Der Anfang
Die Erben von Seydell - Das Gestüt„Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir mehr lieben als unser Leben, und von vorne anfangen.“
„Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ ist der erste Band der Familiensaga um die gleichnamige Familie ...
„Manchmal müssen wir Menschen loslassen, die wir mehr lieben als unser Leben, und von vorne anfangen.“
„Die Erben von Seydell – Das Gestüt“ ist der erste Band der Familiensaga um die gleichnamige Familie Seydell. Er erschien im Oktober 2020 im Goldmann Verlag und ist von einem bekannten Autorenduo unter dem Namen Sophie Martaler geschrieben worden.
London, 1947: Als Elizabeth von ihrem Onkel unerwartet ein Gestüt in Deutschland erbt, scheinen all ihre finanziellen Sorgen gelöst. Leider gestaltet sich der Verkauf dann jedoch schwieriger als gedacht, denn der Miterbe aus Spanien verweigert jegliche Kommunikation mit Elizabeth. Ob das Familiengeheimnis, das hinter dieser Abneigung steht, auch Elizabeths wahre Herkunft verbirgt…?
„Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga ganz nach meinem Geschmack. Von Beginn an hatte ich das Gefühl mich mitten im Geschehen zu befinden, wobei die Haupthandlung bisher nicht wie erwartet in Elizabeths Zeit spielt, sondern deutlich früher, 1890 auf Gut Seydell beginnt.
Auf dem Gut gerät der Leser in eine Familienfehde, die die beiden Brüder Seydell entzweit und den jüngeren Alexander zu einem Neuanfang im fernen Spanien treibt.
Nahezu alle Figuren konnte ich mehr oder weniger schnell ins Herz schließen, wobei meine Sympathien klar bei dem gradlinigen und zuverlässigen Alexander liegt. Die Brüder könnten unterschiedlicher kaum sein und ein Streit zwischen ihnen war nach dem Tod ihres Vaters meiner Meinung nach unvermeidbar.
Mit Luise, der Frau von Ludwig, konnte ich nur schlecht warm werden, aber ich denke sie ist eine Schlüsselfigur, die polarisieren muss. Sie hat Ecken und Kanten und sieht hauptsächlich ihren eigenen Vorteil, vergisst darüber aber nahezu alle Menschen um sich herum. Trotzdem imponiert sie mir, denn sie kämpft für ihre Ziele und letztlich auch für das fast ruinierte Gestüt Seydell. Gerade der Ehrgeiz und der Mut den sie dabei zeigt, finde ich bemerkenswert.
Neben den gut charakterisierten und authentisch dargestellten Hauptfiguren, sind aber auch die Nebenfiguren liebevoll gezeichnet und haben ihre eigenen Geheimnisse und Geschichten. Gerade die Zofe Martha von Luise finde ich sehr interessant, denn bisher habe ich nicht durchschauen können, was sie verbirgt.
Insgesamt ist die Geschichte der Familie bildlich und emotional dargestellt, auch an Spannung mangelt es nicht. Die Kapitelgestaltung ist wahnsinnig gut gelungen, die Übergänge zwischen den verschiedenen Handlungssträngen sowie die zeitlichen Abläufe sind brillant miteinander verknüpft, die Szenenwechsel geschehen häufig in „Echtzeit“, sodass man das Gefühl hat wirklich mitten im Geschehen zu sein. Die Handlung ist dabei an keiner Stelle zu langatmig oder zu kurz, sondern auf das Wichtigste zusammengefasst. Immer wieder gibt es spannende Wendungen oder offene Fragen, die einen zum Weiterlesen animieren. Der flüssige und mitreißende Schreibstil tut sein Übriges: Man kann den Roman nur schlecht beiseitelegen und auch ich habe ihn in kürzester Zeit ausgelesen.
Neben der fiktiven Geschichte sind zudem historische Fakten mühelos eingearbeitet, was mir in Romanen immer besonders gut gefällt.
Das Ende barg dann gehörige Cliffhanger, weshalb ich nun unendlich gespannt auf die Fortsetzung der Reihe bin und mich wahnsinnig auf die nächsten Bände der Trilogie freue. Bisher ist für mich noch nicht recht klar, wie Elizabeth und Javier aus Spanien miteinander verwandt sein könnten und auch die Rolle von Elizabeths Onkel Robert habe ich noch nicht vollständig verstanden. Auch bin ich gespannt, wie es mit Elizabeth weitergeht, denn sie steckt in Geldsorgen, hängt aber im Grunde ebenso an Pferden wie ihr Onkel es tat… Vielleicht kann es ja sogar eine Zukunft für das Gestüt Seydell geben…?
Mein Fazit: „Die Erben von Seydell“ ist eine Familiensaga mit einer guten Mischung aus Familiendrama und Liebesgeschichte. Ich habe den Roman regelrecht verschlungen und kann die Fortsetzung kaum abwarten. Ich vergebe für den Auftaktband der Buchreihe 5 von 5 Sternen.