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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2020

Hunger und Leid

Alma Mater
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Aber auch zwischenmenschlicher Werkschätzung begegnet der junge Georg auf seinem Weg als Student nach Marburg. Aus einem kleinen Dorf kommend, in dem er Angst und Schrecken erlebt, hätte er im Leben nicht ...

Aber auch zwischenmenschlicher Werkschätzung begegnet der junge Georg auf seinem Weg als Student nach Marburg. Aus einem kleinen Dorf kommend, in dem er Angst und Schrecken erlebt, hätte er im Leben nicht gedacht, dass er einmal Theologie studieren darf, doch das Leben nimmt seltsame Wege.

Wer gedacht hat, dass er Georg beim lustigen Studentenleben begleiten kann, liegt falsch, denn statt lustiger Feiern muss Georg quasi ums Überleben kämpfen und anfangs sogar in einer Notunterkunft nächtigen. Doch durch Zufall verschlägt es ihn zu Kaspar und dessen Frau Ursula,, die eine Druckerei besitzen, die Kaspar neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit betreibt.

Ein brummiger Kerl - so scheint es, doch mit der Zeit begegnet Georg Geborgenheit und Zuneigung, also einem richtigen Familienleben. In dem aber auch Trauer und Not immer wieder seinen Platz findet - Marburg wird von unterschiedlichen Mächten besetzt und fungiert wie andere deutsche Städte auch als Spielball der Mächte.

Ein eindringlicher und überzeugender Roman, in dem es nicht nur um äußere Entwicklungen, sondern auch und vor allem um innere Werte geht. Ich habe sehr lange gelesen, da das Buch keine leichte Kost ist, dafür jedoch ein großer Gewinn, von dem ich sicher noch lange zehren werde!

Veröffentlicht am 13.11.2020

Einen eigenen Weg

Elmet
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Den gehen die drei Smythes: Vater John mit seinen beiden Kindern Cathy und Daniel. Sie sind nach Yorkshire gezogen, mitten in die Wälder, haben ein eigenes Haus gebaut. Doch es gibt jemanden, nämlich den ...

Den gehen die drei Smythes: Vater John mit seinen beiden Kindern Cathy und Daniel. Sie sind nach Yorkshire gezogen, mitten in die Wälder, haben ein eigenes Haus gebaut. Doch es gibt jemanden, nämlich den Besitzer des Waldes, dem das überhaupt nicht passt. Mehrfach versucht er, die Familie dort herauszubekommen. Doch auch diese hat Unterstützer auf ihrer Seite.

Wenn man sehr beschönigend herangeht, könnte man die Lebensweise der Smithes als alternativ bezeichnen, da sie sozusagen ihren eigenen Weg gehen. Die Kinder besuchen nicht die Schule, John Smythe hat keinen Job im eigentlichen Sinne, sondern stellt sich manchmal in illegalen Faustkämpfen. Und macht noch so das ein oder andere.

Im Klartext befinden sie sich allerdings nicht auf, sondern unter der Armutsgrenze und sind zumindest in gewissen Fällen gezwungen, sich von anderen abhängig zu machen. Wobei die Gefüge innerhalb des Romans nicht immer ganz klar nachzuvollziehen sind, für mich jedenfalls nicht. Ob wir wollen oder nicht, es kann passieren, dass uns "Elmet" zu den tiefsten Niederungen in uns selbst führt. Zu Empfindungen, die uns selbst an uns verborgen geblieben sind oder die wir verstaut zu haben glaubten in den tiefsten Ecken unseres Bewusstseins, unserer Seele. Es könnte sogar zu einem Kampf mit sich selbst kommen, wenn man sich auf die Probe stellt - sowohl in Bezug auf seine Empfindungen als Teil der Szenerie im Roman, als auch schlicht und einfach seiner Einstellungen in gewissen Dingen zu sich selbst. Kann ich mich auf mich verlassen, bleibe ich mir treu?

John Smythe kann das von sich behaupten, die meisten anderen Akteure nicht oder zumindest nicht ständig. Ein Roman nicht nur, aber auch über Erkenntnisse über sich selber. Zu empfehlen für Leser, die nicht auf ausgetretenen Pfaden wandeln und starken Tobak vertragen können!

Veröffentlicht am 12.11.2020

Macht ganz schön Action im Kinderzimmer!

ministeps: Hör rein, sing mit! Erste Kinderlieder zum Anhören: Soundbuch ab 1 Jahr, Spielbuch, Bilderbuch
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Denn die Lieder hallen nicht gerade leise aus dem Buch! Aus meiner Sicht könnte das ruhig ein wenig leiser eingestellt sein, so dass das Kind mit seiner Beschallung nicht die Familie terrorisiert! ...

Denn die Lieder hallen nicht gerade leise aus dem Buch! Aus meiner Sicht könnte das ruhig ein wenig leiser eingestellt sein, so dass das Kind mit seiner Beschallung nicht die Familie terrorisiert!

Aber sonst ist das wirklich eine supernette Idee, diese Lieder im Buch! Dem sehr zarten Alter der Rezipienten wird hier ganz klar Rechnung getragen, auch wenn ich nicht so richtig verstehen kann, warum die Noten abgebildet sind: die Kleinen können sie noch nicht lesen - und die dazugehörigen Erwachsenen haben das definitiv nicht nötig - sie können die Lieder nach ein- oder zweimal zuhören auch so mitsingen, sollten sie sie nicht ohnehin bereits kennen.

Ein schönes Geschenk gerade auch für Kinder, deren Eltern möglicherweise nicht selbst in Deutschland aufgewachsen sind und die absoluten Klassiker nicht kennen. Denn hier kennt sie wirklich jeder in Deutschland aufgewachsene und kann sie bestimmt auch nach vielen Jahren des Erwachsenenlebens noch mitsingen. Zumindest die erste Strophe, denn mehr ist hier gar nicht aufgeführt.

Begleitet wird der Text von liebevollen Zeichnungen, auf verschiedene Tiere wie Bär, Ente, Schaf etc. abgebildet sind.

Veröffentlicht am 12.11.2020

Es geht rund!

Das Bild der Vergangenheit
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Das Leben der ruhigen und empfindsamen Lana wird durcheinander gewirbelt: nicht nur soll sie offenbar gekidnappt werden - eine Aktion, der sie sich erfolgreich widersetzt, nein, der Amerikaner Connor beschuldigt ...

Das Leben der ruhigen und empfindsamen Lana wird durcheinander gewirbelt: nicht nur soll sie offenbar gekidnappt werden - eine Aktion, der sie sich erfolgreich widersetzt, nein, der Amerikaner Connor beschuldigt sie zudem, als Hehlerin tätig zu sein: sie soll mit wertvollen Gemälden, die seinen jüdischen Großeltern einst von den Nationalsozialisten genommen wurden, handeln.

Also wirklich! Lana, die als Kindertherapeutin tätig ist, malt zwar in ihrer Freizeit und ist damit ausgesprochen erfolgreich, aber gehandelt hat sie wirklich noch nie! Und damit nicht genug: all das hängt offenbar auch noch mit einem traumatischen Erlebnis aus ihrer Kindheit zusammen: mit neun Jahren verschwand ihre Freundin vom gemeinsamen Spielen und tauchte nie wieder auf.

Es stellt sich außerdem heraus, dass es nicht bei dem einen Kidnapping-Versuch bleibt und so sammelt sich Lanas Familie, die zu nicht geringen Teilen aus weitgehend verdeckt tätigen Ermittlern besteht, um sie. Und nicht nur das: auch Connor, der in einem ähnlichen Beruf tätig ist, weicht ihr bald nicht mehr von der Seite. Und zwar als Beschützer.

Er hat einen Narren an der ebenso schönen wie klugen Lana gefressen und es sieht ganz so aus, als ob auch sie gewisse Sympathien für ihn hegt.

Dieser dritte Roman um Familie Wieland - stets steht eines der insgesamt sieben Geschwister im Mittelpunkt -nimmt stellenweise den Charakter eines Roadmovies an, was ihn umso spannender werden lässt. Und auch die Gefühle kommen nicht zu kurz, dabei ist der Roman alles andere als oberflächlich. Noa C. Walker hat wie immer eine originelle Geschichte mit zahlreichen Überraschungen entwickelt.

Ein Roman, der durchaus auch was für Krimifans ist, die es mal etewas gefühlvoller angehen möchten!

Veröffentlicht am 25.10.2020

Neubeginn anders als gedacht

Das Wörterbuch des Windes
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Aus der gemeinsamen Islandreise mit ihrem Mann Henrik wird für Swea tatsächlich wie geplant ein Neustart des Lebens, allerdings ganz anders als gedacht: gerade wieder hatten sich die beiden nach einem ...


Aus der gemeinsamen Islandreise mit ihrem Mann Henrik wird für Swea tatsächlich wie geplant ein Neustart des Lebens, allerdings ganz anders als gedacht: gerade wieder hatten sich die beiden nach einem Jahr Auszeit bedingt durch Henriks Affären wieder zusammengerauft, da wird durch einen Zufall klar, dass der Gute immer noch mehrere Eisen im Feuer hat.

Swea lässt ihn mitten in der Natur stehen und macht mit dem gemeinsamen Mietwagen die Biege. Und landet bei einem zurückhaltenden, fließend deutsch sprechenden alten Herrn namens Einar und dessen Mieter Jón. Der ist noch mehr als zurückhaltend, fast furchtsam. Trotz allem, Einar nimmt sie ohne viel Fragen bei sich auf und ermuntert sie, so lange wie sie möchte, da zu bleiben.

Allmählich kommen sich Einar und Swea näher, verbal natürlich zur und es entwickelt sich eine Art zaghaftes Vertrauensverhältnis, aus dem irgendwann gemeinsame Tangotanzabende in dem stillen Haus werden.

In der Zeit hat sich Swea - eine Bankerin mit dem Herzen einer Künstlerin - bereits einige berufliche Standbeine geschaffen, bei denen es zunächst nur um das Finanzielle geht, bald wir daraus mehr.

Denn Island trifft sie mit seiner ganzen Wucht tief in ihrem Herzen. Auch, wenn sie immer noch um ihre Ehe trauert und sich auch sonst von Familie und Freunden betrogen fühlt, ist sie auf eine gewisse Weise angekommen.

Ob das so bleibt? Um das zu erfahren, ist die Lektüre dieses schönen und warmherzigen Romans unerlässlich. Obwohl ich hier lobende und positive Worte finde, muss ich zugeben - ich bin ein kleines bisschen enttäuscht. Denn Blazons gegenwartsliterarischer Vorgängerroman, der auch im Norden, allerdings in Finnland spielte, hatte mich tief in meinem Inneren getroffen, mit voller Wucht und hatte sich zu einem Leib- und Magenroman entwickelt, wie es nur selten ein Buch schafft. Das ist hier nicht so, dennoch empfehle ich diesen Roman, denn die Autorin schreibt mit Herz und Verstand und bringt zudem viel Spannendes über Island hinein.