Ein Virus gekommen, sie zu knechten, ins Dunkel zu treiben und zu binden!
Das Virus in unsErhellendes, sehr gut recheriertes, packend geschriebenes Wissenschaftssachbuch mit politischer und sozialer Dimension! Man lernt viel dazu!
Corona! Ich höre den kollektiven Aufschrei! Bitte nicht! Ich ...
Erhellendes, sehr gut recheriertes, packend geschriebenes Wissenschaftssachbuch mit politischer und sozialer Dimension! Man lernt viel dazu!
Corona! Ich höre den kollektiven Aufschrei! Bitte nicht! Ich kann nichts mehr darüber hören! Es hängt mir zum Ösophagus heraus! Oder schlicht: Würg!
Aber die Pandemie ist nun einmal Tatsache ( und Pan hat damit nichts zu tun! ). Dieses Buch hier hat ein Vorwort aus dem August dieses Jahres 2020. Es ist also ganz zeitnah am Geschehen dran, auch wenn fast täglich neue Erkenntnisse hinzukommen, die soweit noch nicht berücksichtigt werden konnten. Aber aktueller geht es eigentlich gar nicht mehr.
Es beginnt mit der Chronologie dieser Pandemie und es wechselt sich des öfteren mit hochinteressanten, faszinierenden Kapiteln ab, die die Evolutionsgeschichte der Viren nach neuestem Stand schildern.
Für die, die es noch nicht wußten, Viren sind nicht nur Pathogene, sondern waren anfänglich in Symbiose sehr nutzbringend für die Evolution des Menschen. Ohne Viren, könnte unser Speichel keine Amylase ( Stärke ) bereits vorverdauen, gäbe es keine Plazenta und nicht das Gedächtnis, wie wir es kennen. Außerdem helfen sie auch bei der Abwehr maligner Bakterien und sind hocheffektive Darmbewohner, die dem Menschen helfen.
Mutierte Viren, vor allem, zoonotische, also die, die die Grenze zwischen Tier und Mensch überspringen, sind ganz besonders gefährlich unter Umständen. Wir hatten von 1918 bis 1920 die Spanische Grippe ( die kurioserweise ihren Ausgang höchstwahrscheinlich von Kansas nahm ), sowie 1957 und Ende der 60er Jahre auch kleinere Pandemien. Die Spanische Grippe war die verheerendste Pandemie des 20. Jahrhunderts, mehr Opfer als der Erste Weltkrieg forderte.
Minutiös zeichnen die Autoren nach, daß Corona schon früher als Dezember 2019 aufgetreten ist. Und daß nicht nur in China verhängnisvolle Fehler begangen wurden, sondern ebenso in Europa, wenn man an Ischgl in Tirol denkt. Die Zustände, die dort herrschten und hier geschildert werden, wären auch ohne Pandemie ekelerregend und grenzwertig. Kein Mensch braucht Skifahren zum Leben und das Totschlagargument der Arbeitsplätze zieht bei mir nicht, weil die Ökologie der Alpen vernichtet wird - in Etappen und der Klimawandel negative Folgen für den Schneefall zeitigen wird. Was hat man von ach so tollen Arbeitsplätzen, wenn die Erde unbewohnbar wird?
Die Ökologie ist ein sehr wichtiges Thema in Zusammenhang mit Corona, denn Pandemien, auch unter Umständen sehr virulente, weitaus letalere Viren als Corona haben durch Urwaldrodungen und dem Vordringen von Menschen in Lebensräume leichtes Spiel. Fledermäuse leben zum Beispiel sehr gut mit ihren Viren, aber der Mensch nicht, wenn er sie sich einfängt. Es muß auch nicht alles vom Homo Sapiens gefressen werden, nur weil es potentiell essbar ist.
Die politischen Dimensionen und sozialen Auswirkungen des Lockdowns werden ebenfalls geschildert und ob dieser denn tatsächlich nötig sei. Wenn jeder vernünftig wäre, wohl nicht, aber leider sind viele nicht vernünftig, obwohl es auch viele mit ausgeprägter Selbstverantwortung gibt. Ich kann das Gejaule und Gejammer einiger über das Tragen der Masken nicht mehr ertragen. Reißt euch zusammen, die ihr da greint, was bitte ist daran so schlimm? Taiwanesen und Südkoreaner mit ihrer Maskendisziplin haben dafür kein Verständnis.
Aber es gäbe Mittel und Wege, die Pandemie einzudämmen, aber ob diese in Europa umsetzbar und praktikabel sind ist eine andere Frage.
Auf jeden Fall ist Corona wie ein Brennglas, das scharf aufzeigt, wo es überall im System negativ hakt und hängt. Die Länder mit den größten Mängeln haben leider auch die meisten Toten!
Ein sehr gut geschriebenes, hervorragend recheriertes, packendes Buch, das zum Reflektieren und Diskutieren anregt und ethische Antworten gibt. Möge das wichtige Buch viele Leser finden! Einer der Autoren, Kurt Langbein, ist als Verfasser von "Bittere Pillen" sehr bekannt!