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Veröffentlicht am 12.12.2020

Eine sehr langweilige Geschichte über Grace Kellys Leben

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen
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Die Schauspielerin Grace Kelly stammt aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie, wo sie und ihre Geschwister eine strenge Erziehung genossen. Schon früh hegte sie Ambitionen, auf der Bühne und beim Film ...

Die Schauspielerin Grace Kelly stammt aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie, wo sie und ihre Geschwister eine strenge Erziehung genossen. Schon früh hegte sie Ambitionen, auf der Bühne und beim Film Karriere zu machen, was ihr mit viel Ehrgeiz, Disziplin und Widerstand gegenüber ihren Eltern auch gelang und nach zahlreichen Filmen sogar mit einem Oskar gekrönt wurde. Ihre Begegnung mit Rainier, dem Fürsten von Monaco im Jahr mündete in einer Hochzeit im April 1956, die weltweit für Aufsehen sorgte. Schon bald verehrten die Monegassen ihre Landesfürstin, die für die Ehe ihre Hollywoodkarriere aufgab und sich fortan für wohltätige Zwecke einsetzte, während sie nebenbei als Stilikone gefeiert wurde und den kleinen Fürstenstaat Monaco aufgrund ihrer guten Kontakte zum Hotspot für die Reichen, Schönen und Berühmten machte.
Warum ausgerechnet in diesem Jahr gerade drei Romane von verschiedenen Autoren über Grace Kelly/Gracia Patricia von Monaco erschienen sind, wird wohl ein Geheimnis bleiben, denn weder jährt sich ihr Todestag mit einer Null am Ende noch ihr Geburtstag. Mit „Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ hat Kerri Maher allerdings den schlechtesten der drei Romane um das Leben von Grace Kelly vorgelegt. Der flüssige Schreibstil sowie Stilmittel wie Rückblenden, Zeitsprünge und integrierte Briefe können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Autorin nichts Neues über die Fürstin von Monaco zu berichten hat und auch die Chance verpasst, ihre (erfundene) Geschichte spannend und mit etwas mehr Gefühl an den Leser zu bringen. All die in dem Roman eingebrachten Informationen sind für alle frei zugänglich, jedoch fragt man sich als Leser oft, was ist hier Realität und was ist Fiktion, wenn es um das von der Autorin aufgezeigte Gefühlsleben von Grace geht. Vieles entspringt wohl eher ihrer Phantasie, denn sie zeichnet das Bild einer zerrissenen Frau, die mal kühl, berechnend und unnahbar, mal unsicher und verloren wirkt. Während der gesamten Handlung gelingt es der Autorin nicht, ihrer langatmigen und gleichsam langweiligen Aufzählung von Ereignissen mehr Spannung zu verleihen. Dass eine Einheirat in einen „gekrönten“ Haushalt auch Kompromisse, das Einhalten von Traditionen und gewisse Verhaltensweisen erfordert, bedingt auch gewisse Überlegungen und Entscheidungen im Vorfeld, weshalb die Erzählung der Autorin wenig glaubwürdig wirkt.
Auch mit ihren Charakteren beweist die Autorin kein glückliches Händchen, denn weder schafft sie es, Grace mit ihren Schilderungen Wärme und Menschlichkeit zu verleihen, noch die immer wieder aufgezählte Prominenz mit Farbe zu versehen. Als Leser steht man all dem erst ratlos, im weiteren Verlauf der Handlung aber immer gleichgültiger gegenüber. Grace wird als eine Frau dargestellt, die sich willenlos manipulieren lässt und keine Ahnung davon hatte, worauf sie sich einließ. Doch sie war wie jeder von uns ein Mensch, der seine eigenen Entscheidungen trifft und den gewählten Weg antritt. Ebenso wird Rainier als doch recht gewissenloser und unerbittlicher Mann und die Ehe mit Grace als Farce dargestellt. Wenn man sich dann an die alten Bilder erinnert, die einen gebrochenen Mann in tiefer Trauer zeigen, hat dies so gar nichts mit den Ausführungen der Autorin zu tun.
„Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ enttäuscht auf ganzer Linie durch unnahbare Protagonisten, einem langatmigen Erzählstil und einer 08/15-Recherche. Es gibt keine Quellenangaben, die die Behauptungen der Autorin stützen. Und selbst für einen fiktiven Roman ist dieser hier einfach nur langweilig. Hier wurde viel gewollt und wenig gekonnt, keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 04.12.2020

Eine schicksalhafte Begegnung

Deutschland 1925
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1925. In der Nacht, als die mittellose Sekretärin Anna einem angeschossenen Mann beisteht, verändert sich ihr Leben auf ereignisreiche Weise. Der verletzte Maxim Rose gehört einem Kieler Reedereiunternehmen ...

1925. In der Nacht, als die mittellose Sekretärin Anna einem angeschossenen Mann beisteht, verändert sich ihr Leben auf ereignisreiche Weise. Der verletzte Maxim Rose gehört einem Kieler Reedereiunternehmen an. Um sich für die Rettung erkenntlich zu zeigen, lädt er Anna nach Kiel ein, um dort seine Familie kennenzulernen und mit ihnen ein paar Tage zu verbringen. Doch schon bald erlebt Anna eine weitere Überraschung, denn ihr Gastgeber sieht sich der Anklage zum Mord gegenüber, bei der er nicht nur die Unterstützung von Anna, sondern auch die von Kapitän Brandis benötigt, der ein enger Freund von ihm ist. Brandis hat Anna bereits den Kopf verdreht, doch auch er gerät in Schwierigkeiten. Wo ist Anna da nur hineingeraten?
Claudia Gross hat mit „Deutschland 1925“ einen kurzweiligen historischen Roman vorgelegt, der vor dem Hintergrund der Weimarer Republik nicht nur einen Kriminalfall zu bieten hat, sondern auch mit einer Liebesgeschichte aufwartet. Der flüssige Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert antreten, um dort Anna in einer für sie abenteuerlichen Zeit zu begleiten. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin gut mit ihrer Handlung verknüpft, so dass der Leser sowohl gesellschaftlich als auch politisch in jenes Zeitalter eingeführt wird, in dem auch Adolf Hitlers Bekanntheitsgrad wächst. Zudem gibt sie einiges an Informationen zur Seefahrt, Reedereien, Schiffen und den unterschiedlichen Aufgaben der dort arbeitenden Bevölkerung. Nach anfänglichen detailverliebten Längen baut die Geschichte langsam Spannung auf und weiß gut zu unterhalten. Ein politisch motivierter Mord wird für alle Protagonisten zu einem Drahtseilakt, der einiges an Intrigen heraufbeschwört, und den Leser auch an den polizeilichen Ermittlungen teilhaben lässt, die damals doch etwas anders gehandhabt wurden als zu heutiger Zeit.
Die Charaktere sind recht nett ausgearbeitet, jedoch fehlt es ihnen an einer gewissen Ausstrahlung, so dass der Leser eher Mitläufer ist, als hautnah dabei zu sein, um sich in sie hineinversetzen zu können und mitzufiebern. Anna schlägt sich mit ihrer Anstellung als Sekretärin mehr schlecht als recht durchs Leben. Sie ist etwas naiv, doch ihre Hilfsbereitschaft verschafft ihr Einlass in eine völlig neue Welt. Maxim ist ein weltgewandter Mann mit einigen Geheimnissen. Er ist großzügig und freundlich, doch lässt er nicht so schnell hinter seine Fassade blicken. Kapitän Brandis ist Maxim ein guter Freund, was ihn selbst in Schwierigkeiten geraten lässt.
„Deutschland 1925“ ist ein historischer Kriminalroman, der dem Leser die Welt der Reederei und Schifffahrt nahebringt, während dieser sich auf die Spur eines Mordes begibt. Als Lückenfüller ganz nett und kurzweilig, mehr leider nicht.

Veröffentlicht am 21.11.2020

Kraftloser 3. Teil

Die Sehnsucht nach Assam
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1933 Indien. Seit jeher ist die assamesische Teeplantage Adelas Zuhause, doch sie träumt davon, ein berühmter Bühnenstar zu werden. Clarissas Tochter setzt alle Hebel in Bewegung, dieses Ziel auch zu erreichen, ...

1933 Indien. Seit jeher ist die assamesische Teeplantage Adelas Zuhause, doch sie träumt davon, ein berühmter Bühnenstar zu werden. Clarissas Tochter setzt alle Hebel in Bewegung, dieses Ziel auch zu erreichen, obwohl sie so manchen Disput mit ihren Eltern durchstehen muss. Ihr Debüt in der Sommerresidenz der Kronkolonie war ein voller Erfolg, doch auf jeden Sieg folgt oft eine Niederlage. Das muss auch Adela erfahren und bricht ihre Zelte in Indien ab, um nach England zu gehen. Dort beißt sie sich mit eisernem Willen durch eine harte Eingewöhnungszeit und kann so nach und nach den Erfolg dafür ernten. Aber in ihrem Herzen sehnt sie sich zurück nach Indien, doch der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges nimmt ihr jegliche Möglichkeit, nach Hause zurückzukehren. Wird sie den Krieg gut überstehen und am Ende ihre Familie wieder in die Arme schließen können?
Mit „Die Sehnsucht nach Assam“ legt Janet MacLeod Trotter den dritten Band ihrer Teeplantagen-Reihe vor, in dem sie einmal mehr ihre gute Hintergrundrecherche beweist und mit einer gefühlvollen Geschichte aufwartet. Der flüssig-leichte und farbenfrohe Erzählstil lässt den Leser während der Lektüre nicht nur eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert, sondern auch nach Indien und England antreten, zwei völlig gegensätzliche Ländern mit unterschiedlicher Kultur und gesellschaftlichen Strukturen. Der Leser lernt mit Adela Clarissas Tochter kennen, die ihre Heimat Indien noch nie verlassen hat und ihre hochfliegende Träume ohne Rücksicht auf Verluste verwirklichen will. Die Annäherung an sie fällt schwer, zumal sie nicht nur naiv und oftmals eher pessimistisch eingestellt ist, sondern auch stur, manchmal sogar rücksichtslos ist in ihren Methoden, ihre Ziele zu erreichen. Der historische Hintergrund über die schwierige politische Lage sowohl in Indien als auch weltweit werden sehr detailliert geschildert, jedoch fehlt es daran, die Protagonisten tiefer in das Geschehen einzubinden und damit mehr Spannung zu erzeugen. Die fehlt dieser Handlung völlig, so dass sich die Geschichte doch sehr in die Länge zieht. Darüber können auch die bildreichen Beschreibungen leider nicht hinwegtrösten. Im Vergleich zu den beiden Vorgängerbänden kann dieses Buch nicht mithalten, da es neben der Spannung auch am Quäntchen Liebe mangelt und die Geschichte nicht in sich geschlossen ist.
Die Charaktere wirken diesmal weniger gut ausgestaltet, vielleicht liegt es auch daran, dass der Leser keine engere Beziehung zur Hauptprotagonistin aufbauen konnte und so die Szenerie der Handlung eher vom Rand aus beobachtet hat, als sich gefühlsmäßig zu engagieren. Adele ist in ihrem Handeln oftmals naiv, stur, überschwänglich, dann rudert sie wieder zurück, um im nächsten Moment mit der Brechstange durch die Wand zu wollen. Sie wirkt völlig unausgeglichen und teilweise auch weltfremd, was sie nicht gerade zu einer Sympathieträgerin macht. Einem Vergleich zu ihrer Mutter Clarissa hält sie auf jeden Fall nicht stand. Die weiteren Protagonisten blieben blass und farblos, so dass man sich kaum an sie und ihre Bedeutung erinnern kann.
„Die Sehnsucht nach Assam“ kann leider nicht überzeugen und zeigt, dass so manche Buchreihen besser nicht weitergeführt werden sollten. Dieses Buch bleibt sehr unter dem Niveau der Vorgänger und nicht im Gedächtnis, schade. Keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 08.11.2020

Geht nur als Lückenfüller durch

Aller guten Dinge sind zwei
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Die 36-jährige Anwältin Laurie Watkinson weiß gar nicht, wie ihr geschieht, denn anstatt eines Heiratsantrages ist sie plötzlich wieder Single. Ihr langjähriger Freund und Berufskollege Dan gibt ihr nach ...

Die 36-jährige Anwältin Laurie Watkinson weiß gar nicht, wie ihr geschieht, denn anstatt eines Heiratsantrages ist sie plötzlich wieder Single. Ihr langjähriger Freund und Berufskollege Dan gibt ihr nach 18 Jahren Beziehung en Laufpass, hat er doch schon für adäquaten Ersatz gesorgt, die auch noch ein Kind von ihm bekommt. All ihre Träume von einer eigenen Familie sind geplatzt. Eine letzte Chance, Dan zurückzugewinnen, bietet ihr Jamie, Mit dem Laurie ungewollte im Fahrstuhl festsitzt. Der als Playboy verschriene Jamie hat eine Beförderung im Blick, für die er ein seriöseres Auftreten und eine feste Beziehung bieten muss. Laurie soll seine neue Freundin spielen, um Dan eifersüchtig zu machen. Ob das so funktioniert, wie die beiden sich das vorstellen?
Mhairi McFarlane hat mit „Aller guten Dinge sind zwei“ einen recht kurzweiligen Liebesroman vorgelegt, der mit unterschwellig eingestreutem britischem Humor und allerhand überspitzten Klischees aufwartet. Der locker-flockige Schreibstil gewährt dem Leser sofort unkompliziert Zugang zur Handlung, wo man sich einer tief verletzten Laurie gegenübersieht, die erst einmal realisieren muss, was ihr soeben widerfahren ist, während sie im Angesicht ihrer Kollegen die Contenance wahren muss. Schon der Gedanke, seinem Ex im Büro jeden Tag über den Weg zu laufen, ist ein Alptraum! Und ausgerechnet ein als Frauenvernascher verrufener Kollege soll dann ihre Rettung sein? Da ist das Chaos ja vorprogrammiert. Durch interessante Dialoge und eine Prise Witz gelingt es der Autorin, der recht vorhersehbaren Geschichte eine gewisse Dynamik zu geben, die den Leser veranlasst, immer weiter zu lesen, während er Laurie und Jamie bei ihrer gegenseitigen Annäherung beobachtet. Anfängliche Gegensätze und Vorurteile entpuppen sich nach und nach als Missverständnisse, um sich immer besser kennenzulernen, wobei mit Romantik doch etwas gespart wurde. Der Spannungslevel liegt in dieser Geschichte auf der niedrigen Schiene und steigert sich auch nicht wesentlich. Das Ende kommt im Stolpergalopp recht plötzlich, was auch nicht gerade zu einer zufriedenstellenden Lektüre beiträgt.
Die Charaktere sind durchweg recht glaubwürdig gestaltet, ihnen fehlt es ein wenig an Ausstrahlung, weshalb sich der Leser darauf beschränkt, ihren Weg distanziert zu beobachten. Laurie ist eine gestandene Frau, die völlig aus dem Ruder geworfen wird, sich jedoch unter Aufbietung all ihrer Kräfte um ein gefastes Auftreten bemüht. Nachdem sie sich wieder einigermaßen im Griff hat, ist sie mit einem recht trockenen Humor und Schlagfertigkeit sowie Selbstbewusstsein gesegnet. Jamie ist ein selbstsicherer netter Typ, der seine Wirkung auf Frauen kennt. Die meiste Zeit bleibt er allerdings etwas blass. Dafür stechen die Nebenprotagonisten Hattie, Emily, Bharat und Nadia hervor, die ihren Freunden hilfreich zur Seite stehen.
„Aller guten Dinge sind zwei“ ist ein leichter Liebesroman, der sich kurzweilig zwischendurch lesen lässt. Als Lückenfüller gerade noch ok!

Veröffentlicht am 05.11.2020

Gefährliche Kettenreaktion

Die Farbe von Glück
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Nach einigen Fehlgeburten haben Richter Jules und seine Frau endlich den langersehnten Nachwuchs bekommen, doch das kleine Mädchen ist schwerkrank. In seiner Verzweiflung übertritt der Richter eine ethische ...

Nach einigen Fehlgeburten haben Richter Jules und seine Frau endlich den langersehnten Nachwuchs bekommen, doch das kleine Mädchen ist schwerkrank. In seiner Verzweiflung übertritt der Richter eine ethische Grenze und erpresst die für die Neugeborenen zuständige Krankenschwester Charlotte, das kranke Baby gegen ein gesundes auszutauschen. Charlotte hat dem verwaisten Jungen Antoine als Pflegemutter ein Zuhause gegeben und liebt diesen abgöttisch. Die Drohung des Richters, ihr den Jungen wegzunehmen, zwingt sie dazu, seinem Drängen nachzugeben, um nur ja nicht ihren eigenen Pflegesohn zu verlieren. Während Jules‘ Frau überglücklich über das Baby ist, ringen sowohl der Richter als auch Charlotte mit ihrer Tat und suchen eine Lösung aus dem Dilemma, um Frieden zu finden…
Clara Maria Bagus hat mit „Die Farbe von Glück“ die Frage in den Raum gestellt, welche Auswirkungen einmal gefällte weitreichende Entscheidungen auf das eigene Leben haben und wie man mit diesen zurechtkommt, wenn einem ständig das Gewissen dazwischenkommt. Der sprachlich anspruchsvolle und mit vielen Lebensweisheiten gespickte Erzählstil nimmt den Leser direkt mit ins Geschehen, wo er nacheinander alle wichtigen Protagonisten kennenlernt. Erst im Verlauf der Handlung wird er die tiefgreifende Kettenreaktion erkennen, die das Leben aller von Grund auf verändert und sie gleichzeitig auf ewig alle miteinander verbindet, ob sie wollen oder nicht. Schon die Tatsache, seine Macht zu missbrauchen, um die Erfüllung seines eigenen Glücks mit Hilfe fragwürdiger und unethischer Anforderungen an andere zu erlangen ohne Rücksicht darauf, was jene dabei empfinden bzw. diese in ein seelisches Dilemma zu stürzen, ist mehr als fragwürdig. Hier wird die erste Schuld, nämlich die Erpressung, zum Auslöser einer Folge von Ereignissen, die sämtliche Beteiligten ins Unglück stürzen, denn der Gedanke an ihre jeweilige Tat plagt auf Dauer ihr Gewissen, lässt sich weder ignorieren noch verdrängen. So wird die Tat lebensbestimmend und wirft seine Schatten auf das, was danach kommt, während Gefühle wie Freude, Glück und Zufriedenheit nicht mehr stattfinden. Was man zu sehr begehrt und unter fragwürdigen Handlungen erhalten hat, kann einem kein Glück bringen, auch wenn man es sich noch zu sehr einzureden versucht. Ganz im Gegenteil wird das so Erreichte zu einem selbstauferlegten Fluch, den man sein Lebtag nicht mehr loswird und fortan das ganze restliche Leben bestimmt. Das Einbringen von Magie und Übersinnlichem war völlig unnötig und hat der Geschichte eher geschadet. Auch die Vorgänge zum Ende des Buches waren völlig überzogen und wenig glaubwürdig.
Die Charaktere wurden unglücklicherweise nicht sehr gut herausgearbeitet, bleiben farblos, emotionslos und fremd, so dass der Leser die gesamte Geschichte eher mit Abstand betrachtet und aufgrund der fehlenden Nähe wenig eigenes Gefühl investieren kann. Weder Jules, Louise, Florentine noch Marlene wachsen einem ans Herz. Am meisten kann der Leser noch mit Charlotte und Antoine mitfühlen, wobei auch sie eher oberflächlich gezeichnet sind.
„Die Farbe von Glück“ verspricht viel und hält leider wenig. Die Geschichte ist zwar interessant, jedoch fehlt es ihr an den dafür nötigen Emotionen. Die eingestreuten Lebensweisheiten haben durchaus ihre Berechtigung, aber in dieser Anhäufung wirken sie mehr gewollt als gekonnt. Zudem bewirken die blassen und unnahbaren Protagonisten kein Wohlgefühl bei der Lektüre. Keine Empfehlung, schade!