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Veröffentlicht am 22.11.2020

Unterhaltsame Reise in die Künstlerszene der 40iger Jahre

Miss Guggenheim
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* "Ich nenne es Europa nach dem Regen." "Nach dem Regen? Damit meinen Sie wohl den Krieg?" Sie trat näher. "Wenn es so weitergeht, wird von Europa tatsächlich nur noch eine zerstörte Wüstenlandschaft übrig ...

* "Ich nenne es Europa nach dem Regen." "Nach dem Regen? Damit meinen Sie wohl den Krieg?" Sie trat näher. "Wenn es so weitergeht, wird von Europa tatsächlich nur noch eine zerstörte Wüstenlandschaft übrig bleiben." *

Ein tolles Hörbuch mit der großartigen Stimme von Christina Puciata, die es sehr angenehm zu hören macht.

Es ist 1941 und Peggy Guggenheim gelingt endlich die Ausreise nach New York, zusammen mit ihrer großen Liebe, dem Maler Max Ernst. Doch den Leser/Hörer beschleicht immer wieder das Gefühl, dass diese Liebe recht einseitig sein könnte. Peggy jedoch setzt alles daran, ihre Träume zu verwirklichen: Max zu heiraten und ein eigenes Museum zu eröffnen.

Leah Hayden zeigt hier eine ganz andere, manchmal schwer nachvollziehbare Seite, der extrovertierten Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, fast schon zu devot und sehr verletzlich in ihrer Liebe zu Max. Doch auch ihre Künstlerseele und ihr riesengroßes Herz werden immer wieder herausgestellt. Das hat mir sehr gefallen.

Die Autorin versteht es, die Bilder, Skulpturen und exentrischen Personen vor dem inneren Auge Gestalt annehmen zu lassen. Man hat alles ganz genau vor Augen - was mir bei Kunst sonsst tatsächlich etwas schwer fällt. Das hat mich stark beeindruckt. Auch der Gang durch ihr Museum fühlte sich an, als wäre ich wirklich dort gewesen. Richtig großes Kopfkino!

Gefühlt sind auch alle Großen dieser Zeit vertreten und geben einen interessanten Einblick in ihre Welt.

Allein von diesem Aspekt habe ich das Buch geliebt. Auf der anderen Seite allerdings blieben mir manche Dinge auf der Strecke bzw. zu blass und oberflächlich. Peggys Kinder zum Beispiel. Erst nach einer ganzen Weile und kurzer Recherche, wurde mir bewusst, dass ihr Sohn Sindbad gar nicht bei ihr in New York war, sondern beim Vater lebte. Das wurde im Buch nicht wirklich deutlich. Ich hätte ein paar Punkte gern vertieft gehabt - auch der Krieg war nur eine seltene Randerscheinung.

Fazit: Ein unterhaltsames, interessantes Hörbuch über Peggy Guggenheim, ihre Liebe zu Max Ernst und der Kunst.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Schonungslos - ehrlich - offen - Stehfest

Rebellen lieben laut
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* Äußerlich haben sich die beiden Ex-Junkies verändert, unter großen Schmerzen eine neue Form angenommen. Sie sind miteinander fusioniert, schenken dem "Schau in den Spiegel"-Jahr zweitausendzwanzig ein ...

* Äußerlich haben sich die beiden Ex-Junkies verändert, unter großen Schmerzen eine neue Form angenommen. Sie sind miteinander fusioniert, schenken dem "Schau in den Spiegel"-Jahr zweitausendzwanzig ein Gesicht. *

Ein schonungsloser, offener Blick in das Leben, die Visionen und die innere Heilung der Stehfests.

Der Schreibstil aus "9 Tage wach", den ich damals den Drogen zugeschrieben hatte, setzt sich hier fort und grade zu Beginn fand ich das unheimlich anstrengend. Zudem schafft er eine gewisse Distanz, so dass ich erst ab dem 2. Drittel so richtig emotional dabei war, aber dann mit voller Wucht. Zu dem Schreibstil lässt sich schwer etwas sagen, es ist ein Mix, teilweise unheimlich rasant, abgehakt, abstrakt, poetisch, verletzlich....

Hier kommt alles auf den Tisch, ganz uneitel und ungeschönt geht es um Selbstfindung, Fehltritte und Rückschläge, Selbstverwirklichung, Sexualität und Eifersucht, Selbstvertrauen, Visionen und den Weg zur Heilung.

"Rebellen lieben laut" ist ein Weckruf an jeden Einzelnen. Und auch, wenn ich mich nicht unbedingt mit den beiden identifizieren kann, nimmt man viele Denkanstöße mit. Es ist an der Zeit seine Emotionen nicht mehr zu unterdrücken, Verborgenes an die Oberfläche zu holen damit es atmen und dann heilen kann. Und es ist an der Zeit offener miteinander umzugehen, zu leben und zu lieben und leben und lieben zu lassen.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Zwei Frauenschicksale im historischen Taiwan

Sturm über Formosa
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* Ihre eigentliche Herausforderung wäre auch hierzulande nicht das Erlernen von Sprachen, bei denen alle Wörter ähnlich klangen, oder der Umgang mit Menschen, die ihren Feinden den Kopf abschnitten. Sie ...

* Ihre eigentliche Herausforderung wäre auch hierzulande nicht das Erlernen von Sprachen, bei denen alle Wörter ähnlich klangen, oder der Umgang mit Menschen, die ihren Feinden den Kopf abschnitten. Sie musste erst einmal einen Weg finden, mit ihrer störrischen, feindseligen Stieftochter unter einem Dach zu leben, ohne sich jeden Tag zu wünschen, sie hinauswerfen zu können. *

Unterschiedlicher könnten zwei Frauen nicht sein. Die junge Holländerin Griet, die genau weiß, was sie will und leidenschaftlich dafür kämpft und die im goldenen, chinesischen Käfig aufgewachsene Qianqian. Beide verschlägt es auf ganz verschiedene Art und Weise nach Formosa, eine exotische Insel im Pazifik.

"Sturm über Formosa" ist ein hervorragend recherchierter historischer Roman, in dem es um die Kolonialherrschaft der Holländer und den Kampf der neuen chinesischen Machthaber um Taiwan geht. Dieser Part ist unheimlich interessant, sehr detailliert und politisch motiviert geschildert. Ein Tiefgang, den ich bei Griet und Qianqian im Verlauf manchmal ein ganz klein wenig vermisst habe. Ihre Geschichten bilden den Rahmen für den Roman und sind in zwei Handlungsstränge unterteilt, die an einem bestimmten Punkt zusammenlaufen.

Tereza Vanek hat sehr unterschiedliche und doch in ihrer jeweiligen Art unheimlich starke Frauencharaktere geschaffen, die großartig vorgestellt werden. Man hat als Leser ein ganz klares Bild von ihnen und ihrer Situation vor Augen. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt reduzieren sie sich immer häufiger auf die Liebe. Mir hat da ein wenig der - mit Sicherheit - interessante Alltag und damit auch etwas an Tiefgang gefehlt.

Es war mein erster Roman der Autorin und ich war völlig fasziniert von der akribischen Recherche und der Entführung in eine völlig fremde und mir immer noch recht unbekannte Welt. Das hat mir unheimlich gut gefallen. Zudem ist ihr Schreibstil flüssig und ihre Charaktere unverwechselbar. Das ist besonders bei der Vielzahl sehr angenehm.

Fazit: Ein toller historischer Trilogie-Auftakt, der den Leser in unbekannte exotische Welten entführt. Ein kurzweiliges Lesevergnügen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 19.10.2020

Auf der Suche nach Freiheit und sich selbst

Die Wellenreiterin
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* Weitere vier sorglose Tage lang sind die Sonnenreflexe auf meiner geliebten See die einzigen Diamanten, die ich mir je wünschen könnte. *

Mit Anfang 20 kann Liz Clark sich ihren größten Traum erfüllen, ...

* Weitere vier sorglose Tage lang sind die Sonnenreflexe auf meiner geliebten See die einzigen Diamanten, die ich mir je wünschen könnte. *

Mit Anfang 20 kann Liz Clark sich ihren größten Traum erfüllen, einen Segeltörn durch die Südsee. Möglich gemacht, durch die Finanzierung eines Mentors und Unterstützung der Eltern.

Ich hatte einen spannenden Reisebericht über die Höhen und Tiefen, wunderschönen Orten, Menschen und Natur und auch den nicht ganz ungefährlichen Momenten einer jungen Frau allein auf dem Pazifik, erwartet. Leider gibt es nicht einmal eine Reiseroute oder Karte. Die Erklärung der Autorin, sie würde bewusst auf genauere Schilderungen oder Nennung von Orten verzichten, da sie jeden zum Reisen und eigenen Entdeckungen inspirieren möchte. Das fand ich unheimlich schade und als Begründung auch ziemlich schwach, denn dann dürfte die Leserschaft, die ihr Buch ansprechen soll, recht überschaubar bleiben. Ich jedenfalls plane keinen Südseetörn.

Im weiteren Verlauf hat es mir dann immer mehr gefehlt. Da der Fokus im Wesentlichen auf der Entwicklung der Autorin lag, kam die Schilderung von Land, Natur und Menschen eindeutig zu kurz. Dabei hat mir das Buch eigentlich sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und die Begrifflichkeiten rund ums Segeln werden gut erklärt und bremsen den Laien beim Lesen nicht aus.

Es geht um die Ängste und Herausforderungen der Liz Clark sich stellen muss. Anfangs fand ich sie wirklich unheimlich naiv und hatte fast Bedenken, sie auf diese Reise gehen zu lassen. Etwas schade fand ich auch, dass sie recht wenig zur Finanzierung ihres Traumes beigetragen hat. Sie verlässt und stützt sich schon stark auf ihre Mitmenschen. Das ändert sich im Laufe der Zeit, wenn sie wirklich auf sich gestellt ist, aber die wesentlichen Charakterzüge bleiben und manchmal tat ich mich etwas schwer mit ihr.

"Die Wellenreiterin" ist ein sehr interessantes Buch zum Wegschmökern, mit tollen großformatigen Fotos, bei dem allerdings manchmal die Gewichtung leicht verrutscht. So liest man viel über Werftarbeiten und wäre vielleicht lieber tiefer in eine spezielle Begebenheit eingetaucht. Dazu kommt, dass es weniger ein Reisebericht als die Suche einer jungen Frau nach sich selbst ist.

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Veröffentlicht am 04.10.2020

Der unerschütterliche Glaube an die Menschlichkeit

Am Himmel drei Sterne
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* " Vielleicht hast du recht: Es gibt wohl doch gute Menschen in Russland." *

Selmas Geschichte ist tragisch und bewegend und gibt Einblicke in die dunkelste Zeit aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Selma ...

* " Vielleicht hast du recht: Es gibt wohl doch gute Menschen in Russland." *

Selmas Geschichte ist tragisch und bewegend und gibt Einblicke in die dunkelste Zeit aus einem ganz anderen Blickwinkel.

Selma und ihre Schwester wachsen als deutsche Minderheit in Siebenbürgen-Sachsen, Rumänien auf. Der Krieg beendet ihre grade begonnene Romanze mit Johann und als wäre das nicht schwer genug, werden die jungen Frauen nach Kriegsende von den Russen in ein Arbeitslager, den sogenannten Gulags, verschleppt. Selma ist sofort klar, wenn ihre kränkliche Schwester überleben soll, müssen sie so schnell wie möglich fliehen. Doch gibt es um sie herum Menschen, denen man vertrauen kann?

Das Autorenduo Maya Freiberg erzählt die wahre Geschichte zweier jungen Schwestern, aus der Sicht von Selma. Eine sehr sympathische junge Frau, an deren Seite man die Gräuel des Arbeitslagers hautnah miterlebt. Die Charaktere sind durchweg greifbar und man hatte die unterschiedlichen, zusammengewürfelten Frauen ganz klar vor Augen. Das hat es einem sehr leicht gemacht in die Geschichte einzutauchen und mitzufühlen. Leider wird in dem kurzen Nachwort nicht wirklich näher auf Fakten und Fiktion eingegangen. Das wäre für mich hier doch wichtig gewesen, da einem Selma so manches Mal ein wenig naiv vorkommt, wenn sie nach all der Zeit und den Erfahrungen, immer noch an das Gute im Menschen glaubt. Ich hätte wirklich gerne gewusst, welche Charaktere auf wahren Personen basieren. Einige Szenen konnte ich mir manchmal nur schwer genau so vorstellen, denn wenn man sich etwas mit den Gulags beschäftigt, kommen sie einem trotz allem geschönt vor, z.B. kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand einen derartigen Fluchtversuch überlebt. Aber das ist auch irgendwie meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt kommt die Unmenschlichkeit und Härte sehr gut rüber.

Selmas Geschichte ist es definitiv wert, erzählt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht zu werden. Und das ist dem Autorenduo hervorragend gelungen. Ihr Schreibstil ist unheimlich angenehm und so mitreißend und eindrucksvoll geschildert, dass man das Buch einmal angefangen, kaum wieder wegzulegen vermag. Man fühlt die Gräuel, auch die nur angedeuteten, in jeder Zeile und trotzdem liegt über allem auch immer ein Hoffnungsschimmer. Selma lässt sich nicht brechen und sie gibt nie auf. Ich finde das wirklich bewundernswert und ja, vielleicht hat ihre - aus heutiger Sicht- Naivität, viel dazu beigetragen, dass sie das russische Arbeitslager überlebt hat.

Ein absolut lesenswerter Roman!

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