Profilbild von Darkangelsammy

Darkangelsammy

Lesejury Star
offline

Darkangelsammy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Darkangelsammy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2020

Seltsamer und schlimmer als Fiktion!

EVIL
0

Grausamer, authentischer Trip in die Hölle der menschlichen Psyche - auf wahren Begebenheiten beruhend! Nichts für schwache Nerven!

Bei "harten" Büchern kann man sich mit den Worten beruhigen, daß es ...

Grausamer, authentischer Trip in die Hölle der menschlichen Psyche - auf wahren Begebenheiten beruhend! Nichts für schwache Nerven!

Bei "harten" Büchern kann man sich mit den Worten beruhigen, daß es letztendlich "nur" Fiktion ist. Aber weil Jack Ketchums Buch auf einer wahren Begebenheit beruht, gibt es diese Gewißheit hier leider nicht. 

Jack Ketchum hat hier die Elemente eines der schlimmsten Verbrechen geschickt fiktionalisiert. Das nimmt der schockierenden Wucht des geschilderten Grauens nicht jedoch nicht die klaustrophobische Intensität. Ein bedrückendes, unbehagliches Buch in einer gelungenen Mischung aus Emotionalität und dem Sezieren eines Mikrokosmos, in denen Perversitäten in unendlicher Grausamkeit kulminieren. Das Buch las ich bereits vor längerer Zeit, aber es sucht mich immer noch heim. Den zugrundeliegenden Mordfall kannte ich bereits und konnte so gut vergleichen, was der Autor verändert hat. Zum echten Mordfall später mehr.

Der zwölfjährige David lebt in den 50er Jahren in einer ach so ruhigen all - American suburb. Er ist mit den drei Nachbarssöhnen der alleinerziehenden Ruth befreundet, hängt viel bei ihnen ab. Sie sind in einem ähnlichen Alter. Ruth ist überfordert und läßt sie auch Alkohol trinken. 

Ein fatales Verhängnis wird initiiert, als die Eltern von Meg und Susan bei einem Autounfall sterben. Sie kommen in Obhut ihrer Tante Ruth. David verknallt sich sogar in das charmante, agile Mädchen Meg. 

Aber für Meg beginnt eine Tour de force der Folter, psychisch und physisch, an der sich ebenso ihre Cousins aktiv und und gerne beteiligen werden. Nicht nur Ruth, die damit anfing. Bis zur Eskalation ...

Ausschließlich aus Davids erwachsener Sicht werden die damaligen Vorkommnisse rekapituliert. Wie schuldig machte er sich durch Passivität, obwohl er nicht mitmachte und mehr mitbekam, als für ein Kind gut ist. Warum tat er gar nichts? Handelte nicht? Egal wie. Aber noch schlimmer ist, daß die Nachbarn, die Schule, die Behörden wie die drei Affen "nichts" hörten, sagten oder sahen. Natürlich! Vollkommen normal, daß ein Mädchen zu Tode gefoltert wird, aber leider bittere Realität. 

Jack Ketchum ist nicht voyeuristisch, auf billige Schocks aus und ergötzt sich auch nicht am Leid im Stile eines Torture Porns. Man merkt seinen eigenen Zorn, Fassungs - und Hilflosigkeit mehr als deutlich. Und das Buch macht betroffen. Aus Neid und Eifersucht wird Meg zum absoluten Haßobjekt von Ruth. Die Tortur wird immer extremer, unvorstellbar. Sowas hatte man aus Konzentrationslagern gehört, von Regimen und Foltergefängnissen. 

Schleichend breitet sich der Teppich der Dunkelheit aus und der Autor schildert schonungslos, wie die Grausamkeit sich selbst immer bestialischer generiert und die Abwärtsspirale an Tempo exponentiell zunimmt.

Und das Allerschlimmste ist, wie schon erwähnt, daß das tatsächlich passiert ist. Kurzer Abriß:

Sylvia Marie Likens ( *03.01.1949 Lebanon / Indiana ) starb nach einer beispiellosen Tortur am 26.10.1965 in Indianapolis. Subdurales Hämatom, Schock, Dehydration und Malnutrition.

Fünf Kinder, Eltern, die von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen. Aus diversen Gründen gab der Vater Sylvia und die jüngere Schwester Jenny in Pension zu Gertrude Baniszewski. 

Drei Wochen ging alles gut, aber das Geld des Vaters, das wöchentlich kam, traf zu spät ein. Es fing mit Schlägen auf die entblößten Hintern der Mädchen an. Baniszewski war alleinerziehende Mutter sieben Kinder mit eigenem Haus. Sie und ihre Teenagertochter Paula sind von Neid sowie Eifersucht auf hauptsächlich Sylvia zerfressen. Jenny ist infolge von Polio behindert. Verleumdungen, Schläge, Essensentzug, Demütigungen, Freunde der Teenagerkinder der Baniszewski fingen an sich mit "Hingabe" zu beteiligen, hinterher sogar Nachbarskinder. 

Es wurde immer exzessiver, daß sogar ein Foltermeister sich gewundert hätte. ( ein Beispiel: brennende Zigaretten auf der Haut - hundert Mal hintereinander in kurzer Zeit! ). Unaussprechliche grauenvolle Folterqualen! Die man nicht hier erwähnen kann, sogar mit sexuellen Komponenten. Nachbarn, Schule und Behörden sahen weg, verharmlosen, spielten runter, glaubten nicht.

Und das Empörendste ist: Baniszewski wurde 1966 zu lebenslänglich verurteilt und kam 1981 bereits wieder frei und auch die anderen Sadisten bekamen nur lächerliche Strafen für diese ungeheuerliche, unvorstellbare Verbrechen. Nachweislich waren weder Baniszewski noch "Ruth" wahnsinnig, obwohl das eine bequeme Option gewesen wäre, sich das Grauen zu erklären. Einfach nur verkommen, bar jeder Empathie, verroht. Deswegen ist dieses Buch, auch wenn es unangenehme Lektüre ist, sehr wichtig. Es rüttelt auf, sensibilisiert und mahnt zur Wachsamkeit, denn auch der nette Nachbar oder der freundliche Onkel, die zuvorkommende Tante kann ein grausamer Sadist sein.





  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2020

Ein Roadtrip in der Dystopie

Der Verdoppler
0

Undici ( elf auf Italienisch ) will von Italien nach Bangladesch - mit dem Velo. Annähernd 10.000 Kilometer. Er ist ein Klon des Masters Konrad Kocher. Jener will die Menschheit gegen ihren Willen seine ...

Undici ( elf auf Italienisch ) will von Italien nach Bangladesch - mit dem Velo. Annähernd 10.000 Kilometer. Er ist ein Klon des Masters Konrad Kocher. Jener will die Menschheit gegen ihren Willen seine Technologie andienen. Ein Gegner jedoch hat diese Innovationen in seiner Hand und möchte die Menschheit knechten.

Undici ist die letzte Hoffnung, das aufzuhalten. Vielleicht kann er bei Ex - Freundin Dipu eine wichtige Waffe erhalten, die ihm von Nutzen sein könnte. Wird er es schaffen?

Das Buch ist eine Dystopie, aber auch Philosophie, Wissenschaffsthriller, Roadtrip, Abenteuer ...

Es ist leicht geschrieben, aber nicht "einfach" oder banal und doch herrlich anspruchsvoll. Mit hochinteressanten Reflektionen nicht nur wie es zu den globalen Umstürzen kam, sondern auch über ihn selbst Undici, der sehr intensiv denkt. Fundamentale Fragen werden ebenso berührt.

Ist er als genetisch Identer ein einzigartiges Individuum? Machen nur unsere Gensequenzen zu einem Unikum? Oder ist es nicht vielmehr die Psyche, der Charakter, die Seele? Die man nicht klonen kann ...

Warum sonst sollte er anders sein, so daß er der letzte Widerständische ist?

Dieser faszinierende Exkurs führt uns nicht nur durch zwölf Länder, sondern ebenso durch diverse Wissenschaften.

Es gibt nicht nur deutliche Kritik an der Gesellschaft, sowie der aktuellen Conditio Humana. Wie jede exzellente Dystopie spiegelt die Handlung die jüngste Vergangenheit sowie relative Gegenwart durch pointierte Bemerkungen. Will Hofmann ist ein kluger, wachsamer und alerter Beobachter. Durch das Filter seiner Feder destilliert er komprimiert er auf ca. 319 Seiten die Zustände der Welt in unterschiedlichen Facetten.

Der plastische Erzählstil bringt Dynamik und Vitalität in das Buch, reißt den Leser unweigerlich in den Strom der Worte mit.

Selbst wenn Undicis Mission scheiterte, wird er nie mehr derselbe sein. Solch ein existentialistischer Trip ist bewußtseinserweiternd, auch für den geneigten Leser, ganz ohne Drogen. Ein unbehagliches Szenario, das niemals Realität werden möge ... Sehr gut ausgetüfelt, Will Hofmann! Hoffentlich haben Sie keinen Klon?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2020

Erika war ebenfalls eine Zauberin!

Die Tochter des Zauberers - Erika Mann und ihre Flucht ins Leben
0

Das Buch greift aus den biographischen Zeitläuften der faszinierenden Erika M. September 1936 bis Dezember 1937 heraus.

Es ist sehr genau recheriert, weil Heidi Rehn auf alle zugänglichen Quellen zurückgegriffen ...

Das Buch greift aus den biographischen Zeitläuften der faszinierenden Erika M. September 1936 bis Dezember 1937 heraus.

Es ist sehr genau recheriert, weil Heidi Rehn auf alle zugänglichen Quellen zurückgegriffen hat. Zwecks dramaturgischer Verdichtung nimmt sie sich einige literarische Freiheiten heraus. Dieser Kunstgriff ist jedoch durchaus vertretbar, weil sie dadurch noch andere Facetten aufzeigen kann. Es führt jedenfalls nicht zu unzulässigen Verzerrungen.

Trotz aller Genauigkeit beansprucht das Buch für sich nicht, ein Sachbuch oder eine "akademische" Biographie zu sein. Es ist fiktionalisiert, aber eben mit sovielen Fakten wie möglich. Diese Mischung aus Fiktion und Authentizität gibt dem Buch seinen ganz besonderen Reiz.

Denn es ist quasi so, als ob man in Erikas Haut steckte und durch ihren Blick gefärbt die Welt sieht.

W. H. Auden ermöglichte ihr mit einer Scheinheirat, daß sie fliehen konnte, während Thomas und Katia noch in Europa blieben.

Sie und ihr Bruder Klaus waren die "Gemini", die schillernden Apollofalter und zogen viel Aufmerksamkeit auf sich.

Klaus, labil und eher emotional haderte mit dem riesigen Schatten des Zauberers. Erika war stark, manchmal anstrengend, hochintelligent, fürsorglich. Mit einem unsteten Liebesleben. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Bisexualität, während Klaus die Männer liebte und ebenso hochbegabt war wie sie.

Sie erkannte schon sehr früh, welche Gefahr Hitler darstellte und engagierte sich flammend gegen ihn. Auf manche macht sie einen unwirschen Eindruck und daß sie manchmal zu ichbezogen war. Aber ich denke, daß das ein Irrtum ist. Sie war auch sensibel, versteckte das jedoch hinter ihrer impressiven Art, um nicht verletzt zu werden. Sie besaß zweifellos Charisma. Innerlich unruhig und wie ein Blatt im Wind, aber vor Energie übersprudelnd.

Heidi Rehn schreibt in einer eingängigen, verständlichen, irisierenden Art über Erika und hat ihr so ein Denkmal geschaffen, aber nicht abgehoben über uns allen schwebend. Sie macht sie menschlich greifbar mit all ihren Stärken und Schwächen. Beim Lesen generiert sich ein wirbelnder Sog, der alles um einen herum vergessen macht. Dieses Buch ist ebenso hilfreich die Schwellenangst vor Erika Mann zu überwinden, falls einer schon mehr über sie wissen wollte, aber an einer "akademischen" Biographie gescheitert ist. Und zwar wegen eines temporär auftretenden Bibliokomas, der akuten Langeweile der "Trockenheit" geschuldet.

So kann der interessierte Mensch einen Blick riskieren, bis er ebenfalls im Buch versinkt, um dann auszurufen: Erika war selber eine Zauberin!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2020

In the year 2031, 2031!

Vor dem Abgrund
0

Es dräut und droht - was droht und dräut uns ins Dunkel zu treiben? Fesselnder High Tech - Stoff, der gefangennimmt! Klasse Auftakt!

Etwas, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden! ...

Es dräut und droht - was droht und dräut uns ins Dunkel zu treiben? Fesselnder High Tech - Stoff, der gefangennimmt! Klasse Auftakt!

Etwas, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden!

Nanotechnologie - Fluch oder Segen? Kann man KI trauen? Haben Filmreihen wie "Terminator" etwa Mißtrauen gegen Technologie gesäht?

Zu Beginn spielt das Buch im Jahr 2031. Fünf Studenten, unter anderem Stephanie und Steven stellen sich sehr geschickt an, was diese revolutionäre Technik betrifft. Sie werden im Laufe der folgenden Jahre zu erfolgreichen Entrepreneurs, bis etwas scheinbar fatal schiefzugehen droht ... Mit unvorhersehbaren Folgen ... im Jahr 2042.

Die Technicus Termini werden sehr gut in eine hochexplosive, brisante, spannende Handlung allgemeinverständlich eingebunden, so daß auch der nicht technikaffine, dergestalt versierte Mensch sehr gut hineinkommt. So kann man exzellent der Geschichte folgen.

Michael Hirtzy hat dem Wissenschaftsthriller entsprechend einen nüchternen Schreibstil, sehr angebracht, aber dieser entbehrt nicht der Gesellschaftskritik, wie zum Beispiel der Mär vom ewigen Wachstum.

Feinsinniger Humor, wie ein Seitenhieb auf den neuen Berliner Flughafen ( o Gott! Meine Fresse! Er ist tatsächlich fertig! Unfassbar! ), und andere Pointen, ist allerbeste ziselierte Ironie.

Das Tempo steigert sich exponentiell, so daß einem beim Blick auf das Tacho schwindlig wird. Bis zum explosiven Finale des Auftakts. Eine erschreckend authentisches Szenario!


:

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2020

Potzblitz! Bang! Boom! BAM! O jaaaaa!

Liebe ungeplant
0

Ist das ein schönes, herzerwärmendes Buch. Und die Liebe schleicht einmal wieder Ahnungslosen hinterher! 😀

Julia und ihr Freund Victor, der Männer liebt, sind die Inhaber einer Hochzeitsagentur, "Pink ...

Ist das ein schönes, herzerwärmendes Buch. Und die Liebe schleicht einmal wieder Ahnungslosen hinterher! 😀

Julia und ihr Freund Victor, der Männer liebt, sind die Inhaber einer Hochzeitsagentur, "Pink Clouds". Die Handlung spielt übrigens in Alba, Schottland übersetzt.

Allerdings wurde das Gebäude, in welchem sie ihren Sitz haben, von einem Immobilienhai geschluckt und das könnte noch durchaus negative Folgen zeitigen.

Einen Premiumfisch ziehen sie selbst jedoch aus dem Teich. Sie sollen die Hochzeit von dem High Society - Paar Tessa und Rob gestalten. Das wäre DER Ritterschlag und die allerbeste wertvolle Werbung.

Logan ( komisch, wieso stelle ich mir ihn immerzu als Hugh Jackman vor? Woran das wohl liegen mag? ) ist ein äußerst attraktiver Kerl ( physisch wie mental ), der auch im Kilt eine knackige Figur macht. Trotz ihrer eigentlich eisernen Prinzipien brennt Julia bald lichterloh? Schneller als ihr lieb ist? Da bei ist er doch der Bruder der Braut und die Familien der Kunden sind in ihren Augen doch tabu. Und dann kommen auch noch Mißverständnisse hinzu ...

Der fluffige, charmante, bezaubernde Schreibstil Martina Gerckes umgarnt einen wie eine flauschige Seidenkatze.

Romantik, Erotik und Humor tanzen mit muskulösen Waden sehr harmonisch den Highland Fling in einem optimalen Timing.

Es wird exponentiell heißer und des öfteren kann man herzhaft lachen. Das löst so manch inneren Knoten.

Julia und Victor sind sofort in mein Herz geflitzt - dauerhaft. Und Logan ist schier umwerfend und ebenso in meinen Cortex geplatzt, um zu bleiben. Julia ist so herzig, aber ebenso stur, genau wie Logan! Kommunikation, Leute! 😀😍😘 Darüber können sich die Angusrinder nur muhend wundern!

Der Ärger, der durch den Immohai droht bringt zusätzlich fesselnde Aufregung in den Plot.

Auch Nebenprotagonisten wie Amy, Ivy ( Nachname nicht League ) und Tessa sehr sympathisch. Eine wunderbare Feelgood - Geschichte, die nicht abgehoben ist. Klasse!

You'll take the high road

And I'll take the low road

And I'll be in Scotland before ya ... 🎶🎶🎶🎻🎹🎼🎵

Weniger

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere