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Veröffentlicht am 10.08.2019

Mehr persönliches Drama als spannender Krimi. Enttäuschend!

Kunstfehler
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[Krimi] A.R. Klier - Kunstfehler

Das Buch

Autor: A.R. Klier
Titel: Kunstfehler
erschienen: 19.03.2018
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7460-8877-8

Auch das Cover ...

[Krimi] A.R. Klier - Kunstfehler

Das Buch

Autor: A.R. Klier
Titel: Kunstfehler
erschienen: 19.03.2018
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7460-8877-8

Auch das Cover dieses dritten Teils zeigt passend zum Krankenhausumfeld ein sehr steriles Bild mit OP-Besteck. Die Verbindung zum Krankenhaus und vor allem der Wiedererkennungswert sind damit perfekt gegeben. Die Geschichte ist in kurze Kapitel aufgeteilt. Es gibt eine Rahmenhandlung, in der Niklas von einem ehemaligen Patienten verwundet wird und die Geschichte um den Hergang zu dieser Situation.
Diesen Teil kann man lesen, ohne die Vorgänger zu kennen, solange man sich darauf einlassen kann, dass es vorher Ereignisse gab, die Niklas psychisch schwer belasten.

Handlung

Niklas Thorsen wird von einem ehemaligen Patienten überfallen, der ihn zur Rede stellt, wie es dazu kommen konnte, dass er sein Bein verlor. Dabei wird Niklas verwundet und fürchtet um sein Leben. Während ihn der Patient festhält, erzählt Niklas die Geschichte wie es zur Amputation kommen konnte. Obwohl Niklas seiner Zeit von einem Kunstfehler frei gesprochen worden war, kann sein Widersacher sich nicht damit abfinden.

Meinung

Dieser Teil hat mich enttäuscht. Er ist mehr eine dramatische Geschichte über die innere Zerrissenheit eines Menschen, der etwas schlimmes erlebt hat, als ein Krimi. Auch wenn ich sicherlich nachvollziehen kann, was in Niklas und seinem Patienten vorgegangen sein muss, hätte ich mehr erwartet. Nach wie vor hat der Transplantationsskandal der ersten beiden Teile einen sehr großen Platz, obwohl es sich hier inzwischen ja um etwas ganz anderes handelt. Natürlich wird Niklas so ohne weiteres nicht wieder in sein Leben vor dem Skandal zurück kehren können, aber er verweigert auch jegliche Hilfe. Ich habe ihn in diesem Teil als überaus stur empfunden. Darüber hinaus hat er beinahe jeden ihm nahestehenden Menschen aus seiner Gefühlswelt ausgeschlossen, verletzt und damit nicht nur sich selbst das Leben schwer gemacht. Nach etwa der Hälfte des Buches habe ich das als eher nervig statt verständlich empfunden.
Meine Sympathie galt diesmal eher Niklas' Freundin Freja, die sich irgendwie damit arrangieren musste.
Der stressige Klinikalltag wird wie in der voran gegangenen Teilen glaubwürdig dargestellt, die sterile Atmosphäre kann man sich gut vorstellen und auch der Streit zwischen Niklas und seinem Kollegen und wie dieser Niklas belastet hat, wurde gut heraus gearbeitet.
Dennoch hat dieser Teil wenig von einem Krimi. Die Figuren bleiben zu blass um ein wirkliches Drama zu sein und die eigentliche Tat, die einen Krimi ausmachen würde, wird im Grunde nur am Rande erwähnt.

Fazit

Ein Teil der enttäuscht. Zwar bleibt A.R. Klier dem UKE Hamburg treu, aber diesmal hat sie sich meiner Meinung nach zu sehr in das persönliche Drama des Protagonisten gedacht und das kriminelle Umfeld vernachlässigt. Darüber hinaus erfährt man von den einzelnen Charakteren zu wenig. Deshalb gibt es von mir diesmal nur enttäuschte 2 Sterne.

Veröffentlicht am 07.07.2019

Wenig Thriller

Eisige Schwestern
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Das Buch

Autor: S.K. Tremayne
erschienen: 04.05.2015
Verlag: Knaur
Genre: Thriller
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-426-52014-7

Das Cover zeigt zwei Mädchen, die zu einem Leuchtturm schauen, wobei ...

Das Buch

Autor: S.K. Tremayne
erschienen: 04.05.2015
Verlag: Knaur
Genre: Thriller
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-426-52014-7

Das Cover zeigt zwei Mädchen, die zu einem Leuchtturm schauen, wobei das eine Mädchen etwas blasser dargestellt ist. Es passt gut zur Geschichte des Buches und zusammen mit dem Klappentext macht es Lust darauf das Buch zu lesen.
Die Geschichte ist in Kapitel eingeteilt, die sinnvolle Abschnitte in der Geschichte bilden.

Warum gerade dieses Buch?

Ich war in der örtlichen Buchhandlung und es gab mal wieder diese herrlichen Körbe mit Mängelexemplaren. Zudem hatte ich noch einen Gutschein in der Tasche, der endlich verprasst werden wollte und so habe ich nicht lange gezögert und dieses Buch – gemeinsam mit ein paar anderen – mitgenommen.

Handlung

Bei einem tragischen Unfall stirbt Lydia - eines der Zwillingsmädchen. Vater Angus kommt mit seiner Trauer nicht wirklich gut klar, fängt an zu trinken und wird gewalttätig gegen seinen Chef, woraufhin er seinen Job verliert. Mutter Sarah ist seit dem voll von Schuldgefühlen und kommt ebenso wenig mit ihrer Trauer klar. Als sie sich ihr gewohntes Leben nicht mehr leisten können, beschließen Angus und Sarah nach Schottland auf eine kleine private Insel zu ziehen um dort einen Neuanfang zu wagen. Plötzlich beginnt Kirstie – der überlebende Zwilling - jedoch zu behaupten, sie sei Lydia und nicht Kirstie. Gleichzeitig entwickelt sie eine seltsame Angst vor dem Geist ihrer toten Schwester. Zwischen den Eltern entsteht ein ungeahntes Misstrauen gegeneinander, da sie nicht miteinander reden, das zu Hass wird, aus dem wiederum haltlose Anschuldigungen resultieren.

Perspektiven

Hauptsächlich schreibt der Autor aus der Sicht der Mutter in der Ich-Form und in der Gegenwart. Er wechselt jedoch auch hin und wieder in die Beobachterperspektive und in die Vergangenheit, wenn er über Angus schreibt, während dieser nicht mit Sarah zusammen ist. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, aber im Verlauf des Buches machte diese Art der Erzählung durchaus Sinn.

Figuren

Angus war mir von Anfang an eher unsympathisch mit seiner Trinkerei und der latenten Wut, die er mit sich herum trug. Zwar wird er auch als gut aussehend und liebevoll beschrieben, jedoch passte dies nicht wirklich in das Bild des prügelnden Angestellten. Im Verlauf der Handlung scheint er immer mehr hinter all den Verwirrungen zu stecken, ohne dass es jedoch greifbar oder erklärbar wäre, warum. Er scheint irgendein Geheimnis zu haben und Sarah misstraut ihm zunehmend. Sie ist lange Zeit diejenige mit der der Leser mitfühlt. Sie hat ihr Kind verloren und versucht nun damit klar zu kommen, sie lässt sich darauf ein, mit ihrem Mann in deren Heimat Schottland zu leben und ihr gewohntes Leben aufzugeben, obwohl Angus sie anschnauzt und er ihr Angst macht, wenn er betrunken ist. Je mehr man jedoch von Sarah erfährt, desto mehr verdichten sich die Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit zur Familie.
Und Kirstie, die plötzlich Lydia ist, gab mir wirklich viele Rätsel auf. Ich habe immer wieder geschwankt, was nun wahr sein könnte. Natürlich kann ich mir vorstellen, dass der Verlust des Zwillings schwer wiegt, aber wirklich verstanden habe ich nicht, warum sie plötzlich der andere Zwilling sein wollte. Immer wieder hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass sie der Mutter gefallen wollte und deshalb darauf bestand Lydia zu sein. Am Ende des Buches kann ich mir dies jedoch kaum noch wirklich vorstellen.
Insgesamt fand ich das Konstrukt der Figuren teilweise undurchsichtig und schwer nachzuvollziehen.

Schreibstil

Am Anfang des Buches nutzt der Autor Teilsätze, die den vorangegangenen Satz verstärken sollen. (Zitat S. 42: „Mein Mund ist trocken, als ich ängstlich in den Flur hinaustrete und auf die Tür nebenan starre. Auf die schiefen Papierbuchstaben.“) Wenn es zu viel wurde, fand ich es störend, weil es den Lesefluss beeinträchtigt hat. Ab etwa dem ersten Drittel oder der Hälfte hörte das allerdings auf und das Lesen ging leichter.
Ansonsten sind die Sätze nicht verschachtelt und leicht zu lesen.

Setting

Die schottische Insel mit ihren Winterstürmen ist perfekt für dieses Desaster zwischen den 3 Menschen. Es unterstützt mit seiner Atmosphäre die Bedrohlichkeit der Situation und zeigt darüber hinaus die Zerbrechlichkeit der Familie. Anfangs stellte es eine echte Hürde für die kleine Familie dar, dass sie nur zu bestimmten Zeiten zur Insel hinüber kamen, später hatte ich den Eindruck, dass es beinahe egal war. Wann immer sie den Weg hinüber brauchten, konnten sie ihn nehmen. Nicht einmal mussten sie ausharren und warten, bis das Wasser wieder genügend hoch war um mit dem Boot überzusetzen. Das fühlte sich falsch an, da der Autor anfänglich viel Mühe darauf verwendet hatte, zu erklären, dass es eben nicht so ohne weiteres möglich ist.

Fazit

Für einen Thriller hat mir dieses Buch zu wenig Gänsehautfeeling. An mancher Stelle kommt Spannung auf, aber diese kann der Autor leider nicht all zu lange hoch halten. In meinen Augen ist es eher die tragische Geschichte einer Familie, in der die Mutter den Verstand verliert als ein Thriller. Das Buch langweilt zwar nicht, ist aber auch nicht das Buch, das ich jemandem empfehlen würde, wenn er nach einen Thriller fragt.
Von mir gibt es daher 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 17.03.2019

Zu wenig Krimi um wirklich gut zu sein

Mein ist die Rache
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Nachdem ich den 2. Teil gelesen hatte, ergab sich für mich an dessen Ende die Frage, wieso Deborah nicht Lynley sondern St James geheiratet hat, welche Vergangenheit Barbara Havers und Lynley miteinander ...

Nachdem ich den 2. Teil gelesen hatte, ergab sich für mich an dessen Ende die Frage, wieso Deborah nicht Lynley sondern St James geheiratet hat, welche Vergangenheit Barbara Havers und Lynley miteinander teilen und was es mit dem Autounfall auf sich hat, bei dem St James‘ Bein so schwer verletzt wurde. Deshalb griff ich zu Band 1 „Mein ist die Rache“ und war recht erwartungsvoll, all diese Fragen beantwortet zu bekommen.

Handlung:

Deborah kommt aus den USA nach Hause. Während ihrer Zeit dort war sie Thomas Lynley näher gekommen – so nah, dass sie sich verloben wollen. Deborahs Vater ist der Bedienstete von St James, der, nach dem Tod von Deborahs Mutter, wie ein Vaterersatz, Bruder und Onkel für Deborah war. Im Laufe der Geschichte wird allerdings klar, dass Deborah und St James deutlich mehr als nur familiäre Gefühle für einander hegen. Ein tiefer Konflikt, der aus eben diesen Gefühlen entstanden ist, verbindet und trennt die beiden gleichermaßen.
Die Verbindung zwischen Deborah und Thomas Lynley ist romantischer Natur, weshalb es nur allzu offensichtlich erscheint, dass die beiden heiraten wollen. Nicht jeder sieht dieser Verbindung jedoch wohlwollend entgegen.
Zwischen St James und Lynley schwelt aus eben diesem Grunde ein weiterer Konflikt, der aber nie wirklich ausgesprochen wird. Beide haben genug mit ihren eigenen Gefühlen dem anderen und Deborah gegenüber zu schaffen.
Zu ihrem Verlobungswochenende in Howenstow lädt Lynley neben St James auch dessen Freundin Helen sowie dessen Schwester Sidney nebst ihrem Freund Justin Brooke ein. Sein Bruder Peter und dessen Freundin Sasha kommen eher zufällig aus völlig anderen Gründen ebenfalls hinzu. Während eines relativ festen Rahmenprogramms kommt es einerseits zu offenen Konflikten und Streitigkeiten zwischen den Familienmitgliedern, die aus der Vergangenheit resultieren, und andererseits zu mehreren scheinbaren Unfällen.
Lynley ist Ermittler bei New Scotland Yard, St James labortechnischer Ermittler. Beide arbeiten seit Jahren zusammen und sind zudem die besten Freunde. Da die Verstorbenen gute Bekannte der Familie Asherton sind, ist es nur natürlich, dass Lynley und St James die Ermittlungen aufnehmen und in einem ziemlich verstrickten Fall den Täter enttarnen können.

Meinung:

Das Hauptaugenmerk des Romans liegt auf der Familie Asherton, ihren Beziehungen zueinander und deren Vergangenheit. Dem Leser wird die Familie und ihre Vergangenheit bekannt gemacht. Schnell wird klar, dass hinter der glänzenden Fassade längst nicht alles so rein ist, wie es scheint. Leider sind diese familiären Verstrickungen teilweise so verwirrend, dass es schwierig wird, der Geschichte zu folgen. Am Anfang finden sich viele Namen und kurze Handlungsstränge, die zunächst so überhaupt nicht in die Geschichte passen wollen. Es wird irgendwann schwierig, sich all das zu merken und dann wieder einzutauchen, wenn es an einem dieser Stränge weiter geht.

Für meine Begriffe kommt der erste Tod zu spät im Buch. Etwa das halbe Buch hat man gelesen, bevor es wirklich spannend zu werden scheint. Bis dahin befasst sich der Roman recht intensiv mit den unterschiedlichen Charakteren und ihren Beziehungen zueinander, aber auch hier wird oftmals nicht wirklich klar, worin die Konflikte tatsächlich bestehen. Es fiel mir schwer einen wirklich Guten oder wirklich Bösen ausfindig zu machen, denjenigen Protagonisten, mit dem ich mitfiebern wollte.
Aus diesem Grunde empfand ich das Buch anfänglich als unglaublich zäh.

Wenn eine Szene erst einmal Fahrt aufgenommen hatte, dann war sie durchaus spannend, aber viel zu schnell steckte man dann wieder in den Familienkonflikten und musste darauf warten, dass die nächste ermittelnde Szene kommt. Denn genau diese Szenen sind es ja, die einen wirklich interessieren, wenn man einen Krimi liest.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, die Sätze sind klar formuliert ohne große Schnörkel oder extreme Verschachtelungen. Auch verliert sich die Autorin nicht in zu vielen Details. Das England ihrer Geschichte ist gut beschrieben und sie schafft es, dem Leser ein Bild zu vermitteln, selbst wenn er selbst noch nie dort war.

Fazit:

Wer viele Hintergrundinformationen zu Thomas Lynley wünscht oder ausführliche Familiengeschichten mag, ist hier richtig. Ob diese allerdings wirklich notwendig sind, wird sich wohl erst heraus stellen, wenn man weitere Bücher aus dieser Reihe gelesen hat. Wer einen guten Krimi bevorzugt, sollte gleich bei Teil 2 anfangen.
Von meinen Fragen wurde nur eine beantwortet, nämlich die, warum Deborah St. James im Auftakt des 2. Teils heiratet. Barbara Havers taucht zwar auf, aber nur als Momentaufnahme. Ebenso wird über den Unfall, den Lynley verursacht haben soll und bei dem St James‘ Bein so schwer verletzt wurde, gar nichts berichtet.
Deshalb gibt es von mir 2 Sterne.

Veröffentlicht am 08.11.2020

Das Buch hält nicht, was es verspricht!

Die Republik
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Das Buch:
Sowohl der Titel als auch der Klappentext und die Leseprobe haben mein Interesse an diesem Buch geweckt. Mir gefiel die Idee ausnehmend gut, einmal zu beleuchten, was hätte sein können, wenn ...

Das Buch:
Sowohl der Titel als auch der Klappentext und die Leseprobe haben mein Interesse an diesem Buch geweckt. Mir gefiel die Idee ausnehmend gut, einmal zu beleuchten, was hätte sein können, wenn die DDR gesamtdeutsch gewesen wäre. Auch der Auftakt zeugte von einer sehr guten Idee, sodass ich mich wirklich darauf freute zu erfahren, wie der Autor dieses - sicherlich schwere - Thema umgesetzt haben würde. Nicht zuletzt soll hinter dem Pseudonym Maxim Voland ein Bestseller-Autor stecken, was natürlich zusätzlich reizt.

Worum geht’s?
Stasi Oberst Gustav Kuhn trägt sich mit dem Gedanken 2020 ein RWE (rechtswidriges Ersuchen) einzureichen, also einen Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR. Diese Absicht teilt er seinem Patenkind Roland mit, während beide im Telecafe von Nadja bedient werden. Nach deren Feierabend beobachten Roland und Gustav einen Giftgasanschlag über dem Platz der Akademie, dem auch Nadja zum Opfer fällt. Daraufhin ändert Gustav seine Pläne…

Die Charaktere:
Ich konnte mich über die ganze Länge des Buches für keinen der Charaktere erwärmen. Alle Charaktere bleiben für mich irgendwie unnahbar, über keinen erfährt man einen wirklichen Hintergrund – z.B. warum er in welche Lage geraten war.

Oberst Kuhn hat ganz offensichtlich eine Affäre mit der deutlich jüngeren Nadja. Wie es dazu kam und warum sich die beiden irgendwann einmal zueinander hingezogen fühlten, bleibt völlig unklar. Dennoch ist sie der Auslöser dafür, dass er seine Pläne radikal ändert, als sie dem Giftgasanschlag zum Opfer fällt. Kuhn ist ein alternder, unzufriedener Stasi-Oberst, der sich das Missfallen seiner Vorgesetzten zugezogen hat und im Grunde auf dem Abstellgleis ungeliebte Abhördienste tätigt. Um bei den Ermittlungen um den Giftgasanschlag mitwirken zu können, bewirbt er sich um eine Stelle in der Hauptabteilung XII. Als Sonderermittler in einer anderen Abteilung beginnt er nun herauszufinden, wie es zu dem Anschlag kommen konnte und wer dahinter steckt.

Der französische Dolmetscher Chris fährt zur Beerdigung seines Urgroßvaters in die DDR und lernt dort seine Familie zum ersten Mal kennen. Viel Zeit bleibt ihm dazu allerdings nicht, denn bis auf Alicia – seine Cousine – wird diese vollständig ausgelöscht. Wer Chris wirklich ist, bleibt ebenso unklar wie die Aufklärung, was Alicia in der DDR tut. Lediglich Andeutungen lassen den Schluss zu, dass Alicia nicht ganz regelkonform in der DDR lebt.

Und dann ist da noch Harper eine Agentin des MI6, die quasi außerhalb der DDR zusammen mit ihrem Chef Bristol ebenfalls auf den Spuren des Giftgasanschlages ist. Bristol ist bereits ein alter Mann und verdient in seinem Job, dennoch erfährt der Leser wenig über ihn, ebenso wie über Harpers Vergangenheit.

Für mich standen die Charaktere nur in der jeweiligen Situation, aber für keinen schlug mein Herz. Obwohl sie über die meiste Zeit des Romans unter Waffenbeschuss standen, konnte sich etwas wie Mitleid oder dergleichen überhaupt nicht einstellen. Noch nicht einmal eine Abneigung gegen einen der Charaktere konnte ich während des Lesens fühlen.

Schreibstil:
Bereits nach der Leseprobe hatte ich bemerkt, dass der Schreibstil nicht so ganz nach meinem Geschmack ist, aber mich hat die Idee sehr gereizt. Im Vorwort gibt der Autor dem Leser einen Einblick in seine DDR. Das hat mir gut gefallen, denn so hatte ich eine Orientierung, wo genau der Autor ansetzt. Allerdings zeigt er während des Romans nicht sonderlich viel von seiner DDR. Z.B. erörtert er, dass sich seine DDR und das heutige China gut verstehen, eine Verbindung zwischen den beiden Ländern gibt es im Roman allerdings nicht.

Der Autor deutet auch bereits im Vorwort an, dass es einen unglaublichen Coup der Sowjets im Jahr 1949 gegeben haben soll, der zur gesamtdeutschen DDR führte. Was genau passierte, erfährt der Leser im Roman allerdings nicht. Entweder die Wissenden werden – bevor sie etwas sagen können – erschossen oder aber es bleibt auf andere Art und Weise ungesagt. Der Autor beginnt oftmals einen Spannungsbogen aufzubauen, lässt ihn dann aber durch den abrupten Tod einfach in sich zusammenbrechen. Zudem ist es bald recht voraussehbar, wann wieder einmal ein Gemetzel stattfinden würde.

Die Auflösung über den Coup 1949 findet im Nachwort auf etwa 1,5 Seiten statt. Der Autor schreibt dazu, dass er dem Leser überlassen möchte, ob er die Lösung wissen will oder nicht und ihm somit überlässt, das Nachwort zu lesen oder eben nicht. Ich war enttäuscht, denn genau das war ja der Punkt, der mich an dem Buch gereizt hat. Diesen dann auf nur 1,5 Seiten zu lesen, halte ich für nicht ausreichend.

Den Schreibstil habe ich als vergleichsweise anstrengend empfunden. Während die Charaktere blass bleiben – wenig menschlich, würde ich sagen – werden Szenen, in denen Menschen erschossen werden, sehr detailliert und über viele Seiten beschrieben. Darüber hinaus gibt es – aus meiner Sicht – übermäßig viele dieser Szenen.

Die Geschichte wird in 3 – eher voneinander unabhängigen – Handlungssträngen erzählt. Erst fast zum Schluss werden diese miteinander verbunden. Auch findet wenig Handlung wirklich in der DDR statt, oftmals befindet sich der Leser im Ausland, sodass der Autor sich meiner Meinung nach selbst die Möglichkeit genommen hat, seine DDR zu zeigen. Vielmehr werden einschlägige Klischees wie die Stasi und die NVA bedient. Die DDR des Autors scheint somit tatsächlich aus offiziellen und inoffiziellen Stasi-Mitarbeitern und den daraus resultierenden Intrigen untereinander zu bestehen oder aus Angehörigen der NVA. Wie das vermeintlich glückliche Volk aber tatsächlich lebt, zeigt er nicht.

Eine Szene fand ich wirklich interessant und spannend und das war Chris‘ Einreise in die DDR. Diese empfand ich auch als glaubwürdig. So könnte es in einem solchen Land wie dieser fiktiven DDR wirklich sein. Solche Szenen hätte ich mir deutlich mehr gewünscht.

Fazit:
Wer Romane mag, in denen es viele sehr blutige, sehr detailgetreu erzählte Schusswechsel gibt, der ist mit diesem Buch absolut gut beraten, wer allerdings etwas über eine fiktive DDR erfahren möchte, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Ich kann den Roman leider so gar nicht empfehlen. 1 Stern.