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Veröffentlicht am 02.11.2020

Anregende Lektüre

Heimat muss man selber machen
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Ich kannte Sina Trinkwalder oder ihr Unternehmen vor diesem Buch nicht, habe auch keines ihrer anderen Werke gelesen. "Heimat muss man selber machen" hat mich spontan angesprochen, weil es um das Thema ...

Ich kannte Sina Trinkwalder oder ihr Unternehmen vor diesem Buch nicht, habe auch keines ihrer anderen Werke gelesen. "Heimat muss man selber machen" hat mich spontan angesprochen, weil es um das Thema soziales, nachhaltiges Unternehmertum, aber auch globaler um Zugehörigkeit in unserer Gesellschaft geht.

Ziemlich am Anfang erklärt die Autorin direkt, warum sie Heimat und Herkunft nicht gleichsetzt und warum Heimat nicht un bedingt ein Ort sein muss. Ihre Erfahrungen mit und ihr Verständnis von Heimat erklären viel über sie als Person. Aus ihrer - sehr interessanten - Perspektive ist Heimat etwas, das sich jede:r selbst schafft, das man selbst wählen und gestalten kann.

Das bedeutet eben auch, dass sich Heimat im Laufe des Lebens verändern kann. Sina Trinkwalder schildert, wie eine kurze Begegnung mit einem Obdachlosen ihr Weltbild ändert. Nachdem sie ein Jahrzehnt lang ihre eigene Werbeagentur geleitet hat, baut sie nun ein soziales Unternehmen auf, das Menschen, die auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt aus den verschiedensten Gründen keine Chance mehr haben, einstellt und fördert. Dieses Unternehmen wird ihre Heimat.

Dass das keine Geste des Mitleids ist, sondern dass diese Menschen engagiert und hart arbeiten, wird schnell klar. Die Autorin berichtet anhand vieler persönlicher, nachvollziehbar erzählter Beispiele, welche Vorurteile ihr bei diesem Neustart begegnet sind, welche Hürden und Shitstorms sie meistern musste und was sie auf diesem neuen Karriereweg gelernt hat.

Immer wieder finden sich interessante und/oder anregende Gedanken in dem Buch, z.B. dazu, wie viele Menschen andere kritisieren und herabwürdigen (etwa Grünen-Politiker, die mit dem Flugzeug fliegen), um selbst nichts an ihrem Lebensstil ändern zu müssen - statt zu erkennen, dass niemand perfekt ist und dass jede:r etwas tun kann, um unsere Welt zu verbessern. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist besser als keiner.

Da das Buch geprägt ist von eigenen Erfahrungen, liest es sich teilweise schon sehr nach PR für Frau Trinkwalders Unternehmen und auch für sie selbst. Das lässt sich bei dieser Art der autobiografischen Überlegungen vermutlich nicht vermeiden. "Tue Gutes und rede darüber" ist ja nicht ohne Grund einer der beliebtesten PR-Grundsätze.

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Veröffentlicht am 18.05.2020

Außergewöhnliche Erzählweise

Milchmann
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„Milchmann“ ist ein anregendes und aufregendes Werk! Man spürt beim Lesen förmlich die Gedanken im Kopf der 18-jährigen Ich-Erzählerin hin- und herspringen, fühlt ihre Ängste, Zweifel, ihre Zerrissenheit ...

„Milchmann“ ist ein anregendes und aufregendes Werk! Man spürt beim Lesen förmlich die Gedanken im Kopf der 18-jährigen Ich-Erzählerin hin- und herspringen, fühlt ihre Ängste, Zweifel, ihre Zerrissenheit und ihre Sorgen. Das erreicht Anna Burns durch den Gedankenstrom und ihre fast atemlose Erzählweise, bei der ein Gedanke wie selbstverständlich in den anderen übergeht – so als würden wir wirklich den ungefiltert festgehaltenen Gedanken der Protagonistin folgen.
Eine weitere Besonderheit: Keine der handelnden Personen wird bei ihrem Namen genannt. Alle werden nur mit ihrem Job bzw. ihrem Familienverhältnis zur Protagonistin bezeichnet. Das ist am Anfang etwas verwirrend, z.B. bei den drei Schwagern, entpuppt sich jedoch als eindrucksvolles Stilmittel. Dadurch macht die Autorin auf clevere Weise deutlich, wie starr die Rollenverteilung gerade in dieser ländlichen, nordirischen Gegend ist, wie die Menschen nur durch ihre Arbeit und ihre Rolle in der Familie charakterisiert werden, wie diese Rollen die Erwartungen formen, wie daraus Gerüchte entstehen und wie die Menschen dadurch in ihren Rollen gefangen sind. Das Ergebnis ist ein herausragendes Buch, das streckenweise herausfordernd zu lesen ist, bei dem es sich aber lohnt durchzuhalten.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Kreativsein leicht gemacht

Dieses Buch macht dich wahnsinnig ... kreativ und glücklich
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Mit diesem Buch regt Felicia Day die Leserinnen und Leser dazu an, sich kreativ auszudrücken, Ängste und einschüchternde Gedanken zu überwinden und einfach zu machen. Jeder kann und soll sich auf individuelle ...

Mit diesem Buch regt Felicia Day die Leserinnen und Leser dazu an, sich kreativ auszudrücken, Ängste und einschüchternde Gedanken zu überwinden und einfach zu machen. Jeder kann und soll sich auf individuelle Art auszudrücken, egal ob beruflich oder aus Spaß privat. Das vermittelt die Autorin auf motivierende Weise. Sie hat einen spritzigen und charmanten Schreibstil, der sie und das Buch sehr sympathisch erscheinen lässt.

Fließtext und Aufgaben sind durch unterschiedliche Fonts voneinander abgetrennt. Das eBook ist nicht interaktiv gestaltet, trotzdem wurden die Formulierungen aus dem Printbuch (z.B. Versuchs auf dieser Seite.") anscheinend unverändert übernommen. Es ist natürlich kein Problem, Papier und Stift zu nehmen und die Aufgaben dort zu erledigen (ich würde ohnehin nicht in ein Buch schreiben oder malen, denke ich, und Seiten herausreißen, so wie angewiesen, erst recht nicht ;) ), aber für ein runderes Nutzungserlebnis hätte man die Formulierungen vielleicht entsprechend ändern und den Leerraum (teilweise ganze leere Seiten) weglassen können. Manche Aufgaben wie das Zeichnen verrückter Gesichter in vorgefertigte Illustrationen lassen sich mit dem eBook auch nicht wirklich umsetzen. Das ist aber nur eine kleine Anmerkung, der Großteil der Aufgaben kann ohne Probleme auf einem separaten Blatt umgesetzt werden.

Die Übungen sind leicht verständlich und lassen sich direkt und ohne komplizierte Vorbereitungen umsetzen. Zwischen den Übungen schreibt die Autorin über Gefühle, die die Kreativität und die Möglichkeit, sich selbst auszudrücken, unnötig einschränken, und motiviert dazu, sich damit auseinanderzusetzen. Sie lässt ihre eigenen Erfahrungen in den Text einfließen. Das ergibt ein Buch, das sich mit großer Leichtigkeit und Freude lesen lässt und das einfach Spaß macht!

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Gesunde, abwechslungsreiche Gerichte für alle vier Jahreszeiten

WW - Genial saisonal!
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Mit saisonal wachsende Zutaten zu kochen, zählt zu den wichtigsten aktuellen Trends in einer nachhaltig geprägten Küche, daher passt das Buch gut zum Zeitgeist. Unterteilt in die vier Jahrszeiten, werden ...

Mit saisonal wachsende Zutaten zu kochen, zählt zu den wichtigsten aktuellen Trends in einer nachhaltig geprägten Küche, daher passt das Buch gut zum Zeitgeist. Unterteilt in die vier Jahrszeiten, werden hier die verschiedensten Gerichte von Salaten und Suppen bis Hauptspeisen und Deserts präsentiert. Bis auf wenige Ausnahmen werden außerdem bei allen Rezepten gängige Zutaten verwendet, die man in jedem Supermarkt bekommt. Auch wenn mich nicht alles anspricht, habe ich doch einige Rezepte gefunden, die ich noch ausprobieren möchte. Zwei Rezepte habe ich bereits ausprobiert - die Anweisungen waren leicht verständlich und ließen sich gut folgen.
Das Kochbuch ist mit seinem übersichtlichen Design und den großen, ansprechenden Fotos auch optisch schön. Ich folge dem WW-Programm nicht, deswegen sind die Infos zu den verschiedenen Programmen und Punkten für mich nicht relevant. Die Rezepte kann man natürlich trotzdem problemlos nachkochen.

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Veröffentlicht am 02.11.2019

Beeindruckendes Werk wiederentdeckt

Ein anderer Takt
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Zu Beginn habe ich die Sprache dieses ursprünglich 1962 erschienen Romans als etwas altbacken empfunden und habe eine Weile gebraucht, um mich einzulesen. Dann hat „Ein anderer Takt“ aber eine ziemliche ...

Zu Beginn habe ich die Sprache dieses ursprünglich 1962 erschienen Romans als etwas altbacken empfunden und habe eine Weile gebraucht, um mich einzulesen. Dann hat „Ein anderer Takt“ aber eine ziemliche Sogkraft entwickelt. Der schwarze Autor William Melvin Kelley wagt ein spannendes Gedankenexperiment: Wie reagieren die Weißen, wenn plötzlich alle Schwarzen einen fiktiven Bundesstaat im Süden der USA Richtung Norden verlassen? Dabei treten die Abgründe der Rassentrennung und des Rassismus anschaulich hervor, denn Kelley schreibt hauptsächlich aus der Perspektive der Weißen – sie beobachten den plötzlichen Aufbruch und versuchen ihn einzuordnen. Beeindruckend, dass es sich hier um Kelleys Debutroman handelt. Er hat trotz seines Alters leider nichts an Aktualität eingebüßt.
Ein Vorwort einer Buchkritikerin und ein Nachwort der Tochter des Autors ordnen den relativ kurzen Roman sowie Kelleys gesamtes schriftstellerisches Schaffen ein.