Ein opulenter hist. Roman
Autor Heinz-Joachim Simon setzt sich in diesem historischen Roman mit einer schillernden Figur des vorrevolutionären Frankreichs auseinander: Alexandre de Cagliostro, Graf von eigenen Gnaden und Hochstapler. ...
Autor Heinz-Joachim Simon setzt sich in diesem historischen Roman mit einer schillernden Figur des vorrevolutionären Frankreichs auseinander: Alexandre de Cagliostro, Graf von eigenen Gnaden und Hochstapler.
Die Lebensgeschichte des 1743 als Giuseppe Balsano in Palermo geborenen Mannes liest sich abenteuerlich. Anfangs schlägt er sich als Kleinkrimineller durchs Leben, bis er sich als selbst ernannter Graf den Mächtigen der Zeit andient. Am bekanntesten ist wohl seine Rolle in der sogenannten „Halsbandaffäre“, die unter anderem dazu führt, dass Marie Antionette letztlich ihren Kopf verliert.
Geschickt nutzt Cagliostro die Gier der Menschen aus und benutzt vor allem Frauen für seine windigen Machenschaften.
Goethe entlarvt ihn als Scharlatan, obwohl die beiden sich nicht persönlich begegnet sind. Trotzdem scheint Goethe vom Charisma des Hochstaplers angezogen zu sein.
Cagliostro nutzt die politischen Strömungen der Zeit weidlich aus. So beansprucht er das legendäre „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“der Französische Revolution für sich. Er weilt an den unterschiedlichsten Fürstenhöfen, lässt sich aushalten, nimmt Geschenke und erleichtert die Reichen am Kartentisch um ihr Vermögen. Er behauptet „ein Wandler durch die Zeiten“ zu sein, was ihm doch zahlreiche Menschen abnehmen. Als „Großkophta“ gründet er zahlreich Logen à la Freimaurer. Das trägt weiter zum Nimbus des Geheimnisvollen bei.
Doch dann überspannt er den Bogen und legt sich mit der Katholischen Kirche und dem Papst an. Er wird im Dezember 1789 verhaftet und stirbt 1795 im päpstlichen Gefängnis.
Meine Meinung:
Dem Autor ist ein lebhaftes Sittenbild der Zeit gelungen. Während das Volk nach Missernten hungert, protz der Adel mit geborgtem und/oder erpressten Reichtum. Die „Halsbandaffäre“ ist nur eines der zahlreichen Beispiele von Misswirtschaft, Gier und Überheblichkeit.
Zahlreiche bekannte historische Persönlichkeiten kreuzen den Weg des Hochstaplers und der Leser: Von der La Motte über Kardinal Rohan und Danton zu Desmoulins bis hin zu eben jenem Papst, der ihn festsetzen lässt.
Interessant ist, dass die ein oder andere „Weissagung“ sich später erfüllt. So sagt er Danton eine glänzende Zukunft in Paris voraus, sein (Dantons) Ende verschweigt er geflissentlich. Dass er Madame de La Motte voraussagt, dass sie in Ungnade fallen und gebrandmarkt wird, ist angesichts der üblichen Strafen für Betrug und Diebstahl, keine Überraschung.
Cagliostro ist ein guter Menschenkenner und kann sehr gut zuhören. Deshalb ist es ihm ein Leichtes, die Menschen zu manipulieren.
Obwohl ich bereits zahlreiche (Sach)Bücher der Zeit vor und rund um die Französische Revolution sowie rund um die „Halsbandaffäre“ gelesen habe, konnte ich mich des Soges dieses historischen Romans nicht entziehen.
Wenn der Autor den Anspruch hat, "Ein Roman ist nur dann gut, wenn der Leser glaubt, dabei zu sein.", so ist ihm dies perfekt gelungen.
Fazit:
Ein brillanter historischer Roman rund um einen Hochstapler, der auch heute noch polarisiert. Gerne gebe ich für dieses opulente, farbenfrohe Buch 5 Sterne.