Cover-Bild Schamlos
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15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Gabriel in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
  • Genre: Kinder & Jugend / Sachbilderbücher
  • Seitenzahl: 168
  • Ersterscheinung: 11.02.2019
  • ISBN: 9783522305211
Amina Bile, Sofia Nesrine Srour, Nancy Herz

Schamlos

Maike Dörries (Übersetzer), Esra Røise (Illustrator)

Für Mädchen ab 12 Jahren. Und für alle Interessierten und Toleranten, die sich mit anderen Kulturen beschäftigen wollen.

Drei junge Frauen – Muslimas, Bloggerinnen, Feministinnen – beziehen Position: Wie fühlt es sich an, ständig zwischen den Erwartungen ihrer Familien, ihrer kulturellen Identität und ihrem Selbstverständnis, als Jugendliche in einem westlichen Land zu leben, hin- und hergerissen zu sein? Sie haben Diskussionen angeregt, Tabu-Themen öffentlich gemacht und zahlreiche sehr persönliche Geschichten gesammelt. Dabei ist ein bemerkenswertes Buch entstanden, ein mutiges Buch.

Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine multikulturelle Gesellschaft!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2020

ein überaus empfehlenswertes Buch – nicht nur für Leserinnen mit fremdländischen Wurzeln

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Schamlos ist ein sowohl inhaltlich als auch optisch überaus gelungenes Buch, mit dem die drei jungen Frauen Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz zur Aufklärung über verschiedene Probleme in der ...

Schamlos ist ein sowohl inhaltlich als auch optisch überaus gelungenes Buch, mit dem die drei jungen Frauen Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz zur Aufklärung über verschiedene Probleme in der heutigen Gesellschaft beitragen und mit diversen Vorurteilen aufräumen wollen.
In dem Buch wurden diverse Texte zu unterschiedlichen Themen zusammengestellt, die im Endeffekt aber alle mehr oder weniger die gleiche Botschaft vermitteln bzw. dasselbe Ziel anstreben, nämlich die Freiheit zu haben, man selbst zu sein. Eines der wiederkehrenden Themen ist beispielsweise negative soziale Kontrolle, wobei die Bedeutung dieses Terminus eingangs genauer erläutert wird. Man muss also keine Scheu haben, wenn man mit dem Begriff anfangs noch nichts anfangen kann; die Probleme, die damit gemeint sind, kennt jeder wenigstens zum Teil und viele dürften etwas Ähnliches schon selbst erlebt haben.

Die drei Autorinnen sind Muslimas mit Migrationshintergrund und schildern vor allem viele Konflikte, die mit ihrer Kultur zusammenhängen bzw. mit den Unterschieden zwischen den Kulturen des Landes, in dem sie leben, sowie des Landes, aus dem ihre Eltern stammen. Es ist sehr interessant etwas über die damit verbundenen Schwierigkeiten zu erfahren und diesbezüglich sensibilisiert zu werden, auch wenn man vielleicht nicht selbst betroffen ist, da es sich um gesellschaftliche Problematiken handelt, die jeden etwas angehen und nur gelöst werden können, wenn man überhaupt Kenntnis davon hat. Besonders aufschlussreich ist insofern der Abschnitt über den Hidschab oder das Kopftuch, wie man es hierzulande meist nennt. Es werden sowohl die Vorteile als auch die Nachteile aufgezeigt und am Ende gelangt man zu der Erkenntnis, dass es genauso bevormundend ist Frauen das Tragen des Hidschabs in der Öffentlichkeit zu verbieten wie sie dazu zu zwingen. Kulturelle Unterschiede werden vielfach als Bedrohung angesehen, dabei kann diese Vielfalt das Leben enorm bereichern.

Es geht allerdings nicht ausschließlich um Rassismus oder Islamfeindlichkeit, sondern ebenso um Sexismus; einschließlich Slut Shaming und Victim Blaming, und den bekommt man als Frau unabhängig von der Herkunft zu spüren. Geschlechterdiskriminierung ist nach wie vor ein weltweites Problem, obschon es in den verschiedenen Ländern natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt ist bzw. Frauen in manchen Ländern deutlich schlimmer diskriminiert werden als zum Beispiel hier in Europa. Wenn man sich in dieser Hinsicht eine Veränderung wünscht, muss man dazu beitragen diese herbeizuführen, denn das passiert nicht einfach von allein, wie manche denken. Auch in Deutschland mussten Frauen sich etwa das Wahlrecht hart erkämpfen. Solche Rechte werden einem leider nicht geschenkt, doch sich dafür einzusetzen lohnt sich.

Die zahlreichen in dem Buch enthaltenen Alltagsgeschichten verschiedener Frauen beschreiben dabei teils Situationen, die die Autorinnen selbst erlebt haben, und teils solche, die ihnen von anderen erzählt wurden, bei denen die Betroffenen aus unterschiedlichen Gründen aber anonym bleiben wollen. Es ist traurig bis erschütternd, was einige Frauen erlebt haben und andere noch immer durchmachen müssen. Permanente Kontrolle durch andere, die damit einhergehende Paranoia und der Mangel an Freiraum oder Privatsphäre sind nur einige der harmloseren Beispiele.

Die vielen strengen, unzeitgemäßen Regeln mit Doppelmoral – ein Mann, der mit zahlreichen Frauen geschlafen hat, ist in der Regel ein beneideter Frauenheld, wohingegen eine Frau, die mit zahlreichen Männern geschlafen hat, von vielen als Schlampe betrachtet wird – führen oftmals zu einem Doppelleben, das die Psyche junger Menschen stark belastet. Zudem haben diese Frauen oftmals niemanden, mit dem sie über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Aus Angst vor den meist unweigerlichen Schuldzuweisungen können sie sich nicht einmal ihren eigenen Eltern anvertrauen, wenn ihnen Gewalt angetan wurde.

Darüber hinaus enthält das Buch neben einigen, wundervollen Illustrationen von Esra Røise und den Photos der Autorinnen mehrere Gespräche zwischen den drei jungen Frauen untereinander über die entsprechenden Themen sowie eine Liste ungewollter Ratschläge, die man als Frau im Laufe des Lebens so zu hören bekommt. Den einen oder anderen davon kennt man womöglich aus eigener Erfahrung, sodass sich wahrscheinlich jede Frau in dem Buch wiederfinden wird.

Man kann Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz wirklich nur dafür bewundern, dass sie schon in so jungen Jahren den Mut aufbringen offen über diese Dinge zu sprechen und trotz all der Anfeindungen sogar vor vermeintlichen Tabus nicht zurückschrecken. Viele ihrer Aussagen und Botschaften sind allgemeingültig, es spielt somit keine Rolle, welcher Religion man angehört oder wo man herkommt. So betonen sie beispielsweise, dass auch psychische Leiden ernst zu nehmende Krankheiten sind, bei denen ein Gang zum Arzt sinnvoller ist als der Rat oder vielmehr der Vorwurf man solle mehr beten. Fragwürdig sind allerdings die abgedruckten Behauptungen eines Arztes über das Jungfernhäutchen, das jedoch, insoweit bestehen keine Zweifel, ohnehin völlig überbewertet wird.

FAZIT
Schamlos ist ein überaus empfehlenswertes Buch – nicht nur für Leserinnen mit fremdländischen Wurzeln – das keine spezielle Religion oder Kultur als Ganzes an den Pranger stellen will, sondern lediglich die negativen Aspekte, die einem freien Leben entgegen stehen und gegen essentielle Menschenrechte verstoßen. Die Autorinnen machen darin auf reelle, gesellschaftliche Probleme aufmerksam, über die gesprochen werden muss, damit sich etwas ändern kann.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Ein starkes und wichtiges Buch!

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Inhalt:
Die drei Autorinnen und Bloggerinnen Nancy Herz, Sofia Nesrine Srour und Amina Bile sind Muslimas und Feministinnen, die in Norwegen leben. In den Medien haben sie eine Bewegung als "Die schamlosen ...

Inhalt:
Die drei Autorinnen und Bloggerinnen Nancy Herz, Sofia Nesrine Srour und Amina Bile sind Muslimas und Feministinnen, die in Norwegen leben. In den Medien haben sie eine Bewegung als "Die schamlosen Mädchen" begonnen und sich besonders dem Thema Negative Sozialkontrolle angenommen.
In ihrem Buch "Schamlos" erzählen sie auf vielfältige Weise, unterstützt mit zahlreichen Bildern und Illustrationen, wie es sich anfühlt, ständig den Erwartungen ihrer Familie, ihrer kulturellen Identität, Bekannten, Freunden und ihrem Selbstverständnis als Jugendliche in einem westlichen Land zu leben, hin- und hergerissen zu sein.
Dieses Buch ist nicht nur eine Sammlung sehr persönlicher, schonungslos offener und ehrlicher Geschichten, sondern enthält themenspezifische Diskussionen der Autorinnen sowie ausdrucksstarke Grafiken und Illustrationen, die den Blick für das öffnen, was sonst hinter verschlossenen Türen bleibt.

Meine Meinung:
Dieses Werk ist ein sehr starkes und wichtiges Buch, ein Plädoyer für eine multikulturelle Gesellschaft!

Schon die künstlerisch ausdrucksstarke Aufmachung spricht Bände und verdeutlicht klar den Standpunkt der jungen Autorinnen: sie wollen sich nicht länger von negativer Sozialkontrolle beeinflussen lassen. Doch das wird erst deutlich, nachdem man die ersten Seiten gelesen hat. So ist es möglich, sogar ziemlich wahrscheinlich, dass das Cover und der Titel anfangs missverstanden werden.

Ziemlich eindrucksvoll beginnt das Buch mit einer Widmung an all diejenigen, "die nicht frei sein dürfen", aber natürlich richtet sich das Buch auch an alle anderen Personen.

Die Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut, es besteht aus einer abwechslungsreichen Mischung an bewegenden, anonymen Erlebnissen, tiefgründige Diskussionen zwischen den Autorinnen, jede Menge Grafiken und Illustrationen sowie Gestaltungselemente, die die thematisierten Aspekte unterstützen. So wirkt das Buch nicht wie ein einseitiger und langweiliger Ratgeber, sondern regt den Leser dazu an, sich aktiv mit den Themen auseinander zu setzen.

Besonders auf den ersten Seiten beschreiben die Autorinnen, wie sie auf den Namen ihrer Bewegung und ihres Buches kommen. Sie wollen andere Mädchen und Jungen dazu ermutigen, den Begriff "schamlos zu sein" umzuwerten, im Sinne von, dass sie sich nicht mehr für angebliche "Verbote" schämen sollen.
Ich bewundere den Mut und die Offenheit der jungen Frauen, sich für ihre Rechte einzusetzen und teilweise gegen eine Kultur, mit der sie lange Zeit ein enges Verhältnis hatten bzw. auch noch haben, aufzulehnen.

Ihre bewegende und offene Haltung zieht sich durch das gesamte Buch hinweg, in dem u.a. die Themen Bekleidung, Verhalten, Partnerschaft etc. angesprochen und diskutiert werden. Das Schöne ist, dass die drei Autorinnen nicht zwangsläufig immer der gleichen Ansicht sind, denn das verdeutlicht die vielfältige Realität. Nur in einem sind sie sich garantiert immer einig, nämlich das Recht zu haben, so zu leben, wie sie es für richtig halten und nicht so, wie andere denken, dass es für sie richtig sei.

Teilweise hätte ich mir an einigen Stellen doch noch etwas mehr Inhalt gewünscht, gerade da die Kultur der Muslimas und der Atheisten sehr weit auseinander geht. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein sehr persönliches Buch handelt und die Autorinnen über ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse sowie Gedanken und Gefühle sprechen - und das ist schon mehr, als man eigentlich verlangen kann.

Ich schätze diese Offenheit und ihre Kraft und Stärke, mit der sie sich für andere Menschen einsetzen, ihnen die Augen öffnen und zu einem besseren, selbstbestimmteren Leben verhelfen wollen.


Fazit:
Schamlos ist meiner Meinung nach, eines der wichtigsten Bücher - Erfahrungsbericht, Aufklärer und Ratgeber in einem - unserer heutigen Zeit, von dem ich mir wünschen würde, dass es möglichst viele Menschen erreicht.

Die Altersempfehlung finde ich hier etwas schwierig zu setzen. Hier würde ich eher auf die Reife achten, denke aber, dass es für Kinder ab etwa 12 Jahren geeignet ist.

Veröffentlicht am 24.05.2020

Ich liebe dieses Buch!

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Rezensionsexemplar

Inhalt

Amina Bile, Sofia Srour und Nancy Herz sind norwegische Muslimas, Bloggerinnen und Feministinnen. Hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen ihrer Familien und ihrem Leben ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Amina Bile, Sofia Srour und Nancy Herz sind norwegische Muslimas, Bloggerinnen und Feministinnen. Hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen ihrer Familien und ihrem Leben in einem westlichen Land versuchen sie irgendwie ihren Platz zu finden. Die drei schreiben über negative soziale Kontrolle, teilen ihre Geschichten und die Geschichten von anderen jungen Muslimas, die Ähnliches erlebt haben. Sie versuchen einen Mittelweg zu finden zwischen ihrer persönlichen Freiheit und der Kultur ihrer Familien, die sie alle drei nicht verraten wollen. Doch eines steht im Zentrum des Buches: sie alle wollen frei und selbstbestimmt leben.


Als die Agentur Mainwunder „Schamlos“ das erste Mal gepostet hat war klar, dass ich bei dieser Aktion unbedingt dabei sein möchte. Nicht nur das Cover und die Aufmachung allgemein haben mich angesprochen, sondern vor allem der Inhalt. Drei Muslimas die erzählen wie es ist in einer westlichen Welt aufzuwachsen und dennoch an die Kultur der Familie gebunden zu sein. Sie berichten darüber wie negative soziale Kontrolle über sie als Frauen ausgeübt wird, wie schwer es ist sich davon frei zu machen und wie sie sich dem täglichen Kampf stellen.

Während des Lesens habe ich mir viele Gedanken gemacht. Darüber, dass ich als weiße Frau, die in einem christlichen Umfeld aufgewachsen ist, so viele Freiheiten genieße, die ich als selbstverständlich angenommen habe. Ich habe nie viel darüber nachgedacht, dass ich nur wenige Einschränkungen hatte. Ich durfte mit 16 bis null Uhr weg bleiben, ich durfte mit meinen Freundinnen ins Kino gehen, habe immer Bikinis getragen und hatte Dates mit Jungs. Die drei Autorinnen beschreiben ein ganz anderes Leben. Dates waren quasi komplett Tabu, Schwimmunterricht praktisch untersagt und ausgehen kaum möglich. Sie wurden nicht gezwungen irgendetwas zu tun oder nicht zu tun, doch sie hatten nicht all die Freiheiten, die ich für selbstverständlich hielt.

Den Drang, frei und selbstbestimmt zu sein, kam bei allen im Teenager-Alter und so haben sie sich immer und immer wieder dafür eingesetzt, dass die negative soziale Kontrolle zum Thema wird. Die Welt soll endlich die Augen auf machen und sich klar werden, was mit den Mädchen „getrieben“ wird. Es betrifft in diesem Beispiel vor allem Muslimas, da alle drei Autorinnen dieser Religion angehören bzw. angehört haben. Sie wurden in diese Kultur hineingeboren und haben sich mit den Gepflogenheiten abgefunden. Doch das sollte nicht so sein. Die Scham, die ihnen als junge Mädchen und auch als erwachsene Frauen eingetrichtert wurde, sollte nicht gang und gebe sein. Niemand sollte sich dafür schämen einem Geschlecht anzugehören. Jeder sollte die Freiheit haben sich so zu entwickeln und zu entfalten wie man es gerne möchte und nicht wie jemand anders es gerne hätte.


Auf eine ganz wunderbare Weise haben die drei Autorinnen jungen Frauen eine Stimme gegeben, die selbst noch zu viel Angst haben aufzustehen und dagegen anzukämpfen. Das Buch ist immer wieder in einer Art Dialog dargestellt, in dem die drei Frauen über ein bestimmtes Thema sprechen. Sei es Hidschab, einen Freund haben, Jungfräulichkeit, psychische Erkrankungen und Scham. Sie stellen ihre eigenen Erfahrungen vor und bringen ab und an Geschichten von jungen Frauen mit ein, die ihnen erzählt wurden. Es ist erschreckend gewesen, was manchen jungen Mädchen angetan wird. Nicht körperlich, sondern seelisch. Wie sehr ihnen ein schlechtes Gewissen eingeredet wird, wie sehr ihre Schuld an irgendetwas direkt auf die gesamte Familie übertragen wird. Die „Unversehrtheit“, die „Reinheit“ einer jungen Frau ist wichtig für die ganze Familie, um die Ehre aufrecht zu erhalten. Sollte die Reinheit eines Mädchens nicht mehr gewährleistet sein hat sie nicht nur Schande über sich selbst gebracht, sondern auch über die Familie.
Nach einer solchen Erzählung von einem jungen Mädchen ist mir das Herz gebrochen. Ich konnte es nicht fassen. Natürlich geschieht das nicht in allen Familien. Doch es reicht, dass es in einer einzigen Familie so passiert ist. Kein Mädchen, keine Frau, sollte sich eine solche Schuld aufladen.
Wir sollten nicht als „rein“ gelten und unser „Wert“ sollte nicht an einem intakten Jungfernhäutchen (das eigentlich gar kein Häutchen, sondern eine Schleimhautfalte ist und anhand derer kein Arzt erkennen kann wer noch Jungfrau ist und wer nicht) gemessen werden. Niemand soll für uns entscheiden, wann wir bereit sind unsere Sexualität zu erforschen. Niemand soll uns sagen, dass es etwas schändliches ist, wenn wir uns mit Sex auseinander setzen, bevor wir verheiratet sind. Es geht darum selbst zu entscheiden. Eine Wahl zu haben. Ohne jemanden, der mit erhobenem Zeigefinger über uns schwebt.


Doch es geht nicht nur um Selbstbestimmung, sondern auch um Gleichberechtigung. In der Kultur, in der die drei Autorinnen aufgewachsen sind, gibt es so gravierende Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Die Jungs dürfen ausgehen, Freundinnen haben und überhaupt genießen sie viel mehr Freiheiten. Mädchen sollen sittsam zu Hause bleiben, ihren Körper verhüllen und versuchen die „Triebe der Männer“ nicht anzustacheln. Dass das alles nicht gerecht ist, bringen die drei Frauen in „Schamlos“ auf den Punkt. Allerdings rufen sie nicht dazu auf Männern und Jungs Hass entgegen zu bringen, sondern gemeinsam den Kampf gegen negative soziale Kontrolle anzugehen. Wir müssen zusammen aufstehen. Es soll um Gleichberechtigung gehen. Egal ob Mann, Frau, Transgender oder Non-Binary. Wir sind alle gleich und sollten alle für die gleichen Rechte kämpfen.

Fazit

Dieses Buch öffnet Augen und macht Mut. Es zeigt, dass es in der scheinbar so aufgeklärten westlichen Welt noch so vieles zu tun gibt. Es öffnet Augen für Ungerechtigkeiten und zeigt, dass man kämpfen muss. Dass man den Mut haben muss aufzustehen und zu kämpfen. Für Frauen, für Rechte, für Gleichberechtigung. Frauen sollen frei sein können das zu tun was sie wollen, das tragen zu können was sie wollen, sich zu schminken oder nicht, sich hinzusetzen wie sie wollen und freie Entscheidungen treffen zu können. Niemand hat das Recht sich einzumischen und dieses Buch soll zeigen, dass wir Frauen, gemeinsam mit den Männern, dafür kämpfen sollten Selbstbestimmter zu werden. Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen! Schaut es euch an und werdet schamlos!

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Veröffentlicht am 06.11.2019

Empfehlenswert

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Bei diesem Buch hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen. Sehr schön gestaltet, was beim EBook gar nicht so zu sehen ist, der untere Teil ist abnehmbar und dahinter verbirgt sich das gesamte Gesicht. ...

Bei diesem Buch hat mich zunächst das Cover sehr angesprochen. Sehr schön gestaltet, was beim EBook gar nicht so zu sehen ist, der untere Teil ist abnehmbar und dahinter verbirgt sich das gesamte Gesicht. Das ist schon mal sehr gelungen.

Gelungen finde ich auch, wie das Buch aufgebaut ist:
Die drei Autorinnen im Gespräch über die Themen, die sie interessieren und für die sie berühmt sind. Dazwischen gibt es Einschübe zu anderen, passenden Themen. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem muslimischen Mädchen in der westlichen Welt, wie es den Spagat zwischen Familie (teilweise sehr streng) und der offenen, aber leider manchmal auch vorurteilsbelasteten Gesellschaft schaffen soll, bzw. schaffen kann.
Ein Buch, das mich zum Denken animiert hat und das sicherlich einer Menge junger Muslimas helfen kann, ihren Weg zu finden.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Super!

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Erstmal danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es hat mich sehr gefreut, ein Buch von drei solch bemerkenswerten jungen Frauen lesen zu dürfen.
Es kostet sicher eine Menge Mut, so ehrlich und, ...

Erstmal danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.
Es hat mich sehr gefreut, ein Buch von drei solch bemerkenswerten jungen Frauen lesen zu dürfen.
Es kostet sicher eine Menge Mut, so ehrlich und, ja, auch schamlos zu sein.

Machen wir uns nichts vor: der Islam ist, wie alle Religionen, zutiefst patriarchal. Dennoch ist der Glaube für viele Frauen auf der Welt enorm wichtig und ich finde es gut, dass Dinge von der jüngeren Generation hinterfragt oder anders interpretiert werden.
Dass sich Glaube und Emanzipation nicht ausschließen müssen gefällt mir, auch wenn ich nicht religiös bin.

Eines der heißen Pflaster im Feminismus ist ja das Bedecken des Kopfes, es geht also um Kleidungsstücke wie den Hidschab.
Klar werden Frauen in bestimmten Ländern dazu gezwungen, sich zu bedecken. Die Lösung kann aber nicht sein, es Frauen zu verbieten, die es freiwillig tun, denn das ist eben auch nicht besser.
Im Buch wird ein Tweet von Omar Sakr zitiert, der mir dazu richtig gut gefällt und den ich hier unbedingt nochmal stehen haben will:

Women in the Middle East attacked
for not wearing hijab
Women in the West attacked
for wearing hijab
It's almost like women aren't the problem.

Ich finde, das trifft es ziemlich gut.
Mich bedrücken Geschichten von Frauen, die den Hidschab ablegen und dafür eingesperrt werden genauso sehr, wie die Geschichte vom Mädchen, dem eine Horde Jungs versuchen die Bedeckung vom Kopf zu reißen.
Beides ist widerlich, beides ist übergriffig, beides ist beschränkend, beides ist frauenfeindlich!
Ich finde die Position der drei Autorinnen hier übrigens super.
Sie sagen "hey, trag was dir gefällt und auch den Hidschab wenn du möchtest, aber bedenke, dass dich das nicht zum makellosen Engel oder Unschuldslamm macht und du dadurch auch nicht besser bist als Nicht-Hidschabis".
Und es wird klar und deutlich gesagt, dass es nicht vor Übergriffen und Vergewaltigungen schützt, sich zu bedecken, denn natürlich passieren diese schlimmen Dinge überall und können jeden Menschen treffen - ganz unabhängig davon, wieviel Stoff man grade am Körper trägt.

Beeindruckend finde ich außerdem, dass die Autorinnen ziemlich reflektiert wirken und ehrlich zu sich selbst sind. Sie ignorieren ihre Sozialisierung nicht und geben offen zu, dass ihnen Dinge wie beispielsweise im Bikini schwimmen oder ohne Kopfbedeckung aus dem Haus gehen schwer fallen - trotz Feminismus und trotz ihrer lauten Forderung nach Frauenrechten.

Angefeindet werden sie bei allem interessanterweise von zwei Seiten:
Die einen rufen, sie sollen sich in ihr Land verpissen, die anderen, sie wären zu verwestlicht und keine anständigen Muslimas.
"Für die einen sind wir zu norwegisch, für die anderen nicht norwegisch genug."
Ich kann mir dieses fürchterliche Gefühl nirgends richtig dazuzugehören nur vorstellen, aber es muss schrecklich sein.

Spannend war für mich, dass wir trotz aller Unterschiede ähnliche Erfahrungen in der Jugend gemacht haben, zum Beispiel beim Schwimmen. Auch ich habe irgendwann angefangen Shorts zu tragen und mit T-Shirt ins Wasser zu gehen, allerdings nicht, weil mich jemand attraktiv finden könnte und ich nicht die Aufmerksamkeit einer männlichen Person erregen wollte, sondern weil ich Angst hatte, nicht attraktiv genug zu sein.
Diese Phase ging irgendwann vorbei, trotzdem zeigt sie mir bis heute, dass wir alle unsere Fesseln haben, auf die eine oder andere Weise.

Ein bisschen mit Bauchschmerzen habe ich die Stellen über Familie und die Ungleichbehandlung von Mädchen und Jungen gelesen.
Bei "uns" im Westen gibt es noch eine Light-Version davon. Auch hier haben Söhne mehr Möglichkeiten, als Töchter.
Wörter wie "Schlampe", "Nutte" und "Hure", die einen deutlichen Bezug zu Sexualität und damit verknüpfter "Ehre" haben, sind auch bei uns (trotz eigentlichem generischen Maskulinum) feminin und werden fast ausschließlich für Frauen und Mädchen benutzt.
Für Jungs und Männer gibt es nichts Vergleichbares, die beliebteste Beleidigung ist "Hurensohn" - wobei da auch wieder eine Frau, die Mutter des Angesprochenen, als Hure beleidigt wird.
Dennoch beschreiben die drei Autorinnen auch Einschränkungen für Jungs und generell scheint die Kontrolle in muslimischen (oder vermutlich allgemein stark religiösen) Familien wahnsinnig hoch zu sein.
"Das ist eine ziemlich harte Macho-Kultur.", heißt es da. "Da ist nicht viel Raum für Gefühle und so was."
Ich persönlich wäre an so einem Teenie-Leben mit starken Einschränkungen, engen Regeln und einem völlig diffusen Ehrbegriff kaputt gegangen.

Ein großer Nachteil bei Religionen scheint die Abkehr von Wissenschaft zu sein. Psychische Erkrankungen werden z.B. mit "bete einfach mehr" abgetan, Depressionen mit Faulheit erklärt. Homosexualität, völlig normal im Menschen- und Tierreich, wird zur Sünde.
Aufklärung läuft komplett falsch, Jungfräulichkeit wird glorifiziert, Biologie wird nicht beachtet.
(Schönes Zitat hierzu:
"Heute weiß ich, dass das Jungfernhäutchen einfach eine elastische Schleimhautfalte ist, die noch nicht einmal alle Frauen haben, und niemand kann beweisen, dass ein Mädchen keine »Jungfrau« mehr ist, nicht einmal ein Arzt.")
Das ist schrecklich und ich kann bis heute nicht begreifen, wie man bewiesene Tatsachen ignorieren oder gar leugnen kann, um dann an etwas unbewiesenes und so abstraktes wie einen Gott zu glauben.

Abgesehen vom Inhalt hat das Buch auch eine sehr schöne Aufmachung. Es gibt neben den Gesprächen und Geschichten jede Menge Fotos, Zeichnungen und kleine Briefe, die die Autorinnen an ihr jüngeres Ich schreiben.
Mir hat alles ausgesprochen gut gefallen, einiges war mal wieder ein kleiner Augenöffner. Klare Leseempfehlung!

(Übrigens wundert es mich gar nicht, dass die norwegische Kultserie SKAM so oft erwähnt wird. Die ist ja auch toll und hat wahnsinnig starke Charaktere - nicht nur die Muslima Sana, sondern alle! (Die deutsche Adaption der Serie ist leider nicht so geil, das ist aber mein persönlicher Geschmack))