Poetisch erzählt, leider etwas langatmig
Das Flüstern der BienenDarum geht‘s:
Anfang des 20. Jahrhunderts findet die betagte Amme Reija ein Baby unter einer Brücke. Der Säugling ist von einem Bienenschwarm umhüllt, was das Misstrauen der abergläubischen Bewohner von ...
Darum geht‘s:
Anfang des 20. Jahrhunderts findet die betagte Amme Reija ein Baby unter einer Brücke. Der Säugling ist von einem Bienenschwarm umhüllt, was das Misstrauen der abergläubischen Bewohner von Linares weckt. Doch Reija nimmt den kleinen Jungen mit zur Hacienda von Francisco und Beatriz Morales. Sie nennen ihn Simonopio und trotz des Argwohns der Mitarbeiter und Dorfbewohner, nehmen sie ihn in ihrer Familie auf und lieben ihn wie ein eigenes Kind. Auch als Simonopio heranwächst, verlassen ihn die Bienen nie. Er scheint eine besondere Verbindung zur Natur zu haben, die jedoch ein Mysterium bleibt. Während der spanischen Grippe kann er durch seine besondere Gabe die Familie vor großem Leid bewahren. Trotzdem kann er immer noch nicht alle Dorfbewohner von sich überzeugen. Im Gegenteil: das Misstrauen und vor allem die Missgunst nehmen weiter zu.
So fand ich‘s:
Ein Baby umhüllt von Bienen – ein unerklärliches Phänomen, das meine Neugier sofort geweckt hatte. Und dann las ich zahlreiche positive Stimmen und viel Lob zu diesem Buch, so dass ich mich sehr auf die Lektüre freute. Und tatsächlich war ich sofort drin in der Geschichte. Ich war selbst vor Ort in Linares, spürte die heiße Sonne auf der Haut und hörte die Bienen summen. Für mich steckt in Sofia Segovias Erzählweise ein poetischer Zauber inne. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser anschauliche Schreibstil in der Originalsprache noch intensiver zur Geltung kommt.
Doch die Geschichte selbst ist trotz einiger Dramatik eine sehr bedächtige Familiensaga. Für meinen Geschmack entwickelt sich der Plot in größeren Teilen leider zu gemächlich, was dem Buch einiges an Charme kostet. Es ist hier also definitiv der Schreibstil, der für mich das Leseerlebnis ausmachte und mich so bei der Stange hielt.
Es ist schade, dass ich mich zwischendurch ein wenig durch die Kapitel kämpfen musste und daher das Buch für mich an Magie verloren hat. Dennoch klingen die besonderen Momente und gerade die Eigenheit des Protagonisten Simonopio auch nach dem Zuklappen des Buches nach. Sofia Segovia kann definitiv wunderbar erzählen und vermag bestimmt Fans von opulenten Familiengeschichten zu begeistern.