Erscheinungsdatum: 13.02.2017
Autor: Constanze Wilken
Seitenzahl: 480 Seiten
ISBN: 978-3-442-48476-8
Erhältlich: hier
Klappentext:
Die 35-jährige Lili Gray steht vor dem Nichts, als sie ihr Café in einem kleinen schottischen Küstenort schließen muss. Doch dann vermacht ihr ein Unbekannter ein altes Haus auf der Halbinsel Llyn in Nordwales. Die leicht verfallene Pilgerraststätte und der Garten an den Klippen ziehen Lili sofort in ihren Bann. Von dort blickt sie auf die Insel Bardsey, die eine unerklärliche Faszination auf sie ausübt. Aber Lilis Anwesenheit scheint jemanden zu stören, und die junge Frau ahnt nicht, wie sehr die Geschichte des Pilgerortes mit ihrer eigenen – und der des unbekannten Gönners verbunden ist ... (Cover, Klappentext by Goldmann Verlag)
Rezension:
Wie durch einen glücklichen Wink des Schicksals wird Lili ein altes Pilgercottage und ein kleines Vermögen vererbt. Vor dem Nichts stehend beschließt sie also, sich dem Abenteuer und der Herausforderung zu stellen. Doch bei der Frage nach dem geheimnisvollen Erblasser beißt sie auf Granit. Lili beginnt selbst Nachforschungen anzustellen, und die Geschichte des Cottages zu ergründen. Seit sie Llyn betreten hat und sich in ihrem neuen zu Hause einlebt, empfängt die selbstbewusste junge Frau immer wieder merkwürdige Visionen aus einem früheren Leben, die ihr merkwürdig vertraut vorkommen. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit stößt sie mithilfe ihrer "Gabe" auf lang verschollene Geheimnisse und Legenden, die ihr Leben für immer verändern werden.
Das Buch beinhaltet zwei eng miteinander verbundene Geschichten, die einmal in der Gegenwart und einmal in der Vergangenheit stattfinden. Zum einen haben wie hier die Geschichte von Lili Gray aus dem Jahr 2016 und zum anderen die von Meara und Cadeyrn aus 614. Beide Geschichten werden im Verlauf des Buches abwechselnd wiedergegeben und erzählen ihre ganz eigene Handlung. Obwohl das Buch meiner Auffassung nach hauptsächlich von Lili handelt, sind Meara und Cadeyrn zu den eigentlichen Stars des Romans geworden. Die Autorin bringt in beide Handlungen einen sehr interessanten und angenehm zu lesenden Schreibstil ein. Vor allem in der Vergangenheit kommt häufig zu "unerwarteten" Wendungen, die durch ihrer schon fast permanentes Auftreten ab einem gewissen Punkt zu vorhersehbar und auch durchaus nervig werden. Ein großer Pluspunkt an Mearas Erzählung ist jedoch die emotionale und ergreifende Seite des Schreibstils und die damit entstehende Nahbarkeit der Charaktere, sodass man ein einer Stelle durchaus ein kleines Tränchen verdrücken muss.
Was die eine Geschichte hat, fehlt der anderen. Die Handlung um Lili und das Pilgercottage ist sehr geradlinig auf das Ziel der Autorin fixiert. Es existieren Verstrickungen und Handlungsstränge, die einfach zu offensichtlich und teils unrealistisch sind. Lili gibt dem Leser wunderbare Einblicke in die raue Schönheit des Landes und den mystischen Charme der Insel. Ihre emotionale Seite kommt dabei leider ein wenig zu kurz, was zu folge hat, dass Lili Gray für mich ein eher unnahbarer Charakter bleibt.
Zu Meara und Cadeyrn möchte ich recht wenig sagen, da es sonst die ganze Spannung verderben würde. Nur soviel möchte ich verraten: Meara ist die Tochter eines Druiden, deren Familie von einem fanatischen Priester ermordet wurde. Davydd - Cadeyrn - ist der Sohn eines Edelmannes. Als seine Familie aufgrund eines Krieges flüchten musste, fand der Zuflucht in einem Clas und wurde - mehr oder weniger freiwillig - Mönch.
Nun zu Lili Gray, sie hat in jungen Jahren ihre Mutter verloren und wuchs bei ihren stark gläubigen Großeltern auf. Sie waren immer sehr streng und konnten sowohl Lili als auch deren Mutter schlecht ihre Liebe zeigen. Lili zog es dadurch sobald wie möglich in die Fremde hinaus. Dort lebte sie fast wie nach dem Motto "Geht etwas zu Bruch.. zieh weiter und suche wo anders dein Glück!" Immer an ihrer Seite ist der Border-Terrier Fizz, ein Geschenk von ihrer besten Freundin Natascha. Als sie schließlich von der Erbschaft erfährt, ist Lilis Leben mal wieder ein Trümmerhaufen. Daher nimmt sie das Angebot dankbar an und zieht nach Wales. Dort trifft Lili viele potenzielle neue Freunde, doch sie muss erst lernen, ihren Schutzwall und ihr Misstrauen abzulegen, um ein neues Leben zu beginnen. Da die starke und selbstbewusste junge Frau fast ihr ganzes bisheriges Leben auf sich selbst achtgegeben hat, fällt es ihr nun, um so schwerer sich von anderen helfen zu lassen. Unbewusst stößt sie somit die Leute in ihrem Umfeld von sich. Im Lauf der Zeit lernt Lili jedoch, die Hilfe anderer anzunehmen und ihnen zu vertrauen.
Marcus, Collen, Fychan, Seth, Summer,...das sind nur einige von den zahlreich vertretenen Nebencharakteren des Romans. Obwohl anfangs viele von ihnen unscheinbar und unwichtig erschienen, erkämpfen sie sich tapfer ihren Platz in der Geschichte. Sie helfen den Protagonisten in der Not und erobern das Herz des Lesers. Sowohl die "Guten" als auch die "Bösen" treiben die handlung voran und sorgen je nachdem für un-/willkommene Wendungen und Überraschungen.
Bewertung:
An für sich ist der Roman sehr schön geschrieben und beinhaltet eine interessante Handlung, diese wird aber durch unrealistische Zufälle, zum Teil zu häufige "Überraschungen" und einer -für meinen Geschmack- an manchen Stellen zu unnahbaren Protagonistin zerstört. Die Geschichte von Meara und Cadeyrn hat mich sehr gerührt aber im Bezug aufs Ende etwas endttäuscht.
Allgemein muss ich sagen, dass ich die ganze Zeit auf DEN Moment gewartet habe, der die Geschichte nachhaltig in meinem Kopf bleiben lässt. Der blieb leider aus.
Dennoch ist der Roman für Fans des Genres auf jeden Fall lesenswert und alle anderen eine gute Ablenkung vom Alltagsstress.
7/10 bzw. 3,5/5 Sterne
★★★★★★★☆☆☆
PS Ich möchte mich hiermit beim Goldmann Verlag und der Random House für das Rezensionsexemplar bedanken.. also vielen lieben dank dafür! :D