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Veröffentlicht am 13.12.2020

Madame Josette und Monsieur Papon - lovely

Madame Josette oder ein Dorf trumpft auf
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Dieser Roman ist der unmittelbare Nachfolger des ein Jahr zuvor erschienenen Romans „Monsieur Papon oder ein Dorf steht Kopf“ Er beginnt etwa wenige Tage nach der Handlung des ersten Romans. Hautnah kann ...

Dieser Roman ist der unmittelbare Nachfolger des ein Jahr zuvor erschienenen Romans „Monsieur Papon oder ein Dorf steht Kopf“ Er beginnt etwa wenige Tage nach der Handlung des ersten Romans. Hautnah kann der Leser den Mikrokosmos in einem Bergdorf in Frankreich erleben. Während im ersten Roman die Einwohner des Dorfes Fogas durch den Zuzug eines englischen Ehepaares, die die Dorfschenke betreiben wollen, erschüttert, so werden die Einwohner in diesem zweiten Roman auf ein neues durcheinandergewirbelt.

Fabian, der Neffe von Josette, die die Inhaberin des kleinen Tante-Emma-Ladens ist, hat in Paris studiert und gearbeitet. Nun kehrt er nach Fogas zurück. Zurück deshalb, weil er als Kind jedes Jahr von seinen Eltern hier hergeschickt wurde, um die Sommerferien zu verbringen. Deshalb ist ihm das Dorfleben nicht sehr nicht unbekannt. Nach all dem Trubel in der Metropole Paris sehnt er sich nach dem Landleben und hat die großartige Idee, seiner Tante beim Betrieb des Tante-Emma-Ladens unter die Arme zu greifen. Diese Idee kommt natürlich nicht von ungefähr, schließlich ist aus den Erbschaftsunterlagen von Jacques, dem verstorbenen Onkel, herauszulesen, dass Fabian die Hälfte des Ladens geerbt hat. Weil sich Josette nicht im komplizierten Erbschaftsrecht auskennt, war sie nie auf den Gedanken gekommen, dass ihr der Laden nicht allein gehörte. Getreu dem Sprichwort „Neue Besen kehren gut“ hat der junge Banker ganz frische und mutige Ideen, den Laden im Dorf wieder in Schwung zu bringen. Selbstverständlich kommt er nicht auf die Idee, irgendjemanden, und schon gar nicht seine Tante, zu fragen, ob sie damit einverstanden sei. Dass er damit alle Vorurteile der Dorfbewohner gegenüber den Großstädten unterstützt, fällt ihm nicht im Traum ein. Parallel dazu erleben wir die Geschichte von Stephanie, die auch vor kurzer Zeit in das Dorf gekommen war mit ihrer Tochter Chloé. Keiner ahnt, dass Stephanie vor ihrem Mann geflüchtet ist, um mit ihrer Tochter den ständigen Wutausbrüchen ihres ewig betrunkenen Ehemanns zu entgehen. Stephanie hatte sich in Fogas bereits ein neues Heim aufgebaut und sich hervorragend in die Dorfgemeinschaft eingearbeitet. Doch Stephanie und Fabian geraten des Öfteren mächtig aneinander. Zwischen den beiden scheint sich eine Mauer des Unglücks aufgerichtet zu haben.

Wie schon im ersten Roman hat sich die englische Schriftstellerin auf einen kleinen Trick zurückgezogen, um die Geschichte mit einem zusätzlichen zwinkernden Auge erzählen zu können: Der Geist von Jacques, dem verstorbenen Inhaber des Tante-Emma-Ladens, lebt noch in diesem Dorfladen. Meist sitzt er auf dem Kaminsims. Doch manchmal starrt er auch aus dem Fenster. Jacques ist eigentlich für alle Dorfbewohner unsichtbar außer für zwei von ihnen. Seine Witwe Josette kann ihn sehen und mit ihm sprechen genauso wie die kleine Chloé, Stephanies Tochter. Dieser Geist gibt oft Anlass zu amüsanten Szenen, wenn sich Fabian beispielsweise wundert, dass seine Tante ständig irgendwelche Selbstgespräche führt. Oder wenn Jacques Stephanie warnen möchte. Dazu schreibt er etwas in den Staub. Aber als Geist kann er nicht mit seinen Fingern im Staub schreiben, sondern er muss pusten. Und das bringt den Geist im wahrsten Sinne des Wortes außer Atem. Aber nicht nur dieser Trick ist es, der das Buch besonders reizvoll macht, sondern auch die stets wechselnde Perspektive, aus der die einzelnen Szenen geschildert werden, ist wunderbar gelungen. Nahezu alle wichtigen Dorfbewohner in dieser Geschichte kommen einmal zu Wort, um aus ihrer Sicht die Dinge zu erzählen. Damit der Leser damit nicht zu sehr überfordert wird, ist in jeder neuen Szene im ersten Absatz jeweils der Name der erzählenden Figur aufgeschrieben. Eine schöne Vorgehensweise, die ich so in anderen Romanen noch nicht entdeckt habe.

Volle Punktzahl für einen wunderschönen Roman, der in Frankreich spielt. Wer den Spielfilm um die „Schtis“ kennt er, kann sich etwa eine Vorstellung von diesem Roman machen, wer den Film der „Schtis“ liebt, der wird auch dieser Roman lieben.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2013

Veröffentlicht am 28.10.2020

Ins vorweihnachtliche Montmartre von Paris

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre
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Wer in das Paris, möglicherweise sogar Montmartre, wenige Tage vor Weihnachten reisen möchte, der sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Wie bei Kommissar Maigret geht es beschaulich zu, gemütlich ...

Wer in das Paris, möglicherweise sogar Montmartre, wenige Tage vor Weihnachten reisen möchte, der sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. Wie bei Kommissar Maigret geht es beschaulich zu, gemütlich beinahe.

Kommissar Lacroix sitzt in seiner Stammkneipe und fristet ein armseliges Leben. In den letzten Tagen hat es keine berauschenden Kriminalfälle in seinem Revier gegeben. Er weiß mit der Zeit nichts anzufangen und blättert deshalb durch die Zeitungen. Ganz Paris spricht von dem Schnee, der in den nächsten Tagen fallen soll. Doch stets den Gesprächen über den Schnee zu lauschen, ist nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung.

Da entdeckt er in einem Artikel einen Fall aus dem 18. Arrondissement, aus Montmartre. Die Lichterketten in den Bäumen wurden gestohlen. Die zuständige Kommissarin ist Rose Violet, eine liebe Kollegin und Freundin von ihm. Am Telefon überredet er sie, ihn zum Schauplatz des Diebstahls zu führen.

Der Bestsellerautor Alexander Oetker, der die Lacroix-Romane unter einem französischen Pseudonym veröffentlicht, hat einerseits hervorragend den Stil der Simenon-Romane um Kommissar Maigret aufgegriffen und andererseits das besondere Pariser Flair, welches einen beschleicht, wenn man über die Straßen von Paris spaziert. Paris ist eine Stadt, die einen Besucher dazu bringt, tief ein und auszuatmen und dabei ein paar Sorgen von sich abfallen zu lassen. Warum dies bei Paris der Fall ist, welches doch aufgrund des dichten Verkehrs von Abgasen stinkt, ist mir unerklärlich. Der Autor schafft es jedenfalls, dass man in seinen Romanen nicht an Abgase denkt, dass man sich einfach fallen lassen kann beim Lesen des Buches und in die vorweihnachtliche Zeit und den Lichterglanz von Paris versetzt wird.

Natürlich bleibt der Roman immer noch ein Kriminalroman, bei dem ist nicht an Spannung fehlen darf. Was den Kriminalfall angeht, so wartet er mit einigen Überraschungen auf. Erste Spekulationen müssen gegebenenfalls über den Haufen geworfen werden.

Besonders schön finde ich den Abschluss des Romans, in welchem schon zum dritten Mal Kommissar Lacroix mit seiner Gattin zu Abends speist und ihr alle Zusammenhänge in dem Fall erzählt. Dies ist noch mal eine Zusammenfassung des Romans und bildet, ohne redundant zu wirken, einen krönenden Abschluss.

Ich mag Commissaire Lacroix genauso wie Paris und die Stimmung, die von Paris ausgeht. Deshalb von mir eine klare Empfehlung für diesen Kriminalroman.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2020

Veröffentlicht am 25.10.2020

eine markante Zeit

Die Feuerbraut
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Deutschland zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Irmela muss mit ihrem Vater und weiteren Verwandten vor den heranrückenden Schweden fliehen.

Auf dieser Flucht geraten sie in die Hände von marodierenden ...

Deutschland zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Irmela muss mit ihrem Vater und weiteren Verwandten vor den heranrückenden Schweden fliehen.

Auf dieser Flucht geraten sie in die Hände von marodierenden Soldaten. Es gibt viele Tote und die Frauen werden geschändet. Nur wenigen von ihnen gelingt die Flucht, weil Irmela sie gewarnt hatte. Irmela hat ein selten gutes Gehör und bereits frühzeitig den Ansturm der Wegelagerer erkannt. Doch es gibt Frauen, die Irmela gerne als Hexe bezichtigen und nicht daran glauben, dass sie Recht hatte. Diese Frauen haben leider das Nachsehen. Nach der schweren und leidvollen Flucht kommen einige der geflüchteten in Waldbergen unter. Waldbergen ist im Besitz derer zu Hochberg, der Familie der Irmelas. In diesen Kriegswirren gesellen sich bald Irmelas Stiefgroßmutter Helene zu der Gesellschaft und gibt deutlich zu erkennen, dass sie das Sagen hat. Eigentlich hatte Helene einmal als Hure gearbeitet. Durch eine fadenscheinige Hochzeit mit ihrem Irmelas Großvater ist sie zum Adelstitel gelangt. Ihr Streben war und ist ausschließlich dem guten Geld und dem Leben gewidmet. Obwohl Irmela die rechtmäßige Erbin des Besitzes ist, versucht Helene mit allen Mitteln, ihr den Besitz streitig zu machen.

Dem Autorenpaar Iny Lorentz ist es auch in diesem Roman hervorragend gelungen, eine abenteuerliche Liebesgeschichte zwischen die historischen Ereignisse des dreißigjährigen Krieges zu platzieren. Geschickt werden Lücken ausgenutzt, die in den historischen Archiven nicht mit Fakten belegt werden können. In diese Lücken hinein platzieren Iny Lorentz ihre fiktive Abenteuergeschichte. Die Figuren sind so angelegt, dass man sie mögen oder auch nicht mögen muss.

Jedoch wird es auch hier im Laufe der Handlung Überraschungen geben. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt die historische Figur des Feldherrn Wallensteins, des Herrschers von Böhmen, der zweimal als oberster Feldherr für den deutschen Kaiser tätig war. Detailreiche Beschreibungen sowohl der Handlung als auch von Landschaften und Umgebungen machen diesen Roman lesenswert. Nicht nur die Hauptfiguren erobern das Herz der Leser, sondern auch den Nebenfiguren werden viele kleine Schauplätze eingeräumt. Während der dunkelhäutige Diener Abdur gerne von der Magd Fanny als Tölpel bezeichnet wird, bleibt dem Leser nicht verborgen, dass Fanny ihn deshalb so bezeichnet, weil sie der Regel: "Was sich liebt, das neckt sich" entsprechen möchte. Die Ränkespiele der aufstrebenden Verwandten Irmelas, die auf den Besitz derer zu Hochberg abzielen, führen immer wieder zu der Verleumdung, dass Irmela eine Hexe sei. Dieses kann in einem historischen Abenteuerroman nicht ohne Folgen bleiben.

Da der dreißigjährige Krieg eine markante Zeit für die Hexenverbrennungen in Deutschland war, ist dies eines der zentralen Themen des Romans. Spannende Abenteuer und spannende Liebesgeschichten erwarten den Leser in diesem Roman, für den es von mir volle Punktzahl gibt.

Veröffentlicht am 25.10.2020

Blick und Ohr für das feinsinnige in den Beziehungen

Die Mondspielerin
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Dieser Roman der inzwischen zu einigen schriftstellerischen Ehren gelangten Nina George ist bereits 2011 erschienen. In ihm lässt die Autorin bereits die sanften und sinnlichen Töne anklingen, durch die ...

Dieser Roman der inzwischen zu einigen schriftstellerischen Ehren gelangten Nina George ist bereits 2011 erschienen. In ihm lässt die Autorin bereits die sanften und sinnlichen Töne anklingen, durch die sie im Roman „Das Lavendelzimmer“ berühmt geworden ist. Er besticht durch seine gefühlvolle und besinnliche Art, Dinge und Geschehnisse zu beschreiben, als würde man in die Protagonistin hinein schauen.

Wir befinden uns in Paris an der Seine, in die sich Marianne hineinstürzt, um aus dem Leben zu scheiden. Sie hat es satt, an der Seite ihres Mannes weiterhin das graue Mäuschen zu spielen, sie hat es satt, nicht mehr zu wissen, wo sie im Leben steht, sie mag einfach nicht mehr und will einen Schlussstrich unter ihr Leben ziehen. Doch so leicht wird es der Deutschen nicht gemacht. Sie wird aus dem Fluss gerettet. Enttäuscht darüber dass ihr der gewählte Weg versagt bleibt, schlägt sie einen neuen Weg ein. Ihr Mann zeigt nach wie vor kein großes Interesse an ihr. Er begreift einfach nicht, wie sie sich fühlt. Mariannes neuer Weg führt in die Bretagne. Hier, in einem kleinen Ort, lernt sie viele nette Menschen kennen, die ihr eine zweite Chance zum Leben geben. Marianne lernt französisch sprechen und sie bekommt einen Job in der Küche eines kleinen Restaurants. Sie wird mit viel Wärme und Liebe in die kleine Gemeinschaft der Bretonen aufgenommen. Doch Marianne bleibt hin- und hergerissen zwischen ihrem alten Leben an der Seite ihres Ehemannes und dem neuen, freien Leben an der Seite eines Malers, in den sie sich verliebt, so wie sie bislang noch nie verliebt gewesen war. Mariannes Gefühle fahren auf der Achterbahn und Nina George lässt den Leser ganz tief eintauchen in die Gefühlswelt der Protagonistin. Das Schwanken zwischen dem alten und dem neuen Leben wird unheimlich nachvollziehbar und authentisch.

George hat einerseits einen Blick und ein Ohr für das feinsinnige in den Beziehungen der Menschen untereinander, andererseits ist sie dank ihres handwerklichen Könnens in der Lage, diese Feinsinnigkeit so akkurat in ihre niedergeschriebenen Worte zu legen, dass dem Leser nichts anderes übrig bleibt, als mit allen Sinnen das Geschehen mitzuerleben und die Gefühlswelt der Menschen nachzuempfinden. Angenehm ist auch der Ausklang des Buches, in welchem in kurzen Abschnitten die Bretagne von A bis Z erläutert wird. Dem einen oder anderen mag dies eine Hilfe sein, im Nachhinein so manche Kleinigkeit im Roman mit anderen Augen zu sehen. „Die Mondspielerin“ ist ein Entwicklungsroman, bei der eine von Lethargie und Gram gebeugte Frau jenseits der 50 den aufrechten Gang lernt und sich von ihrem bisherigen Leben lossagt und vom Ehemann emanzipiert. Es ist ein großartiger Roman für alle, die Frankreich lieben, die die Bretagne lieben, und die, die nicht auf actionreiche Szenen aus sind, sondern vielmehr auf das Kopfkino, welches sich bei feinfühligen Sätzen, wie die von George, etabliert.

Ich komme nicht umhin und muss diesem Roman, genauso wie zuvor schon seinem Nachfolger, die volle Punktzahl geben.

Veröffentlicht am 25.10.2020

Man möchte mehr davon haben.

Schwarzlicht
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Für die Fans von Thrillern ist dieser Roman ein Muss. Damit sind nicht nur die Düsseldorf-Fans gemeint, denn das Geschehen kann in jeder anderen Stadt, in jedem anderen Bundesland genauso ablaufen. Wer ...

Für die Fans von Thrillern ist dieser Roman ein Muss. Damit sind nicht nur die Düsseldorf-Fans gemeint, denn das Geschehen kann in jeder anderen Stadt, in jedem anderen Bundesland genauso ablaufen. Wer bereits Romane von Horst Eckert kennt, der weiß, dass es nicht an politischer Brisanz fehlen wird.
Zunächst werden viele verschiedene Ereignisse in einen Topf geworfen. Da sind die Demonstranten, die bei einem Bauprojekt im linksrheinischen Oberkassel von der Polizei auseinander getrieben werden. Auch der Ermittler Vincent Veih wird hierin dienstlich verwickelt. Diese interessante Ermittlerfigur hat ein schweres Päckchen aus seiner Familie zu tragen. Sein Großvater war Nazi und als Polizist in den Polizeibataillonen an der Front im Zweiten Weltkrieg. Seine Mutter war – oder ist sie es vielleicht noch? – RAF-Terroristin und maßgeblich an einigen Banküberfällen und Attentaten beteiligt. Alles dies lässt den Ermittler in seinem Innersten nicht ruhig schlafen. Es beschäftigt ihn sehr stark. Außerdem ist der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen verschwunden. Jedoch während der Suche wird er tot aufgefunden. Die Todesursache ist ertrinken. Stellt sich die Frage: Ist er mit oder ohne Fremdeinwirkung ertrunken?
Soeben zum kommissarischen Leiter des KK 11 ernannt, wird der Ermittler von allen Seiten, vor allem aus der politischen Ecke und dem Kanzleramt, unter Druck gesetzt.
Der Leser wird zunächst mit den diversen Strängen in der Handlung und den Informationen über den Protagonisten in eine unüberschaubare Situation versetzt. Das wesentlichste Element ist die Figur des Vincent Veih, der in vielen Facetten detailliert ausgearbeitet wurde. Als kommissarischer Leiter des KK 11 hat er nicht nur Freunde im Polizeipräsidium, es gibt auch Neider. Durch sein verhalten bei der Aufklärung des Todesfalles des Ministerpräsidenten und das widersprüchliche Verhalten der Kollegen baut sich beim Leser eine Sympathie für den Ermittler auf. Über seine Herkunft mittels Großvater und der Mutter wird die innere Zerrissenheit dieses Menschen dargestellt. Der besonders sportliche Typ ist ein Ermittler, den man gerne zum Freund haben würde. Die Zukunft wird zeigen, ob sich Horst Eckert mit Vincent Veih einen Serienermittler erschaffen hat. Denn bislang, man lese nur die vorhergehenden Bücher von Eckert, mochte sich der Autor nie auf eine Serie einlassen und hat stets neue Protagonisten und Helden entwickelt. Mit einem Serienhelden wurden die Fans von Eckert bislang noch nicht verwöhnt. Veih, der Held dieses Thrillers, ist allerdings eine Figur, von der man gerne noch viel mehr erfahren möchte. Die diversen Verstrickungen und der Druck, der auf den Ermittler ausgeübt wird, zieht den Leser in die Handlung hinein. Einmal angefangen, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Dabei bedient sich der Autor eines Tricks, den man so noch nicht in sehr vielen Büchern gelesen hat. Eckert lässt sehr viel das Handy des Protagonisten klingeln. Für die heutige Zeit ist das im täglichen Leben nicht ungewöhnlich. Schmiegt sich ganz natürlich in die Handlung ein. Raffiniert aber ist, dass diese Anrufe auf dem Handy stets den Fluss der Handlung unterbrechen, wie ein Cliffhanger wirken und den Leser davon abhalten, in der aktuellen Handlung fortzufahren. In die Unterbrechung mit dem Handy werden aus Schnipsel der anderen Handlungsstränge eingefügt. Ein probates Mittel, mit dem der Roman unheimlich an Fahrt gewinnt.
Informelle Brisanz erfährt der Roman durch die Umstände, dass Horst Eckert die Erkenntnisse des Vereins Geschichte am Jürgensplatz, der die Beteiligung deutscher Polizisten am Holocaust erforscht und dokumentiert, in die Handlung einfließen lässt. So beruhen die Briefe des Großvaters auf die Briefe eines kaufmännischen Angestellten namens Kurt Dreyer während seiner Zeit als Oberwachtmeister der Schutzpolizei der Reserve im SS Polizeiregiment 25. Schließlich und endlich gewinnt der Roman politische Brisanz durch ein sehr gutes Timing, was das Erscheinen des Romans angeht. Im Hintergrund spielt sich der Landeswahlkampf um den Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen ab. Gerade mal eine Woche vor der Wahl wird der Ministerpräsident und Kandidat der CDU tot aufgefunden. Es müsste schon etwas mehr als Zufall sein, dass der Thriller gerade in dem Moment erscheint, wenn Bundestagswahlen anstehen.
Bleibt mein Fazit: Spannung, Tempo und brisante Themen, wie die Leser es von Horst Eckert gewöhnt sind, auch in diesem neuen Thriller. Schade nur, dass man ihn so schnell durchliest. Man möchte mehr davon haben.


© Detlef Knut, Düsseldorf 2013