Profilbild von 65_buchliebhaber

65_buchliebhaber

Lesejury Star
offline

65_buchliebhaber ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit 65_buchliebhaber über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2020

Vom nervigen Griesgram zum hilfsbereiten Nachbarn

Ein Mann namens Ove
0

Einen Nachbarn wie Ove zu Beginn des Buches wünscht man auch seinem ärgsten Feind nicht. Er kontrolliert das ganze Wohnviertel und scheut auch die Konfrontation mit seinen Nachbarn nicht. Er nervt schlichtweg. ...

Einen Nachbarn wie Ove zu Beginn des Buches wünscht man auch seinem ärgsten Feind nicht. Er kontrolliert das ganze Wohnviertel und scheut auch die Konfrontation mit seinen Nachbarn nicht. Er nervt schlichtweg. Schaut man jedoch etwas genauer hin, so ist er ein einsamer Witwer, der seine Frau sehr vermisst und mit ihr Zwiesprache hält. Rückblicke geben einen Einblick in ihre gemeinsame Zeit und erklären einige Schrullen, die Ove kennzeichnen. Er ist zu einem Eigenbrödler geworden, der seine Ruhe haben möchte, um seiner Frau zu folgen. Neue Nachbarn haben etwas dagegen und stellen auch die Verbindung zu früheren Freunden wieder her. Die Wandlung von Ove vom nervigen Nachbarn zum hilfsbereiten Freund ist sehr berührend, zudem herzlich bis hin zu witzig.

Den Schreibstil des Autors fand ich anfangs gewöhnungsbedürftig, konnte mich aber mehr und mehr einlesen. Letztendlich ist er total passend und wird dem Buchinhalt total gerecht. Die Beschreibungen der Wohngegend und die Darstellung der einzelnen Charaktere zeugen von Einfühlungsvermögen und der Begeisterung des Autors für die Sprache. Das Buch hat mir gut gefallen, so dass ich es weiterempfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.09.2020

Eine umtriebige Hebamme

Fräulein Gold: Schatten und Licht
0

Die Protagonistin ist Hebamme im Berlin zu Beginn der 1920er Jahre und geht total auf in ihrem Beruf. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zeit, denn es ist für (alleinstehende) Frauen nicht leicht zurecht ...

Die Protagonistin ist Hebamme im Berlin zu Beginn der 1920er Jahre und geht total auf in ihrem Beruf. Sie kämpft mit den Widrigkeiten der Zeit, denn es ist für (alleinstehende) Frauen nicht leicht zurecht zu kommen, aufgrund der vielen Hindernisse in der Nachkriegszeit des ersten Weltkriegs. Ihr Privatleben stellt sie nicht zufrieden, in ihrem beruflichen Umfeld trifft sie auf Frauen in armen Verhältnissen und schwierigen Teilen Berlins mit hoher Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot. Und dennoch geht sie selbstbewusst ihren Weg, der ihr zu Unabhängigkeit verhilft; sie ist eine taffe Persönlichkeit. Im Laufe ihrer Tätigkeit und einem Todesfall in der Umgebung trifft sie auf einen traumatisierten Kommissar, mit ihm zusammen löst sie letztendlich den Fall.

Bei diesem Buch mit einer Mischung aus historischem Roman und Kriminalgeschichte treten interessant skizzierte Personen auf, die von Anfang bis zum Ende authentisch auftreten. Dieser gelungene Genremix gibt einen interessanten Einblick in Wirtschaft und Politik der 1920er Jahre, ist bildhaft erzählt und lässt ein lebendiges und atmosphärisch gut getroffenes Berlin vor meinem inneren Auge entstehen. Die Protagonistin ist eine starke Frau, deren Persönlichkeit sie auszeichnet. Den Titel finde ich gut getroffen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2020

Mittelalterliches Köln

Das Geheimnis der Reformatorin
0

Ich möchte vorausschicken, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Dennoch hatte ich keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, die keine Längen aufweist. Die absolut glaubwürdigen Protagonisten ...

Ich möchte vorausschicken, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Dennoch hatte ich keine Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen, die keine Längen aufweist. Die absolut glaubwürdigen Protagonisten sind hervorragend ausgearbeitet, man kann sich gut in sie hineinversetzen. Die einzelnen Erzählstränge harmonieren miteinander, sie werden sukzessiv entwickelt und logisch zusammengeführt. Die Geschichte des mittelalterlichen Köln ist gut recherchiert und die Handlung ist bestens darin eingebunden. Die Beschreibungen der Innenstadt lassen auf gute Ortskenntnisse der Autorin schließen. Der Spannungsbogen der kriminalistischen Handlung hat mir gefallen. Die Nebenthemen wie die deutsche Bibelübersetzung von Luther sowie Frauen und ihre (kaum vorhandenen) Rechte im Mittelalter passen hervorragend zur Geschichte. Genauso die Treffen der Anhänger Luthers und die Gründung einer Mädchenschule. Der Schreibstil, der angenehm flüssig zu lesen ist und eine Sprache wählt, die hervorragend zum Buchinhalt passt, bereitet ein Lesevergnügen der besonderen Art. Gerne empfehle ich dieses Buch Lesern von historischen Romanen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2020

Sommerroman mit Flair

Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten
0

Der sperrige Titel schreckt zuerst etwas ab, aber die Verbindung zur Kunst in Person von Picasso hat mich dann doch überzeugt, das Buch zu lesen. Zudem lädt das Cover dazu ein, in die Atmosphäre von Südfrankreich ...

Der sperrige Titel schreckt zuerst etwas ab, aber die Verbindung zur Kunst in Person von Picasso hat mich dann doch überzeugt, das Buch zu lesen. Zudem lädt das Cover dazu ein, in die Atmosphäre von Südfrankreich einzutauchen. Wenn dann noch das Kochen zu einem wichtigen Aspekt in den parallel erzählten Geschichten wird, ergibt sich eine Kombination, die Lesevergnügen garantiert. Ein wichtiges Utensil ist ein Kochbuch, das die Großmutter über ihre Tochter an die Enkelin vererbt. Ein Kochkurs in Südfrankreich bringt nicht nur Geheimnisse der Großmutter ans Licht, er stellt auch eine Verbindung zu Vergangenheit und Zukunft her. Die Begegnung mit Picasso spielt eine wichtige Rolle und sorgt letztendlich für ein Happy End.

Die lockere und ungezwungene Erzählweise bereitet Freude. Die Landschaften entstehen vor dem inneren Auge, als Leser fühlt man mit den Protagonisten und lernt auch etwas über das Kochen. Die Themenkombination hat mir gut gefallen und einen interessanten Roman vorgestellt, der viel Atmosphäre birgt. Ein kleines Manko war für mich, dass die Person Picasso nur nebensächlich dargestellt wird, ich hätte mir mehr zu seiner Person und seinen Werken gewünscht. Alles in allem ein lesenswerter Sommerroman mit südfranzösischem Flair.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.07.2020

Zivilcourage zu unterschiedlichen Zeiten

Name: Sophie Scholl
0

Beginnend mit einem Theatermonolog wird die Geschichte der historischen Sophie Scholl mit einer jungen Frau der Gegenwart gleichen Namens zusammengebracht. Auch sie hat eine Entscheidung zu treffen, die ...

Beginnend mit einem Theatermonolog wird die Geschichte der historischen Sophie Scholl mit einer jungen Frau der Gegenwart gleichen Namens zusammengebracht. Auch sie hat eine Entscheidung zu treffen, die Zivilcourage und Mut erfordert. Der geschichtliche Teil rund um die Weiße Rose ist kurz und prägnant dargestellt und enthält trotzdem alle wichtigen Details zum Verständnis der damaligen Situation. Der Wechsel zwischen den Zeiten ist gelungen. Auch die aktuelle Geschichte ist plausibel. Den Zusammenhang anhand des Namens festzumachen war eine tolle Idee.

Der zweite Abschnitt ist sehr wissenschaftlich formuliert und somit keine leichte Lektüre. Das Thema ist absolut passend zum Theatermonolog, aber als Essay doch oft schwierig zu lesen und zu verstehen. Er bringt das Thema Mut und Zivilcourage auf ein anderes Niveau und verdeutlicht die verschiedenen Aspekte des Themas.

Es hat mir gut gefallen, dass die Flugblätter abgedruckt sind. Sie geben einen tollen Einblick in die Arbeit und die Intentionen der Weißen Rose. Die Formulierungen sind klar und deutlich, für jedermann verständlich. Die wichtigsten Aspekte des passiven Widerstands werden erklärt und können leicht nachvollzogen werden. Häufig werden nur Teile behandelt, daher hat es mir gut gefallen, sie im Ganzen zu lesen.

Das Buch ist eine tolle Sammlung zu einem schwierigen und berührendem Thema.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere