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Veröffentlicht am 02.11.2020

Abenteuerroman mit Esprit, Stil und historischen Bezügen

Die Romanfabrik von Paris
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Dirk Husemann widmet dem berühmten Autor von „Die drei Musketiere“ einen Abenteuerroman und erzählt die Geschichte des geschäftstüchtigen Alexandre Dumas, dessen Schreibfeder nicht so schnell schreiben ...

Dirk Husemann widmet dem berühmten Autor von „Die drei Musketiere“ einen Abenteuerroman und erzählt die Geschichte des geschäftstüchtigen Alexandre Dumas, dessen Schreibfeder nicht so schnell schreiben konnte, wie seine Ideen sprudelten, weshalb er Hilfskräfte einstellte: Lohnschreiber übernahmen die Ausarbeitung der Texte. Die „Romanfabrik“ war geboren. Es geht aber vordergründig um die deutsche Lehrerin Anna, die den französischen Autor, aufgrund seiner fragwürdigen Texte, aufsuchen will und sich plötzlich in einem herausforderndem Abenteuer quer durch Europa wiederfindet, konfrontiert mit alten Geistern, die sie lieber hinter sich gelassen hätte.

Dirk Husemann gelingt es, Alexandre Dumas Worte und Ansichten so einzubinden, dass die Grenzen zwischen Autobiographie und Fiktion zu verschwimmen scheinen. Ein gelungener Kunstgriff! Es finden sich sogar ein paar Ähnlichkeiten zu „Die drei Musketiere“. Dafür hat der Autor sorgfältig recherchiert und Minderheiten, Rassismus, das Phänomen des Magnetisierens, historische Umbrüche und gesellschaftliche Errungenschaften mit einfließen lassen. Die gekonnt gewählte Erzählform ermöglicht es, unterschiedliche Handlungsstränge zu verfolgen, bis sich, nach einem zugespitztem Showdown, die Ungereimtheiten auflösen und in einem allzu glatten Ende wiederfinden.
Gespickt mit eine Prise Fantasie, hat Husemann einen unterhaltsamen, historisch detailgetreuen Schmöker geschaffen, der durch seine poetische und illustrative Sprache wie eine Zeitmaschine fungiert.
Mir hat besonders gefallen, dass Husemann klischeebehaftete Rollenbilder in Frage stellt: Heldin ist eine deutsche Lehrerin im Rollstuhl. Als Leser kann man sich dem Wechselspiel zwischen dramatischer Wendung und Gegensätzlichkeit der Protagonisten kaum entziehen, weshalb gesunder Menschenverstand gelegentlich in den Hintergrund tritt - darauf sollte man sich als Leser einlassen können.

Fazit: Ein spannender Unterhaltungsroman, der vor allem durch bildhafte Erzählweise, historischen Bezüge, treffende Zitate und einem gelungenem Showdown überzeugt. Dumas war ein interessanter Charakter, von dessen Romanfabrik ich aber gern noch mehr erfahren hätte. Hier weckt der Klappentext wohlmöglich falsche Erwartungen.

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Veröffentlicht am 02.11.2020

Ein Auf und Ab der Gefühle - Junos Suche nach Liebe und Selbsterkenntnis

Juno und die Reise zu den Wundern
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Diese berührende Geschichte ist eine Liebeserklärung, an das Leben und die Liebe. Sie erzählt von Juno, einer schüchternen, verträumten Einzelgängerin, die sich seit ihrer Kindheit einsam und ungeliebt ...

Diese berührende Geschichte ist eine Liebeserklärung, an das Leben und die Liebe. Sie erzählt von Juno, einer schüchternen, verträumten Einzelgängerin, die sich seit ihrer Kindheit einsam und ungeliebt fühlt. Auf dieser Reise voller Wunder hält Juno ihre Wünsche, Absichten und gewonnen Erkenntnisse in ihrem Notizbuch fest. Sie reist in ferne Länder, die fantasievolle Namen tragen, die sich an den Ländern wie wir sie kennen und ihren Merkmalen orientieren. Die gewonnen Lektionen helfen ihr, Vertrauen zu gewinnen, verdrängte Gefühle zu durchleben, das Alte loszulassen und ihre wahre Liebe zu finden.

Judith Hoesch hat eine fabelhafte Wirklichkeit erschaffen, in der Wunder wahr und Träume lebendig werden. „Juno und die Reise zu den Wundern“ ist voller Fantasie, philosophischer Denkanstöße und Inspiration. Eine bunte Mischung aus Glücksmomenten, Hoffnung, Kindheitsfantasien und Reiselust - und erinnert dabei an „Die Fabelhafte Welt der Amélie“ und „Eat Pray Love“. Die beruhigend, bildhafte Schreibweise wirkt sehr entspannend, was auch an dem wenigen Redeanteil liegt. In den 150 übersichtlichen Seiten gibt es zudem nur eine nennenswerte Nebenfigur, die jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Diese fabelhafte Welt hat mir aber so gut gefallen, dass ich gerne mehr gelesen hätte. Zudem hatte ich Spaß, beim Rätseln der Länderbezeichnungen, dessen Auflösung sich auf einer Karte mit erklärenden Symbolen finden lässt.

Fazit: Der Autorin ist das Kunststück gelungen, spirituelle Weisheiten in eine märchenhafte Geschichte zu verpacken, in welcher der Leser mit Mitgefühl Junos Weiterentwicklung verfolgt und die Erkenntnisse auf das eigene Leben überträgt - was schon fast eine heilende Wirkung hat. Wer dieses Buch einmal gelesen hat, wird es nicht mehr hergeben wollen. Es wird fortan das Buchregal verschönern, mit dem Vorhaben: Noch einmal mit Juno auf die Reise gehen. Wer spirituelle, märchenhafte Geschichten mit Wohlfühlfaktor liebt, der findet hiermit vielleicht sein neues Lieblingsbuch.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Spannende Lektüre für alle Fans des Makabren

Raum der Angst
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Nachdem so viele von dem Buch begeisterst waren, wollte ich genau das auch: ein Thriller, den ich kaum aus der Hand legen kann, mit einer neuartig Handlung, die Spannung verspricht. Und genau das habe ...

Nachdem so viele von dem Buch begeisterst waren, wollte ich genau das auch: ein Thriller, den ich kaum aus der Hand legen kann, mit einer neuartig Handlung, die Spannung verspricht. Und genau das habe ich auch bekommen.

Das Buch beginnt gleich mit mehreren Entführungen: die Escape-Room-Experiment-Teilnehmer verschwinden spurlos, noch bevor sie das Experiment erreichen, eine weitere Frau wird vermisst und ein Busfahrer wird getötet. Kappler, Dahlhaus und eine Ermittlergruppe innerhalb der Mordkommission ermitteln, um die Teilnehmer noch lebend zu finden. Denn eins ist klar: Wer auch immer dafür verantwortlich ist, meint es ernst und hat alles genau geplant. Ein grausames Spiel beginnt.

Faszinierende Idee: Jeder der sieben Experiment-Teilnehmer steht für Wesens- oder Charaktermerkmale und es gilt herauszufinden, welche Eigenschaft sich unter welchen Umständen am ehesten durchsetzt. Der selbstverliebte Misanthrop, der Muskelmann, die Influencerin, der Sportler - für jedes unterhaltsame Klischee ist gesorgt. Die grausamen Spiele finden in einer Burg statt - sehr atmosphärisch und hervorragendes Spielfeld für sämtliche Grausamkeiten. Die Erzählweise ist nicht zimperlich, deswegen würde ich sensiblen Personen von dieser Lektüre abraten. Erzählt wird außerdem aus mehreren Perspektiven, was dem Leser ermöglicht, sowohl in der Burg zu sein, als auch dem Ermittler-Duo bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
Die kreativen Ideen für die Escape Rooms fand ich gut, besonders die Bordkarte und die Möglichkeit des Rätselratens. Der Showdown kann sich sehen lassen - überraschende Wendungen und ein interessantes Ende.

Inwieweit sind Menschen frei in ihrer Entscheidung - oder beeinflussbar? Und ab wann tun wir Dinge, die wir gar nicht wollen oder sogar verabscheuen? Was genau geht im Kopf eines Psychopathen vor? Spannenden Fragen, denn Autor Marc Meller liebt es, sich mit allen Facetten der Angst zu beschäftigen und verweist sogar auf berühmte Psychopathen der Geschichte, wie dem Co-Ed-Killer.

Veröffentlicht am 17.10.2020

Originelles Fantasyabenteuer für Bücherfans

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 1)
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Ein Umzug, der alles verändert: Lukas zieht mit seiner Familie „vom dichten Beton der Großstadt zum ländlichen Idyll“ in ein altes Herrenhaus und purzelt ahnungslos in ein nächtliches Abenteuer. Als er ...

Ein Umzug, der alles verändert: Lukas zieht mit seiner Familie „vom dichten Beton der Großstadt zum ländlichen Idyll“ in ein altes Herrenhaus und purzelt ahnungslos in ein nächtliches Abenteuer. Als er eine seltsame Kreatur dabei erwischt, wie diese mit einem Sack voll Diebesgut aus seinem Zimmer flüchten will, macht er sich an die Verfolgung. Doch der Flüsterwald birgt Gefahren…
Zum Glück begegnet Lukas auch wohlgesonnenen Gestalten: einem arroganten, frechen kleinen Pelzknäuel, das Menschen für ein seltsames Volk hält und wissenschaftlich erforschen möchte, und eine, aus dem Internat getürmte, Fee, die so manchen Zauber verpatzt.

Es geht nicht nur um Magie, einen geheimen Wald voller Fabelwesen und einen angsteinflössenden Verfolger, sonder vor allem um Mut und Freundschaft, etwas Neues und völlig Unbekanntes entdecken und eine Nacht lang viele Abenteuer erleben. Ich kann Lukas nur zustimmen: „Diese Nacht schien eine endlose Quelle der Überraschungen zu sein.“ Insgesamt ein vielversprechender Auftakt einer Fantasyreihe, voller ungelöster Rätsel und einem Cliffhanger, der einige Fragen unbeantwortet lässt. Aufgrund der hohen Dichte an Dialogen und der unterschiedlichen Charakter kommt keine Langeweile auf. Die ereignisreiche und spannende Handlung besticht durch originellen Ideenreichtum, wie Haustierspionen und schlafenden Autoren - hier wird einiges auf den Kopf gestellt. Aufgrund der überschaubaren Figuren und linearen Ereignisse für Kinder ab 9 Jahren geeignet.

Wer mehr über Pulver, Tränke und geheime Bibliotheken, die Blinzelbahn, einem Buch-Bereiniger, Bolde und Warks erfahren möchte, sollte unbedingt dieses Buch lesen, und kann sich schon jetzt auf weitere Abenteuer, mit Lukas und seinen treuen Gefährten, freuen.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

Erfrischend anders - Kalmann über das Gleichgewicht der Natur

Kalmann
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Kalmann ist der unvergessliche Held dieser Geschichte und mit Cowboyhut, Sheriffstern und Mauser ein echtes Unikat, in einem kleinen Dorf in Island. Seine geistige Behinderung, mit gelegentlichen Wutausbrüchen, ...

Kalmann ist der unvergessliche Held dieser Geschichte und mit Cowboyhut, Sheriffstern und Mauser ein echtes Unikat, in einem kleinen Dorf in Island. Seine geistige Behinderung, mit gelegentlichen Wutausbrüchen, hält ihn nicht davon ab, seiner Berufung nachzugehen: Haifische fangen. Die verarbeitet er dann zu Gammelhai, ganz nach der Tradition seines Großvaters. Kallis Gedanken über das Leben sind treffend, simpel und voller Einsichten. Er wirkt auf andere Menschen harmlos und leichtgläubig. Tatsächlich ist seine Unbefangenheit erstaunlich aufschlussreich, weil er die Dinge akzeptiert, wie sie eben sind. Seine wiederholten Äußerungen erlangen beim Lesen beinahe Kultstatus: „Korrektomundo“ oder „Kein Grund zur Sorge“. Im Verlauf seiner Ich-Erzählung durchlebt Kalmann eine beeindruckende Charakterentwicklung und das macht die Geschichte erst so faszinierend. Wer jetzt glaubt, ihn erwartete ein spannender Kriminalfall, der irrt: Dies ist eine ruhige und trotzdem ereignisreiche Geschichte - unter der Oberfläche komplex und zugleich mühelos.
Der Einstieg war anfänglich etwas mühselig - ab Kapitel dreizehn wird es spannender -, rückblickend ist dies aber ein gelungene Herangehensweise. Auch an den einfachen Sprachstil und die endlosen Sätze gewöhnt man sich. Die Natur Island spielt eine besonders Rolle. Kein Wunder, denn Autor Joachim B. Schmidt lebt vor Ort und lässt Islands Faszination, in seinen Beschreibungen, für alle spürbar werden.

Fazit: Kalmann ist ein erfrischend warmherziger Roman, der einen unvergesslichen Außenseiter in den Vordergrund rückt. Es wird zudem ganz nebenbei auf die Quotenregelung und Abwanderung isländischer Einwohner aufmerksam gemacht, und man erfährt Interessantes über Grönlandhaie, Kommunisten, Eisbären und das eigene Bauchgefühl. Ein sehr lesenswertes Buch, das zum Nachdenken anregt und eindrucksvoll Island inszeniert. Absolut überzeugt hat das erschütternde Finale. Ein aufregender Abschluss mit einigen Überraschungen!

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