Die „Das Tal“-Reihe gehörte in den letzten knapp vier Jahren zu meinen absoluten Lieblingen. Jeder Band wurde sehnlichst erwartet und somit war es kein Wunder, dass ich jedes Buch direkt nach seiner Veröffentlichung verschlungen habe. Ich muss jedoch auch zugeben, dass meine Vorfreude auf „Die Entscheidung“ immer mehr verpufft ist, da der Band gleich mehrfach verschoben wurde. Als der letzte Band der Reihe dann endlich veröffentlicht wurde, musste ich es natürlich direkt lesen, bin dann jedoch sehr schnell enttäuscht gewesen, da das Buch meine hohen Erwartungen nicht gerecht werden konnte.
An sich bin ich bei einem letzten Band einer Reihe immer sehr nachsichtig, da ich mich immer darauf einstelle, dass man eventuell nicht alle Antworten auf seine Fragen erhalten wird und auch sonst nicht alles so ablaufen wird, wie man es sich im Vorfeld vielleicht erhofft hat. Was ich aber bei „Die Entscheidung“ gelesen habe, hat mich in vielerlei Hinsicht enttäuscht. Da ist z.B. der Schreibstil, der mir dieses Mal komischerweise nur bedingt gefallen hat. Krystyna Kuhn kann normalerweise sehr gut mit Worten umgehen, jedoch wirkt dieser Band eher lieblos heruntergeschrieben, sodass von Spannung nicht viel zu erkennen war. Auch die Dialoge wirkten stellenweise recht flach, was mich besonders bei Katie und Robert enttäuscht hat, da ich deren Dialoge eigentlich immer wahnsinnig interessant fand. Dazu wurde mir von Frau Kuhn viel zu wenig aufgelöst und am Ende hatte ich noch mehr Fragen als vorher. Auf einer Seite steht sogar, dass man manche Dinge nicht zu erklären braucht. Dies ist zwar nur ein Gedanke einer Figur, aber dennoch hätte ich als Leserin schon sehr gerne ein paar Erklärungen gehabt, damit ich manche Geschehnisse besser hätte nachvollziehen können.
Dazu hat mich die Geschichte an sehr vielen Stellen an die TV-Serie „LOST“ erinnert. Wer die Serie kennt und besonders die vierte bis sechste Staffel verfolgt hat, wird hierbei unzählige Gemeinsamkeiten finden, die bei mir nur für Kopfschütteln gesorgt haben. Ich habe mal gelesen, dass die Autorin stellenweise von der Serie inspiriert wurde, wenn ich jedoch so sehe, was aus der Serie alles mehr oder weniger übernommen wurde, dann frage ich mich, wie viele eigene Ideen am Ende tatsächlich noch vorhanden waren.
Ja, ich bin enttäuscht. Ich habe diese Reihe wirklich geliebt und immer wieder entgegengefiebert, aber nach diesen Entwicklungen und dem recht enttäuschenden Ende bin ich dann doch eher ernüchtert und habe das Buch mit sehr gemischten Gefühlen beendet. Ich möchte jetzt nicht unbedingt sagen, dass das Buch wirklich schlecht ist, aber ich habe nicht die Antworten erhalten, die ich zuvor noch erwartet habe. Dazu hätte die Reihe deutlich weniger an „LOST“ erinnern müssen, denn besonders zum Ende hin, konnte ich immer mehr erahnen, worauf die Geschichte hinauslaufen wird und dies ist für die Spannung und dem weiteren Verlauf nahezu tödlich.
Auch die Entwicklung einiger Figuren hat mich zutiefst enttäuscht. Ich bin zwar sehr froh darüber, dass die Geschichte wieder einmal aus der Sicht von Katie und Robert erzählt wird, aber dennoch habe ich – besonders über Robert – nur sehr wenig erfahren. Man erfährt zwar, dass Robert bereits im Vorfeld sehr viel geahnt und gewusst hat, allerdings wird nie so ganz darauf ausgegangen, woher er dies alles wusste. So hat er zwar immer an alles geglaubt, aber die Frage nach dem großen Warum wurde nicht einmal ansatzweise beantwortet, sodass ich auch nach acht Bänden das Gefühl habe, dass ich Robert leider nie wirklich kennenlernen durfte. Bei Katie ist dies dagegen anders. Sie hat sich besonders in diesem Band mehrfach geöffnet, sodass ich mehr über ihre Schwächen und Ängste erfahren durfte. Andere Charaktere, wie z.B. Rose, David, Benjamin, Debbie und Julia blieben dagegen äußerst schwach und Julia blieb während der gesamten Geschichte bis auf wenige kleine Sätze nahezu stumm. Lediglich Chris durfte hierbei noch ein paar Sätze mehr sagen, allerdings sind diese nicht unbedingt aussagekräftig, sodass sämtliche Figuren, bis auf Katie, einen Rückschritt gemacht haben.
Ich habe bereits in meiner Rezension zum vorletzten Band der Reihe geschrieben, dass ich mir zum Ende hin einen ganz großen Knall wünsche. Ich wollte ein Ende haben, an das ich mich noch lange zurückerinnern kann, ein Ende, dass ich nicht erwartet hätte und ein Ende, dass mich mit der Reihe nur noch mehr verbunden hätte, aber leider blieb dies aus. Ich möchte nun wirklich nicht behaupten, dass das Buch schlecht sei, denn dies ist es wahrlich nicht. Es ist nur so, dass das Buch einen ganz anderen Verlauf genommen hat, als ich es mir erhofft habe. Natürlich war besonders in der zweiten Staffel zu erkennen, dass die Geschichte immer mehr Fantasy-Elemente mit sich brachte, dass das Ende dann aber doch so phantasiereich ist, hätte ich nicht gedacht.
Das Cover ist wieder einmal schön und passend zur Reihe. Zwar kann man sich über die Farbgestaltung dabei streiten, aber immerhin bin ich froh, dass man dem Coverstil treu geblieben ist. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls in Ordnung, allerdings hätte man sich den letzten Satz sparen können, denn dieser macht die Geschichte spannender, als sie eigentlich ist und somit kann man von der Geschichte schnell enttäuscht sein.
Es fällt mir ehrlich gesagt sehr schwer, eine faire Bewertung für „Die Entscheidung“ abzugeben, da ich anscheinend viel zu hohe Erwartungen hatte und mir ein Ende gewünscht habe, dass es wahrscheinlich nur im Bilderbuch gegeben hätte. Würde ich dieses Buch als Stand Alone bewerten, wäre es sicherlich ein Flop, da ich es aber als Teil eines Ganzen sehe, muss ich zugeben, dass man diesen Band unbedingt gelesen haben muss, da schon sehr viele, aber nicht alle Fragen beantwortet werden. Es wird sicherlich Leser geben, die mit diesem Ende mehr als zufrieden sind, andere, wie z.B. ich, werden eher enttäuscht sein. Ich bin jedenfalls froh, dass ich fast vier Jahre als Gast im Tal sein durfte und bin auf weitere Bücher von Krystyna Kuhn gespannt.