Wunderschöne Aufmachung, aber die Geschichte musste ich leider abbrechen
NebelvermächtnisDer Klappentext klang so vielversprechend, das Cover wirkte unglaublich ansprechend und auch ansonsten hat das Buch so sehr danach geschrien gelesen zu werden - weswegen es mir hier so schwer fällt diese ...
Der Klappentext klang so vielversprechend, das Cover wirkte unglaublich ansprechend und auch ansonsten hat das Buch so sehr danach geschrien gelesen zu werden - weswegen es mir hier so schwer fällt diese Rezension zu schreiben.
Den Schreibstil empfand ich anfangs als sehr flüssig. Die Schauplätze wurden bildlich und anschaulich beschrieben, besonders die Darstellung der Moorlandschaft war besonders gelungen. Ich hatte sofort eine düstere, nebelige und trostlose Landschaft vor Augen, was gleichzeitig auch eine sehr düstere Atmosphäre erzeugt hatte - fand ich klasse!
Aber nach fast 100 Seiten nahm das Buch immer noch nicht an Fahrt auf und ich bekam immer mehr Probleme das Buch zu beenden. Letztendlich habe ich bei knapp 100 Seiten entschieden die Geschichte abzubrechen, da ich einfach nicht von der Story mitgerissen wurde, auch wenn die Grundidee dahinter so, so gut war.
Das lag überwiegend auch an Robert, unseren Protagonisten. Er war mir leider sehr unsympathisch und manche seiner Gedankengänge konnte ich einfach nicht teilen. Ebenfalls bin ich über einige Sachen in der Geschichte gestolpert, die ich von der Wortwahl und von der Ausführung leider gar nicht positiv fand, hier ein paar Beispiele:
"Tinja betätigte die Computermaus. Erste Klänge erfüllten das typische Mädchenzimmer." (S.68) -> Was ist denn bitte ein typisches Mädchenzimmer? Das kann man doch überhaupt nicht festlegen oder anhand von einer Person davon ausgehen, dass alle Zimmer von Mädchen/ Frauen gleich aussehen. In dem Fall von "Nebelvermächtnis" sind alle Mädchenzimmer mit Kinopostern tapeziert, haben rote Teppiche und glitzernde Deko. Nennt mich kleinlich, aber diese Stereotypen haben für mich in einem Buch nichts zu suchen, zumal es an jüngere Leser*innen gerichtet ist. Nicht, dass diese denken, dies sei die Norm.
"Inzwischen gefiel Robert seine neue Rolle. Er sagte einem Mädchen wie Tinja, was er dachte und zeigte ihr gleichzeitig, dass sie das akzeptieren musste." (S.69) -> Dies war auf das Thema Musik bezogen und macht Robert in meinen Augen einfach ziemlich unsympathisch. Ja, er war alkoholisiert in der Szene, aber trotzdem mag ich solche Gedankengänge nicht. Vor allem, was ist denn "ein Mädchen wie Tinja" genau? Dieses Schubladendenken in manchen Szenen finde ich nicht gelungen und hat mich nach einiger Zeit wirklich gestört.
"Genau auf diese Weise handelte ein Mann: Er wich den Dingen - oder genau genommen Tinja - aus. Sein Vater hatte sich schon viel zu oft so verhalten. Damit war er für Robert wohl ein stärkeres Vorbild gewesen, als er es sich selbst gewünscht hätte." (S.79) -> Ja, er sagt, dass dieses Denken falsch ist, aber muss man es denn wieder so verallgemeinert formulieren? Nicht alle Männer weichen Problemen aus, ihr wisst bestimmt, was ich meine.
Ich habe noch weitere solcher Beispiele gefunden. Dazu möchte ich sagen, dass mir bewusst ist, dass Robert noch recht jung ist und er vielleicht bewusst noch unwissend sein soll, aber trotzdem finde ich es nicht gut, wenn der Protagonist solche Gedankengänge hat, besonders wenn das Buch Jüngere lesen und dann denken, dass ein solches Denken gängig ist. Für die Zukunft würde ich mir von Arne Kilian wünsche dieses Schubladendenken wegzulassen, da es mich persönlich sehr gestört hat. Ich weiß natürlich nicht, ob Robert eine Entwicklung durchmacht und im Laufe des Buches von seiner verallgemeinerten Weltansicht weggekommen ist, da ich es nicht beendet habe.
Letztendlich kann ich dem Buch leider, leider nur 2/5 Sternen geben. Einen Stern gibt es für das Cover und die Aufmachung des Buches, den anderen für die eigentlich tolle Grundidee. Sehr schade!