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Veröffentlicht am 29.10.2020

Ein Thriller, der alles hatte, was ein spannungsgeladenes Buch benötigt

Die Republik
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Um ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass der Start in die Geschichte eher schwerfällig sein würde. Immerhin musste der Autor das Machtgefüge, welches er erschaffen hatte, erst einmal mir näher bringen ...

Um ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass der Start in die Geschichte eher schwerfällig sein würde. Immerhin musste der Autor das Machtgefüge, welches er erschaffen hatte, erst einmal mir näher bringen und entsprechend aufbauen, damit ich im Gedankenspiel zurechtkommen konnte.
Zum Teil hatte sich meine Annahme bewahrheitet, jedoch muss ich sagen, dass Maxim Voland das Ganze klug gelöst hatte.

Zu Beginn erklärte er in seinem Vorwort, wie er auf die Idee zu diesem Buch kam. Anschließend umriss er das Szenario, welches er entworfen hatte, indem er einen kurzen Abstecher in die Vergangenheit Deutschlands machte. Hiernach ging er kurz und knackig auf die aktuelle Gegenwart ein, in der die DDR ein erfolgreicher Global Player ist. Mit diesen Hintergrundinformationen ließ sich das Eintauchen in die Geschichte tatsächlich einfacher bewerkstelligen, als ich es vermutet hatte. Allerdings hatte ich auch den Vorteil, dass ich viele typisch gebräuchliche DDR Begriffe noch von früher her kannte. Wer sie nicht kennt, muss aber keine Sorge haben, den Inhalt nicht zu verstehen. Das Glossar am Ende des Buches ist sehr umfangreich und erklärt jene Begriffe auch für Unkundige kurz und sehr gut. Manches ergibt auch beim weiteren Lesen Sinn, sodass ein häufiges Blättern zum Wörterverzeichnis nicht notwendig ist.

Unterteilt wurde das Buch in drei Handlungsstränge, in denen unterschiedliche Protagonisten vorkamen, die ein völlig anderes Verhältnis zur DDR hatten.
Da war zum einen der desillusionierte Stasi-Oberst Gustav Kuhn, der lieber aus der DDR flüchten würde, als noch länger ein Teil davon zu sein. Doch vorher will er seine Rache haben und nutzt die Mittel, die ihm zur Verfügung stehen. Seine Geschichte war für mich von Anfang an sehr interessant und er war mir auch sofort sympathisch. Am meisten begeisterten mich seine Einstellung und sein ungeschönter Blick auf einen sozialistischen Staat, indem eben nicht alle Menschen gleich sind.
Dann durfte ich der britischen Geheimdienstagentin Harper Parker-Moreau über die Schultern sehen, die versuchte herauszufinden, was es mit der Giftgaswolke innerhalb der DDR auf sich hatte. Sie mochte ich von allen Protagonisten am wenigsten. Sie kam mir oft sehr zwielichtig vor und ich konnte Harper einfach nicht richtig einschätzen. Sie führte immer etwas im Schilde, was ich nicht durchschauen vermochte. Harper bekam nicht so viel Raum in der Geschichte, darüber war ich wirklich dankbar. Die britische Geheimdienstagentin zu begleiten war hingegen sehr spannend und hatte wirklich etwas von einem Spionagethriller á la James Bond, ohne dabei abgedroschen oder unglaubwürdig zu sein.
Der letzte Handlungsstrang wurde vom französischen Dolmetscher Christopher Mueller besetzt, der zum ersten Mal in die DDR einreiste. Seinen Blick als Außenstehender auf dieses Regime fand ich sehr gut gemacht. Es beleuchtete, wie die westlichen Staaten versuchten Mithilfe von Gerüchten ein verfremdetes Bild von der DDR zu zeichnen. Spannend war hier auch der Umstand, dass seine Cousine Alicia als DDR-Bürgerin eine sehr kritische Meinung zum Regime hatte. Sie zeigte Christopher auf, wo die DDR gut und worin sie schlecht war. Das mochte ich sehr, weil hier Maxim Voland somit mehrere Ebenen dieser Republik beleuchtet.
Anfänglich empfand ich Christophers Familienbesuch ein wenig langweilig, doch das wandelte sich recht schnell in wirklich atemraubende Szenen. Hier hatte ich wohl das meiste Adrenalin vergossen. Beide Figuren waren liebenswert und sie zu begleiten bereitete mir Freude.

Sehr gut gelöst war in meinen Augen, wie Maxim Voland die Handlungsstränge Stück für Stück ziemlich raffiniert zusammenführte. Durch die unterschiedlichen beleuchteten Sichtweisen innerhalb eines Kapitels schuf er echte Pageturner, die nicht nur die Spannung immer wieder hochpeitschten, sondern auch dafür sorgten, dass ich den Verlauf nie vorhersehen konnte. Die Wendungen kamen oft sehr überraschend und meisten schon dann, wenn ich gerade erst dabei war, eine Vermutung aufzustellen.

Was mich jedoch zunehmen gestört hatte, war, dass es keine eindeutigen Zeitangaben gab. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der eine Handlungsstrang schon weiter fortgeschritten war als ein anderer. Dies verwirrte mich so ein bisschen und ich hätte mir hier tatsächlich mehr Klarheit gewünscht. Im Nachhinein konnte ich nicht mal sagen, ob manche Handlungen parallel stattgefunden haben oder zeitverzögert. Positiv war jedoch, dass ich immer wusste, wem ich gerade folgen durfte, weil zu mindestens immer angegeben wurde, an welchem Ort innerhalb oder außerhalb der DDR ich mich gerade befand und dies gleich Rückschlüsse auf die aktuelle zu begleitende Figur zuließ.

Richtig gut gefiel mir, dass es vor jedem Kapitelende mal einen Volkswitz, ein altes Lied oder einen Auszug aus einer realen, manchmal auch fiktiven Rede gab. Das verlieh dem Ganzen noch mehr Tiefe und griff somit die authentische Vergangenheit mit auf. Meiner Meinung nach bekam die Geschichte dadurch einen glaubwürdigen und erschreckend wirklichkeitsnahen Anstrich.

Meine Sorge, hier einen rein Politthriller lesen zu müssen, hatte sich zum Glück schnell verflüchtigt. Natürlich war Politik schon ein Kernthema, aber es wurde nicht so aufgebaut, dass ich gähnende Langeweile empfunden hätte oder gedanklich ausgestiegen wäre. Stattdessen wurden die richtigen Elemente verwendet, um das Buch zu einem spannungsgeladenen Thriller werden zu lassen.

Der Schreibstil war unfassbar eindrücklich und richtig gut zu lesen. Egal ob Beschreibungen von Umgebungen, Menschen oder Handlungen, alles war so stimmig und flüssig, dass es ein homogenes Gesamtbild ergab. Außerdem war das Handlungsgerüst realistisch aufgebaut worden, sodass ich nie das Gefühl hatte, eine Geschichte aufgetischt zu bekommen, die ins Reich der Märchen gehörte.
Auch emotional verstand es Maxim Voland mich abzuholen. Am intensivsten gelang ihm das bei der Familie Müller. Hier war ich näher an den Figuren dran und konnte mehr mit ihnen Mitfühlen.
Bei Harper war ich stets der neutrale Beobachter und auch die dramatischen Szenen berührten mich kaum. Gustavs Erlebnisse waren für mich durchwachsen, auch er hielt mich emotional auf einen gewissen Abstand, war aber nicht unnahbar.

Insgesamt hatte mich dieser Thriller total begeistert. Die Auflösung war unerwartet, packend und eine echte Überraschung für mich. Auch das gewählte Setting war glaubhaft konzipiert worden, ohne Klischees zu bedienen oder zu werten. Als Leser konnte ich mir über viele Teilbereiche meine eigene Meinung bilden und ich war förmlich durch die Seiten geflogen.

Fazit:
Ein Thriller, der alles hatte, was ein spannungsgeladenes Buch benötigt. Authentische Figuren und Handlungen sowie überzeugende Schauplätze, auf der sich dramatisch undurchsichtige, nervenaufreibende Szenen abspielten.

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Veröffentlicht am 29.10.2020

Keine ausschließliche Weihnachtsgeschichte

Ach, du dicker Weihnachtsmann
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Zu Beginn der Geschichte trafen wir auf einen müden und kaputten Weihnachtsmann. Endlich hatte er alle Geschenke ausgeliefert und freute sich auf seinen wohlverdienten Urlaub. Mit viel Witz und Charme, ...

Zu Beginn der Geschichte trafen wir auf einen müden und kaputten Weihnachtsmann. Endlich hatte er alle Geschenke ausgeliefert und freute sich auf seinen wohlverdienten Urlaub. Mit viel Witz und Charme, so wie einer großen Portion Übertreibung schickte Ursel Scheffler den guten Mann in seine verdiente Erholung. Diese kam erst einmal mit einem langen Schlaf daher und anschließend mit einem ausgiebigen Frühstück. Das sorgte gleich für Erheiterung und großes Erstaunen bei uns. Denn der Weihnachtsmann kann ganz schön viel essen.
Doch dann, oh Schreck, wurde der Weihnachtsmann in der Zeitung kritisiert. Das entsetzte nicht nur den Weihnachtsmann, sondern auch uns. Es sorgte sofort für reichlich Gesprächsbedarf.

Mir persönlich gefiel gut, wie der Weihnachtsmann mit dieser Kritik umgegangen ist. Er selbst hatte daraus eine Konsequenz für sich gezogen. Mit viel Engagement und Enthusiasmus stellte er sich den Beanstandungen und krempelte dabei sein Leben um.
Fasziniert beobachteten wir den Weihnachtsmann bei seiner Verwandlung. Aber auch welche Konsequenzen daraus entstanden und wie das Umfeld darauf letztendlich reagierte.
Kindgerecht wurde hier ein ganz besonderes Thema aufgegriffen und verarbeitet. Nämlich, dass Kritik sehr wohl angenommen werden und mitunter auch sinnvoll sein kann. Jedoch sollten wir dabei nie uns selbst aus den Augen verlieren. Nicht jede Bemängelung unserer Selbst ist auch richtig und gut. Hier selbst ein Mittelmaß zu finden ist natürlich sehr schwierig. Mir gefiel die Umsetzung sehr gut, auch welches Fazit der Weihnachtsmann für sich selber daraus zog. Es war nachvollziehbar dargestellt und auch für die Kinder logisch erklärt worden.

Aber es ging hier auch um aktuelle Werte wie Gesundheit und der Umgang mit dem Einfluss weihnachtlicher Geschenke und dessen Brauchbarkeit. So ist dies nicht nur eine reine Weihnachtsgeschichte, sondern eine sehr zeitlose Erzählung.

Viel wichtiger war für mich jedoch, dass diese Geschichte so viel Leichtigkeit ausstrahlte. Die Themen wurden behutsam aufgegriffen und mit Spaß vermittelt. Unser Lesejunior hatte viel Freude an dem Buch und erfasste erst nach längerem Nachdenken den Kern der Geschichte. Was ich persönlich definitiv gutheiße, denn eine Kindergeschichte sollte in erster Linie unterhalten und seine Moral erst später preisgeben.

Der Schreibstil von Ursel Scheffler war leicht verständlich und auf den Punkt gebracht. Sie trieb die Geschichte knackig voran, ohne sie mit zu viel Details aufzublähen. So blieb die Lesefreude erhalten und die Neugier auf die kommenden Handlungen wuchs stetig.
Abgerundet wurde diese schöne Geschichte durch die Zeichnungen von Jutta Timm.
Mit viel Liebe fürs Detail griff sie die zuvor geschilderten Ereignisse bildlich auf. Dabei ergänzte sie diese aber auch mit eigenen Kreationen, sodass die Bilder die Erzählungen erweiterten und dafür sorgten, dass wir eine Menge zusätzlich sehen konnten.
Der Zeichenstil gefiel mir sehr gut, denn er war sehr weich und vermittelte auch die Emotionen gekonnt.
Teilweise gab es ganze Seiten, die illustriert worden sind, manchmal aber auch nur kleine Ausschnitte. Jede Seite war aber bebildert, und genau das kam super an. So war das Verhältnis zwischen Text und Zeichnungen sehr ausgewogen. Diese Geschichte können daher nicht nur Leseanfänger, sondern auch die jüngeren Kinder entdecken.
Ein Buch also, welches sich prima zum Vorlesen, aber auch zum Selberlesen eignet.

Fazit:
Auch wenn der Weihnachtsmann die Hauptrolle innehatte, war dies keine ausschließliche Weihnachtsgeschichte. Hier ging es um so viel mehr und genau das macht dieses Buch zu etwas Besonderem und zu einer Geschichte, die unserer Meinung nach das ganze Jahr gelesen werden kann.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Ein beeindruckender Auftakt einer Familiensaga

Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des Schicksals
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Schon zu Beginn fiel mir Sophie Oliver Schreibstil besonders auf. Er war sehr unaufgeregt und kam ohne Effekthascherei aus. Trotzdem schaffte sie es, die Situationen so einzufangen, dass diese mich auf ...

Schon zu Beginn fiel mir Sophie Oliver Schreibstil besonders auf. Er war sehr unaufgeregt und kam ohne Effekthascherei aus. Trotzdem schaffte sie es, die Situationen so einzufangen, dass diese mich auf unterschiedliche Weisen berührten. Dieser beinahe schon nüchterne Erzählstil sorgte dafür, dass die Seiten nur so dahinflogen und ich in diese Geschichte förmlich hineingezogen worden bin.
Dabei achtete Sophie Oliver darauf, dass die Szenen nie unter der Last von Emotionen zusammenbrachen, sondern nahm sogar Abstand von ausführlicheren Beschreibungen. Dadurch erzeugte sie so eine ergreifende Atmosphäre, derer ich mich nie entziehen konnte und die vorherrschenden Gefühle mich oft mit übermannten.

Mithilfe des personalen Erzählers durfte ich mehreren Figuren folgen. Hauptsächlich waren es jedoch Anna und Katharina. Beide in ihrem Charakter so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Aber auch von ihrem gesellschaftlichen Stand her. Während Anna eine arme Häuslerin war, war Katharina eine angesehene Bürgerin Bad Reichenhalls.

Anna schloss ich sofort ins Herz und ihre erlebten Tragödien trafen mich persönlich sehr. Sie tat mir unheimlich leid. Auf der anderen Seite zeigten diese Schicksalsschläge aber auch gnadenlos, wie hart die Zeit damals gewesen ist. Vor allem für die arme Bevölkerung.
Doch Anna gab nie auf, egal wie schlimm es gerade auch gewesen sein mag, dafür bewunderte ich sie sehr. Besonders mochte ich ihre Güte und vor allem ihre Charakterstärke. Nie wurde Anna ausfallend und ihre zugewandte, freundliche Art war mir sehr angenehm.

Katharina war mir am Anfang sehr unsympathisch. Sie hatte das Glück, in eine gut betuchte Familie hineingeboren zu werden, in der Wohlstand das Leben angenehm machte und ihr einen gewissen Standard sicherte. Dass Katharina keine Ahnung von der harten und brutalen Welt der niedrigeren Stände hatte, merkte ich besonders dann, wenn sie sich wieder einmal unmöglich gegenüber der Hausangestellten benahm.
Aber auch für sie hielt das Karma eine derbe Überraschung bereit. Auf der einen Seite empfand ich so etwas wie Mitleid mit ihr, auf der anderen Seite dachte ich mir, dass es ihr schon irgendwie recht geschah. Auch hier zeigte Sophie Oliver sehr eindrücklich, was damals so üblich war und welche Regeln es in der Gesellschaft gegeben hatte.

Sowohl Anna als auch Katharina entwickelten sich im Verlauf der Ereignisse weiter und wirkten zum Ende hin wesentlich reifer als zu Beginn. Katharina schaffte es sogar in meiner Achtung zu steigen. Auch wenn sie noch immer kein Lieblingscharakter von mir war, begann ich sie langsam zu mögen.
Prinzipiell wurden alle Figuren mit sehr viel Hingabe und Authentizität ausgearbeitet. Selbst Randfiguren strotzten nur so vor Leben. Damit machte es mir Sophie Oliver auch unglaublich leicht sie alle problemlos auseinanderzuhalten und ich hätte die Übersicht der Figuren der Handlung zu Beginn des Buches gar nicht benötigt.
Ein Antagonist aus dem Buch stach mir besonders sauer auf, der Sauhändler Veit Talhofer. Im wahrsten Sinne des Wortes ein widerliches Schwein und besonders an ihm trat die Niedertracht besonders stark hervor.

Generell herrschte in dieser Geschichte oft eine drückende Atmosphäre, durchzogen von Heimtücke, Missgunst und jeder Menge Intrigen. Und dennoch gelang es Sophie Oliver diesem Buch auch das Licht der Hoffnung zu schenken. Wie gebannt verfolgte ich die Entwicklungen und hoffte auf glückliche Fügungen.
Unterstrichen wurde das Ganze mit reichlich undurchschaubaren Wendungen, die nicht nur die Spannung kontinuierlich hochhielten, sondern auch dafür sorgten, dass ich süchtig nach den Figuren und ihrer Leben wurde.

Der Schauplatz der Handlungen, Bad Reichenhall, war unglaublich schön gewählt. Vor der Kulisse des exklusiven Kurortes, eingerahmt mit seinen malerischen Alpen, stachen die Tragödien in vollem Kontrast hervor.
Ganz am Ende des Buches findet sich noch ein ausführliches Glossar, welches den positiven Gesamteindruck dieses historischen Familiensagaromans abrundete. Beim gesamten Buch war spürbar gewesen, dass Sophie Oliver genauestens recherchiert hatte und damit die Zeit zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gekonnt zum Leben erweckte.

Fazit:
Ein beeindruckender Auftakt einer Familiensaga, die alles für eine ausgezeichnete Unterhaltung mitbringt. Spannung, Drama, Tragödien, Hoffnung und Liebe. Ich bin jetzt angefixt und werde auch die anderen Teile lesen. Denn ich muss wissen, wie es mit Anna weitergeht.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Eine tolle historische Geschichte auch für Krimi- und Thriller Liebhaber

Düstere Lande: Schatten des Zorns
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Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail ...

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich den ersten Teil nicht gelesen habe. Die Autorin wies mehrfach darauf hin, dass es sehr wichtig wäre, den ersten Teil zu kennen, weil im zweiten Teil wichtige Detail zu den Ereignissen aus Band eins verraten werden.
Jedoch räumte sie dem geneigten Leser die Möglichkeit ein, im Vorfeld eine Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse nachlesen zu können. Die Idee gefiel mir sehr gut. So konnte sich jeder noch einmal die Entwicklungen in Erinnerungen rufen, der den Vorgänger schon gelesen hatte. Für mich war es jedoch nützlich, um ein gutes Basiswissen zu erhalten. Selbstverständlich ersetzte dies natürlich nicht das Kennenlernen der Figuren im Vorfeld und ihre Verhältnisse untereinander.

Trotz meines Unwissens zum ersten Teil kam ich sehr gut in die Geschichte hinein und wurde auch gleich mit den entsprechenden Figuren warm. Vor allen die beiden Hauptprotagonisten waren mir auf Anhieb sehr sympathisch.

Die Dynamik innerhalb der Geschichte war unheimlich fesselnd. Mitunter überschlugen sich die Ereignisse förmlich. Historische Ereignisse wie die damals übliche Hexenverbrennung wurden sehr detailliert und eindringlich beschrieben. Mir lief oft ein Schauer über den Rücken. Auch das damalige Weltbild wurde perfekt transportiert.

Besonders fesselnd war für mich das Erleben der Ereignisse durch die Augen der beiden Protagonisten Ennlin und Mathes. Beide erzählten mir ihre Gedanken, Emotionen und Handlungen selber, sodass ich eine sehr große Nähe zu ihnen aufbauen konnte. Gleichzeitig sah ich nur, was sie sahen, und so gelang es mir nicht, das große Ganze alleine zu erkennen.

Generell sah ich die Wendungen nie kommen und immer wieder gelang es Kiara Lameika mich zu überraschen. Aber nicht nur das, sie sorgte auch ganz gekonnt dafür, dass auch ich beim Lesen emotional wurde. Zwei Szenen blieben mir so nachhaltig im Sinn, dass mich noch immer sehr berühren, wenn ich an sie zurückdenke.

Sehr interessant und auch klug gelöst hatte die Autorin die Erklärungen zu wahren historischen Ereignissen. Während es in solchen Büchern oft am Anfang oder Ende ein Glossar gibt, verzichtete Kiara Lameika darauf. Stattdessen arbeitete sie mit Fußnoten. So konnte ich gleich nachlesen, was die jeweilige Bedeutung dazu war. Damit wurde mein Wissen sofort erweitert und der Bezug zum Ereignis blieb erhalten. Spannenderweise störten diese Fußnoten überhaupt nicht meinen Lesefluss, sondern ergänzten die Geschehnisse und verdichteten damit die Atmosphäre des Buches.

Der Schreibstil war unheimlich flüssig und teilweise sehr düster gehalten. Es war alles sehr gut nachvollziehbar und die jeweiligen Stimmungen der einzelnen Szenen sprangen regelrecht auf mich über. Sehr oft konnte ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil alles so unendlich spannend und lebendig auf mich einströmte.

Besonders angetan war ich von den Figuren. Sie alle hatten viel Tiefe und überzeugten mich durchgängig. Besonders die Entwicklungen der beiden Hauptpersonen Mathes und Ennlin waren toll zu beobachten und insgesamt war alles schön stimmig.
Ich konnte mir richtig gut vorstellen, im Spätmittelalter durch Augsburg zu wandeln und die beiden Jugendlichen mit ihrer Abenteuerlust und ihrem hellen Verstand zu begleiten.

Bis zum Schluss hatte ich keinen Schimmer, wie diese aufwühlende Geschichte enden würde. Ich war wirklich traurig, als das Buch endete, denn es hieß Abschied nehmen von den Figuren.
Der Schluss des Buches war so unendlich bedrückend, aber auch gleichzeitig schön. Es ging mir sehr nahe und ich muss lobend anerkennen, dass es erschreckend realistisch gewesen ist.
Aber ich habe die große Hoffnung, dass es noch einen weiteren Band zu dieser Reihe geben wird.

Ein sehr schönes Highlight war das Innenlayout des Buches. Neben den betitelten Kapiteln gab es dazu passende Bilder. Sie machten neugierig auf das, was kommen würde, und unterstrichen den dunklen Touch der Geschichte. Zudem markierten zwei Bilder, wem ich gerade über die Schultern sehen konnte. Das erleichterte es mir ungemein nie mit den Icherzählern durcheinander zu kommen.

Fazit:
Eine rundum gelungene Geschichte, die im Spätmittelalter spielt und nicht nur die Herzen von Freunden der Historie, sondern auch von Thriller- sowie Krimiliebhabern höherschlagen lässt.

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Veröffentlicht am 30.09.2020

Die Rätsel waren stellenweise schön kniffelig

Pocket Escape Book (Escape Room, Escape Game)
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Zu Beginn haben wir gründlich die Erklärungen durchgelesen und uns reichlich Notizen dazu gemacht. Wir hatten uns dazu entschlossen, das Tablett zur Hilfe zu nehmen. Mithilfe des QR-Codes kamen wir kinderleicht ...

Zu Beginn haben wir gründlich die Erklärungen durchgelesen und uns reichlich Notizen dazu gemacht. Wir hatten uns dazu entschlossen, das Tablett zur Hilfe zu nehmen. Mithilfe des QR-Codes kamen wir kinderleicht auf die Website, die genau auf dieses Buch zugeschnitten wurde. Vor allem der Decodierer war uns eine enorme Hilfe. Unten konnten wir auch immer sehen, welche Kombinationen wir schon mal eingeben hatten. Blöderweise wussten wir nach einer Weile nicht mehr, was sie bedeuteten.
Nebenbei nutzen wir auch im Buch die Decodierseiten. Meistens dann, wenn es Bilder zum Betrachten gab. Es war dann einfacher, damit zu arbeiten.

Der Timer war echt gnadenlos mit uns und der Zeitdruck steigerte unsere Aufregung ins Unermessliche. Jedoch sind wir erst weit über die Zeit hinaus fertig geworden, was wir aber gar nicht schlimm fanden. Der Spaßfaktor stand für uns definitiv im Vordergrund.

Da dies unser erstes Escape Book war, dachte vor allem ich extrem kompliziert. Mir fiel es verdammt schwer, die Rätsel, zum Beispiel das Bedienfeld mit Drucktasten nicht anfassen zu können und schlicht mit Codes arbeiten zu müssen, um weiterzukommen. So kam es auch, dass wir häufig in den Hinweisen nachlesen mussten.

Es ärgerte mich ein bisschen, weil meine Ideen prinzipiell richtig waren, ich aber an der Umsetzung scheiterte. Das lag aber nicht an der vorherigen Einweisung, sondern schlicht an meinem Unvermögen. Wahrscheinlich spielte auch eine Rolle, dass ich mit dem Lesejunior nicht richtig in den Austausch gehen konnte. Mit acht Jahren war das einfach bisweilen zu abstrakt und das einzig Spannende war, die Buchstaben- und Zahlenkombinationen ins Tablett einzutippen.
Erst gegen Ende war der Knoten geplatzt und ich konnte mich gedanklich davon lösen, immer alles auch in echt berühren zu müssen.

Unser Endergebnis war niederschmetternd. Zum Schluss konnten wir mithilfe einer Tabelle berechnen, wie gut wir waren. Lediglich weil wir am Ende doch den Raum verlassen konnten, verdienten wir uns immerhin noch anderthalb von fünf Sternen.

Fazit:
Das Prinzip des Escape Book fanden wir super. Auch die Rätsel waren stellenweise schön kniffelig. Allerdings war es für meinen achtjährigen Assistenten noch nichts, sodass ich das nächste Escape Book alleine ausprobieren werde. Generell ist aber der Spaß und Rätselfaktor sehr hoch und das war definitiv nicht mein letztes Escape Book.

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