter Freund ist. Allgemein haben mir bei der Charakterdarstellung ein paar Details gefehlt, welche diese lebendig gemacht hätten oder ein bisschen mehr Tiefgründigkeit gegeben hätte.
Auch finde ich es schade, dass die Ermittlungsarbeiten teilweise in den Hintergrund geraten sind. Hier hätte ich mir gewünscht, dass diese detailierter und auch vordergründiger thematisiert worden wären.

Insgesamt ist „Ostfriesennacht“ von Klaus- Peter Wolf ein unterhaltsamer Kriminalroman, der mich fesseln konnte. Auch wenn er ein paar kleine Defizite hat, habe ich dieses Buch genossen und ich werde definitiv noch mehr aus der Feder von Wolf lesen. Ich möchte für diesen Krimi 4 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 25.06.2020

Halligmord

Halligmord (Ein Minke-van-Hoorn-Krimi 1)
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Der Nordseekrimi „Halligmord“ von der Autorin Greta Henning spielt zum größten Teil auf der kleinen Hallig Nekpen. Dies ist der Auftakt von einer geplanten Krimireihe rund um die Kommissarin Minke van ...

Der Nordseekrimi „Halligmord“ von der Autorin Greta Henning spielt zum größten Teil auf der kleinen Hallig Nekpen. Dies ist der Auftakt von einer geplanten Krimireihe rund um die Kommissarin Minke van Hoorn.

Klappentext:
Ein herbstlicher Sturm an der friesischen Küste fördert ein düsteres Geheimnis zutage: Auf der kleinen Hallig Nekpen hat die See menschliche Knochen freigespült, die schon seit Jahrzehnten im friesischen Marschboden gelegen haben müssen. Wer war der Tote? Minke van Hoorn, ehemalige Meeresbiologin und erst seit kurzem als Kommissarin zurück in ihrer friesischen Heimat, hat bei ihrem ersten Fall eine harte Nuss zu knacken. Denn die beiden alteingesessenen Familien auf Nekpen wollen von dem Skelett unter der grünen Halligwiese nichts gewusst haben. Jeder kennt jeden, einige benehmen sich merkwürdig, friesisches Schweigen liegt über dem Fall. Dann verschwindet der Sohn des alten Deichgrafen, und längst vergangene Ereignisse scheinen plötzlich ihre Finger bis in die Gegenwart auszustrecken. Minke muss sich beeilen, denn der nächste Herbststurm kündigt sich an...

Der Reihenauftakt „Halligmord“ spielt an der Nordseeküste – man erwartet einen spannenden Kriminalroman mit entsprechendem Lokalkolorit.
Der Schreibstil von Henning ist flüssig und lässt sich angenehm lesen. Gekonnt schafft es die Autorin, dass eine Atmosphäre aufgebaut wird, sodass man den friesischen Wind quasi im Gesicht spürt. In diesem Buch spielt ein aufbauender Orkan eine wichtige Rolle- ein Unwetter bahnt sich an. Dieses Naturphänomen wird eingesetzt, um eine Art zeitliches Limit zu setzen, in dem die Ermittlungen abgeschlossen sein sollten. Gekonnt wird Spannung aufgebaut. Viele Zusammenhänge aus der Vergangenheit sind relevant. Ein Ereignis von vor 33 Jahren ist für den Kriminalfall relevant. Aber die Anwesenden schweigen oder geben zumindest nicht alles preis. Diese Vergangenheit wirkt sich auch die Gegenwart aus, die Folgen daraus sind auch noch in der heutigen Zeit spürbar. Dieses Buch ist voller Geheimnisse, welche aufgedeckt werden müssen. Einiges ist in der Vergangenheit passiert und irgendwie scheint alles zusammenzuhängen. Aber in welcher Art und Weise ist leider noch ungewiss. Gut gefallen hat mir in diesem Buch auf der Lokalkolorit. Man spürt als Leser quasi die Einsamkeit und Isoliertheit, die auf so einer kleinen Hallig herrscht. Aber es ist auch der Zusammenhalt spürbar und der raue Wind, aber auch der Schlick aus dem Watt.
„Halligmord“ ist ein Reihenauftakt – das zentrale Element scheint die Kommissarin Minke von Hoorn zu sein. Früher war sie Meeresbiologin, aber nach dem Tod ihres Vaters hat sie seinen Posten als Kommissar an der friesischen Küste angenommen. Zusammen mit ihrem Kollegen Klaus muss sie ihren ersten Fall meistern. Jedoch ist Klaus keine große Hilfe, er steht kurz vor seiner Pension und ist mehr mit der Planung seiner Abschlussfeier beschäftigt. Daher muss sich Minke alleine durch den Fall beißen und stößt dabei auf einige Hindernisse. Diese meistert sie auf ihre eigene Art. Sie stürzt sich in die umfangreichen Ermittlungsarbeiten und findet neue Zusammenhänge aber auch Rätsel, welche sie lösen muss. Dennoch finde ich, dass Minke teilweise etwas starr wirkt. Nicht alle Charaktere bekommen meiner Meinung nach Leben eingehaucht. Teilweise wirkten sie recht stereotypisch. Es fehlte mir – nicht nur bei den Charakteren, sondern auch im Allgemeinen- das besondere Etwas, etwas Innovatives. Dennoch ist es ein unterhaltsamer Kriminalroman, indem man zusammen mit Minke immer mehr über ein längst vergangenes Ereignis erfährt und versucht, dessen Geheimnis zu entschlüsseln.
Was ich auch noch positiv erwähnen möchte: dieses Werk kommt ohne große Liebesgeschichte aus. Es gibt zwar ein paar Andeutungen und zwischenmenschliche Nähe, aber diese nehmen nicht viel Raum ein. Dies fand ich positiv, dass sich das Buch auf das Wesentliche – einen Toten am Strand – konzentriert.

Insgesamt ist der Kriminalroman „Halligmord“ aus der Feder von Greta Henning ein solides Buch mit einer richtigen Portion Lokalkolorit, Spannung und einer Menge Geheimnisse, die es zu entschlüsseln gilt. Dennoch hat es kleinere Schwächen, dennoch konnte es mich gut unterhalten. Daher möchte ich 4 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 13.05.2020

Die Farbe des Goldes

Die Farbe des Goldes
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Der historische Roman „Die Farbe des Goldes“ aus der Feder von Deana Zinßmeister berichtet über einen bestimmt nicht seltenen Schicksalsschlag eines jungen Mädchens im frühen 17. Jahrhundert. Dieses Buch ...

Der historische Roman „Die Farbe des Goldes“ aus der Feder von Deana Zinßmeister berichtet über einen bestimmt nicht seltenen Schicksalsschlag eines jungen Mädchens im frühen 17. Jahrhundert. Dieses Buch ist ein Einzelband und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, auch wenn man sich in dieser Zeitepoche nicht gut auskennt.

Klappentext:
Württemberg 1605. Elisabeth lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf, harte Arbeit bestimmt ihr Leben. Als sie 17 Jahre alt ist, begegnet sie dem charismatischen Frédéric und lässt sich auf ihn ein. Doch Frédéric ist nicht, wer er vorgibt zu sein. Als Elisabeth unerwartet schwanger wird, will er nur noch eins: sie um jeden Preis loswerden. Und so findet Elisabeth sich plötzlich als Gefangene in einem Freudenhaus wieder. Erst als sie den Alchemisten Johannes Keilholz kennenlernt, scheint es Hoffnung zu geben. Denn durch ihn trifft sie jemanden, dem sie mehr wert ist als all das Gold der Welt …

Dies war nicht mein erstes Buch von der Autorin Deana Zinßmeister. Bisher konnte sie mich immer mit ihrem leichten Schreibstil überzeugen. Daher habe ich auch zu diesem Werk gegriffen, obwohl der Klappentext zu „Die Farbe des Goldes“ in meinen Ohren etwas kitschig wirkt und nicht ganz nach meinem Geschmack wäre. Doch auch dieses hat meinen Geschmack getroffen.
Besonders gefallen hat mir der bildhafte Schreibstil. Gepaart wird dieser mit tollen Landschaftsbeschreibungen, man kann sich die beschriebenen Orte und auch die Verhältnisse der damaligen Zeiten sehr gut vorstellen, ohne dass hierbei zu sehr ins Detail gegangen wird. Auch schafft es Zinßmeister gekonnt, einen unterhaltsamen flüssigen Stil in jedem Satz beizubehalten, eine dichte Atmosphäre wird geschaffen. All dies hat dazu geführt, dass die Seiten nur so dahinfliegen, man vergisst beim Lesen des Buches den Alltag und die Zeit und wird mitten in die Handlung hineingezogen, weil man einfach wissen will, wie die Story weitergeht. Es gibt die ein oder andere unerwartete Wendung, aber auch manches ist vorhersehbar. Dennoch bleibt der Spannungsbogen permanent oben, nie ist es langweilig, auch weil die Spannung auf vielseitige Art geschaffen wird. Auch durch die unterschiedlichen Perspektiven und den Wechsel dieser wird Spannung erzeugt. Eine Erzählperspektive ist aus der Sicht von Frederic, durch ihn bekommt man einen Einblick in das Leben der Adligen. Sie leben in Saus und Braus, geben Unsummen für ihr Vergnügen aus. Dann wird noch aus der Sicht von Elisabeth erzählt. Sie ist ein einfaches Bauernmädchen in einem kleinen Dorf. Durch ihre Augen erfährt man vieles über das schwere Leben der einfachen Bevölkerung, welche Lasten auf ihren Schultern liegen. Der Unterschied zwischen den Standesschichten ist immens und bedrückend. Welche die einen um ihr Überleben kämpfen und mit schwierigen Hürden leben, sind sich die anderen dessen nicht im Geringsten bewusst.
In diesem historischen Roman gibt es eigentlich drei Protagonisten. Zum einen ist da Elisabeth. Ihre Entwicklung hat mir persönlich besonders gefallen. Zu Beginn ist sie ein einfaches naives Bauernmädchen. Sie ist die Tochter eines Karpfenfischers in einem kleinen namenslosen Dorf. Sie hat es nicht einfach, ihre Familie lebt unter ärmlichen Verhältnissen, muss ums Überleben kämpfen, da sie nicht mehr viele Nahrungsmittel vom Winter übrighaben. Auch sind die Beziehungen untereinander nicht sehr herzlich. Das Leben von Elisabeth ändert sich, als sie den Adligen Georg kennen lernt. Im Verlauf der Handlung wird sie zu einer kämpferischen Mutter, die mutig ist, aber ebenfalls auch sehr stur. Ihr Gegenüber steht Georg, er ist ein Adliger und der Zweitgeborene. Dieser ist überheblich und denkt, ihm gehört die Welt oder auch, dass er sich alles erlauben kann. Georg hat viele Liebeleien, welche ihm nichts bedeuten. Besonders schlimm ist, dass er denkt, er kann die Frauen zu seiner Verfügung nehmen, wie es ihm gerne beliebt, ohne dass die Frauen dies ebenfalls wollen. Und dann ist da noch Frederic. Er ist der Cousin von Georg, aber ein Bastard. Daher ist seine Stellung am Hofe nicht weiter bedeutend. Er musste sein Leben lang unter den Umständen kämpfen, dass er ein Bastard ist, oft wurde er dafür gegeißelt und musste mehrmals den Kopf hinhalten für die Untaten der anderen. Auch seine Entwicklung konnte mich überzeugen. Zuerst benimmt er sich noch recht überheblich, aber später merkt man, dass dieses Verhalten nur dazu diente, seinen Cousin bei der Stange zu halten und seinen Launen nicht vollkommen ausgesetzt zu sein. In ihm steckt mehr, als ich zunächst vermutet habe und im Verlauf der Handlung wird er immer sympathischer.
Ein Kritikpunkt meinerseits ist, dass es mir teilweise zu seicht war. Ich hätte mir mehr historische Fakten aus dieser Zeit gewünscht, zum Beispiel aus dem Bereich der Politik. Nur wenig erfährt man über das alltägliche Leben, was die Menschen damals bewegt hat. Nur selten wird über den Tellerrand hinausgeschaut. Man bekommt zwar ein paar detaillierte Einblicke in die Alchemie und die damaligen Ansichten, was mir sehr gefallen hat, waren sie doch wirklich spannend, doch dennoch waren mir dies zu wenige Fakten. Hier hätte man mehr aus der bestimmt umfangreichen Hintergrundrecherche einfließen lassen können.

Insgesamt hat Deana Zinßmeister mit dem historischen Roman „Die Farbe des Goldes“ ein unterhaltsames und kurzweiliges Buch geschaffen, welches einen in das frühe 17. Jahrhundert eintauchen lässt. Aufgrund kleinerer Kritikpunkte möchte ich 4 Sterne vergeben.