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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2017

Wahnsinnig witzig und überraschend informativ! Ein wirklich tolles Buch...

Lob der Lederhose
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Wolfgang Fierek - wie man ihn kennt und liebt.. Mit seinem Buch „Lob der Lederhose“ gibt der in München geborene Schauspieler und Schlagersänger nun einen sehr humoristischen Einblick in die Gepflogenheiten ...

Wolfgang Fierek - wie man ihn kennt und liebt.. Mit seinem Buch „Lob der Lederhose“ gibt der in München geborene Schauspieler und Schlagersänger nun einen sehr humoristischen Einblick in die Gepflogenheiten seiner bayerischen Heimat. Teils im Stil eines Sachbuchs, teils als heitere Lektüre mit verschiedensten Anekdoten trägt Fierek eine Sammlung zusammen, die wohl für jeden Bayern-Fan, egal ob nun Urlauber oder "Zuagroasta", eine sehr aufschlussreiche und hilfreiche "Gebrauchsanweisung" für den Umgang mit dem 'eigentümlichen Freistaat' und seinen Einwohnern darstellen dürfte.

Der "Homo Bavaricus" mit seinem bairischen Dialekt, den Dirndl-Weisheiten, dem Jodeln oder einem klassischen Obazda – Fierek lässt neben den vielfältigen geschichtlichen, politischen und regionalen Begebenheiten wirklich keine Sparte aus. Auch die weniger geläufigen und trotzdem sehr bayerischen Themen wurden von ihm berücksichtigt. So ergibt sich in Fiereks Buch eine bunte Mischung diverser Alltagsthemen, traditioneller Inhalte und "Mythen" – mit sehr, sehr viel bairischer Mundart. Für mich einfach herrlich zu lesen! Diverse, recht gut strukturierte Kapitel gestalten den Überblick und gehen inhaltlich mitunter sogar noch sehr ins Detail. Das Buch ist leichtgängig in der Sprache, abwechslungsreich und immer wieder äußerst witzig. Die Themen-Vielfalt und Darstellungstiefe haben mich dabei jedoch definitiv überrascht! Trotz aller humoristischen Inhalte zeigt das Buch anschaulich, bzw. in ansprechender Weise die sachlicher gefärbten Inhalte und zahlreiche Hintergründe auf, die die Umgangsformen und (Be-)Sonderheiten der Bajuwaren auch dem Laien verständlicher machen und außerdem in ihrer Gesamtheit viele unbekannte Aspekte beinhalteten. Alles in allem liest sich das Buch durchweg sehr gut und abwechslungsreich! Besonders fällt wohl bei der Lektüre immer wieder die recht persönliche Erzählweise des Autors auf. Fierek bringt sich merkbar mit seiner ganzen Person und all seinen Erfahrungen in das Buch ein und führt so in seinem gewohnt witzig-lockeren „Plauderton“ durch seine Erzählungen oder Erläuterungen. Im Gesamtaufbau sehr gut strukturiert (nicht zuletzt durch die bereits erwähnten sehr übersichtlichen Kapitel), lassen sich die verschiedenen Themenbereiche zudem auch unabhängig voneinander lesen und nach Lust und Laune untereinander tauschen. So eignet sich das Buch sicherlich auch gut als Schmöker für zwischendurch. Mich konnte es inhaltlich absolut überzeugen: Ich hatte definitiv viel Spaß beim Lesen und bin um einiges Wissen reicher! Meiner Meinung nach ein tolles Buch und deshalb, wie ich finde, eine absolute Lese-Empfehlung! 5 Sterne.

Veröffentlicht am 14.02.2017

Überraschend anders, aber sehr eindrücklich und authentisch!

Sein blutiges Projekt
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Graeme Macrae Burnet legt mit „Sein blutiges Projekt – Der Fall Roderick Macrae“ ein beschauliches und eindrucksvolles Werk vor, das in Form und Aufbau durch eine eindringliche Authentizität und einen ...

Graeme Macrae Burnet legt mit „Sein blutiges Projekt – Der Fall Roderick Macrae“ ein beschauliches und eindrucksvolles Werk vor, das in Form und Aufbau durch eine eindringliche Authentizität und einen absolut eingängigen Schreibstil zu überraschen und überzeugen weiß. Was zunächst wie Fiktion wirkt, entpuppt sich als historischer Beleg eines Mordes im Jahr 1869 und Zeugnis des jungen, vermeintlichen Täters Roderick Macrae vor einer grobschlächtig wirkenden Kulisse Schottlands.
Ein verschlafenes Dorf, 3 übel zugerichtete Mordopfer, 1 Täter, 1 Prozess. Kurzgefasst handelt es sich dabei um den Inhalt dieses Buch, dem Erstlingswerk von Graeme Macrae Burnet. Sprachlich empfand ich den Roman als eingängig, wenn auch natürlich die Zeit um 1870 immerzu herauszulesen war. Düster und stellenweise grausig zeichnet sich ein durchweg stimmiges Bild der Geschehnisse. Zwischen historischem Roman und Krimi ließ sich der Inhalt durchgängig flüssig lesen. Subtil spannend entblößt sich die Geschichte eigentlich erst nach und nach und lässt den Leser eintauchen in die damalige Zeit. Die längst vergangenen Zustände und Begebenheiten ließen sich für mich gut nachempfinden. Hilfreich waren hier die zahlreichen Ausführungen des Autors. Sehr interessant fand ich die Darstellungen der Verläufe, aber auch die Einblicke in die Figuren, bzw. Menschen. Es entspinnt sich eine ganz eigene, aber sehr dichte Atmosphäre. Fesselnd und teils sogar bedrückend liest sich die Geschichte des Roderick Macrae. Als zeitgenössische, bzw. historische, sehr eindrückliche und überzeugende Erzählung im Ganzen, kann ich diesen Roman absolut weiterempfehlen. Insbesondere, da es sich bei „Sein blutiges Projekt“ doch einmal um ganz untypischen und unerwarteten Lesestoff handelt. Deshalb: 5 Sterne.

Veröffentlicht am 09.02.2017

Purer Nervenkitzel...

Glücksmädchen
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Ein Kind verschwindet. Die getrennt lebenden Eltern sind offensichtlich der Verzweiflung nahe. Und die Journalistin Ellen Tamm ist in diesem Kontext einem Rätsel auf der Spur, das auch sie mehr und mehr ...

Ein Kind verschwindet. Die getrennt lebenden Eltern sind offensichtlich der Verzweiflung nahe. Und die Journalistin Ellen Tamm ist in diesem Kontext einem Rätsel auf der Spur, das auch sie mehr und mehr persönlich betrifft. „Glücksmädchen“ von Mikaela Bley ist meiner Meinung nach ein Psychothriller, der „die Nackenhaare zum Stehen“ bringt… Inhaltlich fesselnd, irreführend wie tiefgründig und immer wieder überraschend! Ich kann wohl schon vorwegnehmen, dass ich das Buch regelrecht verschlungen habe!

Lycke, die achtjährige Tochter von Harald und Helena verschwindet eines nachmittags spurlos. Einige Personen aus Lycke‘s Umfeld geraten unter Verdacht. Doch was geschah tatsächlich an besagtem Tag? Und wo ist Lycke abgeblieben? Ein makaberes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Protagonisten beginnt und lässt immer weiter hinter die Fassaden der einzelnen Figuren und deren Beziehungen blicken. Zudem plagen Ellen Tamm ganz eigene Dämonen, die nicht nur durch den Fall „Lycke“ heraufbeschworen werden. Man steigt gleich mit Beginn des Psychothrillers in das Geschehen ein und es ist Spannung von der ersten bis zur letzten Seite, was folgt. In sehr flüssig lesbarem Schreibstil konstruiert Mikaela Bley ein absolut rundes Gesamtbild mit durchgängig authentischen Charakteren. Man hegt beim Lesen häufig einen Verdacht, wird aber trotzdem immer wieder eines Besseren belehrt oder auf eine neue Spur gebracht. Viele Wendungen und überraschende Entwicklungen lassen den Thriller zu einem echten „Page-Turner“ werden. Nicht nur die Inhalte zum Verschwinden des Mädchens sind sehr spannend zu lesen, sondern auch der zweite Erzählstrang, in dem es (wie eingangs bereits erwähnt) um die Journalistin Ellen geht, ist wahnsinnig gut geschrieben. Selbst die Schauplätze in Stockholm wirkten durchweg real und waren gut vorstellbar. Zudem ist das Buch in einzelne, überschaubare Kapitel unterteilt – jeweils der betreffenden Figur gewidmet und natürlich mit dem entsprechend passenden Perspektivwechsel. Abwechslungsreich und gut konzipiert. Alles in allem ein sehr überzeugendes Buch! Einzig der Titel wirkt im Nachhinein vielleicht ein wenig deplatziert oder irreführend. Aber das mag Geschmackssache sein. Man merkt jedenfalls inhaltlich nicht, dass „Glücksmädchen“ der erste Psychothriller der Autorin ist, ganz im Gegenteil. Für mich ganz sicher nicht das letzte Buch von Mikaela Bley - falls denn weitere folgen, was ich sehr hoffe! :)
Ich würde diesen Psychothriller definitiv weiterempfehlen und kann nur sagen: Für Fans des Genres ein absolutes „must have“! 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.01.2017

Alles nur Theater? Oder doch viel mehr?! Ein kluges, witziges und wahnsinnig interessantes Buch...

Theater hassen
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Was kann man zu Jan Küveler‘s Titel „Theater hassen“ sagen oder gar schreiben? Vielleicht, dass es ein überraschend kluges, heiteres und zudem unglaublich gutes Buch ist! Man kann sich womöglich nichts ...

Was kann man zu Jan Küveler‘s Titel „Theater hassen“ sagen oder gar schreiben? Vielleicht, dass es ein überraschend kluges, heiteres und zudem unglaublich gutes Buch ist! Man kann sich womöglich nichts Konkretes unter diesem Titel vorstellen (..so erging es zumindest mir). Deshalb sollte man dem Buch wohl zunächst einmal eine Chance geben. Denn es entfaltet schon auf den ersten Seiten einen ganz eigenen Charme mit viel Wortwitz, Raffinesse und seltenen Einblicken! Natürlich handelt das Buch in erster Linie vom Theater mit all seinen Facetten, Intentionen und diversen Darstellern. Deshalb könnte man vielleicht sogar vermuten, dem Buch mangelte es an interessanten Inhalten.. Aber ganz im Gegenteil! Das Buch sprüht nur so vor Frechheit, urkomischen Kommentaren und bissiger Analyse. Und das Gesamtpaket liefert ein durchweg unterhaltsames wie aufschlussreiches Programm: Sprachlich gut lesbar und einem guten Schmöker ähnlich, wirft das Buch inhaltlich einen immerzu abwechslungsreichen, aber ungeschminkten Blick hinter die Kulissen des Theaters in seiner ganzen Vielfalt. Es gibt einige Themen-Schwerpunkte, die Jan Küveler recht übersichtlich in einzelne Kapitel verpackt hat. Ob nun ein kurzer Blick auf die Geschichte des Theaters, oder ein Abwiegen der einzelnen Schauspielhäuser und dem „Sponsoring“ wie auch auf die unterschiedlichsten „Darsteller-Gattungen“. Der Autor hat hier kaum einen Aspekt ausgelassen und schafft es wohl auch deshalb, einen ungewohnten Einblick, bzw. eine ganz unerwartete Perspektive auf das Gesamtgeschehen „Theater“ zu geben. Wie eingangs bereits erwähnt mit einem peppigen, unterhaltsamen und stellenweise unglaublich witzigen Erzählstil, der mir von Anfang an wahnsinnig gut gefiel. Das Buch liest sich sehr flüssig und wirkt (trotz der erwartet schweren Kost) leicht und "beschwingt". Mich hat das Buch völlig unerwartet, aber dafür umso mehr überzeugen können und ich würde es definitiv weiterempfehlen. Man sollte sich wohl einfach an das Buch heranwagen, einen Blick hineinwerfen und sich dann selbst überraschen lassen. Ich fand es wirklich toll, deshalb 5 Sterne.

Veröffentlicht am 25.01.2017

Einfach großartig!

Die Geschichte eines neuen Namens
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Mit „Die Geschichte eines neuen Namens“ erscheint nun endlich die Fortsetzung zu Elena Ferrante‘s grandiosem Bestseller „Meine geniale Freundin“, der großen neapolitanischen Familiensaga. Das 2. Buch der ...

Mit „Die Geschichte eines neuen Namens“ erscheint nun endlich die Fortsetzung zu Elena Ferrante‘s grandiosem Bestseller „Meine geniale Freundin“, der großen neapolitanischen Familiensaga. Das 2. Buch der 4-teiligen Roman-Reihe erzählt uns die weitere Geschichte von Elena und Lila, den beiden eng verbundenen und doch seltsam zueinanderstehenden Freundinnen. Während Lila heiratet und zu einem gewissen Ruhm gelangt, steht Elena vor den wertlos scheinenden Fragmenten ihres noch jungen Lebens. Glück oder Unglück, Zuneigung oder Abneigung - die Grenzen verschwimmen immer wieder. Und doch verbindet die beiden jungen Frauen in jeglicher Hinsicht ein festes Band der Freundschaft.
Elena Ferrante schafft es mit diesem Fortsetzungsroman erneut, ein atmosphärisch dichtes Stimmungsbild der Zeit und Spiegelbild der 60er zu erzeugen und lässt den Leser wieder tief in die Figuren ihrer Erzählung eintauchen. Auf mich wirkte der Schreibstil wie schon im ersten Band absolut fesselnd, die Charaktere vielschichtig und der Verlauf der Geschichte unglaublich mitreißend. Die Paradigmen, das Rollenverständnis, wie auch die allgemein autoritär gebieterische Männerwelt werden beinahe greifbar und scheinen manches mal gar erdrückend und schockierend. Ferrante‘s verspielter und „wattiger“ Erzählstil, die vielen subtilen Metaphern und psychosozialen Feinheiten des Romans wirken dabei auf mich immer wieder magisch. Ich liebe die Art, wie die Dinge in beiden Büchern dargestellt oder auch umschrieben werden. Es liest sich heiter, obwohl es tragisch ist. Und an anderer Stelle schmunzelt man, ob der frechen Dreistigkeit. Ferrante zeigt ihre Figuren verletzlich und doch stark, schwach und doch kämpferisch. Das Ganze vor einer wunderbaren Kulisse Italiens. Man spürt die Zeit, durchlebt die Nöte, Kämpfe und Niederlagen und sieht die Welt durch die Augen dieser beiden unbedarften und doch wissenden Freundinnen. Für mich ist dieser 2. Band wieder ein ganz großes Lesevergnügen gewesen und ich freue mich ungemein auf die beiden noch ausstehenden Bücher! Großes Lese-Kino und beeindruckendes literarisches Werk zugleich, deswegen ganz klar 5 Sterne!