Die Transzendenz der keltischen Melancholie
Transzendiert das Denken während des Lesens, nachdenklich und poetisch, von unvergleichlicher Schönheit, ästhetisch und entrückend!
Vom Wikipedia - Artikel rezitiert:
"John Burnside wurde am 19.03.1955 ...
Transzendiert das Denken während des Lesens, nachdenklich und poetisch, von unvergleichlicher Schönheit, ästhetisch und entrückend!
Vom Wikipedia - Artikel rezitiert:
"John Burnside wurde am 19.03.1955 in Dunfermline / Fife in geboren, ist also schottischer Autor.
Burnside wuchs in Cowdenbeath auf und zog mit zehn Jahren nach Corby. Er begann als ungelernter Industriearbeiter in einer Fabrik der Automobilzuliefererindustrie. Er studierte in Cambridge am damaligen College of Arts and Technology (heute: Anglia Ruskin University) Englisch und europäische Sprachen. Danach war er in der Entwicklung von Computer-Software tätig, bevor er 1996 freiberuflicher Schriftsteller wurde.
Burnside war Writer in Residence der University of Dundee und ist heute (2015) Professor für Kreatives Schreiben an der University of St Andrews in Schottland. Er schreibt eine Kolumne in The Guardian und war 2007 einer der Juroren beim kanadischen Griffin Poetry Prize, 2011 war er ein Juror für den Manchester Fiction Prize.
In seinem ersten Roman Haus der Stummen ging er dem Experiment von Jalaluddin Muhammad Akbar nach, ob Sprache angeboren oder erlernt ist. Der Roman Glister ist ein Lehrstück über die Umweltzerstörung. In I put a spell on you geht er der Arbeitergeneration seines Vaters nach. In seinen autobiografischen Schriften thematisiert er das für ihn unnormale Leben in den Vorstädten aus dem Blickwinkel seiner Apophänie und seine Drogensucht, denen er mit einer Schreibsucht entkam.
Burnsides u. a. von T. S. Eliot beeinflusste Lyrik zeugt von Begegnungen mit den Geräuschen, Tieren und Pflanzen seiner Umgebung. Deren Raumgestalt spielt eine Rolle: Hecken, Zäune, Gärten, Gräben, Schneisen im Wald, Bahnsteige, Häfen, Strände, Übergangszonen in der Dämmerung. Dennoch kommt kein Gefühl von home auf; die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen; viele Räume bleiben leer." Zitat Ende!
Hier folgt nun meine Rezension:
Dieses Buch ist eine lyrische Offenbarung, eine Collage an verschiedensten Impressionen sowie Reflektionen, deren gemeinsamer Nenner die Vergänglichkeit ist und wie man diese definiert.
Mir gefällt, daß der Autor kritisch Stellung bezieht gegen die etablierten Amtskirchen und eine eindeutig antikapitalistische Haltung, ohne nun Kommunist zu sein.
Er kritisiert ebenso deutlich zurecht die exponentielle Zunahme der Vernichtung der Umwelt, nicht nur die üblichen bekannten Faktoren, sondern ebenso zuviel Lärm, zuviel und zuwenig Licht.
Ihm ist schon früh bewußt, daß das Leben durch Vergänglichkeit definiert wird und nur dem Moment eine Art von Ewigkeit innewohnt. Brodsky ist eines seiner größten Vorbilder.
Er beklagt, daß der postpostmoderne Mensch offenbar vergessen bzw. verdrängt hat, sich in der Disziplin der Ars Moriendi zu üben. Denn das Sterben ist Teil des Lebens, während der Tod außerhalb Zeit und Raums liegen und trotzdem unbegreiflich bleibt. Es wäre ein Paradoxon, wenn man erführe, wie es wäre, tot zu sein. Aber wer weiß, wie das posthume Mysterium sich reell darstellt.
Auch John Burnside beansprucht nicht für sich, der Weisheit letzten Schluß zu kennen. Das wäre zu vermessen. Seine Annährungen jedoch an das, was den Menschen in seinem ureigensten Kern ausmachen könnte, sind sehr faszinierend und aufschlußreich.
Mein Denken kommt ihm dergestalt sehr entgegen und dieses Buch ist eine wahrhaftige Bereicherung. Seine Wortwahl verleiht dem Text eine ätherische Note, aber ohne daß das Buch esoterisch ist oder spirituell verquast.
O nein, der Autor ist schon geerdet, doch seine philosophischen Ausführungen in einem lyrischen Kontext erheben das Buch auf eine höhere Ebene, die anspruchsvoll ist, aber durchaus verständlich. Es ist kein Buch für nebenbei. Vom Leser / in wird schon zurecht erwartet, mitzudenken und selbst intensiv zu sinnieren.
Das Buch ist von einer uralten keltischen Melancholie geprägt mit einer schmetterlingszarten Firnis des verträglichen Optimismus. Die Metaphern, die er verwendet, lassen dieses Buch wie ein Lebewesen agieren und es schäumt schier über vor magischem Realismus. Welch schönes Buch!