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Veröffentlicht am 20.12.2020

Ein gutes Buch, obwohl es auch um eine Krankheit geht

Lass uns an Wunder glauben
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Das Buch ist aus der Wechselsicht von Jasper und seiner Mutter Kate geschrieben. Jasper leidet an ZF (Mukoviszidose). Der eigentliche Hauptdarsteller in dem Buch ist Whistler, der sehr wichtig für Jasper ...

Das Buch ist aus der Wechselsicht von Jasper und seiner Mutter Kate geschrieben. Jasper leidet an ZF (Mukoviszidose). Der eigentliche Hauptdarsteller in dem Buch ist Whistler, der sehr wichtig für Jasper ist, der eine einzigartige Gabe hat und der wohl auf stumme Art mit ihm sprechen kann. Er kann ihn aber nicht behalten, weil zum einen der Vermieter nein sagt und zum anderen Whistler jemand anderem weggelaufen ist. Kann Jasper Whistler doch noch behalten oder findet sich eine andere Lösung?

Das Buch ist gut geschrieben, mal humorvoll, mal etwas spannend. Etwas störend finde ich zeitweise, dass die Handlung zum vorigen Kapitel zurückspringt. Bei Jasper biegt seine Mutter auf Seite 91 auf einen Parkplatz ein, bei Kate taucht dieser auf Seite 94 auf. Es gibt aber nicht laufend solche Rücksprünge.

Das Buch gibt auch Einblicke in Tierheime und in die ZF-Krankheit. Und es wird auch etwas über Assistenzhunde erzählt, die z. B. Lichtschalter betätigen oder Kühlschränke öffnen können oder kontrollieren, ob alle Türen im Haus geschlossen sind, wenn das Wort „Grenze“ gesagt wird.

Der Autor hat Tiermedizin studiert und arbeitet als Chirurg.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Ein humorvolles und warmes Buch für die Seele, obwohl es auch um den Tod geht

Marianengraben
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Vom Buchtitel her hätte ich mich das Buch wohl nicht angesprochen, von der Beschreibung her schon eher. Kann man mal reinlesen. Ich hatte keine großen Erwartungen an das Buch und wurde positiv überrascht.

Als ...

Vom Buchtitel her hätte ich mich das Buch wohl nicht angesprochen, von der Beschreibung her schon eher. Kann man mal reinlesen. Ich hatte keine großen Erwartungen an das Buch und wurde positiv überrascht.

Als ihr kleiner Bruder Tim mit 10 Jahren im Meer ertrinkt, reißt er Paula tief in den Mariannengraben – in eine schwere Depression. In einen Alltag, der einmal Leben war und jetzt nur noch ein Zustand ist. Auf Tims Grab gehen? Undenkbar. Als ihr Therapeut ihr vorschlägt, mal auf den Friedhof zu gehen wenn dort kein anderer ist, bleibt da ja eigentlich nur nachts als Möglichkeit. Will ihr Therapeut so nicht sagen. Aber Paula rafft sich doch dazu auf und bricht an einem Sommertag auf dem Friedhof ein. Nur hatte sie nicht dieselbe Idee – auch Helmut (83) ist gerade dort und gräbt die Urne seiner geliebten Helga aus. Gemeinsam fahren Helmut und Paula dann nach Österreich in die Berge, dabei taucht Paula immer weiter aus dem „Mariangraben“ auf und freut sich wieder eher des Lebens. Und hat am Ende wieder Ziele.

Das Buch ist sehr humorvoll geschrieben, zum Beispiel dachte Tim lange, es heißt Uhr-Oma statt Ur-Oma, weil eine Uhr ja Tick-Tack macht. Deshalb war sie die Tick-Tack-Oma. Oder Paula unterhält sich mit ihrem Therapeuten über Nudelsorten, weil ihr die Themen ausgingen, weil die Krankenkasse ja so viele Stunden bewilligt hat.

Das Buch ist wie ein Brief oder eine Unterhaltung an ihren toten Bruder geschrieben, aber mehr lustig als traurig. Oft musste ich schmunzeln, z. B. über Tims neue Anschrift (damit war sein Grab gemeint) oder das Tim bei einer Erklärung des Wasser-Kreislaufs (Verdunsten, Wolken, Niederschlag) plötzlich auch am Verdunsten ist und jetzt ein Eis essen möchte, damit er wieder mehr Wasser in sich hat. Oder bei der Erklärung über den Klimawandel, wo er im Sommer Eiswürfel in den Teich gibt. Die Momente, wo Tim eine Rolle spielt, sind irgendwie was warmes für die Seele – erst recht in der kalten Jahreszeit, in der ich dieses Buch gelesen habe.

Die beschriebene Leere nach dem Tod (Seite 11) konnte ich sehr gut nachvollziehen, nach dem Unfalltod meiner Freundin hatte ich auch erst mal nur „funktioniert“. Da die Autorin ehrenamtlich als Sterbebegleiterin und Sternenkinder-Fotografin arbeitet und das Buch ihrem Bruder gewidmet ist, und Mama & Gerhard gedankt wird als nix mehr ging, dachte ich dass sie mit dem Buch den Tod ihres Bruders verarbeitet hat und damit auch anderen Menschen Mut machen wollte, zeigen: Das Leben geht weiter. Nun, letzteres trifft natürlich zu. Nur das mit dem Bruder nicht: Ihrer lebt, wie ich bei einer Internet-Recherche erfuhr.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Anfangs wurde ich mit dem Buch nicht warm, aber dann...

Ich geh dann mal nach Tibet
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Der Autor erzählt hier von seiner Reise. Zu Fuß von Deutschland über Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Iran und über die Türkei nach Indien, Nepal nach Tibet. Diese ...

Der Autor erzählt hier von seiner Reise. Zu Fuß von Deutschland über Österreich, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, Iran und über die Türkei nach Indien, Nepal nach Tibet. Diese Reise tritt er am Tag nach seinem 31. Geburtstag am 11. März 2012 an, am 31. Oktober 2015 kommt er nach 1.329 Tagen in Lhasa an.

Anfangs brauchte ich etwas, um mit dem Buch warm zu werden. Es war zuerst von Gedanken und auch vom Jakobsweg die Rede, die eigentliche Reise begann erst auf Seite 31. Als er zwischen München und Mühldorf am erstbesten Haus vorbeikommt und fragt, ob man ihm seine Wasserflasche auffüllen kann, ertappe ich mich dabei mich zu fragen ob die Reaktion „Kein Problem“ Jahre später die gleiche gewesen wäre – man hört ja viel von Trickdieben und jetzt kommt ja auch die Corona-Pandemie hinzu, wo man ja so viel Abstand wie möglich halten sollte.

In den ersten Tagen seiner Reise kam mir der Autor auch etwas überheblich vor. In Marktl fragt er in Gasthäusern und Pensionen nach kostenloser Übernachtung und erzählt seine Geschichte, in Burghausen spricht er Passanten danach an. Das macht ihn mir etwas unsympathisch – nachdem er seine Wohnung gekündigt hat, müsste er ja Geld zum Übernachten übrig haben? Da kommt er mir schon als Schnorrer vor, zumal sein Arbeitgeber (Globetrotter) ihn sponsert und seine Ausrüstung zur Verfügung stellt. Aber vielleicht kommt man ja auch wirklich leichter mit Menschen ins Gespräch, wenn man einen 30-Kilo schweren 75-Liter-Rucksack trägt. Jedenfalls denkt er auf Seite 52 darüber nach, seinen Rucksack später mal mit leichtem Verpackungsmaterial zu füllen und in der Gegend rumzulaufen, einfach nur um Leute kennenzulernen. In Gars am Inn bezieht er auf Kosten der Gemeinde ein kleines Zimmer in einer Wallfahrtsherberge und wird zum Abendessen ins Gasthaus eingeladen, so dass er nicht im Zelt, das er im Rucksack dabei hat, übernachten muss.

Nein, er ist kein Schnorrer. Er geht einfach gerne auf Menschen zu. Für ihn ist der Weg das Ziel. Nicht einfach nur laufen, sondern z. B. auch 13 Tage in Wien verbringen. Ein anderer läuft 35 – 50 km pro Tag, er gibt sich mit weniger km pro Tag zufrieden. Er hat am 84. Tag seiner Reise 1.222 km hinter sich, was durchschnittlich 14 km pro Tag entspricht. Für ihn sind unterwegs sein und die Menschen wichtig. Und er nimmt nicht nur, er gibt auch. In manchen Ländern wird er zum Lehrer, entweder vor einer ganzen Schulklasse oder verdient Geld bzw. Übernachtung sogar mit Einzelunterricht. Und den Kindern wird bewusst, was ihnen die Beherrschung einer Fremdsprache bringt.

Nebenbei lerne ich in seinem Reisebericht einiges über die anderen Länder. Im Iran versucht er sich als Anhalter, kommt aber mit der deutschen Geste nicht weit. Dort hat der Daumen nach oben eine andere Bedeutung, hier muss er mit der Handfläche nach unten winken. Ich leide mit ihm, als in Indien das Essen zu scharf gewürzt ist und er in Tibet sogar die Suppe mit Stäbchen essen muss. Beim Reis hat jemand mal ein Einsehen und bringt ihm einen Keramiklöffel.

Am Ziel angekommen, erfolgt seine Rückreise nach Deutschland deutlich schneller – statt zu Fuß geht es mit dem Flugzeug zurück in den Iran, dann per Anhalter weiter und von Bulgarien nach Deutschland nimmt ihn ein Trucker mit.

Das Buch wird mit einigen Fotos aufgelockert und manche sagen auch mehr als tausend Worte. Wie das Bild der überdachten Wüstendörfer, weil es dort fast 40 °C hat.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Mit ausgelegten Büchern die Liebe finden?

Buchstäblich Liebe
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Frankie arbeitet in einer Buchhandlung und hat auch selbst ein paar Bücher geschrieben. Den Mann fürs Leben hat sie allerdings noch nicht gefunden. Den möchte sie allerdings mit in Zügen und Straßenbahnen ...

Frankie arbeitet in einer Buchhandlung und hat auch selbst ein paar Bücher geschrieben. Den Mann fürs Leben hat sie allerdings noch nicht gefunden. Den möchte sie allerdings mit in Zügen und Straßenbahnen ausgelegten Büchern im australischem Melbourne finden. Hierzu schreibt sie ziemlich ganz hinten in die ausgelegten Bücher

„Du hast einen großartigen Geschmack, was Bücher angeht. Möchtest Du ein Date mit mir? Schreib mir eine E-Mail! Scarlett O. hello@buchstabenliebhaberin.com

Sie bekommt einige Rückmeldungen und trifft sich mit diesen Leuten, schreibt auch unter falschem Namen einen sehr erfolgreichen Blog darüber. Doch der richtige ist immer noch nicht dabei – Kunde Sunny wäre es schon eher, nur was den Geschmack seiner Bücher angeht, darüber ist sie anderer Meinung. So einer kann nicht ihr Mann fürs Leben sein. Oder etwa doch?

Als die beiden sich annähern und sogar schon vier Monate zusammen sind, holt Frankie ihre Vergangenheit ein. Sunny weiß nichts vom Blog und auch nicht von den Dates mit den Buchliebhabern, als er Frankie seinen Freund Miguel vorstellt. Der hat Frankie allerdings wegen eines Buches angeschrieben und vor kurzem haben sich beide auch getroffen. Enttäuschung bei Sunny, Wut auf sich selbst bei Frankie. Kann sie ihre Beziehung zu Sunny retten?

Das Buch ist sehr unterhaltsam geschrieben, zum Beispiel antwortet Miguel auf die Frage wie er dazu gekommen ist, als Beruf Akrobat zu wählen, „nein, ist überhaupt nicht quälen“.

Frankies Blogs sind gut als solches im Handlungsverlauf des Buches erkennbar, denn er ist in einer anderen Schriftart geschrieben. Zusätzlich zum Blog tauchen im Buch immer wieder Messages und Mails auf, die wunderbar in die Handlung passen.

Die Bücher, die im Buchverlauf erwähnt werden, tauchen am Ende nochmals in einer Bücherliste auf. Viele davon kenne ich nicht bzw. nur dem Namen nach, aber „Pu der Bär“, „Fünf Freunde essen glutenfrei“ und einige andere habe ich schon gelesen und „Wunder“ und „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zumindest schon als Film gesehen.

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Veröffentlicht am 28.10.2020

Hat mir sehr gut gefallen

Das Glück umarmen
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Johanna (29) ist gerade auf einem Achtsamkeitsspaziergang unterwegs, als sie auf den einige Jahre älteren Leon trifft, der sich eben mit dem Auto überschlagen hat und eingeklemmt wurde. Sie leistet erste ...

Johanna (29) ist gerade auf einem Achtsamkeitsspaziergang unterwegs, als sie auf den einige Jahre älteren Leon trifft, der sich eben mit dem Auto überschlagen hat und eingeklemmt wurde. Sie leistet erste Hilfe, verständigt den Notarzt und meint, es ist der eine, den sie nie wieder loslassen darf. Und dann bringt sie ihn nach der Entlassung aus dem Krankenhaus ins Haus ihrer an Demenz erkrankten Oma Marceline, bis er wieder in seine Wohnung im 5. Stock ohne Aufzug einziehen kann.

Von der Buchrückenbeschreibung hatte ich erwartet, dass es zwar auch um Marceline, aber vor allem auch mehr um Leon geht. Dies ist anfangs nicht der Fall, erst später nimmt Leon mehr Raum ein. Allerdings ist es für den weiteren Handlungsverlauf auch wichtig zu wissen, was es mit dem Asylbewerber Kio auf sich hat.

Die Überschriften zu den Kapiteln passen zunächst mal nicht zu den Kapiteln („Sonnenlichter, das durch Ufervegation ins Wasser fällt – Magie“), zählen aber zu besonderen Momenten die vor allem am Ende des Buches deutlich werden.

Das Buch ist recht unterhaltsam geschrieben und bringt einem zu einem kleinen Teil auch die Krankheit Alzheimer etwas näher.

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