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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2021

Ganz nett

Das Windsor-Komplott
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Im Schloss Windsor wird gefeiert, die Queen mittendrin. Alles scheint gut zu laufen, sogar das Tanzbein wird begeistert geschwungen. Am Morgen dann der Schock: Der russische Pianist, der noch am Abend ...

Im Schloss Windsor wird gefeiert, die Queen mittendrin. Alles scheint gut zu laufen, sogar das Tanzbein wird begeistert geschwungen. Am Morgen dann der Schock: Der russische Pianist, der noch am Abend mit der Queen getanzt hatte, ist tot. Doch er ist -entgegen den Berichten- nicht einfach gestorben….die Szene ist viel brisanter. Und die Queen beginnt mit ihrer Assistentin Rozie im Hintergrund ihre eigene Ermittlung.

Die Grundidee hat mich einfach überzeugt und entsprechend musste ich das Buch einfach haben. Zu Beginn war ich auch noch sehr angetan, denn die Einblicke in Windsor und das königliche Leben mit all den Protokollen und Co haben auf mich einen sehr authentischen Eindruck gemacht. Und doch hat sich mit der Zeit das Interesse deutlich reduziert, irgendwann hatte ich gar nicht mehr so richtig Lust das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen. Das mag auch an dem anbiedernden Personal der Queen und sogar des MI5 gelegen haben, denn irgendwann wurde es mir einfach zu viel. Vielleicht aber auch daran, dass gar nicht die Queen direkt „ermittelt“ hat, sondern „nur“ im Hintergrund manchen Faden zog, an einem Fall, der mir zu verworren war. Dazu die teils trockene Erzählweise und schon war die anfängliche Begeisterung dahin.

Ich habe einfach viel mehr erwartet – mehr Witz, mehr Esprit und vor allem einen interessanteren oder zumindest überzeugenden Fall. Die Queen ist gut dargestellt wie ich finde, zumindest könnte ich mir vorstellen, dass sie so ist und besonders gefiel mir Phillip, der immer wieder für einige Schmunzler gesorgt hat. Gelungen ist auch die Figur Rozie, die bei den Ermittlungen hilft und wirklich was drauf hat, mehr als man vielleicht auf den ersten Blick vermuten mag.

Mein Fazit: Prädikat "Ganz nett" passt hier wie Faust aufs Auge, für mich war es das mit der Queen, den zweiten Teil werde ich wohl eher nicht mehr lesen. Für Royal-Fans ist das Buch sicher richtig gelungen, für Krimi-Fans dagegen weniger.


Veröffentlicht am 08.12.2020

Interessantes Szenario

Sterbewohl
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Deutschland ist nur noch eine Scheindemokratie und hat sich dazu entschlossen Menschen ab 65 zu Sterbeseminaren zu schicken. Getarnt als netter Urlaub auf Fehmarn, werden die Menschen manipuliert und instrumentalisiert ...

Deutschland ist nur noch eine Scheindemokratie und hat sich dazu entschlossen Menschen ab 65 zu Sterbeseminaren zu schicken. Getarnt als netter Urlaub auf Fehmarn, werden die Menschen manipuliert und instrumentalisiert und schnell wird klar: Lebend kommt man nicht mehr von der Insel. Nadja, die Erzählerin, und ihre Freunde wollen das Spiel so aber nicht mitmachen, denn sie haben noch keine Lust aus dem Leben zu scheiden, nur weil es für den Staat so bequemer wäre. Daher nehmen sie eine Journalistin mit und schauen sich die Sache mal an.

Ein Krimi mit älteren Protagonisten, die sich ihrem Schicksal nicht ergeben wollen – das klang mal anders als und das war es auch. Allein das interessante Szenario, das die Autorin schafft, ist bedrückend und wenn man ehrlich ist, ist es nicht so utopisch, wie es eigentlich sein sollte. Ältere Menschen sind hier nur noch ein Kostenfaktor und ihren Familien ein Klotz am Bein, zumindest wird das suggeriert. Dabei zeigt sich schnell, dass die Protagonisten hier vielleicht nicht mehr zur aller schnellsten Truppe gehören, dennoch noch lange nicht zum alten Eisen. Trotzdem sollen sie „freiwillig“ den Tod wählen. Wie manipuliert wird, ist interessant, was es mit den Menschen macht nicht weniger und dennoch – irgendwas hat mir gefehlt und zwischendurch gab es schon manche Länge.

Die Charaktere sind altersentsprechend und durchweg recht gut dargestellt. Die knappen Kapitel und der gute Stil lassen den Leser nur so durch das Buch rasen (bis auf ein paar Seiten zwischendurch) und das Herz nicht selten mit, denn es gibt schon Momente, die es wirklich in sich haben, trotzdem – ein Krimi ist es nicht wirklich, aber ein Roman, der nachdenklich stimmt. Leider hat mich das Ende nicht ganz so überzeugt. Insgesamt eine ganz passable Leistung und ein an sich gelungenes Gedankenspiel.

Veröffentlicht am 15.11.2020

Nicht ganz so sensationell wie angepriesen

Asterix - Der Goldene Hinkelstein
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Der Barde Troubadix möchte bei einem Wettstreit um den Goldenen Hinkelstein antreten. Talent ist bei ihm bekanntlich Mangelware, daher begleiten ihn Asterix und Obelix, um ihm eine sichere Rückkehr zu ...

Der Barde Troubadix möchte bei einem Wettstreit um den Goldenen Hinkelstein antreten. Talent ist bei ihm bekanntlich Mangelware, daher begleiten ihn Asterix und Obelix, um ihm eine sichere Rückkehr zu gewährleisten und wären die Römer nicht….

„Asterix - Der Goldene Hinkelstein“ von René Goscinny und Albert Uderzo wird als „kleine Sensation“ angepriesen – in Teilen stimmt das, denn die Geschichte ist klein. Sie ist inhaltlich schnell in zwei Sätzen zusammengefasst, zudem ist sie knapp im Umfang und auch der Witz ist leider nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Im Gegenteil, viele Dialoge haben mich einfach nicht überzeugt und wirkten aufgesetzt. Aber auch wenn es keine Sensation in dieser Hinsicht ist, so hat mich das kurze Stück dennoch unterhalten und in meine Kindheit/Jugend „entführt“, als ich bei diesem Heft sicherlich noch deutlich mehr zu lachen gehabt hätte. Wobei ich als Kind vielleicht nicht offen genug gewesen wäre für die Trennung von Bild und Text, denn ich lieb(t)e ja gerade den Comiccharakter, der hier ein wenig fehlt.

Die Geschichte war 1967 auch mehr oder weniger „nur“ das Begleitheft zu einer Schallplatte, da darf man auch einfach nicht zu viel erwarten. Die Illustrationen sind gewohnt ansprechend und haben es mir wirklich wieder sehr angetan, leider waren sie jedoch verhältnismäßig rar gesät.

Es ist kein Asterixband wie man ihn kennt, aber für Sammler trotzdem ein Muss. Das Hörbuch mit den grandiosen Gesangseinlagen ist tatsächlich hörenswert und hat mich am Ende vielleicht noch ein wenig mehr überzeugt, als es der Band als solcher konnte. Das ist meine ganz persönliche „kleine Sensation“.

Veröffentlicht am 15.11.2020

Einiges an Potenzial verschenkt

Das letzte Licht des Tages
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Ich habe dieses Buch zweimal angefangen, weil ich beim ersten Mal einfach nicht in der Stimmung war und ich irgendwie das Gefühl hatte, dass da ein brisantes Setting (Champagne während der deutschen Besetzung) ...

Ich habe dieses Buch zweimal angefangen, weil ich beim ersten Mal einfach nicht in der Stimmung war und ich irgendwie das Gefühl hatte, dass da ein brisantes Setting (Champagne während der deutschen Besetzung) als Hintergrund für eine seichte Geschichte, die von Liebesdingen dominiert wird, herhalten sollte. In Teilen traf es auch zu, denn die junge Ines ist einfach nicht so gut gemacht für die Champagnerherstellung, wie Halbjüdin Celine, die Frau des Kellermeisters. In jedem Fall fühlt sich Ines von ihrem Mann und Eigentümer des Gutes, Michel nicht genug geliebt – und das geht dann auch erst einmal wie man es erwartet weiter. Halt sucht sie bei ihrer Freundin Edith in Reims und dort findet sie diesen nicht immer, dafür jedoch einen Mann, der ihr Avancen macht. Während der Leser einfach nur noch mit dem Kopf über die Naivität von Ines schütteln kann, spitzen sich die Kämpfe weiter zu. Immer mehr Juden werden deportiert, immer häufiger das Gut von Nazis aufgesucht, die nach dem Rechten sehen wollen. Die Taktik vom Beginn der Besetzung, nämlich einfach stillhalten und warten bis es vorbei ist, hat Gutsbesitzer Michel aufgegeben und arbeitet heimlich in seinen Kellern für die Résistance. Es wird nicht mehr nur Wein versteckt, sondern auch Waffen und Menschen und immer mehr zieht sich die Schlinge zu. Und dann sorgen Verrat und Enttäuschung für den Gau…
Vieles davon erfährt man aus den verschiedenen Blickwinkeln zu jener Zeit, manches offenbart sich in der weiteren Zeitebene, denn ein Teil der Geschichte spielt 2019. In der Gegenwart suhlt sich Liv gerade in den USA in Selbstmitleid als ihre Großmutter Edith anklopft und sie mit nach Frankreich nimmt, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Schnell zeigt sich: Die 99-jährige Edith hat eigene Motive und das ist nicht nur das Verkuppeln von Liv mit einem schnittigen Franzosen…
Die Charaktere hier sind alle etwas sonderbar. Naivität auf der einen Seite, Hinterhältigkeit auf der anderen, die Résistance wurde nur recht oberflächig angerissen (da habe ich schon deutlich besseres gelesen) Insgesamt hatte die Geschichte doch einiges, was mich nicht überzeugte, teils war es zu dick aufgetragen, an anderen Stellen viel zu vorhersehbar und trotzdem: Mir hat das Buch auch irgendwie gefallen, denn das Thema ist einfach fesselnd, es darf einfach nicht vergessen werden, welche Schrecken und Grauen die Nazis über die Menschen brachten und wie ganze Familien über Generationen hinweg zerrissen oder in irgendeiner Form „beschädigt“ wurden.

Aufgrund der ganzen Kritikpunkte kann ich allerdings nur drei Sterne vergeben, dabei hatte die Geschichte so viel mehr Potenzial.

Veröffentlicht am 04.11.2020

Nett...

Das Buch eines Sommers
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Nicolas, ein Mann mittleren Alters, der alles zu haben scheint, führt die Firma seines Vaters weiter und möchte ein Medikament entwickeln, dass das Altern aufhält. Kein leichtes Unterfangen, Stress so ...

Nicolas, ein Mann mittleren Alters, der alles zu haben scheint, führt die Firma seines Vaters weiter und möchte ein Medikament entwickeln, dass das Altern aufhält. Kein leichtes Unterfangen, Stress so weit das Auge reicht und daher wird Nicolas auch seiner Familie nicht wirklich gerecht. Gerne hätte er ein Leben wie sein Onkel geführt, der als Schriftsteller erfolgreich und glücklich war. Doch Nicolas fand nicht die Muße und nahm sich auch nur selten Zeit seinen geliebten Onkel zu treffen – bis es dann plötzlich zu spät ist…

Selbstfindungsromane finde ich entweder richtig gut oder das genaue Gegenteil. Dazwischen gibt es selten was, aber hier ist es genauso gekommen. Den Beginn fand ich ja noch recht gelungen, wenngleich ich den Protagonisten einfach nicht so richtig mochte. Er ist mir einfach einen Tick zu selbstherrlich und nicht sympathisch, im Gegensatz zu seinem verstorbenen Onkel, von dem ich gerne mehr erfahren hätte.

Schon zu Beginn hatte ich eine Idee, wie das Buch enden würde, jedoch hatte ich die Hoffnung, dass es überraschende Wendungen gibt – leider blieben die aus und das Buch blieb glatt. Ganz wie der Protagonist Nicolas und jeder Konflikt, der sich einfach so in Wohlgefallen aufzulösen scheint. Ins Detail werde ich nicht gehen, aber das tut der Autor in dem recht dünnen Buch ja auch nicht. Im Endeffekt eine nette Geschichte mit vielen aneinander gereihten Lebensweisheiten, wie man sie von Kalendern kennt, aber ohne den versprochenen philosophischen Tiefgang. Im Gegenteil war es viel zu vorhersehbar und auch wenn mich manches nachdenklich stimmte und mein eigenes Leben reflektieren ließ, hat es leider nicht nachgewirkt. Dabei hätte das Buch durchaus einiges an Potential gehabt.