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Veröffentlicht am 25.12.2020

Und ewig grüßt die Verlorene Welt

DAS VERGESSENE TAL
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Zwei ortskundige Bergführer sollen eine Gruppe Städter an einen seit Jahrzehnten nicht mehr betretenen Ort irgendwo tief in der Wildnis bringen. Klingt nach einem einfachen Job zu einer Zeit, in der Jobs ...

Zwei ortskundige Bergführer sollen eine Gruppe Städter an einen seit Jahrzehnten nicht mehr betretenen Ort irgendwo tief in der Wildnis bringen. Klingt nach einem einfachen Job zu einer Zeit, in der Jobs nicht üppig gesät sind. Doch schon auf dem Weg dahin wird klar, dass weder die Städter noch die Einheimischen richtig wissen, auf was sie sich einlassen, und als sie den Ort tatsächlich erreichen, wird ihnen bewusst, dass kaum einer ihn wieder verlassen wird. Urtiere und -menschen spielen ein lustiges Spiel, das nur für eine Partei amüsant ist: zehn kleine Jägerlein.

Eigentlich mag ich die Idee, die alle paar Jubeljahre wieder von jemandem aufgegriffen wird, doch wie so meistens muss ich feststellen, dass Conan Doyle nicht nur ein Meister darin war, den besten Detektiv der Welt zu ersinnen, sondern auch, was die Verlorene Welt angeht. Zumindest hier hat sich der Autor keine Mühe gemacht, irgendetwas von selbständiger Originalität hinzuzufügen, sondern ganz auf das altbewährte Muster und der lustigen Dezimierung seiner Charaktere gesetzt. Um den Leser nicht zu überfordern, blieb er stur bei schablonenartigen Männern und Frauen, sodass auch dem müdesten Interessenten von vornherein klar war, wer überleben und wer als Futter für Mensch und Tier enden würde. Immerhin war es rasant geschrieben und die paar Seiten haben sich schnell lesen lassen. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 21.11.2020

Rache an Mycroft Holmes

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 28
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In seiner langen Laufbahn hat Mycroft Holmes nicht nur unwillige Dichter und Schriftsteller in seinen Dienst gezwungen, sondern sich auch viele Feinde gemacht, die auf Rache sinnen. Dazu gehört auch die ...

In seiner langen Laufbahn hat Mycroft Holmes nicht nur unwillige Dichter und Schriftsteller in seinen Dienst gezwungen, sondern sich auch viele Feinde gemacht, die auf Rache sinnen. Dazu gehört auch die Cemetery Hill Gang, und die setzt einen komplizierten Plan in Bewegung, um ihm zu schaden. Weil sie Mycroft Holmes leiden lassen wollen, töten sie Bekannte und Freunde von ihm, schicken jedoch vorher Briefe, die - wenn er sie entschlüsseln kann - möglicherweise Rettung versprechen. Doch wenn Wilde und Violett nicht eingreifen, kann es passieren, dass das nicht nur Mycrofts längster, sondern auch sein letzter Tag wird.

Groß nach Logik frage ich in der Serie schon lange nicht mehr, und dennoch tut es oft weh zu sehen, wie sehr aus einer so vielversprechenden Hörspielreihe eigentlich nur noch etwas gemacht wird, um Geld zu scheffeln. Aus Mycroft, der laut Conan Doyle eigentlich einen noch schärferen Verstand besitzt als sein jüngerer, berühmter Bruder, wird ein trotteliger alter Knilch, der Leute mies behandelt und kaum Zwei und Zwei zusammenzählen kann. Das ist so dermaßen schade. Auch dass hier sinnlos Leute gemetzelt werden, aber die Antagonisten zu dumm sind, einen alten, fetten Mann zu erledigen. Und Violett und Wilde machen lieber einen auf Ninjas, als dass hier wirklich ein Fall gelöst wird. Noch immer hervorragende Sprecher, die allein ein bisschen Qualität hochhalten. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 08.11.2020

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Mord in Highgate
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Der "zweite Fall" von Horowitz und Hawthorne.

Horowitz hat sich verpflichtet, drei Bücher über den ebenso unsozialen wie auch genialen Detektiv und Ex-Polizist Hawthorne zu schreiben. Deshalb lässt er ...

Der "zweite Fall" von Horowitz und Hawthorne.

Horowitz hat sich verpflichtet, drei Bücher über den ebenso unsozialen wie auch genialen Detektiv und Ex-Polizist Hawthorne zu schreiben. Deshalb lässt er quasi beim Fernsehdreh einer englischen Serie alles stehen und liegen, als Hawthorne auftaucht und ihm von einem Mord berichtet. Ein berühmt-berüchtigter Scheidungsanwalt ist das Opfer, die Tatlage, das Motiv und die Vorgehensweise unklar und wie üblich tappen tumbe Bullen im Dunklen. Der richtige Auftrag für Hawthorne und seinen schreibenden Sidekick Horowitz. Doch dieses Mal bekommt Horowitz nicht nur Probleme beim Hinterlaufen seines Schreibobjekts, sondern auch mit der Polizei selbst.

Ganz ehrlich? Ich mochte schon den ersten Teil der Reihe nicht sonderlich, doch ich dachte, es könnte ja eigentlich nur besser werden. Und auf gewisse Weise wurde es auch - oder der Gewöhnungsprozess trat ein. Der Fall selbst reißt nicht vom Hocker, ist aber solide aufgebaut und dass Horowitz schreiben kann, hat er mit den Holmes-Büchern bewiesen. Aber ich fand Horowitz als Sidekick schon im ersten Teil unerträglich, und er wurde hier wirklich nicht sympathischer. Eigentlich soll es um Hawthornes unsoziale Vorgehensweise gehen, aber der Einzige, der hier nervt, ist Horowitz als Sidekick. Entweder er betätigt sich mit Namedropping verschiedener Serien oder Bücher, die er ach so gut und genial geschrieben/daran beteiligt war. Oder er behauptet, er hätte einen Hinweis in der Agatha-Christie-Verfilmung versteckt, wo jeder weiß, dass das Taschentuch mit H/N eindeutig von der großen Krimilady selbst erfunden wurde. Im Übrigen scheint Horowitz selbst zumindest Chauvinist, wenn nicht ein verklemmter Frauenhasser zu sein, denn sämtliche auftretenden Frauen sind entweder fett und unterbelichtet und brutal oder falsche Feministinnen oder sitzen wie ein Sack da. Ich denke, da mich die Bücher mehr aufregen als unterhalten, beende ich hiermit das Experiment "Horowitz' True Crime" endgültig. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Prophezeiung

Tales of Beasts and Magic
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Unsere Welt nach Einzug der Magie: Jeden Tag erscheinen neue Bestien, die jeden Tag aufs Neue bekämpft werden müssen. Die Magie hat jedoch nicht nur Bestien erschaffen, sondern auch Menschen mit besonderen ...

Unsere Welt nach Einzug der Magie: Jeden Tag erscheinen neue Bestien, die jeden Tag aufs Neue bekämpft werden müssen. Die Magie hat jedoch nicht nur Bestien erschaffen, sondern auch Menschen mit besonderen Fähigkeiten: die Alchemisten, die Medien und die Krieger. Wenn diese Begabten in einen Rausch fallen, stellen sie Gifte/Gegengifte her, machen Prophezeiungen und bekämpfen die Bestien. Liana ist eine Alchemistin, die mit ihrer besten Freundin, einem Medium, zusammenlebt und sich regelmäßig über die Krieger aufregt. Doch dann macht ausgerechnet ihre Freundin eine Prophezeiung, die Liana zwingt, mit dem schlimmsten und arrogantesten Krieger zusammenzuarbeiten, um die schlimmsten Bestien aufhalten zu können.

Ich bin ein großer Fan von Magie, alternativen Welten und Bestien und ich mochte zum Beispiel die Bestien-Chroniken von Greg Walters sehr gern. Hier hatte ich etwas Ähnliches erwartet und vielleicht hat diese Erwartungshaltung zu Enttäuschung geführt. Das Problem ist, dass hier einfach viel zu wenig Zeit darauf verwendet wurde, den Weltenentwurf auszubauen. Stattdessen wurden endlose Seiten für den immer gleichen Ablauf verschwendet. Die Alchemistin und der Krieger treffen sich, zicken sich an, kämpfen, meditieren. Nicht zu vergessen die grundlos extrem eifersüchtige Möchtegernfreundin des Kriegers, die klischeemäßiger nicht hätte rüberkommen können. Ich fand auch die Sache mit der Magie nicht gut erklärt. Die ist halt jetzt einfach mal da. Und scheinbar gibt's auch keine wirklich modernen Waffen mehr, mit denen man die Bestien bekämpfen könnte, obwohl andererseits Hubschrauber existieren. Das ist schon sehr unglaubwürdig. Ich meine, Raketenangriffe bringen sogar gegen Godzilla was, aber hier gibt es zwar moderne Fortbewegungstechnik, aber keine zum Zerstören? Nein, unsere Krieger hier lernen lieber Stockkampf und sind sehr gut darin, mit ihrem Schwert zu fuchteln. (Nicht was ihr jetzt schon wieder denkt, ihr Ferkel!) Enttäuscht hat mich auch das Lektorat. Es gibt unzählige, zwar kleine, aber dafür immer wieder auftauchende Fehler und Wortwiederholungen, die ich auf Dauer anstrengend fand. Alles in allem hatte ich hier eher das Gefühl, einen Entwurf zu lesen, als dass hier ein fertiges Werk vorgelegt wurde. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 21.10.2020

Außen hui, innen na ja

Flo, der Flummi und das Schnack
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Flo, der Flummi und das Schnack ist ein Vorlesebuch und als solches auch echt schön gestaltet. Gegen das Cover und die Zeichnungen im Inneren gibt es absolut keine Einwände oder Beschwerden. Gut gedacht ...

Flo, der Flummi und das Schnack ist ein Vorlesebuch und als solches auch echt schön gestaltet. Gegen das Cover und die Zeichnungen im Inneren gibt es absolut keine Einwände oder Beschwerden. Gut gedacht finde ich auch, dass zu jeder Geschichte das Alter steht, ab welchem man vorlesen und die Kinder wahrscheinlich verstehen könnten, sowie die voraussichtliche Lesezeit. Die meisten Geschichten waren zwischen fünf und zehn Minuten angesetzt, also perfekt, um auch einfach mal zwischendurch nach dem Buch zu greifen.

Das waren die positiven Dinge, die mir zu dem Buch aufgefallen sind. Was mir weniger gefallen haben, waren die meisten Geschichten selbst. Die waren zum Großteils wirklich entweder extrem banal (selbst für ganz kleine Kinder) oder seltsam im Sinne von HÄ, was wollte uns der Dichter damit sagen?. Nun könnte man argumentieren, dass ich das nicht beurteilen könne, weil ich ja erwachsen bin. Allerdings hat meine Fachfrau - das Vorlesekind im Alter von sechs - genau dasselbe gesagt. Und wenn es für ein Kind schon, ich zitiere "wie doof!" ist, welchen Sinn hat das Buch dann?

Es gab auch ein paar Geschichten, die uns beiden gefallen haben. Das von der kleinen Spinne war nett, die längere Geschichte unter dem Meer oder auch die von den Staubmäusen.

Aber im Großen und Ganzen war das Buch ein ziemlicher Reinfall und auch ein paar Dinge, wo ich mich fragte, ob der Lektor da gepennt hat, kamen vor. Die Behauptung, dass Tiger aus Afrika kämen zum Beispiel. Oder dass eine Elster "ab da immer gemobbt wurde" einfach mal beiläufig eingeschoben, als ob das okay wäre. (Kleiner Spoiler: IST ES NICHT!)

In der Beschreibung des Buches steht was von "Das perfekte Buch für Eltern mit Musik- und Literaturgeschmack!". Und damit wird den Eltern schon im Sinne von Des Kaisers neue Kleider suggeriert, dass, wenn sie das Buch nicht toll finden, sie wohl nicht zur intellektuellen Elite gehören. Und welche Eltern wollen das schon? Bestimmt nicht diejenigen, die die Zeitschrift Nido lesen. Küchenpsychologie, die funktioniert, wenn man die begeisterten Rezensionen anderer liest. Von mir Proleten und meinem Vorlesekind gibt's 2,5/5 Punkten.