Unfassbar schöne und berührende Geschichte
Making Faces„Seit die denken kann, ist Fern Taylor in Ambrose Young verliebt.“ Damit beginnt der Klappentext. Und ja, es handelt sich um die Liebesgeschichte der beiden, doch es ist noch so viel mehr.
Fern und Ambrose ...
„Seit die denken kann, ist Fern Taylor in Ambrose Young verliebt.“ Damit beginnt der Klappentext. Und ja, es handelt sich um die Liebesgeschichte der beiden, doch es ist noch so viel mehr.
Fern und Ambrose leben in ganz unterschiedlichen Welten. Ambrose ist wunderschön, beliebt und in jeder erdenklichen High School Sportart ein Star. Fern hingegen ist mit ihrer geringen Größe, den roten Haaren, der Brille und der Zahnspange das was die anderen als hässlich bezeichnen. Sie hält sich im Hintergrund und ist eher unscheinbar. Sie hat ihren Cousin und besten Freund Bailey, welcher im Rollstuhl sitzt, und ihre Freundin Rita, welche im Gegensatz zu ihr wunderschön ist.
Doch Aussehen und die damit verbundene Schönheit kann sich verändern. Ambrose verlässt die Stadt und als er wiederkommt, hat sich alles verändert.
Amy Harmon beweist in ihrem Buch, dass nicht für jedes Buch eine absurde Liebesgeschichte nötig ist, sondern es auch spannend sein kann, wenn man eine realitätsnahe Geschichte erzählt. Es wird das Leben einiger Jugendlicher (bis zu jungen Erwachsenen) über einen längeren Zeitraum erzählt, bei welchem der sehr angenehme Schreibstil dafür sorgt, dass man sich sehr gut in die Figuren hineinversetzen kann. Ich haben mit ihnen gelacht, mich in sie verliebt, aber auch mit ihnen geweint.
Harmon kann die Situationen einzigartig realistisch beschreiben, sodass man alles miterleben und mitfühlen kann.
Ein Kritikpunkt hier ist aber, dass es teilweise Zeitsprünge zwischen den Kapiteln sind, welche nicht sofort ersichtlich sind. Man muss erst ein/zwei Seiten lesen, um zu verstehen, ob man gerade eine Woche, einen Monat oder ein Jahr übersprungen hat.
Die eingebauten Rückblicke hingegen gefallen mir sehr gut. Häufig mag ich sowas nicht, da es verwirrend ist oder Dinge dadurch unnötig wiederholt werden, doch hier sind diese klar zu erkennen und wunderbar eingebettet.
Die Figuren und vor allem deren Entwicklung innerhalb des Buches gefallen mir sehr gut. Vor allem die Hauptfiguren (natürlich) sind sehr ausgeprägt und nicht so oberflächlich gestallten wie in einigen anderen Bücher. Am liebsten habe ich Ambrose Young, welcher eine wunderbare Entwicklung durchmacht.
Durch die vielen Nebenfiguren, die teilweise auch kleine Handlungsstränge haben, wird die Handlung komplexer aufgebaut, sodass es immer spannend bleibt, aber nicht zu durcheinander und verwirrend wird. Die Handlung selbst ist zum einen wunderschön, das was man im New Adult Genre nun mal erwartet, doch es gibt auch sehr traurige Moment, welche einen schnell zum Taschentuch greifen lassen. Insgesamt gibt es an der Handlung nur wenig Kritik, hauptsächlich fand ich nur eine Stelle etwas fragwürdig bzw. etwas unrealistisch, dass würde hier aber ein Teil der Geschichte spoilern.
Am besten an dem Buch fand ich aber die eingearbeiteten Gedanken und Botschaften zu den Themen „Leben“, „Tod“, „Verlust“ und am stärksten vertreten „Schönheit“.
Man hat auf der einen Seite Bailey, der an seinen Rollstuhl gefesselt ist, aber immer optimistisch ist und das beste aus seinem Leben macht und auf der anderen Seite Figuren, welche erst später in ihrem Leben Verluste erleiden und am liebsten sofort aufgeben wollen. Zudem werden in der Geschichte verschiedene Umgangsweisen mit dem Tod und damit dem Verlust beschrieben: Man kann ewig trauern oder sich dem allem verschließen; man kann alles nur noch negativ sehen und aufgeben oder weitermachen, so wie es der andere gewollt hätte. Fern stellt etwas sehr wichtiges fest: Man kann nur trauern und Kummer verspüren, wenn man vorher glücklich gewesen ist. Man kann die Trauer nur vermeiden, indem man den anderen nicht gekannt hätte, doch damit hätte man auch einen großen Verlust.
Ein anderer sehr wichtiger Aspekt in diesem Buch ist die Schönheit. Am Anfang ist alles sehr auf die äußere Schönheit fixiert, das was man eben auf einer High School erwartet. Doch mit der Zeit verändert sich vieles. Äußerlichkeiten können sich verändern. Schönheit kann sich verändern. Außerdem lernen die Figuren, dass auch die innere Schönheit eine wichtige Rolle spielt.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gefallen. Vor allem, da es sich nicht nur um das typische „hübscher Typ verliebt sich in unscheinbares (hässliches) Mädchen und verteidigt es dann vor seinen Freunden“ usw. handelt. Es ist viel realistischer gehalten, sodass sich beispielsweise Gedanken darum gemacht wird, was denn die Freunde denken, wenn man zugibt dieses Mädchen zu mögen. Außerdem vermittelt das Buch viel über das Thema „Schönheit“, was meiner Meinung nach in vielen Jungend und New Adult Romanen völlig falsch angegangen wird, sodass Jüngere auch schnell ein falsches Bild bekommen können.
Das Buch bekommt von mit 4,5 Sterne. Ein halber Stern Abzug, wegen der kleinen Kritikpunkte, vor allem wegen der leichten Verwirrung, wenn es Zeitsprünge gibt. Trotzdem eine klare Leseempfehlung!