Mir war hier einiges nicht ganz schlüssig
Der Dorfpolizist Frank Liebknecht möchte für seinen Freund ein besonderes Geburtstagsgeschenk finden und stößt dabei auf einen Cold Case, der in die 80er-Jahre führt. Eine junge Frau, der man die Zugehörigkeit ...
Der Dorfpolizist Frank Liebknecht möchte für seinen Freund ein besonderes Geburtstagsgeschenk finden und stößt dabei auf einen Cold Case, der in die 80er-Jahre führt. Eine junge Frau, der man die Zugehörigkeit zur RAF zuschrieb, verschwand damals und wird bis dato vermisst. Nun nimmt der Fall seine eigene Dynamik auf, denn es gibt Menschen, denen viel daran liegt die Vergangenheit ruhen zu lassen.
Mit diesem Band bin ich in die Krimi-Reihe eingestiegen. Den Klappentext fand ich außerordentlich spannend, allerdings hat mich dieser hinsichtlich des Schwerpunktthemas etwas in die Irre geführt. Aber nichtsdestotrotz gefiel mir die Figur des Ermittlers Frank Liebknecht, er wirkte besonnen und sympathisch, ein wenig in sich gekehrt, beruflich engagiert und dabei völlig authentisch. Die anderen Charaktere konnte ich als Reiheneinsteigerin allerdings leider nur unzureichend kennenlernen. Ich mochte sie eigentlich alle, ich hätte aber gerne mehr über jedes Mitglied des Ermittlerteams erfahren. Fakt ist, die Autorin hat hier eine tolle Truppe zusammengestellt, allerdings sollte man vielleicht tatsächlich mit Band 1 der Reihe beginnen, um Hintergründe und persönliche Entwicklungen verfolgen zu können.
Wie ich es auch aus anderen Krimi-Reihen kenne und schätze, wurde auch hier das Privatleben und die persönlichen Erfahrungen des Protagonisten beleuchtet, was sich als fortlaufender Erzählstrang durch die verschiedenen Bücher zieht. Die jeweiligen Fälle berühren diese Entwicklung oft in irgendeiner Weise maßgeblich. Auch hier wurde dies umgesetzt, und ich konnte Frank Liebknecht in seiner aktuellen Lage ganz gut einordnen, allerdings bin ich mit seinen Ermittlungen nicht so richtig zurecht gekommen. Die Geschichte um die RAF und die Zusammenhänge und Verbindungen zum Heute waren mir zu verworren, bzw. teilweise unklar, und ich denke nicht, dass es an fehlendem politischen Vorwissen lag. Es waren eher die in das Verbrechen verwickelten Figuren, die ich nicht richtig zuordnen konnte, und zwar in ihrer Person selbst (damals wie heute) und auch im Zweck ihrer Handlungen.
Beeindruckt hat mich allerdings der tolle Schreibstil. Ausdrucksstark erzählt Brigitte Pons den Kriminalfall, der uns in die 80er-Jahre zurückführt. Ich nehme an, dass für dieses Buch eine umfangreiche Recherche über die damaligen politischen Ereignisse im Odenwald notwendig war. Für mich macht dies immer einen Qualitätsunterschied, man spürt das Engagement dahinter. Gelungen fand ich auch die Beschreibung des Lokalkolorits, was hauptsächlich den Eigenheiten der Einwohner zu verdanken war. Ich fühlte mich sogar schon bald etwas heimisch.
„Lügenpfad“ ist toll geschrieben, mit interessanten Hauptfiguren und geschichtlichen Aspekten. Die Umsetzung hat mir allerdings zum großen Teil leider nicht zugesagt, hat mich einfach nicht mitgerissen. Man kann durchaus mit diesem Band in die Reihe einsteigen, aber um mehr Hintergründe über die Hauptcharaktere zu erfahren sollte man dann wohl eher mit Band 1 beginnen. / 3,5 Punkte