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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2020

So ganz anders, aber es nimmt einen mit, ganz tief hinein

Dort, wo die Zeit entsteht
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Ganz eigen ist diese Geschichte, irgendwie nicht fassbar, Und doch packt einen das Geschehen, soweit man von Geschehen sprechen kann, denn das, was Katharina wiederfährt, was ihr Bewusstsein erlebt, mündet ...

Ganz eigen ist diese Geschichte, irgendwie nicht fassbar, Und doch packt einen das Geschehen, soweit man von Geschehen sprechen kann, denn das, was Katharina wiederfährt, was ihr Bewusstsein erlebt, mündet in ein geheimnisvolles Dunkel, dass, wenn man es durchbricht, aufreißt und ein Licht frei gibt, das zu einem Ausgang lockt, der ein Eingang ist, zurück in die reale Welt.
Aber bevor Katharina an dieser Schwelle steht, hat diese Geschichte ja erstmal einen ganz normalen Anfang und der geht so. Katharina ist eine junge Frau, die als Ärztin in einem Krankenhaus arbeitet. Die Dienste sind anstrengend und stressig und die Regeln, die dort, nicht von Katharina bestimmt, zu befolgen sind, machen ihr Probleme, denn es sind keine guten Regeln und sie stimmen einfach nicht. Um von all dem einmal etwas Abstand zu gewinnen, fährt sie über die Zeit zwischen den Jahren in die Berghütte ihrer Familie, ganz allein, ohne dass es irgend jemand weiß. Als sie dort gerade angekommen ist, klopft die Alte an ihre Tür, die sich um die Hütte kümmert und die sie schon aus Kindertagen kennt. Sie will sehen, ob alles in Ordnung ist und Katharina begrüßen. Bevor sie dann wieder geht, gibt sie Katharina noch den Rat, auf ihre Träume zu achten und erzählt von einer wilden Jagd, die irgendwelche 'Gestalten, die einer alten Geschichte entstammen' umtreibt, in diesen Nächten. Und als Katharina die Tür der Hütte von innen schließt, da beginnt es, dieses Andere, das sich da draußen aus der Natur erhebt und sehr viel verändern wird, in Katharina selbst.
Diese Geschichte ist wirklich anders und wenn man als Leser nach deren Ende wieder auftaucht aus den sphärischen Nebeln dessen, was da war, dann muss man sich erst mal sammeln und verstehen tut man es vielleicht, etwas später.
Dieses Buch ist ein Erlebnis, denn man erlebt etwas. Was Worte doch erzeugen können, erstaunlich!

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Der Kampf um Rom als neue italienische Hauptstadt und eine Handvoll Menschen, die dies erleben lassen

Es war einmal in Italien
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Luca Di Fulvio und der historische Roman sind einfach miteinander verwoben. Schon viele Male hat der Autor bewiesen, dass seine Geschichten eine ganz eigene Nische dieses Genres abbilden. Das perfekte ...

Luca Di Fulvio und der historische Roman sind einfach miteinander verwoben. Schon viele Male hat der Autor bewiesen, dass seine Geschichten eine ganz eigene Nische dieses Genres abbilden. Das perfekte Zusammenspiel von historischer Handlung und ganz großem Menschenkino, das gelingt in dieser Perfektion nicht vielen. Und das ist auch in seinem neuesten Buch 'Es war einmal in Italien' nicht anders. Der Schauplatz des Geschehens ist Rom. Und die Kämpfe, die dort stattfinden, führen letztendlich zur endgültigen Eingliederung des Kirchenstaats in das italienische Königreich und zur Deklarierung Roms als neue Hauptstadt Italiens. Soweit die Historie, aber nun kommen wir zu den Protagonisten dieses Romans, die für uns Leser dafür sorgen, dass Fakten zu Emotionen werden und aus Geschichte Lebendigkeit. Da ist Pietro, der von Nella, einer echten Contessa, aus dem Waisenhaus geholt wird und die fortan versucht, dessen Mutter zu sein. Und dann gibt es noch Marta, die im Zirkus lebt, aber irgendwie das Gefühl hat, dort nicht wirklich hinzugehören. Diese Drei, Pietro, seine neue Mutter Nella und die junge Marta treffen, auf elegant verschlungenen Wegen, schließlich in Rom aufeinander und bestimmen, mit vielen Irrungen und Wirrungen, diese Geschichte, absolut packend und getragen von viel Sympathie für die handelnden Personen.
Über 700 Seiten Leseunterhaltung vom Allerfeinsten, besser geht's nicht.

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Veröffentlicht am 25.10.2020

Ein wahrer Hintergrund und daraus entsteht ein nahezu perfekter Kriminalroman

Die Krieger
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1984 wurde auf die Münchner Diskothek Liverpool ein Brandanschlag verübt. Es gab ein Bekennerschreiben der Gruppe LUDWIG, einer terroristischen Gruppe mit nicht ganz klaren Zielen, die sonst vorwiegend ...

1984 wurde auf die Münchner Diskothek Liverpool ein Brandanschlag verübt. Es gab ein Bekennerschreiben der Gruppe LUDWIG, einer terroristischen Gruppe mit nicht ganz klaren Zielen, die sonst vorwiegend in Italien agierte, aber wirklich aufgeklärt werden konnte die Tat nie. Vor diesem realen Hintergrund erleben wir hier einen Kriminalroman, der in allen Bereichen überzeugt.
Doch von vorne. Der gerade aus Berlin zur Mordkommission nach München gewechselte Ermittler Nick Marzek wird aufgrund des vermuteten Zusammenhangs einiger Verbrechen im Müncher Rotlichtmilieu mit einer in Italien mordenden terroristischen Gruppe als Neuzugang nach Italien abkommandiert, mehr oder wenig freiwillig im Schlepptau eine Übersetzerin, die im Kommissariat putzende Italienerin Graziella. Dort angekommen, merken die beiden schnell, dass auf diesem unbekannten Terrain, mit einer komplizierten und recht uneindeutigen Faktenlage und der doch ganz anderen Mentalität der italienischen Seele, dass erfolgreiche Ermittlungsarbeit nur eine Chance hat, wenn sie sich zusammenraufen. Das tun sie dann auch, und wie sich herausstellt, ergänzen sie sich gut und Gaziella legt erstaunlich nützliche Fähigkeiten an den Tag. Es macht richtig Spaß, diesem ungewöhnlichen Ermittlerpäärchen zuzusehen, wenn sie sich durch den kriminellen Sumpf der Möglichkeiten kämpft, irgendwo zwischen religiösem Fanatismus, radikalem Rechtsextremismus und politischem Machtgeschacher.
Ein absolut gelungener superspannender Kriminalroman ist diese Geschichte geworden. Hier stimmt einfach alles und das Flair Italiens kommt auch nicht zu kurz.

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Veröffentlicht am 24.10.2020

Barbarottis sechster Fall und ein echter Nesser eben

Barbarotti und der schwermütige Busfahrer
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Nesser schreibt seine Kriminalromane, wie Meisterdiebe ihre Tat planen, durchdacht, präzise elegant und mit einer ganz eigenen künstlerischen Note. Und hier tut er es wieder.
Der Fall, auf den das inzwischen ...

Nesser schreibt seine Kriminalromane, wie Meisterdiebe ihre Tat planen, durchdacht, präzise elegant und mit einer ganz eigenen künstlerischen Note. Und hier tut er es wieder.
Der Fall, auf den das inzwischen auch privat verbandelte Ermittlerpaar Barbarotti und Backmann trifft, führt sie einige Jahre zurück in der Zeit, zu einem Busfahrer, der an einem Unfall beteiligt war, bei dem es mehrere Tote gab. Nicht nur, das diesen Mann die eigene Schuld niederdrückt, eine Art Racheengel hat beschlossen, Vergeltung zu üben. Und das tut dieser dann auch. Backmann war damals die Kommissarin, die das spätere Opfer um Hilfe gebeten hat. Und dieser von Schuld gebeutelte Mann, der kommt der Kommissarin auch ganz aktuell in den Sinn, denn auch sie ist schuld am Tod eines Menschen, weil sie die vermeintlich richtige oder vielleicht doch falsche Entscheidung getroffen hat. Und so entstehen zwei Erzählebenen, zwischen denen sich der Autor elegant hin und her bewegt und so für zusätzliche Kurzweil und Spannung sorgt. Auch sonst wird es nicht vergessen, das Spiel mit der Sprache, ein wichtiges Nesser-Merkmal, das so herrlich in den Ermittlerdialogen, die schon fast Duellen gleichkommen, seinen Ausdruck findet.
Dieses Buch hat alles, was es erlaubt, einem Krimifall auch wirklich die Bezeichnung Kriminalroman zuzugestehen, eine das Geschehen tragende Spannung, realistische unaufgeregte Ermittlerarbeit und 'menschliche Kontakte' mit viel Lebendigkeit.
Ein echter Nesser ist das eben, sehr zu empfehlen, natürlich auch für Neuzugänge.

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Veröffentlicht am 21.10.2020

Eine Frau reflektiert ihr Leben, in der Hoffnung auf ein lebendiges Morgen

Ada
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Ada ist eine Frau Mitte 40 und alles in ihr fühlt sich stumpf und bedrückend an. Sie hat schon jede Menge Leben hinter sich und trägt nun schwer daran. Und so beschließt sie, einen Therapeuten aufzusuchen ...

Ada ist eine Frau Mitte 40 und alles in ihr fühlt sich stumpf und bedrückend an. Sie hat schon jede Menge Leben hinter sich und trägt nun schwer daran. Und so beschließt sie, einen Therapeuten aufzusuchen und ihm ihr Leben zu erzählen, in der Hoffnung, so wieder neue Kraft und ein inneres Gefühl des Lebendigseins zu erlangen. Ada wurde am Ende des Krieges, 1945 geboren und hat ihre Kindheitsjahre zusammen mit ihrer jüdischstämmigen Mutter Sala in Argentinien verbracht. Als die beiden nach Berlin zurückkehren, sucht Sala wieder Kontakt zu Adas Vater und sie leben von nun an als eine Familie. Doch Adas Sehnsucht und Hoffnung auf Geborgenheit und vor allem mütterliche Wärme bleibt unerfüllt. Wenn überhaupt, wird ihr später geborene Bruder damit beschenkt. Nach dem Abschluss der Schule beginnt Ada zu studieren, versucht sich an Drogen und der freien Liebe und durchlebt die neuere Geschichte der Bundesrepublik, auf der westlichen Seite, mit Mauerbau, dem Aufblühen der deutschen Wirtschaft und der 68-er Bewegung.
Sie ist eine Suchende, nach ihren Wurzeln, nach der Geschichte ihrer Familie und damit auch ihrer eigenen. Aber ihre Fragen bleiben unbeantwortet, ihre Mutter möchte weder über ihre jüdische Herkunft noch über die Dinge reden, die in jungen Jahren ihr eigenes Leben geprägt haben. Ada kann diese Wand nicht durchbrechen und so wendet sie sich ab und sucht, mit kaltem Herz und kalter Seele verzweifelt nach etwas, wo sie die ersehnte Geborgenheit und ein Angekommen sein erleben darf, nach einer Familie.
Dieser Roman ist deutsche Nachkriegsgeschichte, stimmig und authentisch erzählt, durchtränkt von all den Gefühlen, Ängsten, Nöten und Verdrängungen, die unsere Gesellschaft durchzieht, bis heute. Mich hat diese Geschichte mitgenommen, in mehr wie einer Hinsicht. Diese niederdrückende Schwere, mit der Ada durchs Leben geht und so wenig Licht auf ihrem Weg, das kommt sehr beim Leser an. Aber natürlich, ohne wenn und aber, 'Ada' ist ein absolut gutes Buch, ein würdiger Nachfolger zu Christian Berkels erfolgreichem Erstwerk und ich bin mir sicher, da kommt noch mehr.

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