Wer nicht verrückt ist, ist nicht normal!
Ein tiefgründiges, reflektierendes Buch, das die Dynamiken einer dysfunktionalen Familie messerscharf Schicht für Schicht freilegt!
Das ist natürlich ein plakativer Titel für die Rezension, aber er enthält ...
Ein tiefgründiges, reflektierendes Buch, das die Dynamiken einer dysfunktionalen Familie messerscharf Schicht für Schicht freilegt!
Das ist natürlich ein plakativer Titel für die Rezension, aber er enthält schon Wahrheit, denn in dieser Welt kann man nicht "normal" bleiben, was man unter Normalität auch immer versteht!
Tobi ist Hannas jüngerer Bruder. Er soll schizophren sein, also psychisch schwer erkrankt. Sie, er und drei weitere Brüder sind mittlerweile erwachsen.
Der Vater hat sich als Homosexueller geroutet und kann endlich wahrhaft leben. Die Mutter betätigt sich als Künstlerin. Hanna läßt aber nicht zu, daß die Familie Tobi in eine Einrichtung abschieben wollen.
Sie holt ihn zu sich, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Tobi nimmt seine Tabletten nicht mehr, läßt die Compliance vermissen, rastet immer öfter aus. Bald droht ihr die Situation über den Kopf zu wachsen, aber unerwartete Hilfe naht ... Kann es ein Happy End geben?
Die Mutter scheint eher kalt und distanziert, aber vielleicht liegt das daran, daß sie die ( aussichtslose? ) Situation nicht akzeptieren kann. Die Eltern und die Brüder sind ?zunächst? keine große Hilfe.
Ein Teil von Tobis komplexer Erkrankung ist vielleicht auch den dysfunktionalen Strukturen seiner Familie geschuldet.
Elsa Rieger betreibt keine Schwarzweißmalerei. Mit viel Empathie und Liebe begegnet sie ihren ( oftmals total überforderten ) Protagonisten. Tiefgründig gestaltet und jeder auf seine und ihre Art sympathisch, ganz besonders Hanna und der zerbrechliche Tobi.
Mit scharfem Blick seziert die Autorin mit charmantem "österreichischen" Erzählstil Familienstrukturen und entlarvt Verlogenheiten vermeintlich heiler Familien und angeblich erstrebenswerter konservativer Werte.
Diffizile Themen werden hier vielschichtig, aber nicht bleischwer wiedergegeben. Und die Autorin redet nicht aus dem Elfenbeinturm, sondern hat im realen Leben mit jemandem so etwas Ähnliches erfahren.
Sehr empfehlenswert für jeden, der vor Realismus nicht zurückschreckt.