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Veröffentlicht am 11.11.2020

Mit einer Prise Salz aus der Einsamkeit.

Bergsalz
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Meine Meinung

Mit einer Prise Salz aus der Einsamkeit.

Diese Geschichte, die im Voralpenland spielt, konnte mich von Anfang an abholen. Franziska Heberle lebt einsam in ihrem Haus, seitdem ihr Mann ...



Meine Meinung

Mit einer Prise Salz aus der Einsamkeit.

Diese Geschichte, die im Voralpenland spielt, konnte mich von Anfang an abholen. Franziska Heberle lebt einsam in ihrem Haus, seitdem ihr Mann gestorben ist. Zu den Nachbarn verhält sie sich freundlich, aber distanziert. Als auf einmal um die Mittagszeit eine Nachbarin vor der Türe steht,

empfindet das die Franziska erst mal als ziemlich unhöflich. Dann hält die ihr auch noch eine leere Tasse hin, die sie ihr mit Mehl befüllen soll. Schnell merkt die Franziska, dass dies nur ein Vorwand ist. In dieser Gegend ist jeder mir genügend Lebensmittel eingedeckt. Falls man wetterbedingt mal von der Außenwelt abgeschnitten ist, muss jeder schließlich genügend Vorräte haben. Franziska wundert sich über sich selbst, als sie den Störenfried zum Mittagessen einlädt und die Gesellschaft schon bald auch als angenehm empfindet. Dann klingelt es prompt nochmal. Da waren sie schon drei!



Mir hat sehr gut gefallen, wie die einsamen Frauen zueinander gefunden haben. Jeden Tag bei einer anderen einsamen Seele gekocht und gegessen wurde. Die Idee, ein stillgelegtes Wirtshaus wieder zum Leben erwecken, hat auch auch die Syrerin Esma überzeugt. Oben im Haus die Syrer, unten eine Küche, die für jeden der mag, wunderbares Essen zaubert. Essen verbindet. Na und ein halbvoller Eimer mit Bergsalz verleitet zum Naschen.



Auch aktuelle Probleme finden Erwähnung. Klimawandel und Flüchtlinge. Das alles in einer besonderen Sprache, die nicht immer einfach zu lesen war. Besonders die Passagen aus der Vergangenheit haben meinen Lesefluss gestört. Aber schnell war ich jedes mal wieder in der Spur. Die Frauen empfand ich sehr sympathisch. Vor allem Esma, die sich wunderbar mit den anderen Dorfbewohnerinnen arrangiert hat.



Ich habe mir überlegt, ob dieses Büchlein nicht für andere ältere Damen ein Anreiz sein könnte. Zusammen kochen und Essen wäre doch ein guter Weg, der Einsamkeit zu entfliehen. In dieser Geschichte gesellt sich ja auch noch die junge Sabina dazu. Eine mit Prinzipien. Eine, über die ich sehr oft schmunzeln musste. Eine, die das Herz am rechten Fleck hat. Eine, mit genialen Ideen für die Küche. Und das Drumherum.

Fazit

"Füreineallein"muss man nicht kochen. Für mehrere macht es doch viel mehr Spaß. Besonders anschließend das Essen. Neben dem Bergsalz verleiht Allgäuer Dialekt der Geschichte die richtige Würze. Ich konnte zwar nicht durch die Geschichte rasen, aber das muss ja auch nicht sein. Für vier Dinge sollte man sich unbedingt immer Zeit nehmen.

Kochen
Essen
Lesen
Die Gehaltszettel der Männer genau ansehen.

Warum letzteres? Das erzählt Euch Sabina alles viel besser als ich. Von mir, trotz der Kritikpunkte, eine absolute Empfehlung. Wie mir das Ende gefallen hat? Da war ich irgendwie total überrumpelt ..... Mit so einem traurigen Abschluss habe ich nun wirklich nicht gerechnet.

Danke Karin Kalisa, für diese besondere Geschichte.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Eine herzerwärmende Weihnachtsgeschichte

Mr. Hicks feiert Weihnachten
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Meine Meinung

Mit Mortimer Hicks erleben wir eine sehr besinnliche Londoner Vorweihnachtszeit. Mortimer ist auch nach 7 Jahren noch nicht über den Tod seiner Frau hinweggekommen. Jeden Morgen stellt ...


Meine Meinung

Mit Mortimer Hicks erleben wir eine sehr besinnliche Londoner Vorweihnachtszeit. Mortimer ist auch nach 7 Jahren noch nicht über den Tod seiner Frau hinweggekommen. Jeden Morgen stellt er ihre eine Tasse Tee auf ihren Platz und spricht mit ihr. Er steht jeden Tag um die gleiche Zeit auf. Sein Tag ist gut strukturiert. Er ist sparsam und ernährt sich ziemlich einseitig. Als er einmal verschläft, scheint nichts mehr so zu laufen, wie er es gewohnt ist. Er geht aus dem Haus und wird sofort wieder von seiner neugierigen Nachbarin abgefangen. Ein schmutziger abgemagerter Kater verschafft sich zudem noch Eintritt in sein Haus. Weil das noch nicht genug ist, werden seine Hemden in der Reinigung vertauscht. Was bitte schön soll er mit Blusen anfangen? Als er denkt es kann nicht mehr schlimmer kommen, bittet ihn seine junge Nachbarin auf ihren Jungen aufzupassen. Katze und Kind in seinem Haus? Das geht doch eigentlich gar nicht. Na, und dann noch die Museumswärterin Gwendolyn, die bestimmt seine Hemden nicht mehr rausrücken will!

Ich habe mich in dieser Geschichte pudelwohl gefühlt. Das eine oder andere Tränchen verdrückt. Weihnachten rückt mit diesem warmherzigen Buch in greifbare Nähe. Mr. Hicks ist mit seinen Ritualen festgefahren, um so seiner Einsamkeit zu entgehen. Doch manchmal braucht es nur eine eine einsame, halb verhungerte Katze und eine gestresste Nachbarin mit Kind, um dem Leben eines betagten Mannes wieder neuen Glanz zu verleihen. Ich mochte Mortimer von Anfang an. Sein liebenswertes Wesen hat er hinter einer Fassade versteckt. Seinen strukturierten Alltag finde ich wirklich gut. So fällt er in kein tiefes Loch. Der Kater bekommt den Namen Bob. Der Nachbarjunge Charlie schleicht sich mit seinem guten Benehmen und seiner quirligen Art zusätzlich in Mortimers Herz. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass an diesem einen Tag nichts mehr so war wie vorher? Ja, und manchmal kann vertauschte Wäsche aus der Reinigung wahre Wunder wirken ………….

Fazit

Es gibt viele Weihnachtsromane. Mit „Mr. Hicks feiert Weihnachten“ habe ich die Vorweihnachtszeit aber wirklich erlebt. Dieses Büchlein ist mir sehr zu Herzen gegangen. Das Setting reflektiert London um die Weihnachtszeit. Die Protagonisten könnten liebenswürdiger nicht sein. Auf 173 Seiten habe ich alles bekommen, was ich mir von einer Weihnachtsgeschichte wünsche. Mr. Hicks, ich mag dich. Besonders deine Visionen fand ich spannend.

Ich verschreibe dieses herzerwärmende Büchlein jedem Weihnachtsmuffel. Nebenwirkungen:

Lust auf Weihnachten
Appetit auf außergewöhnliche Sandwiches
Veränderung der Gewohnheiten
Herz
Liebe
Menschlichkeit
Lust auf weitere Geschichten von Mr. Hicks

Danke Kate Roseland. Ich habe jedes Wort genossen.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Ausgerechnet dieses Buch hab ich gelesen.

One True Queen, Band 1: Von Sternen gekrönt (Epische Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau)
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Meine Meinung


1. Satz: Wie viel Mut es kosten kann, ein Buch aufzuschlagen.


Die Geschichte konnte mich von Anfang an verzaubern. Sie beginnt wie so viele Jugendbücher. Eine alleinerziehende Mutter, ...



Meine Meinung


1. Satz: Wie viel Mut es kosten kann, ein Buch aufzuschlagen.


Die Geschichte konnte mich von Anfang an verzaubern. Sie beginnt wie so viele Jugendbücher. Eine alleinerziehende Mutter, ein Mädchen das in jungen Jahren schon viel Verantwortung übernimmt. In diesem Fall fühlt sich Mailin für ihre Schwester Vicky verantwortlich. Vicky liegt schon seit Jahren im Wachkoma. Mailin gibt ihr verbotenerweise heiße Schokolade und liest ihr abenteuerliche Geschichten vor. Beides versucht sie vor ihrer Mutter geheim zu halten. Vicky soll sich nicht aufregen. Ihr Zimmer ist immer noch eingerichtet, wie das der kleinen Vicky. Mailin verteidigt ihre Schwester auch vor der Pflegerin, die abfällig in deren Gegenwart über das Mädchen spricht. Als diese daraufhin kündigt, hat sie einen großen Streit mit ihrer Mutter. Daraufhin geht Mailin zum Kampfsport um sich abzureagieren. Hinterher hat sie das Gefühl, dass ihr Körper sich in sämtliche Einzelteile zerlegt. Sie befindet sich auf einmal in einer anderen Welt. Eine Welt, die viele Gefahren birgt.

Diese Welt ist Abenteuer pur. Ein Wald mit Bäumen, deren Ästen aus Knochen bestehen. Niedliche Hasen mit Affenköpfchen, die streicheln anders deuten, als die Tiere in unserer Welt. Mailin kämpft um ihr Leben. Sucht Schutz auf einem Baum. Als dieser sie zu verschlingen droht, kommt unerwartet Hilfe. Ein junger Mann rettet sie. Erzählt ihr, dass sie sich im Königreich Lyaskye befindet. Wundert sich darüber, warum Mailin ausgerechnet zuerst im Wald gelandet ist. Will nichts weiter mit ihr zu tun haben. Dennoch bringt er sie in in das Königreich.

Diese abenteuerliche Reise zum Königreich hat mich sehr gut unterhalten. Der Weg dorthin ist mit vielen Gefahren gepflastert. Mysteriöse Menschen und Tiere versuchen versuchen Mailin zu entführen. Der junge Retter will ihr nicht seinen Namen nennen. Sie nennt ihn einfach Peter. Mailin hat mit ihrem Humor und ihrer Tapferkeit bei mir gepunktet. Natürlich hat sie oftmals wahnsinnige Angst. Das hindert sie jedoch niemals daran, ihr Herz auf der Zunge zu tragen. Keiner Gefahr geht sie aus dem Weg. Dennoch habe ich ihre Verzweiflung gespürt. Schließlich wurde von einer Sekunde zur anderen ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Sie macht sich sehr große Sorgen um ihre Mutter. Die hat ja nun beide Töchter verloren, wenn Mailin keinen Weg zurück findet. Peter liegt viel daran, Mailin zu beschützen. Sein Beschützerinstinkt zeigt sich jedoch manchmal auf Recht ungewöhnliche Weise. Zwischen den Zeilen spürt man, wie es zwischen den Beiden knistert.

Das Königreich birgt eine große Überraschung, die ich in etwa so erwartet habe. Bald wird klar, Mailin soll Königin werden. Königinnen leben jedoch Lyaskye nicht lange. Alles ist wunderbar dort. Das Essen ist unheimlich lecker. Alle Farben von einer sehr starken Intensität. Die Menschen gehorchen. Sie werden geführt von einer Königin, die bald von Mailin abgelöst werden soll. Lyaskye beschützt die Menschen. Lyaskye ist Horror pur. Mailin will wieder zurück in ihre Heimat in Irland. Aber nicht alleine ……

Fazit

Die Autorin hat hier ein absolut gelungenes Worldbuilding geschaffen. Liebe, Humor, geheimnisvolle Kunstwerke und sehr viele Abenteuer, haben mir wunderbare Lesestunden beschert. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Die Protagonisten kommen authentisch rüber. Von mir eine absolute Empfehlung. Ich freue mich nun auf den zweiten Teil.


So viele Bücher. Und du nimmst ausgerechnet dieses.


Wer weiß warum ……

Danke Jennifer Benkau

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Abschied und Neuanfang

Die Schokoladenvilla – Zeit des Schicksals
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Meine Meinung


1. Satz: Verheißungsvoll floss die Schokolade über den hellen, mit Vanillecreme gefüllten Biskuit und umhüllte ihn mit einer glänzenden Schicht.


Lange habe ich auf die Fortsetzung ...


Meine Meinung


1. Satz: Verheißungsvoll floss die Schokolade über den hellen, mit Vanillecreme gefüllten Biskuit und umhüllte ihn mit einer glänzenden Schicht.


Lange habe ich auf die Fortsetzung der Schokoladenvilla gewartet. Zur großen Freude hat sich aber erst mal ein bisschen Traurigkeit bei mir eingestellt. Judiths große Liebe Viktor ist an einer Lungenentzündung gestorben. Ich konnte es wirklich nicht fassen, dass dieser empathische Mann kein Teil mehr der Schokoladenvilla sein darf. Zumindest in Fleisch und Blut. Seine Präsenz ist dennoch spürbar.

Gleich am Anfang entführt uns die Autorin nach Frankreich. Viktoria ist nun eine junge Frau, die im französischen Voiron eine Lehre in der Chocolaterie Bonnat macht. Nach dem Tod ihres Vaters beendet sie diese vorzeitig, um ihre Mutter bei der Leitung der Rothmann Schokoladenfabrik zu unterstützen. 1936 ist eine schwere Zeit für die Menschen in Deutschland. Hitler hält Einzug. Die Judenverfolgung ist voll im Gange. Davon bleibt auch die Schokoladenfabrik in Stuttgart nicht verschont. Frauen ist unter Hitlers Regime nicht erlaubt, eine Firma zu leiten. Sie sollen gute Ehefrauen sein und viele Kinder gebären. Die olympischen Spiele 1936 sollen die Menschen ablenken. So verschwinden erst mal alle Zeichen der Unterdrückung und Judenverfolgung. Hitler nutzt die Olympiade, um den NS-Staat im Ausland positiv darzustellen. Bei der Eröffnung in Berlin, weiß Hitler die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Die Schokoladenfabrik gerät in große Schwierigkeiten. Doch nicht nur in Deutschland geht es mit unrechten Dingen zu. Der Süßwarenunternehmer Andrew Miller ist nicht in der Lage den Kredit zu tilgen, den die Rheinbergers ihm vor Jahren gewährt haben. Andrew ist ein aufrichtiger Mensch, der seine Firma gut führt. Dennoch scheint jemand in seinem Umfeld mit falschen Karten zu spielen. Viktoria verliebt sich auf Anhieb in den gutaussehenden Amerikaner und vertraut ihm voll und ganz. Geht mit ihm nach New York. Bringt neuen Glanz in das Süßwarenunternehmen SweetCandy.

Ich durfte vielen bekannten Menschen wieder begegnen. Habe einige neue Menschen kennen gelernt. Zwischen weißer Schokolade mit Lavendel und viel Liebe, gab es aber auch einige Intrigen. Mehr wie einmal habe ich das Buch traurig zur Seite gelegt. Konnte nicht fassen, wie sich das Leben in der Schokoladenvilla verändert hat. Viktoria gleicht ihrer Mutter sehr. Auch sie ist eine Kämpferin, die keine noch so große Herausforderung scheut. Sie brennt für die Menschen, die ihr am Herzen liegen. Sie hilft sogar dann, wenn jemand ihre Hilfe nicht verdient hat. Judith konnte mich auch dieses mal wieder für sich einnehmen. Neben der Trauer um ihren Mann, hat sie auch noch mit vielen anderen Verlusten zu kämpfen. Ein Geheimnis aus ihrer Vergangenheit lässt sich nicht länger verschweigen. Wie Judith alle Krisen angenommen und das Beste daraus gemacht hat, fand ich sehr bewundernswert. Ihre Familie ist nun in alle Winde verstreut. So durfte ich einen Abstecher in die Schweiz, Frankreich und New York machen. Besonders in New York habe ich mich richtig wohl gefühlt.

Ich habe diese Geschichte nicht gelesen. Nein, ich habe sie gelebt. Der wunderbare Schreibstil hat mich ein Teil der Schokoladenvilla werden lassen. Ich war oftmals traurig und fassungslos. Wollte bestimmte Dinge nicht loslassen. Konnte Entscheidungen nicht akzeptieren. Dennoch! Es ist gut wie es ist.

Fazit

Diese gut recherchierte Geschichte hat mich über 600 Seiten lang bestens unterhalten. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Gekonnt hat die Autorin historische Fakten und Fiktion zu einer spannenden Familiengeschichte verwoben. Im Anhang gibt es einige Erklärungen dazu.

Nun verabschiede ich mich von der Schokoladenvilla und der Familie Rothmann/Rheinberger. Vielen Dank, dass ich beim Lesen stets das Gefühl hatte, ein Teil dieser wunderbaren Familie zu sein. Das harmonische Ende lässt mein Kopfkino weiterhin auf Hochtouren laufen.

Danke Maria Nikolai.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Medizin im 19. Jahrhundert.

Die Tinktur des Todes
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Meine Meinung

Medizin im 19. Jahrhundert.


Satz: Eine gute Geschichte sollte nicht mit einer toten Dirne beginnen – dafür bitte ich um Verzeihung -, schließlich handelt es sich hier um ein Thema, ...

Meine Meinung

Medizin im 19. Jahrhundert.


Satz: Eine gute Geschichte sollte nicht mit einer toten Dirne beginnen – dafür bitte ich um Verzeihung -, schließlich handelt es sich hier um ein Thema, mit dem achtbare Menschen sich gerne zu befassen pflegen. (Kapitel 1)


Edinburgh 1847

Doch! Ein gutes Buch kann sehr wohl mit einer toten Dirne beginnen. Will Raven entdeckt die tote Evie Lawson. Er hatte zu der Dirne ein sehr gutes Verhältnis. Er kennt sich aus mit dem Tod. Sieht dass die Junge Frau kein leichten Übergang zum nächsten Leben hatte. Sie liegt total verrenkt auf ihrem Bett. Er vermutet, dass es sich um Mord handelt. Schweren Herzens verlässt er Evies Zimmer um nicht entdeckt zu werden. Keiner würde ihm glauben, dass er die Frau nur entdeckt hat.

Das Autorenduo entführt uns hier in das Edinburgh des 19. Jahrhunderts. Eine düstere und nebelige Atmosphäre zieht sich durch die gesamte Geschichte. Zwielichtige Typen treiben ihr Unwesen in verwinkelten dunklen Gassen. Der blutjunge Raven lebt in einem verrufenen Viertel in Old Town. Er hat Evie aus einem finanziellen Engpass geholfen und sich bei einem Drogendealer Geld geliehen. Dessen Schergen wollten das Geld bei ihm eintreiben und haben ihm zur Warnung eine Gesichtshälfte zerschnitten. Sein bester Freund Henry näht die Wunde. In schlechten Klamotten, einer furchteinflößenden Narbe im Gesicht und bettelarm, hofft er nun trotzdem als Medizinstudent bei Dr. Simpson fungieren zu dürfen. Ravens Zweifel erweisen sich als unbegründet. Dr. Simpson ist ein sehr unkonventioneller Mann. Obwohl er genügend reiche Patienten hat, lässt er in seiner Praxis alles stehen und liegen , wenn ein armer Mensch seine Hilfe braucht. In dem Wissen, dass er oftmals dafür nicht entlohnt wird. Simpson hilft überwiegend Frauen, die Probleme haben ein Kind auf die Welt zu bringen. Nebenbei machen er und sein Lehrling Raven sich große Gedanken, was es mir den vielen toten jungen Frauen auf sich hat. Alle haben eine Gemeinsamkeit. Sie werden stets total verrenkt gefunden. Es handelt sich um Prostituierte oder Hausmädchen. Diese sind es der Polizei nicht wert, gründlich zu ermitteln.

Äther ist das Narkotikum der Stunde. Doch Dr. Simpson sucht nach einem besser verträglichen Mittel. Die Selbstversuche in seinem Haus haben bei mir regelrechte Lachsalven ausgelöst. Raven lernt im Hause Simpson das ehrgeizige Hausmädchen Sarah kennen. Sarah interessiert sich für Medizin. Eine Frau ist aber eigentlich nur dazu da um eine gute Ehefrau, Mutter und Hausfrau zu sein. Simpson gefällt Sarahs Ehrgeiz. Er lässt sie in seiner Praxis als Sprechstundenhilfe arbeiten. Raven begegnet sie misstrauisch. Sie spürt, dass er dunkle Geheimnisse hat. Dennoch fühlt sich Raven im Hause Simpson in der Queen Street sehr wohl. Er assistiert Simpson bei Entbindungen. Leider muss Raven dafür immer in das verhasste Old Town.

Ich habe zu lesen begonnen und war gefangen in dem düsteren Edinburgh. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst, was mir sehr gut gefallen hat. Manche Geburten waren dermaßen schlimm, dass es mir schier den Atem geraubt hat. Es ist unglaublich, welche Schmerzen Frauen früher erdulden mussten. Bei manchen Geburten verboten die Ehemänner eine Narkose. Es war ihrem Glauben nicht zuträglich. Lieber haben sie ihre Frauen leiden lassen, als sich den Worten eines Geistlichen zu widersetzen. Auch Amputationen haben mich gelehrt, unsere medizinischen Fortschritte zu ehren. Die Qualen müssen unglaublich gewesen sein.

Bei Raven war ich mir von Anfang an sicher, dass er ein gutes Herz hat. Vieles spricht zwar nicht für ihn, doch mit jeder Seite mehr konnte ich ihn besser verstehen. Der Humor kommt auch nicht zu kurz. Vor allem Ravens Vergleich mit der Homöopathie zu einer Suppe ist einfach nur köstlich. Auch Chilischoten (Piri Piri) kommen hier sehr raffiniert zum Einsatz. Lässt dich doch mit Chilipulver auch Gangster in die Flucht schlagen. Raven hat Angst, beim narkotisieren etwas falsch zu machen.


Der einzige Unterschied zwischen Arznei und Gift ist die Dosis.


Fazit

Das Setting reflektiert die Gewalt in den dunklen Gassen von Edinburgh. Die Medizin steckt 1847 noch in den Kinderschuhen. Wir erleben die Entdeckung von Chloroform mit. Mysteriöse Frauenmorde halten Edinburgh auf Trab. Medizin und Krimi halten sich in dieser Geschichte die Waage. Die Auflösung der Morde konnte ich nur zum Teil erahnen. Englischer Humor sorgt für einen Ausgleich zu den qualvollen Behandlungsmethoden. Alle Protagonisten wirken authentisch. Der Schreibstil liest sich wie Butter. Für mich ein absolutes Highlight.

Danke Ambrose Parry

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