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Veröffentlicht am 27.12.2020

Träume aus Samt

Träume aus Samt
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Mit großem Interesse habe ich dem letzten Teil der "Seidenstadt-Saga" von Ulrike Renk entgegengesehen und ihn nun beendet: "Träume aus Samt" hat mich jedoch leider nicht in der Weise überzeugen können ...

Mit großem Interesse habe ich dem letzten Teil der "Seidenstadt-Saga" von Ulrike Renk entgegengesehen und ihn nun beendet: "Träume aus Samt" hat mich jedoch leider nicht in der Weise überzeugen können wie die Vorgänger (Jahre aus Seide, Zeit aus Glas und Tage des Lichts).

Hier begegnen wir Ruth und ihrer Familie in Chicago (1940), wo sich die jüdische Familie, gerade mit dem Leben Nazideutschland entflohen, eine neue Existenz aufbauen muss. Ruths Eltern schafften es durch den enormen Willen und die Couragiertheit der ältesten Tochter, mit der jüngeren Schwester Ilse nach England auszureisen, wo Ruth als jüdische Emigrantin auf einem Hof bei den Sandersons arbeitete, bis die geliebten Eltern nachkommen konnten. Auch die Ausreise nach Amerika war ein Glücksfall, da sie normalerweise erst Tickets für das Jahr 1941 hatten (was mit Sicherheit ihre Ermordung bedeutet hätte). Man begleitet die Familie zu Beginn des letzten Teils im Zug von New York nach Chicago, eine beschwerliche Bahnreise, da ihnen ein Mann Tickets für den Bummelzug zum doppelten Preis bereits auf dem Schiff verkaufte...

Der Start ins neue Leben ist beschwerlich, Sprachbarrieren sind zu überwinden und die kulturellen Unterschiede sind ebenfalls vorhanden. Dennoch gelingt es Vater Karl, Martha, seiner Frau und Ruths Mutter, der eher introvertierten Ilse und besonders Ruth, sich einzuleben. Besonders authentisch sind die oftmals vorhandenen Gedanken der Meyers, die einerseits dankbar sind, in Sicherheit zu sein, sich jedoch auch jeden Tag Sorgen über die in Deutschland zurückgebliebene Familie machen.... Wir erleben verschiedene Lebensstationen mit Ruth, die nach wie vor die Hauptprotagonistin ist; wie sie zum Unterhalt der Familie beiträgt, erst in einer Kleiderfabrik, dann in einer Schuhfabrik arbeitet und schließlich (obwohl sie die schwere Aufnahmeprüfung fürs College schaffte, der Vater sich jedoch dagegen ausspricht, dass sie studiert) mit Rachel, ihrer Freundin, sich zur Kosmetikerin ausbilden lässt - und eine besser bezahlte Arbeit findet. Während der Tanztees, zu denen sie Rachel ab und an begleitet, lernt sie Eddie Elcott kennen, der sie nach und nach für sich gewinnen kann. Doch wird ihre Liebe Bestand haben, obwohl sie verschiedenen Welten entstammen?

Ich fand den letzten Teil der auf einer wahren Begebenheit beruhenden Familiengeschichte der jüdischen Familie Meyer, die knapp dem Tode im Holocaust entkommen konnte, teils etwas langatmig. Es wurden viele Nebensächlichkeiten angesprochen, die ich als nicht sehr wichtig betrachte. Auch hatte ich in diesem Roman den Eindruck, dass die verwendete Sprache sehr einfach gestrickt ist, dies war bei den Vorbänden nicht der Fall. Der Beginn sparte leider die Zeit in England aus, nachdem die Eltern ebenfalls dort ankamen (Band 3) und startet in Amerika; wo es zu dieser Zeit sicher viele jüdische Familien gab, deren neuer Anfang und die Neuorientierung nicht einfach war. Ruth zeigt sich auch hier als mutig und intelligent, gerät jedoch auch an die Grenzen der eigenen Kultur, von der sich die Eltern nicht lösen können. Die letzten Seiten des Romans waren - was in krassem Widerspruch zum sonstigem Schreibstil der Autorin steht - für mich in gewissem "Zeitraffertempo" angesiedelt, was ich als Stilbruch empfand.

Fazit:

Das Buch basiert wie seine Vorgänger auf der wahren Lebens- und Familiengeschichte der Meyers aus Krefeld, die über England in den Vereinigten Staaten Zuflucht vor der Verfolgung im Holocaust Nazideutschlands fand. Diese Familie steht auch exemplarisch für viele andere jüdische Familien, die kurz vor - oder zu Beginn des 2. Weltkrieges gezwungen waren, zu emigrieren.
Die ersten 3 Bände der Seidenstadt-Saga habe ich gerne gelesen und kann sie nur empfehlen; bei diesem letzten Teil war vieles für mich stilistisch nicht stimmig; dennoch kann ich den im Nachwort der Autorin beschriebenen Grund dieser Geschichte nur unterschreiben: Ausgrenzung, Abwertung, Antisemitismus, Gräueltaten und Ermordung von Menschen, die einem anderen Glauben angehören, wie sie in der Diktatur des Nationalsozialismus begangen wurden, darf es niemals wieder geben! Meiner Meinung nach hätte es Ulrike Renk bei der Trilogie belassen sollen: Der letzte Band kann mit den Vorgängern leider nicht (ganz) mithalten. 3*

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Veröffentlicht am 28.10.2020

witzige Geschenkidee - für kreative Ideen;)

Nichts
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"Nichts" in der schönen, orangefarbenen "Lebensfreude" Edition von Caroline Stern erschien 2020 bei BoD.

Der Untertitel lautet "Das Geschenk, das Du Dir gewünscht hast" und richtet sich demzufolge an ...

"Nichts" in der schönen, orangefarbenen "Lebensfreude" Edition von Caroline Stern erschien 2020 bei BoD.

Der Untertitel lautet "Das Geschenk, das Du Dir gewünscht hast" und richtet sich demzufolge an all jene, die eigentlich "nichts" geschenkt bekommen wollen. Die Idee, 60 leere Seiten zu verschenken, finde ich witzig und bisher noch nicht dagewesen. Ein "Buch" oder besser ein Büchlein, das quasi mit keinem anderen bisher erschienenen zu vergleichen ist.

Denn es steht NICHTS drin! Aber..... es kann gefüllt werden z.B. mit Notizen, mit Witzen, mit Anekdoten, mit einer Fotocollage und Texten. Es kann sogar zu einem kleinen "Tagebuch" mutieren oder Zeichnungen beinhalten, wenn der Beschenkte künstlerisch tätig ist ;)

Die Möglichkeiten sind also schier unerschöpflich - und das gefällt mir gut an der Idee. Ich wäre allerdings auch dafür, den Umschlag buchmäßiger zu gestalten - und es hätte gerne (für all die Ideen 100 oder sogar 365 Seiten haben können ;).

Eindeutig ein Geschenkbändchen für kreative Köpfe - oder solche, die es gerne werden wollen!

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Veröffentlicht am 27.07.2020

Rätselraten um den Mord auf einen Immobilienhai auf Amrum

Der Tote auf Amrum
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"Marten Hilmer, schwerreicher Immobilienbesitzer auf Amrum, wird vergiftet auf seinem Anwesen aufgefunden. Hauptkommissarin Lena Lorenzen reist in ihre alte Heimat, um zu ermitteln. Ist der Täter unter ...

"Marten Hilmer, schwerreicher Immobilienbesitzer auf Amrum, wird vergiftet auf seinem Anwesen aufgefunden. Hauptkommissarin Lena Lorenzen reist in ihre alte Heimat, um zu ermitteln. Ist der Täter unter den Frauen zu finden, mit denen Hilmer über die Jahre eine Affäre hatte? Oder wurde jemand beim Immobilienkauf übervorteilt? Als Lena im Haus des Opfers ein Bild ihrer Mutter findet, hat sie Mühe, sich auf ihre Arbeit als Polizistin zu konzentrieren. Neben der Befragung der vielen Verdächtigen muss sie herausfinden, wie ihre eigene Geschichte mit dem Fall verbunden ist." (Quelle: Buchrückentext)

Als Fan der Insel Amrum hat mich das Cover dieses Krimis sehr angesprochen. Das Cover erinnert an schöne Spaziergänge auf der Insel, auch ein Ausflug auf den Leuchtturm dieser wunderschönen nordfriesischen Insel kommt im Krimi vor; dennoch konnte der Funke leider nicht so recht überspringen.....

Lena Lorenzen, Hauptkommissarin in Husum, ist wegen eines Mordfalles an Marten Hilmer nach Amrum zurückgekehrt: Sie soll die Ermittlungen leiten und herausfinden, wer den Giftmord an dem schwerreichen Immobilien-Mafiosi Hilmer begangen haben könnte: In Verdacht sind gleich mehrere Personen, da die Indizien dafür sprechen, dass sie mit dem Mordfall zu tun haben könnten: Da ist zum einen der Enkel von Frau Nicolaisen, die zum Zeitpunkt ihres Hausverkaufs an Hilmer bereits unter schwerer Demenz zu leiden schien; da kommen aber auch nach und nach einige Frauen in Frage, die teils mit Hilmer zusammenarbeiteten, seine rechte Hand sind oder ihm adäquate Häuser vermittelten....

In diesem Zusammenhang fand ich die Idee gut, die Immobilienbranche einmal zu beleuchten und ein Haus aus Amrum (selbst als Ferienhaus) ist für Normalsterbliche inzwischen leider nicht mehr finanzierbar; war Hilmer nur durch Erfolg geprägt - oder hat er sich auch ein Stück Menschlichkeit bewahren können? Welche Rolle spielt die Chefin des Reinigungsunternehmens, das für die Arbeiten in seinen Ferienwohnung verantwortlich war? Hatte die Pflegerin von Oma Nicolaisen ein Motiv - oder gar ihr Enkel, Eibo Nicolaisen?

In vielen (für meinen Geschmack fast zu vielen) "Befragungen", auch wiederholten, geht Lena mit ihrem Team diesen verdächtigen Personen nach. Unterstützung hat sie dabei von Johann, Ole Kotten und einigen anderen. Sie lässt sogar ihre Kontakte in Hackerkreise spielen, da sie ausser dem Mordfall noch zu der Überzeugung gelangt, dass sie den sexuellen Übergriff als junge Polizistin durch einen Vorgesetzten endlich zur Anzeige bringen sollte. Dieser Plan (dessen Hintergrund nicht irreal erscheint und man dieses Vorgehen von Lena nur gut finden kann), bestimmt den Kriminalroman mit, da er - wie der Mordfall selbst - am Ende geklärt wird.

Kriminalromane gehören zu meinen Lieblingsgenres und ich habe unzählige (deutscher und britischer, skandinavischer, französischer) AutorInnen gelesen. Hier jedoch fehlte mir leider die Spannung und so manches schien mir etwas vorhersehbar. Auch bin ich der Meinung, dass die detaillierte und sehr preziöse Beschreibung jeder Befragung und des Ablaufs der Ermittlungen hier zu viel Raum einnimmt: Schlüssig war der Plot, jedoch fehlten unvorhergesehene Wendungen. Die Ermittlerin wirkt durchaus sympathisch, jedoch konnte mich vieles leider nicht erreichen, da mir letztendlich die Nähe fehlte. Doch dies ist sehr subjektiv, da ich gesehen habe, dass die Reihe um die Ermittlerin Lena Lorenzen bereits ihre Fangemeinde hat. Leider gehöre ich wohl eher nicht dazu. Dennoch kein schlechter Krimi - für mich jedoch "Mittelmaß". 3*

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Veröffentlicht am 05.07.2020

Der erste Fall von Nicolas Guerlain - mit Luft nach oben....

Strandgut
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"Ein unverzeihlicher Fehler vor den Augen der Weltöffentlichkeit: Für den jungen Personenschützer Nicolas Guerlain wird ein Auftrag zum Desaster, als er vor laufender Kamera den Mann zu Boden schlägt, ...

"Ein unverzeihlicher Fehler vor den Augen der Weltöffentlichkeit: Für den jungen Personenschützer Nicolas Guerlain wird ein Auftrag zum Desaster, als er vor laufender Kamera den Mann zu Boden schlägt, den er eigentlich beschützen sollte. Er wird strafversetzt, ausgerechnet in seine alte Heimat, den Badeot Deauville in der Normandie. Dort aber spült das Meer seltsame Dinge an Land - und für Nicolas beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...."
(Quelle: Buchrückentext)

Bei "Strandgut" handelt es sich um das Début von Benjamin Cors, in dessen Krimireihe nun schon einige Bände folgten: Hauptprotagonist ist der Personenschützer Nicolas Guerlain, der nach dem Desaster mit dem Kevlar sein Team verlassen muss und in die Normandie strafversetzt wird. Hier soll er beraterisch tätig werden, um die Polizisten in Deauville mit seinen Kenntnissen als Personenschützer des Politikers Fauré zu versorgen, sich jedoch nicht aktiv an der Aktion beteiligen, wenn der politische Gipfel in der normannischen Stadt tagt.

Der Kriminalroman ist in drei Teile untergliedert; da er am Meer beheimatet ist, mit z.B. "Ebbe" und "Flut". Er spielt auf zwei Zeitebenen: 1967 und in der Gegenwart; die sich immer mal wieder abwechseln. Zu Beginn geht es um Antoine Bazin, einem gewissenhaften Croupier, der den ersten Fehler seines Lebens begeht, der ungeahnte Folgen haben sollte. In der Gegenwart soll Nicolas Guerlain die Polizei in Deauville beraten, wird jedoch mit einer abgetrennten Hand bei einem Spaziergang am Meer konfrontiert: Wenig später muss die Polizei in Deauville kurz vor dem geplanten politischen Gipfel sich nicht nur mit dieser, sondern auch mit einer Leiche mit Händen, einer Hand ohne Leiche und einer Warnung gegenüber Fauré, der an dem Gipfel teilnimmt, auseinandersetzen: Wird es gemeinsam gelingen, die Morde aufzuklären? Welche Rolle spielt Dumarc, der Kapitän der "Hirondelle" - und die nervige Mutter von Nicolas, die in einem mondänen Hotel eine Boutique besitzt? Wo steckt Carasso, der bekannte Fotograf, der wegen Fotos mit aufs Meer hinausfuhr - und über Bord gegangen sein soll?

Es fiel mir etwas schwer, in diesen etwas verworren geschriebenen Krimi hineinzufinden, allerdings ist die Liebe Benjamin Cors zur Normandie nicht zu überlesen: Atmosphärisch beschreibt er die Schönheit der Normandie und der Schwesterstädte Deauville/Trouville, die ich ebenfalls sehr schön fand (besonders den Strand), als ich sie vor längerer Zeit besuchte. Auch ist ein unterschwelliger Humor vorhanden, der in den Folgebänden hoffentlich noch stärker zum Tragen kommt - und den ich in Kriminalromanen mag. Auch etwas Sozialkritik fand ich sehr positiv, etwa die Beschreibung, in welcher schlechten Lage die Fischerei vor Ort sich befindet. Zuweilen trägt der Krimi auch etwas poetische Züge, etwa "der Dirigent malt den Himmel hellblau an"); auch gibt er einen Einblick in die nicht ungefährliche Arbeit von Personenschützern und den immensen Sicherheitsvorkehrungen, die solch ein Gipfeltreffen mit sich bringt (von den Kosten mal abgesehen, die hierfür erforderlich sind). Zum Ende hin wird es recht tragisch, was mit einer wiedergefundenen Tochter zu tun hat....

Fazit:

Teils spannend, atmosphärisch, aber auch recht verworren wirkte die Handlung auf mich: Den Plot fand ich etwas unrealistisch und überzogen - wenig überzogen hingegen die Beschreibung Cors über die Macht und Gier einiger Politiker, wie gerade wieder ein Fall beweist, der in den Medien ist. Der Ermittler Nicolas Guerlain ist sehr vielschichtig, leider auch medikamentenabhängig und seiner alten Liebe Julie verfallen, hier gibt es einen Cliffhanger zum Schluss. Überzeugen konnte mich das Début nicht vollständig, aber es gibt sicher noch Luft nach oben. Ich bewerte daher "Strandgut" mit 3 von 5 Krimisternen.

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Veröffentlicht am 31.03.2020

Die Hüterin der Säugetiere

Die stummen Wächter von Lockwood Manor
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Auf das Romandébut der englischen Autorin Jane Healey - das sich durch ein bemerkenswertes und sehr hübsches Cover auszeichnet und der Titel bereits in die Genrerichtung weist, die der Leser vorfindet ...

Auf das Romandébut der englischen Autorin Jane Healey - das sich durch ein bemerkenswertes und sehr hübsches Cover auszeichnet und der Titel bereits in die Genrerichtung weist, die der Leser vorfindet (Mystery-Anteile), habe ich mich sehr gefreut, da ich Geschichten sehr mag, die in alten englischen Herrenhäusern sowie in England selbst verortet sind. Gefunden habe ich allerdings eine Geschichte, die ich mir anders vorgestellt habe; vor allem spannender und "packender".

Inhalt:

England, 1939:

Um die Tiere eines Londoner Museums vor der Zerstörung durch etwaige Angriffe im Kriegsverlauf zu schützen, begibt sich Hetty Cartwright, Angestellte des Museums, mit ihrer Abteilung der Säugetiere, in denen Panther, Jaguar, Eisbär, Okapi und viele andere ausgestopfte Tiere zu finden sind, auf die Reise in das Herrenhaus Lockwood Manor, wo die ausgelagerten Museumsexponate vermeintlich gut während des Krieges aufgehoben sind.
Im weitläufigen alten Herrenhaus mit seinen 92 Zimmern, 4 Stockwerken und 6 Treppenhäusern jedoch stellt Hetty fest, dass sich einige der Tiere plötzlich auf einem anderen Platz befinden; ein Tier verschwindet gar spurlos und nachts bevölkern bizarre Geräusche und unheimliche Gestalten das große Herrenhaus. Während Lucy,die Tochter von Lord Lockwood, dem "Major", der passionierter Jäger und leidenschaftlicher Sammler ist, Hetty sehr freundlich begegnet, ist der Herr des Hauses sehr reserviert und kaltschnäuzig; allerdings imponiert ihm, wie sehr sich Hetty bzw. Miss Cartwright für die Sammlung der Säugetiere einsetzt und diese unbedingt durch die Kriegswirren bringen will, um sie nach dem Kriege unversehrt wieder dem Museum zukommen zu lassen.

Hetty bleibt nicht verborgen, als sich die beiden Frauen besser kennenlernen, dass Lucy von allnächtlichen Angstzuständen und Albträumen geplagt wird, die seit dem Tod ihrer Mutter und Großmutter noch stärker geworden sind. Hetty ahnt, dass ihr Lucy und Lord Lockwood etwas verheimlichen, das mit dem großen alten Haus zu tun haben mag, doch woher kommen Lucys und ihre eigenen Albträume?

Meine Meinung:

Neben Hetty und Lucy wie auch ihr Vater Lord Lockwood gibt es einen Hauptprotagonisten für diesen Roman von Jane Healey: das Haus, Lockwood Manor, das die Autorin sehr gekonnt und atmosphärisch in all seiner mysteriösen Weitläufigkeit gut beschreibt. Doch genauso gibt sie dem Leser lange Zeit Rätsel auf; z.B. die Mutter von Lucy betreffend, Heloise, die von einer Insel stammte und sich in dem großen Haus ängstigte, sich eingesperrt fühlte: Diese Figur bleibt lange Zeit nebulös. Ebenso wie die Aufklärung der verschwundenen Uhr, die Hetty nicht wiederfindet, einen Jaguar, der nicht wieder auftaucht und Kolibris, die aus ihrem Glaskasten entschwanden. Nach und nach enthüllt und entrollt die Autorin die Hintergründe, lässt Hetty "Museums-Detektivin" spielen und lässt den aufmerksamen Leser lange im Dunkeln tappen. Was hat es mit dem "blauen Zimmer" auf sich, von dem Lucy immer wieder in ihren Albträumen geplagt wird - und das in der Realität nicht aufzufinden ist?

Atmosphärisch und düster verfolgt man Seite um Seite die Geschehnisse, die Jane Healey trotz allem atmosphärischem Schreibenkönnens das durchaus "Mysteriöse" teilweise übertrieben und zu bemüht darstellt, durch Längen so sehr detailliert, dass mir jegliche Spannung leider genommen wurde. Den Stil der Autorin finde ich eigentlich gut, daher bemühte ich mich immer wieder, aus der Geschichte Spannung herauszulesen (Mystery gehört durchaus zu meinen Lieblingsuntergenres), allerdings war dies vergeblich: Die Langatmigkeit und diverse Vorahnungen nahmen jegliche Spannung aus dem Roman. Schade!

Obgleich die Figuren recht gut ausgeleuchtet wurden; im Besonderen Hetty und Lucy, fand ich keinen Zugang oder Nähe zu ihnen; die Darstellung des Lords war eher von Abneigung geprägt, was sicher im Interesse der Autorin lag und folgerichtig ist, wenn man sich dem Romanende nähert.

Merkwürdig fand ich das Bild der teils verrückten, teils klaren Mutter von Lucy, die ihre Tochter noch nach ihrem Tod ängstigt und deren Hintergründe viel zu lange verborgen bleiben: Das Lesen dieses Romans war für mich (leider) wie ein Lesen mit einer Taschenlampe, deren Batterien schwächeln... Auch das Romanende, das in einem legendären Weihnachtsessen in der Langen Galerie mitsamt exotischen Pflanzen und den Museumsexponaten stattfand, konnte den Roman in meinen Augen nicht bestehen lassen.

Die Sorgen um ihre Sammlung und damit die Bewertung ihrer Qualifikation und Karriere als Museumsangestellte durch den Direktor waren mir zuweilen etwas zu viel; wenn auch nachvollziehbar. Aber da auch der herannahende Krieg und die Bomben der Deutschen immer wieder thematisch ins Bild gesetzt werden (sowie die damit einhergehende Verdunkelung), war dies wie die Autorin schreibt "ein Staubkörnchen" im Verhältnis der vielen Tausende Opfer und Toten des kriegszerstörten Europa.

Fazit:

Die düstere Thematik dieses Schauerromans, der auf Gruseleffekten basiert und atmosphärisch geschrieben wurde, lichtet sich erst ganz zum Romanende hin. Mich konnte die erzählte Geschichte wie auch die HauptprotagonistInnen leider nicht erreichen. Vieles war für mich überzeichnet und zu langatmig, Spannung kam allenfalls zum Schluss auf. Daher kann ich nur knappe 3* vergeben.

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