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Veröffentlicht am 03.11.2020

Aufregender und anregender Thriller

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Im Psychothriller „Die App“ beschäftigt Arno Strobel sich mit Smart Home Systemen, die sich in unseren Haushalten zunehmend verbreiten. Sie verfügen über immer mehr Funktionen und sind idealerweise auch ...

Im Psychothriller „Die App“ beschäftigt Arno Strobel sich mit Smart Home Systemen, die sich in unseren Haushalten zunehmend verbreiten. Sie verfügen über immer mehr Funktionen und sind idealerweise auch über eine Handy-App zu steuern. Viele sind aufgrund der Beteuerungen der Hersteller überzeugt davon, dass das System absolut sicher ist. An die Möglichkeit eines Hacks möchten und wollen wir nicht glauben. Was aber, wenn jemand sich auf illegale Weise Zugang verschafft hat?

Der Autor zeigt zunächst, wie wunderbar einfach das System genutzt werden kann. Sein Protagonist Hendrik, ein Hamburger Arzt, und Linda wohnen gemeinsam in einem Eigenheim in Hamburg und bemerken an einem gemütlichen Abend, eine Woche vor ihrer Eheschließung, ein kurzes Aufflackern des Lichts. Beide ordnen dem Vorkommnis keine tiefere Bedeutung bei, doch es ist der Beginn turbulenter Ereignisse, denn am nächsten Morgen ist Linda unauffindbar verschwunden.

Als Leser ahnte ich schon durch den Prolog, dass es im Verlauf des Geschehens um Leben und Tod gehen wird. Geschickt setzt Arno Strobel seine weiteren Figuren so, dass es schwierig ist zu unterscheiden, wer auf der Seite von Hendrik steht und zur Aufklärung des Verschwindens von Linda beitragen möchte und wer die Begebenheiten vertuschen und sogar verharmlosen will. Immer wieder drehte und wendete sich meine Ansicht darüber, wer Gutes und wer Böses tut.

Zwar ist das Thema des Smart Home Systems nicht mehr ganz neu, aber der Autor verknüpft es mit einem weiteren Anliegen, das ihm wichtig ist. Der Psychothriller „Die App“ funktioniert durch Zufall, menschlichem Versagen und den Tücken der Technik und ist so gekonnt konstruiert, dass er bis zum Ende mit Spannung aufwartet und mich als Leser in seinen Bann zog. Die zunehmend angespannte Situation, in der Hendrik sich befindet, konnte Arno Strobel nach außen transportieren. Die immer wieder eingeschobenen Kapitel, in denen eine parallele lebensgefährdende Handlung geschildert wird, sorgten für kleine Cliffhanger, die die Spannungskurve zusätzlich erhöhte und aufrechterhielt. Nach dem Lesen sieht mancher das Smart Home mit anderen Augen. Das Buch ist ein Muss für Arno Strobel-Fans und eine Empfehlung für ein aufregendes und anregendes Lesen für jeden Thrillerfan.

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Veröffentlicht am 25.09.2020

Was Familie vereint und woran der Zusammenhalt scheitern kann, auf einfühlsame Weise geschildert

Was uns verbindet
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Thema des Romans „Was uns verbindet“ von Shilpi Somaya Gowda, einer in Kalifornien lebenden Autorin mit indischen Wurzeln, sind verschiedene Formen der Trauerverarbeitung innerhalb einer Familie. Das Cover ...

Thema des Romans „Was uns verbindet“ von Shilpi Somaya Gowda, einer in Kalifornien lebenden Autorin mit indischen Wurzeln, sind verschiedene Formen der Trauerverarbeitung innerhalb einer Familie. Das Cover spielt einen glücklichen Tag am Meer vor. Doch als die Tochter der Olanders, jener Familie, die in der Erzählung im Fokus steht, an einem Maitag 2015 allein am Strand gesehen wird, wirkt sie verstört. Wie es dazu kam, erzählt die Geschichte und auch davon, was nach dem Vorfall geschieht.

Karina Olander ist fünf Jahre älter als ihr Bruder Prem. Beide Eltern sind berufstätig, so dass sie schon früh in die Verpflichtung genommen wird. Während einiger Stunden am Nachmittag kümmert sie sich um ihren Bruder, während die beiden allein zu Hause sind. Ihr Vater Keith ist Investmentbanker. Aufgrund einer Finanzkrise hat er zeitweise um seinen Job gebangt, so dass er sich nun unermüdlich seinen beruflichen Aufgaben widmet, um den Leistungsansprüchen gerecht zu werden. Die Eltern von Jaya, der Mutter, stammen aus Indien. Jayas Vater ist Diplomat, darum hat die Familie immer wieder in einem anderen Land gelebt, doch ihre Heirat mit Keith hat sie in Kalifornien heimisch werden lassen. Trotz einiger Höhen und Tiefen hinweg ist Harmonie in der Familie spürbar bis eines Tages im Jahr 2009 das Schicksal zuschlägt und alles verändert.

Jedes Familienmitglied versucht auf eine andere Art mit der Tragödie zurecht zu kommen. Die Kapitel sind immer mit einem Namen des Teils der Familie betitelt, der darin zur Hauptfigur avanciert. Shilpi Somaya Gowda schildert mit sehr viel Empathie wie das Unglück die Empfindungen der Betroffenen erreicht und das zu einem langsamen Auseinanderdriften der gewachsenen engen Verbindungen innerhalb der Familie führt.

Im Raum steht die Schuldfrage, wie sie auch in der Realität oft nach einem Unfall zu finden ist. Betroffen davon ist vor allem Karina, die sich mit ihren dreizehn Jahren gerade in einer pubertären Phase befindet, in der sie nach Anerkennung sucht und viele Dinge in ihrer Umgebung auf den Prüfstand stellt. Doch statt Vertrauen und Unterstützung zu finden, sind ihre Eltern jetzt selbst in einer schwierigen Lage und erkennen nicht, in welchen Dingen ihre Tochter ihre gefühlvolle Hilfe benötigt. Auch Jaya fühlt sich schuldig und entdeckt ihre spirituelle Seite. Das gegenseitige Unverständnis wächst, das Unausgesprochene steht immer mehr im Raum.

Aber dabei belässt die Autorin es nicht, sondern folgt ihren Figuren auf ganz eigenen Wegen und bietet dabei Einblicke in verschiedene Subkulturen. Es entbehrte letztlich nicht einer gewissen Spannung den Familienmitgliedern beim Aufbau neuer Beziehungen zu folgen. Bis zum Schluss ließ sie mich Bangen und Hoffen, ob es für die ganze Familie doch noch eine erfreuliche Zukunft geben wird.

Auf eigene einfühlsame Art verbindet Shilpi Somaya Gowda die Gefühlswelt der vier Familienmitglieder in ihrem Roman „Was uns verbindet“ und öffnet dem Leser dabei auch ein Tor jenseits der realen Welt. Sie zeigt auf, was Familie vereinen und woran der Zusammenhalt in der Familie scheitern kann, verbunden mit schönen, aber auch schmerzhaften Erfahrungen. Gerne empfehle ich die Geschichte weiter.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Roman, der auf dem Drehbuch des gleichnamigen Films basiert, mit eigenen Handlungssträngen

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
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Der Roman „Oktoberfest 1900“ von Petra Grill basiert auf der Idee des Drehbuchs zum gleichnamigen ARD Mehrteiler, jedoch ist die Handlung in Teilen voneinander abweichend. Der Untertitel des Buchs „Träume ...

Der Roman „Oktoberfest 1900“ von Petra Grill basiert auf der Idee des Drehbuchs zum gleichnamigen ARD Mehrteiler, jedoch ist die Handlung in Teilen voneinander abweichend. Der Untertitel des Buchs „Träume und Wagnis“ deutet an, dass die beiden Protagonistinnen Colina und Clara ihre jeweils eigene Vorstellung einer lebenswerten Zukunft haben und dass die Umsetzung ihrer Wünsche damit verbunden ist, Risiken einzugehen.

Man schreibt das Jahr 1900. Die Berufsgruppe hat grundsätzlich kein festes Einkommen, die Entlohnung besteht in den Trinkgeldern der Wirtshausbesucher und für Dienste, die die Biermadl den Gästen nebenher anbieten. Die Frauen sind austauschbar, denn besondere Kenntnisse sind zur Ausübung des Berufs nicht nötig. Für Colina steht fest: sie möchte eine neue Chance in einem Job mit festem Einkommen. Mit List und Tücke schafft sie es, eine Stelle im Haus des fränkischen Bierbrauers Prank als Gouvernante seiner 19-jährigen Tochter Clara zu ergattern. Clara hat gerade das Mädchenpensionat in Nürnberg beendet. Es ist zu erwarten, dass ihr verwitweter Vater ihr in der nächsten Zeit geeignete Heiratskandidaten zuführen wird und so ihre Zukunft an der Seite eines gutsituierten Ehemanns voraussehbar ist. Doch das ist nicht im Sinne der eigenwilligen Clara.

Schon bald nach Beginn des Romans geschieht ein ungewöhnlicher Mordfall, denn im Vorfeld des anstehenden Oktoberfests wird der am Hals angenagte Kopf eines Brauereibesitzers und Schankwirts gefunden. Ein Täter ist schon bald gefunden, aber die Schuld ist zweifelhaft. Es ist interessant, die damalige Arbeitsweise der Polizei zu verfolgen, die in diesem Roman einiges zu tun erhält. Eine Beweisführung ohne Zeugen ist schwierig, mit Gewaltanwendung ist man schnell zur Hand.

Neben einer unterhaltsamen, teils amüsanten Handlung, thematisiert Petra Grill hier auch die Rechte der Frauen, die Colina gegenüber ihrem Wirtshauschef vertritt. Sie zeigt aber auch, welche Rechte ein Ehemann gegenüber seiner Frau hat und wie gering die Chancen einer Frau sind, sich aus einer gescheiterten Ehe zu lösen. Die Autorin verdeutlicht, dass junge Erwachsene länger als heute abhängig waren von der Entscheidung ihrer Eltern in Bezug auf eine Heirat und ebenfalls bei anderen existenziellen Erwägungen waren.

Im Laufe der Geschichte stellt sich immer mehr heraus, dass der Bierausschank zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem Politikum wurde. Was hier nur fiktiv dargestellt wird, basiert auf realen Begebenheiten, die dazu führten, dass ein Nürnberger Wirt der Betreiber einer großen Festhalle auf dem Oktoberfest in München wurde.

Petra Grill schafft in ihrem Roman „Oktoberfest 1900“ realistisch vorstellbare Figuren und Ereignisse. Ihre Figuren erleben Höhen und Tiefen, deren Handlungen sind nicht immer lobenswert, aber immer wieder überraschend. Für mich war es erstaunlich, welche Bedeutung und welchen Umfang das Oktoberfest zur damaligen Zeit hatte. Die Autorin konnte mir die Stimmung einer feierfreudigen Münchner Gesellschaft, die ihre Tradition mit allen Rechten und Gesetzen hochhält, sehr gut vermitteln. Gerne empfehle ich den Roman an alle Leser von historischen Romanen weiter.

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Veröffentlicht am 28.05.2020

Coming-of-Age-Geschichten Jugendlicher mit kurdischen Wurzeln

Im Bauch der Königin
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Beim Roman „Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha fällt beim Betrachten des Buchs sofort ins Auge, dass der Umschlag vorne wie hinten gleich gestaltet ist. Wendet und dreht man es, ist nicht direkt ersichtlich, ...

Beim Roman „Im Bauch der Königin“ von Karosh Taha fällt beim Betrachten des Buchs sofort ins Auge, dass der Umschlag vorne wie hinten gleich gestaltet ist. Wendet und dreht man es, ist nicht direkt ersichtlich, welche Seite man für den Beginn aufschlagen soll. Einen kleinen Hinweis darauf gibt nur das Leseband. So ungewöhnlich wie die Aufmachung sind auch die beiden beinhalteten Geschichten, bei denen die Protagonisten gleich sind. Sie sind aus der Sicht von Heranwachsenden erzählt, bei denen einerseits die Schilderung der Geschehnisse die junge Amal übernimmt, andererseits ihr Klassenkamerad Raffiq, dessen Eltern genauso wie Amals aus dem irakischen Kurdistan stammen. Ähnlichkeiten der Geschichten sind gewollt und dennoch fließen sie in ihre je eigene Richtung.

Der Titel nimmt Bezug auf die Beziehung einer Mutter zu ihrem Kind, bei der sie ihren Nachwuchs mit ihrem Körper und Geist behütet und beschützt. Erst wenn der Adoleszente nicht nur körperlich, sondern auch sozial gereift ist, wird er bereit für seinen Weg in der Welt sein. In dieser Phase befinden sich die Hauptfiguren. Younes, ein Freund von Amal und Raffiq hat eine angespannte Beziehung zu seiner Mutter Shahira Shafiq, die ebenfalls Kurdin ist. Sie ist alleinerziehend, kleidet sich aufreizend und ist um einen Flirt nicht verlegen, aus dem gelegentlich mehr wird. Kurz gesagt, entspricht sie nicht dem allgemeinen Bild der Frau in einer kurdischen Gemeinschaft in der sie, wie die oben genannten auch, in einer deutschen Stadt lebt.

Durch die Wahl der Ich-Perspektive ließ mich die Autorin an den Gedanken ihrer Erzähler teilnehmen, einmal aus einer weiblichen, das andere Mal aus einer männlichen Sicht, jedoch mit unterschiedlichem Inhalt mit mehreren Überkreuzungen. Insgesamt wirken beide Geschichten als je eigene Auseinandersetzung über die Kultur in der die Jugendlichen leben und der Probleme ihrer Eltern, die die Migration nach Deutschland mit sich gebracht hat. Sowohl für Amal wie auch für Raffiq bedeutet es aber auch, dass sie sich mit den eigenen Möglichkeiten beschäftigen müssen, welche Vor- und Nachteile ein Lebensmittelpunkt in dem einen wie dem anderen Land bieten würde.

Dadurch, dass Karosch Tahas Familien von Amal und Raffiq einigen Klischees entsprechen, werden die kulturellen Unterschiede über die Erwartungen an Männer und Frauen in den beiden Ländern umso deutlicher. Die Figur von Shahira zeigt, welche Folgen es für den Ruf haben kann, sich in einer Gesellschaft gegen die Erwartungen zu verhalten. Ebenso spiegelt Karosh Taha die Rolle der Väter wider durch ihre beruflichen Möglichkeiten hier wie dort und die Bedeutung von Sprache, um sich in einer Gemeinschaft zurechtzufinden. Für Younes und seine Freunde ist es ein schwieriger Prozess, daraus für sich die nötigen Rückschlüsse zu ziehen. Entscheidungen für die Zukunft zu treffen sind schwerwiegend für das ganze Leben.

„Im Bauch der Königin“ von Karosch Taha ist ein Coming-of-Age Roman dreier Jugendlicher, die neben üblichen altersbedingten Rangeleien um ihr Ansehen unter Gleichaltrigen sich mit den kulturellen Bedingungen zweier Staaten und der Suche nach geeigneten Vorbildern auseinandersetzen müssen. Verbunden mit der Findung der eigenen Identität sind Freundschaft, Liebe, Hass und Kummer. Das Buch ist ein bewegender Roman mit dynamischen Figuren, der auch nach dem Lesen noch nachhallt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Coming-of-Age Geschichte bizarrer Art

Das wirkliche Leben
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Der Roman „Das wirkliche Leben“ ist das Debüt der Belgierin Adeline Dieudonné. Sie lässt ihre unbenannte Protagonistin als Ich-Erzählerin auftreten, die davon erzählt, wie sie von Kind an darum bemüht ...

Der Roman „Das wirkliche Leben“ ist das Debüt der Belgierin Adeline Dieudonné. Sie lässt ihre unbenannte Protagonistin als Ich-Erzählerin auftreten, die davon erzählt, wie sie von Kind an darum bemüht ist, ihr wirkliches Leben zu führen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, der über Jahre hinweg von ihr fordert, dass sie die Gegebenheiten in ihrer Jugend akzeptiert.

Die namenlose Erzählerin schildert ihre Erlebnisse im Rückblick. Als sie zehn Jahre alt ist und ihr Bruder sechs ereignet sich ein verstörender Unfall bei dem die Geschwister miterleben, wie jemand auf außergewöhnliche Weise ums Leben kommt. Die Protagonistin nimmt ab diesem Zeitpunkt eine Wesensänderung bei ihrem Bruder wahr und für sie selbst ist es der Auslöser für die Idee, die Vergangenheit zu ändern, damit das dann kommende Leben eine Wirklichkeit wird, die nicht nur sie, sondern auch ihren Bruder glücklich macht.

Die Familie lebt in einer Reihenhaussiedlung. Hinter der immer gleichen Fassade wohnen ganz unterschiedliche Menschen. Doch das Haus der Familie am Ende der Hausreihe unterscheidet sich ein wenig von den anderen und fällt dadurch ins Auge. Was wie bei den anderen Häusern nicht auffällt, ist das, was sich hinter den Türen ereignet.

Der Vater der Familie ist begeisterter Jäger und geht gern auf Großwildjagd. Ein Zimmer im Haus ist ausschließlich mit seiner Trophäensammlung ausgestattet. Trotz Verbots schleichen die Geschwister sich immer wieder ins Zimmer, voller widerstreitender Gefühle in Anbetracht der ausgestellten Tiere.

Die Mutter ist Hausfrau und züchtet wenige Ziegen. Sie bleibt unscheinbar, immer bereit, der Wut des Ehemanns zu entgehen und stattdessen seine Belehrungen und Weisungen entgegen zu nehmen. An der Protagonistin geht das Verhalten ihrer Eltern nicht unbemerkt vorbei, sondern sie fühlt sich und ihren Bruder immer tiefer hineingezogen in die eingeschliffenen Verhaltensweisen ihrer Eltern und deren Erwartungen entsprechende Rollen nach eigenem Vorbild einzunehmen. Um nicht so farblos zu werden wie ihre Mutter bemüht sie sich in der Schule um beste Noten und erhält auf diese Weise eine Anerkennung, die sie in der Familie nicht findet. Außerdem erhofft sie sich durch ihre Wissbegier, eine Lösung für die Umsetzung ihrer Idee zu finden.

Die Sprache ist einfach, dem Alter der Protagonistin während der Ereignisse angepasst. Es sind gerade die kurzen Sätze, die eine besondere Brisanz in die Erzählung bringen und mit ihrer Aussage das Gewicht verdeutlichen, dass ein junges Mädchen beim Heranwachsen zu tragen hatte. Zwar ist die Geschichte nur fiktiv und dennoch beschreibt sie eine mögliche Realität mit großem Ausdruck, der mich als Leser beeindruckte.

„Das wirkliche Leben“ von Adeline Dieudonné erzählt die Coming-of-Age Geschichte bizarrer Art einer ungenannten Jugendlichen, die nachdenklich stimmt und in Erinnerung bleibt. Gerne empfehle ich den Roman weiter, möchte aber auf die teils aufschreckenden Beschreibungen hinweisen.

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