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Veröffentlicht am 14.11.2020

Ein kleiner Blick durchs Schlüsselloch

Teatime mit Lilibet
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1932 England. Die 22-jährige schottische Erzieherin Marion Crawford erhält im englischen Königshaus eine Anstellung als Lehrerin für die beiden Prinzessinnen Elisabeth und Margaret, um für die nicht nur ...

1932 England. Die 22-jährige schottische Erzieherin Marion Crawford erhält im englischen Königshaus eine Anstellung als Lehrerin für die beiden Prinzessinnen Elisabeth und Margaret, um für die nicht nur für deren Erziehung zu sorgen, sondern sie auch auf das Leben vorzubereiten. Doch schon bald muss sie erkennen, dass das Palastleben mit der realen Welt vor dessen Toren nicht das Geringste zu tun hat. „Crawfie“ schreibt sich auf die Fahne, dies auf jeden Fall zu ändern, denn sie selbst stammt aus einfachen Verhältnissen und möchte ihren Schützlingen klar machen, dass ihre Untertanen sich nicht von vorne bis hinten bedienen lassen können, sondern selbständig für sich sorgen müssen. So lernen die Prinzessinnen z. B. die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen oder gehen wie normale Menschen ins Kaufhaus, um ein Bewusstsein für das tägliche Leben der Bevölkerung zu erhalten. Marion Crawford stellt ihr eigenes Leben völlig zurück für die Erziehung ihrer beiden Schützlinge und bleibt 16 Jahre am Hof…
Wendy Holden hat mit „Teatime mit Lilibet“ einen unterhaltsamen historischen Roman auf der Basis von Marion Crawfords Buch „Little Princesses“ vorgelegt, der den Leser einen Blick durch das Schlüsselloch des Buckingham Palace werfen lässt. Der einnehmende flüssige und bildhafte Erzählstil wirft den Leser 88 Jahre in der Zeit zurück, um dort Marions Arbeitsalltag im Königshaus mitzuerleben. Da die königliche Familie über Jahrzehnte hinweg in den Medien präsent ist, hat man als Leser das Gefühl, Einblick in die Privatgemächer zu erhalten und dabei einmal mehr festzustellen, dass auch dort nur mit Wasser gekocht wird. Viel interessanter allerdings ist die Person Marion Crawford, die sich um die beiden Prinzessinnen gekümmert und dabei ihre eigenen Lebenspläne nach und nach verabschiedet hat, um dann von einem Tag auf den anderen nach 16 Jahren ausgemustert zu werden. Das Leben am Hof verlangte auch Marion alles ab, doch war es ihre eigene Entscheidung, dieses Opfer zu bringen, um ihren Schützlingen weiterhin nahe zu sein. Die Autorin beschreibt das Leben hinter den Palastmauern genauso, wie es uns die Medien immer wieder suggerieren und was man als Leser auch so haben möchte, ist es doch eine Art Märchenwelt, in die wir uns alle schon einmal hineingeträumt haben. Jedoch wird auch deutlich, mit welch harten Bandagen hinter den Mauern gekämpft wird. Absolute Loyalität ist unabdingbar, und wer sie nicht erbringt, wird sofort zur Persona non grata. Die Intrigen und Skandale, nach denen die Öffentlichkeit lechzt, sollen verborgen bleiben, darin unterscheiden sie sich auch nicht von uns Privatleuten. Doch diese Dinge rufen bei uns allen einen gewissen Kitzel hervor, der gestillt werden möchte, und bisher hat es immer jemanden gegeben, der seinen Mund nicht halten konnte, so dass doch etwas durch die Mauern des Königshauses gesickert ist. Die vielen kleinen Begebenheiten in diesem Buch sind gut aufbereitet und selbst, wenn sie nur erfunden sind, sorgen sie für einiges an Unterhaltung aus der königlichen „Firma“.
Der Charakter von Marion in diesem Roman ist der einer Idealistin, die mit viel Engagement die ihr anvertrauten Schützlinge auf das reale Leben vorbereiten will. Dabei ist sie liebevoll mit einer gewissen Strenge, verantwortungsvoll und vor allem vertrauenswürdig. Ihre Selbstlosigkeit kommt einer Selbstaufgabe gleich, denn alles dreht sich nur um die ihr anvertrauten Mädchen, wobei ihre eigenen Träume und Wünsche immer mehr verblassen. Die einzelnen Mitglieder des Königshauses bieten mit ihrer Darstellung genau den Eindruck, den man bisher oberflächlich auch von ihnen erhalten hat. Während Margaret als Enfant terrible und gescheiterte Existenz durchging, überraschte Queen Mum doch als beinharte Eiskönigin.
„Teatime mit Lilibet“ sollte mit einem Augenzwinkern gelesen und nicht alles für bare Münze genommen werden. Dann ist es eine Lektüre mit einigem Unterhaltungswert und schöne Lesestunden. Verdiente Empfehlung!

Veröffentlicht am 08.11.2020

"Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge." (A. Schopenhauer)

Das Kind der Wellen
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Während eines Urlaubsaufenthaltes ertrinkt die dreijährige Millie bei einem Badeunfall in der Nordsee, was ihre Mutter Lisa völlig verzweifeln und deren Ehe zu einer Belastungsprobe werden lässt. Schließlich ...

Während eines Urlaubsaufenthaltes ertrinkt die dreijährige Millie bei einem Badeunfall in der Nordsee, was ihre Mutter Lisa völlig verzweifeln und deren Ehe zu einer Belastungsprobe werden lässt. Schließlich verlässt sie ihren Mann und ihre beiden Söhne. Um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und alles zu verdauen, zieht Lisa drei Jahre nach Millies Tod zurück in das Ferienhaus an der Nordsee. Dieses ist durch einen Wasserschaden renovierungsbedürftig, so dass Lisa den Schreiner Lars und dessen Sohn Jonas engagiert, Reparaturarbeiten durchzuführen. Dabei finden sie alte Zeichnungen vom Strand und Notizen zu einer Geschichte über ein verlorenes Kind. Der Fund geht Lisa ziemlich nahe, sie möchte unbedingt mehr darüber herausfinden, vor allem über den Verfasser. Mit Hilfe von Jonas stößt sie auf das Schicksal von Victoria Schwayer, die selbst nach dem Ersten Weltkrieg 1919 in dem Haus gewohnt hat…
Rebecca Martin hat mit „Das Kind der Wellen“ einen wunderbaren Roman vorgelegt, der nicht nur durch seine sehr gut miteinander verknüpften zwei Zeitebenen besticht, sondern mit auch einer spannenden und atmosphärischen Geschichte überzeugt. Der flüssige, bildreiche und anrührende Erzählstil katapultiert den Leser sofort in die Handlung hinein. Durch geschickt angelegte Handlungsstränge lernt der Leser zum einen in der Gegenwart Lisas trauriges Schicksal kennen und schließt sich ihr beim Aufspüren der Vergangenheit an. Auf der anderen Seite taucht er ab ins vergangene Jahrhundert, um Victoria kennenzulernen, deren Lebenslauf ebenso ergreifend und berührend ist wie das von Lisa. Victoria ist ein Opfer von Standesdünkel, denn sie lässt sich nicht nur mit dem Feind ein, sondern bekommt auch noch ein uneheliches Kind von ihm, was ihr schlussendlich die Verbannung vom elterlichen Haus in Mainz an die Nordsee einbringt und das Schicksal seinen Lauf nimmt. Die Parallelen zwischen den beiden Hauptprotagonistinnen werden nach und nach gleich einem Puzzle mit einiger Spannung entblättert. Der Wermutstropfen in der Gegenwartsgeschichte ist Lisas Verhalten gegenüber ihrer restlichen Familie. Ihre große Trauer um die verlorene Tochter ist absolut verständlich. Dass sie jedoch ihren Ehemann und ihre beiden Söhne dann einfach allein lässt, zeigt auch einen Egoismus, der wenig nachvollziehbar ist, schließlich trauern auch sie und im Familienverbund kann man sich viel mehr unterstützen nach solch einer Tragödie. Mit farbenprächtigen Beschreibungen zaubert Martin dem Leser während der Lektüre ein schönes Kopfkino, dass ihn an die windumtoste Nordsee führt mit seinen Sandstränden und dem weiten Meerblick.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften ausgestaltet. Lebendig und authentisch nehmen sie den Leser schnell für sich ein, so dass dieser ihnen bei ihren Unternehmungen immer sehr nahe kommt. Lisa ist eine gebrochene Frau, die mit sich selbst nicht mehr zurechtkommt, zu sehr nagen Schuldgefühle und Trauer an ihr. Sie hat alle Gefühle in sich verschlossen, weshalb sie auch ihrer Familie nichts mehr geben kann. Lars und Jonas sind zwei hilfsbereite und freundliche Kerle, die Lisa unterstützen und sich dabei im Hintergrund halten. Victoria ist eine sympathische und liebevolle junge Frau, die zum Opfer der damaligen Gesellschaft wird. Sie hat Träume und ist verliebt, doch bezahlt sie einen hohen Preis. Aber auch Jamal, Victorias Tante und das Stubenmädchen Ilse bringen viel Farbe ins Geschehen.
„Das Kind der Wellen“ fesselt ab der ersten Seite mit einer berührenden Geschichte, einem gelungenen Mix aus Gegenwart und Vergangenheit sowie mit historischem Hintergrundwissen, das gut in der Handlung verankert ist. Emotional und spannend erzählt, geht dieser Roman sehr zu Herzen. Verdiente Leseempfehlung für gefühlvolle und unterhaltsame Lesestunden!

Veröffentlicht am 07.11.2020

Das Geheimnis des zypriotischen Armreifs

Weil du mich riefst
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Seit ihre Mutter durch einen Unfall im Koma liegt, betreibt die 29-jährige Athina, genannt Tina, gemeinsam mit ihrem Vater das familieneigene Restaurant im Herzen von London. Eines Tages wird sie von einem ...

Seit ihre Mutter durch einen Unfall im Koma liegt, betreibt die 29-jährige Athina, genannt Tina, gemeinsam mit ihrem Vater das familieneigene Restaurant im Herzen von London. Eines Tages wird sie von einem griechischen Gast auf ihren Armreif angesprochen, den sie von ihrer Mutter als Geschenk erhalten hat. Der Gast ist sich sicher, dass das Schmuckstück aus seiner Heimat Zypern stammt. Als Tina ihren Vater darauf anspricht, reagiert er abweisend und tut das Ganze als Unsinn ab. Tina geht das Ganze nicht aus dem Kopf, deshalb nimmt sie kurzfristig Urlaub und fliegt mit ihrer Freundin Colleen nach Zypern, um vor Ort Nachforschungen zu ihrem Armreif betreiben. Die Insel zieht Tina sofort in ihren Bann, auch die Begegnung mit dem charmanten Alec macht ihren Aufenthalt besonders, allerdings tut dieser öfter geheimnisvoll. Die Inselbewohner sind ihr bei der Spurensuche nicht sehr hilfreich, und auch ein Mann mit vernarbtem Gesicht flößt ihr Unbehagen ein. Wird Tina das Geheimnis um ihren Armreif und damit die Geschichte ihrer Mutter lüften können?
Emma Wagner hat mit „Weil du mich riefst“ einen unterhaltsamen Liebesroman vor der malerischen Kulisse der Mittelmeerinsel Zypern vorgelegt, der beim Leser nicht nur Fernweh weckt, sondern auch eine interessante Geschichte über zwei Zeitebenen zu erzählen hat. Der locker-leichte, farbenprächtige und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser schnell zwischen den Seiten abtauchen, wo er sich an Tinas Fersen heftet, um mit ihr nicht nur einem Geheimnis auf die Spur zu kommen, sondern auch die vielfältigen Seiten der in türkisches und griechisches Gebiet eingeteilte Insel kennenzulernen. Die farbenfrohen Beschreibungen lassen bei der Lektüre wunderschöne Bilder vor dem inneren Auge entstehen und vermitteln ein Gefühl von Urlaub, Sonne und Meer, während man den Duft von wilden Kräutern, Salz, Mandeln, Pfirsichen sowie Zypressen und Kiefern vermeintlich in der Nase hat. Mit geschickter Hand laviert die Autorin den Leser über zwei Zeitebenen durch ihre Geschichte, lässt einerseits mit dem Jahr 1974 sowohl die politische Vergangenheit der Insel als auch die persönliche von Samira wieder aufleben, und konfrontiert andererseits mit der Gegenwart um Athina und deren Erlebnissen bei ihren Nachforschungen. Gute Recherchearbeit gibt dem Leser einen Einblick in den Konflikt zwischen Griechen und Türken, der auch heute noch schwelt und dem Vergangenheitspart einiges an Emotionen und Dramatik verleiht. Die wechselnden Perspektiven puschen die Spannung immer weiter in die Höhe, bis das alte Geheimnis gelüftet ist.
Liebevoll in Szene gesetzte Charaktere wirken mit ihren menschlichen Eigenschaften lebendig, authentisch und vor allem glaubwürdig, so dass der Leser sich in ihrer Mitte wohlfühlt und Anteil an ihrem Schicksal nimmt. Athina ist eine liebenswerte und offene Frau, die nicht nur Hartnäckigkeit, sondern auch Mut und Stärke beweist. Freundin Colleen ist das genaue Gegenteil und bremst Athina, wenn es nötig ist. Alec ist ein charmanter Kerl, der sich in vielen Lagen als hilfreich erweist, jedoch bleibt er lange auch geheimnisvoll und umtriebig. Samira ist eine tatkräftige Frau mit viel Kampfgeist, die sich den Widrigkeiten mutig entgegenstellt. Zusätzliche Nebendarsteller bereichern die Geschichte mit ihren Auftritten.
„Weil du mich riefst“ ist eine anrührende Liebesgeschichte mit intensivem Inselfeeling, die das Fernweh hervorbringt, während man einer spannenden Geschichte nachspürt. Verdiente Leseempfehlung für eine Urlaubsreise der besonderen Art!

Veröffentlicht am 06.11.2020

Gib und es wird Dir gegeben!

Hannahs Gefühl für Glück
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Völlig unangemessen gekleidet für diese Wetterverhältnisse watet die 12-jährige Hannah bei extremer Kälte durch Eis und Schnee, als der Ex-Mountie Eric Nyland sie auf einer Fahrt aufgabelt und zurück nach ...

Völlig unangemessen gekleidet für diese Wetterverhältnisse watet die 12-jährige Hannah bei extremer Kälte durch Eis und Schnee, als der Ex-Mountie Eric Nyland sie auf einer Fahrt aufgabelt und zurück nach Hause bringt. Dabei fühlt er sich allerdings ziemlich unwohl, denn der er kennt Nigel Wilson, den ehemaligen Lebensgefährten von Hannahs verstorbener Mutter schon lange und kann diesen nicht ausstehen. Schon bald wird Hannah aufgrund von Nigels Gewaltausbrüchen vom Jugendamt aus dessen Haushalt herausgeholt, jedoch ist es kurz vor Weihnachten und eine Pflegefamilie muss erst noch gefunden werden. Hannah möchte gern solange bei Eric wohnen, der sie deshalb in seine Familie einlädt, obwohl Ehefrau Ellie nicht gerade erfreut darüber ist, haben sie doch schließlich mit genügend eigenen Problemen zu kämpfen, die ein fremdes Kind nur noch verschärft. Aber dann kommt alles ganz anders, denn Hannah ist wie ein Lichtstrahl in dunkler Zeit, der die Familie Nyland wieder enger zusammenrücken lässt…
Fran Kimmel hat mit „Hannahs Gefühl für Glück“ einen anrührenden Roman vorgelegt, der zwar in der Weihnachtszeit manifestiert ist, dessen Geschichte allerdings so ganz anders ist, als man anhand des Covers und des Klappentextes vermuten würde und somit eine angenehme Überraschung darstellt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil der Autorin lässt den Leser rasch in die Handlung eintauchen, um voller Spannung auf die Ereignisse warten, die sich ihm hier offenbaren werden. War schon die Auffindung von Hannah und deren Lebensumstände eine herzzerreißende Angelegenheit, erwartet den Leser innerhalb der Nyland-Familie eine Achterbahn der Gefühle, denn hier gibt es so einige Baustellen, die das Miteinander zu einer dramatischen Zerreißprobe machen. Hat der Leser Ellies Ablehnung gegenüber Hannahs Einzug zuerst als hartherzig abgeurteilt, wird er schnell eines Besseren belehrt, denn Ellie hat so einiges am Hals, kümmert sich nicht nur um die beiden schwierigen Söhne und einen dementen Schwiegervater, sondern im Verlauf der Handlung kommt noch etwas aus den Tiefen hervor, das auf ihr Gemüt drückt. Sehr schön zu beobachten sind die Veränderungen innerhalb der Familie bedingt durch Hannahs Anwesenheit, die nach und nach zum Vorschein kommen. Mit behutsamer Hand laviert die Autorin den Leser durch die Nylandische Familiengeschichte, die mit Hannahs Hilfe einige neue Kapitel schreiben wird.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert in Szene gesetzt, ihre lebendigen menschlichen Eigenschaften wirken glaubhaft und authentisch auf den Leser, der gleichzeitig interessiert und berührt an ihrer Wandlung teilnimmt. Waisenkind Hannah wirkt mit ihren 12 Jahren einerseits jung, andererseits aufgrund ihres Schicksals auch unendlich alt. Doch trotz all des Leids ist gerade sie die Wärmedecke, die die Familie Nyland braucht, denn Hannah ist sensibel, empathisch und vor allem wahnsinnig liebenswert. Ellie fühlt sich durch die Verantwortung für alle Familienmitglieder restlos überfordert, sie hat sich selbst unterwegs verloren und funktioniert eigentlich nur noch. Eric ist ein freundlicher Mann, der sich allerdings mehr mit sich selbst beschäftigt, als seine Frau zu entlasten. So fällt auch die Beaufsichtigung seines dementen Vaters Walter in Ellies Zuständigkeitsbereich. Zusätzlich spielen Nigel Wilson, Betty Holt, Sammy und Daniel gewichtige Rollen in dieser intensiven Geschichte.
„Hannahs Gefühl für Glück“ ist ein schönes modernes Märchen, das zum Nachdenken anregt. Eine der Botschaften ist wohl „Gib und es wird Dir gegeben“, denn die Veränderungen innerhalb der Familie durch Hannahs Anwesenheit gehen ans Herz und machen einmal mehr deutlich, dass man seine Aufmerksamkeit mehr nach außen als nach innen richten sollte. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 06.11.2020

Tom Babylons persönlicher Alptraum

Die Hornisse (Tom-Babylon-Serie 3)
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Gerade noch hat der berühmte Rockstar Brad Galloway vor begeisterten Fans sein Konzert in der Berliner Waldbühne beendet. Nun liegt er wenige Stunden danach verstümmelt und ermordet im Gästehaus der Polizei. ...

Gerade noch hat der berühmte Rockstar Brad Galloway vor begeisterten Fans sein Konzert in der Berliner Waldbühne beendet. Nun liegt er wenige Stunden danach verstümmelt und ermordet im Gästehaus der Polizei. Das LKA schickt ihren Ermittler Tom Babylon, der sich zusammen mit Kriminalpsychologin Sita Johanns daran macht, Spuren zu sammeln und vor allem die Frau zu finden, die Galloway auf der Bühne einen Umschlag überreicht hat. Bald schon gibt es eine Verhaftung, die Tom durch ein Wechselbad der Gefühle jagt und ihn selbst zu einem der Verdächtigen macht. So muss er gezwungenermaßen untertauchen, um die Ermittlungen verdeckt weiterzuführen…
Marc Raabe hat mit „Die Hornisse“ den dritten Thriller um sein Ermittlerteam Babylon/Johanns vorgelegt, der sich wieder einmal als absolut nervenaufreibender Pageturner entpuppt. Der flüssige, bildhafte und fesselnde Erzählstil lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben, während er den beiden Ermittlern bei der Spurensuche über die Schulter sieht. Über zwei Zeitebenen sowie unterschiedliche Perspektiven schraubt der Autor die Spannung immer weiter in die Höhe, wobei er zur besseren Identifizierung den Vergangenheitspart in kursiver Schrift hinterlegt hat. So findet sich der Leser durch schnelle dynamische Szenenwechsel mal in der DDR im Jahr 1989 wieder, mal in der Gegenwart bei der Mördersuche. Neben überraschenden Wendungen hat der Autor auch das Privatleben seines Ermittlers Babylon sehr eng mit der Tat verknüpft, so dass der Leser gezwungen ist, konzentriert bei der Sache zu bleiben, um alle eventuellen Möglichkeiten bei der Mördersuche in Betracht zu ziehen und auszuschöpfen, wobei er sich immer wieder fragen muss, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht. Die düstere Stimmung zieht sich wie ein Faden durch die gesamte Handlung und sorgt beim Leser für dauerhaft nervenaufreibendes Gänsehautfeeling gepaart mit einem Knoten im Magen. Zum Ende beschert der Autor einen großen Knall, der den Leser mit einigen offenen Fragen zurücklässt und eventuell erst im nächsten Band eine Aufklärung erfahren wird. Das ist kein so guter Stil und hat leider Sternabzug bei der Bewertung zur Folge.
Die Charaktere haben erneut eine Entwicklung erfahren, wirken mit ihren menschlichen Attitüden lebendig und glaubwürdig, so dass der Leser ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Tom Babylon ist diesmal sowohl psychisch als auch seelisch stark in diesen Fall involviert. Der Verlust seiner Schwester Viola treibt ihn noch immer um, doch diesmal ist es hauptsächlich die Vergangenheit seiner Mutter, die in ihm eine Achterbahn der Gefühle verursacht. Tom zeichnet sich durch eine besondere Kombinationsgabe und akribische Ermittlungsarbeit aus, seine manchmal zweifelhaften Methoden bringen ihn oftmals selbst in Gefahr. Sita ergänzt Tom hervorragend bei der Arbeit, die beiden sind ein eingespieltes Team, das sich blind vertrauen kann. Dazu gehört ab und an auch Toms alter Freund Bene, der sich einmal mehr als Stütze erweist.
Mit „Die Hornisse“ schickt Raabe nicht nur sein Ermittlerduo, sondern auch den Leser auf eine rasante und durchweg fesselnde Mördersuche. Von der ersten bis zur letzten Seite ist dieses Buch wieder ein Pageturner, der leider einen Stern verliert aufgrund des Cliffhangers am Ende. Ansonsten absolute Leseempfehlung für Gänsehautfeeling pur!

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