Tu das, wofür Du brennst .....
Im Schatten das LichtNach dem Tod von Mutter und Großmutter bleibt die 14jährige Sarah mit ihrem Großvater Henri alleine zurück. Da beide die Liebe zu Pferden verbindet und Henri auf eine – wenn auch kurze – Karriere im französischen ...
Nach dem Tod von Mutter und Großmutter bleibt die 14jährige Sarah mit ihrem Großvater Henri alleine zurück. Da beide die Liebe zu Pferden verbindet und Henri auf eine – wenn auch kurze – Karriere im französischen Elitereitchorps „Cadre Noir“ zurückblicken kann, ist es nicht verwunderlich, dass Sarah und ihr Pferd Boo von Großvater Henri angeleitet und trainiert werden. Streng und unnachgiebig unterrichtet Henri seine Enkelin und ihr Pferd, in jeder freien Minute. Durch Sarah erhofft er sich die Erfüllung des Traumes, die ihm selbst verwehrt blieb – Sarah soll Elite-Reiterin im „Cadre Noir“ werden (La fille écuyer du Cadre Noir') . Doch dann erleidet Henri einen Schlaganfall.
Rechtsanwältin Natascha und ihr Noch-Ehemann Mac stehen kurz vor der Scheidung. Bis zum Verkauf des gemeinsamen Hauses hat Mac sich kurzfristig wieder bei Natascha einquartiert und das Zusammenleben gestaltet sich mehr als schwierig. Dann spült der Zufall den Beiden Sarah als Pflegekind ins Haus und schnell merken sie, dass sie gemeinsam am gleichen Strang ziehen müssen, wenn sie Sarah helfen wollen.
Eines morgens sind Sarah und Boo verschwunden …..
„Im Schatten das Licht“ ist das erste Buch, welches ich von JoJo Moyes gelesen habe. Ich kenne zwar „Ein ganzes halbes Jahr“, jedoch nur als Verfilmung und nicht als Buch, weswegen ich den Schreibstil der Autorin nicht mit einem ihrer anderen Bücher vergleichen kann.
Es handelt sich hier nicht um ein neues Werk der Autorin, sondern um die deutschsprachige Veröffentlichung von „The Horse Dancer“, welches schon 2009 in Originalsprache erschienen ist.
Für mein empfinden ließ sich das Buch wirklich äußerst flüssig lesen und ich hatte seit langem einmal nicht das Gefühl, dass sich ein ins Deutsche übersetztes Buch irgendwie holperig anfühlt.
Auch ist die Geschichte um Sarah und ihr Pferd mal etwas anderes. Es steht ausnahmsweise nicht die Romanze im Vordergrund (was ja nicht heißt, dass es keine gibt) und das Buch lässt einen an manchen Stellen auch ziemlich nachdenklich zurück. Nachdenklich in Bezug auf Ziele, Wünsche, Hoffnungen und Familie.
Man muss nicht unbedingt Reiter oder verrückt nach Pferden sein, wenn man dieses Buch liest, denn die Autorin beschreibt die relevanten Dinge sehr gut, so dass man sie auch als Laie nachvollziehen kann was es bedeutet, wenn Boo eine „Levade“ ausführt.
Obwohl ich schon ein paar Jährchen älter bin als Sarah, konnte ich mich gut in sie hineinversetzen. Sie handelt nicht immer logisch, manchmal sogar äußerst dumm, aber eben meistens so, wie ein 14jähriges Mädchen wahrscheinlich handeln würde. Vielleicht ist sie aufgrund ihrer Vorgeschichte ein wenig reifer als andere 14jährige, aber grundsätzlich passt ihr Verhalten zu ihrem Alter. Ich musste ihr zwischendurch Respekt zollen, dass sie den einmal eingeschlagenen Weg nicht verlassen hat – auch wenn sie zwischendurch mächtig mit Gegenwind zu kämpfen hatte.
Hier fiel mir ein Spruch ein „Wenn Du das tust, wofür Du brennst, dann wirst Du auch Erfolg haben“.
Mit der Figur von Großvater Henri habe ich mich ein wenig schwer getan. Auch mit der Tatsache, dass Sarah „Papa“ zu ihm sagt. Bei jedem „Papa“ musste ich mir zuerst einmal wieder ins Gedächtnis rufen, dass Henri ihr Großvater ist und logischerweise wesentlich älter, als Sarahs Vater es wäre. Bei der Ausbildung von Sarah und Boo ist Henri sehr streng und sehr genau und auch sonst erscheint er mir immer „militärisch korrekt“, etwas steif und distanziert. Er liebt Sarah, ganz ohne Frage, aber er kann es ihr nicht zeigen und es nicht in Worte fassen. Sein Herzinfarkt verändert alles in Sarahs Leben.
Auch Mac und Natascha sind sympathische Protagonisten, wobei mir Mac auf Anhieb der sympathischere war. Er handelt aus dem Bauch heraus, ohne vorher stundenlang das Wenn und Aber durchzukauen. Ich kann verstehen, dass Sarah anfangs eher zu ihm als zu Natascha Vertrauen aufbaut.
Natascha ist Anwältin, sie geht eher rational vor und absolut nicht emotional. Wie man an der bevorstehenden Scheidung sehen kann, ist sie auch in ihrem Privatleben eher distanziert und neigt dazu, Probleme zu schlucken, statt über sie zu reden. Nun haben sich die Beiden entschieden, für Sarah als Pflegefamilie zu fungieren, weswegen sie gemeinsame Sache machen müssen, ob es ihnen gefällt oder nicht. Die 2 tun sich dann aber auch das ganze Buch über sehr schwer in ihrem Miteinander. Der Leser weiß eigentlich von Anfang an, wie die Geschichte zwischen den Beiden sich entwickelt – trotzdem wartet am Ende des Buches diesbezüglich noch eine Überraschung.
Bei den Nebencharakteren sticht Cowboy John heraus – er ist so etwas wie ein väterlicher Freund für Sarah und betreut den Stall, in dem Boo steht. John ist eine Figur, die mir beim Lesen richtig Spaß gemacht hat.
Leider verrät der rückseitige Klappentext schon sehr viel vom Buch, was die Geschichte dann nur allzu vorhersehbar macht. Trotzdem hat mich die Autorin mit der Geschichte um Sarah und ihr Pferd Boo begeistern können und ganz sicher war es nicht das letzte Buch, das ich von JoJo Moyes gelesen habe.