Gute Ansätze, aber noch ausbaufähig
Sera ist… sagen wir, anders. Sie ist hellsichtig und hat immer wieder visionenartige Träume, die sie heimsuchen. In ihnen sieht sie einen jungen Mann namens Elias und eine mittelalterliche Szenerie. Als ...
Sera ist… sagen wir, anders. Sie ist hellsichtig und hat immer wieder visionenartige Träume, die sie heimsuchen. In ihnen sieht sie einen jungen Mann namens Elias und eine mittelalterliche Szenerie. Als sie ihm dann auch in ihrem jetzigen Leben begegnet, stellt sich heraus, dass Sera eine Engelsseele ist – die Seele eines Schutzengels, und dass sie Elias‘ Schutzengel ist. Aber der Teufel selbst ist hinter Sera und Elias her und so schließen sie einen Plan, um ihn zu bekämpfen…
Aus der Idee hätte man wirklich viel machen können, und, was aus dem Klappentext gar nicht ersichtlich ist, es geht um Engel und Dämonen und den himmlischen Kampf. Dieses Thema hat mich schon immer fasziniert und ich lese wahnsinnig gerne Bücher darüber. Allerdings nimmt das Buch viel zu langsam Fahrt auf. Das mit den Youtube-Videos war irgendwo einfach unnötig, da hätte man irgendwie anders einen Bogen zu dem eigentlich Thema schlagen können. Und auch diese unterschwellige Spiritualität hat mich irgendwie gestört… Wenn Sera zum hundertsten Mal von der „Güte und Herrlichkeit des Herrn“ redet, geht es einem irgendwann nur noch auf die Nerven. Als Hintergrund ist es natürlich ganz nett, aber es war in diesem Buch quasi das „Hauptthema“ und ich hatte irgendwie das Gefühl, als wollte mich die Autorin zu Gott bekehren.
Charaktere
Ich habe das Gefühl, dass sehr wenig auf die Charaktere eingegangen wird. Über Sera erfährt man nicht viel, außer, dass sie extrem gläubig ist. Und als sie nach und nach erfährt, dass Gott vielleicht nicht unbedingt so gut ist, wie sie immer glaubte, kehrt sie ihm trotzdem nicht den Rücken. Ich persönlich wäre gegen Ende dann doch eher auf der Seite des Teufels gewesen, wenn er nicht Elias hätte töten wollen. Sera aber zweifelt kein einziges Mal an ihrem Gott, obwohl er sich von ihr abgewandt hat, weil sie Elias geküsst hat. Weil das, warum auch immer, anscheinend eine riesengroße Sünde war. Das war meiner Meinung nach irgendwie nicht nachvollziehbar.
Über Elias erfährt man auch nicht viel: Im einen Moment ist er noch Lilys treuer Diener und bereit, Sera zu opfern, und im nächsten verhilft er ihr zur Flucht. Nur um sie dann ungewollt wieder Lily auszuliefern, indem er Sera einfach mit zu ihrem Treffen nimmt. Ich hätte den beiden gleich sagen können, das das alles andere als ein guter Plan ist.
Fazit
Der Schreibstil war okay. Das Buch lässt sich flüssig lesen, aber es gibt kein sonderlich bemerkenswertes Wortbuilding.Es fehlt vor allem an den Charakteren. Der Anfang war zu zäh und das Ende kam viel zu plötzlich, Spannung war nicht wirklich vorhanden, da man jeden einzelnen Schritt bereits vorhersehen konnte. Die Kapitel in der Vergangenheit fand ich allerdings schon ein bisschen unterhaltsam und spannend. Wenn es schon Himmel und Hölle gibt, dann hätte ich es schön gefunden, wenn die Geschichte auch teilweise dort gespielt hätte und die Autorin eine völlig neue Welt erschaffen hätte, zum Beispiel. Trotzdem, ich musste mich nicht durch die Seiten quälen und alles in allem war es eine nette Geschichte.
3 von 5 Sternen