Willkommen bei der Bank Ihres Vertrauens
Hatten Sie schon einmal eine unangenehme Begegnung mit einem Vertreter der Bank Ihrer Wahl? Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass Sie nicht das bekommen am Automaten, was Sie eigentlich wollten? War ...
Hatten Sie schon einmal eine unangenehme Begegnung mit einem Vertreter der Bank Ihrer Wahl? Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass Sie nicht das bekommen am Automaten, was Sie eigentlich wollten? War Ihre Bank Ihnen gegenüber schon einmal übergriffig und haben Sie sich nicht schon einmal gefragt, was die Bank eigentlich alles so über Sie und Ihr privates Leben weiß, sowie welchen Mehrwert das System daraus schöpfen kann?
Wenn alle diese Fragen getrost mit "Nein" beantwortet werden können, dann kommt Ihnen "Die Liebe Geld" von Daniel Glattauer tatsächlich wie eine süffisante Komödie vor, die eine utopische Welt beschreibt, von der wir meilenweit, nein Lichtjahre entfernt zu sein scheinen. Wenn jedoch die oberen Fragen eher ein "Ja" hervorlocken und die eine oder andere Begegnung tatsächlich bereits zum Nachdenken angeregt hat, dann ist der Roman eine bitterböse Skizzierung einer erstaunlichen realen, zukunftsorientierten Welt und für eben diese kurze, aber nachdrückliche, literarische Ohrfeige in das Gesicht unser freiheitsorientierten, selbstständigen Gesellschaft kann ich Daniel Glattauer gegenüber nur meinen Hut ziehen.
In eben diesem Manifest sieht sich Alfred mit der Situation des nahenden Hochzeitstages konfrontiert und möchte dafür entsprechend Geld aus seinen Ersparnissen abheben. Was als kleines Missverständnis beginnt endet in einer weitaus größeren Skizzierung dessen, was die Bank unseres Vertrauens in der Zukunft für uns in petto haben könnte und das ist weit mehr als nur eine Bereitstellung des Geldes.
Bitterböse, scharf gezeichnet und raffiniert gestrickt führt Daniel Glattauer den Leser in die neue Welt der Banken, gefüllt mit, für mich, vielen realen Stricken, die er fulminant utopisch zu Ende strickt, die somit ein so faszinierendes und zugleich erschreckendes Bild ergeben, dass ich immer noch hinterfrage, ob ich gerade bei der richtigen Bank bin und was "richtig" in diesem Zusammenhang überhaupt noch bedeuten kann. Eine Empfehlung für alle, die bereits den einen oder anderen Zweifel am Bankensystem hegen, die bitterbösen Humor lieben und scharfe Dialoge gepaart mit skurrilen Inhalten zu schätzen wissen.