Profilbild von Sumsi1990

Sumsi1990

Lesejury Star
offline

Sumsi1990 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sumsi1990 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2017

Fliegenpilze aus Kork

Fliegenpilze aus Kork
0

"In der Schule fragt mich jemand, was mein Vater arbeitet. Ich sage, er ist Überlebenskünstler." (Zitat, Seite 76)

"An der Uni fragt mich jemand, was mein Vater arbeitet. Ich sage, er ist Bauarbeiter. ...

"In der Schule fragt mich jemand, was mein Vater arbeitet. Ich sage, er ist Überlebenskünstler." (Zitat, Seite 76)

"An der Uni fragt mich jemand, was mein Vater arbeitet. Ich sage, er ist Bauarbeiter. Danach schäme ich mich dafür." (Zitat, Seite 171)

Inhalt:
Dieses Buch handelt von einer Vater-Kind-Beziehung nach der Trennung der Mutter. Die Tochter lässt uns als Ich-Erzählerin an den Abenteuern und dem Leben mit dem Vater in Wien teilhaben! Im Laufe der Zeit bzw. mit dem Erwachsenwerden der Tochter verändert sich auch das Verhältnis.

Schreibstil:
Der Roman ist in erster Linie nach dem Alter der Tochter gegliedert. In weiterer Folge besteht er aus kurzen, bruchstückhaften Erzählungen, die viel Raum für Interpretationen lassen.

Das Buch ist trotz des eher schwierigen Themas leicht und Flüssig zu lesen und baut bis zu Mitte erheblich an Spannung auf.

Fazit:
Ich habe diesen Roman wirklich gerne gelesen und er hat mir auch wirklich gut gefallen. Ein positiver Aspekt war meiner Meinung nach auch sicher der Österreich-Bezug, der für mich einfach eine Geschichte von anderen abhebt.

Mein einziger (kleiner) Kritikpunkt wäre, dass die Autorin doch so viele Fragen offen lässt und ich mir nach Beenden des Buchs noch lange kein Urteil bilden konnte. Somit handelt es sich aber jedenfalls um Gelesenes, das lange in Erinnerung bleibt und nachwirkt!

Veröffentlicht am 03.02.2017

Überraschung

Boy in the Park – Wem kannst du trauen?
0

Inhalt:

Dylan nimmt uns mit in seine Welt. Er ist über vierzig, arbeitet als Verkäufer für Nahrungsergänzungsmitteln, von denen er eigentlich nichts hält und findet seine Ruhe im Schreiben von Gedichten. ...

Inhalt:

Dylan nimmt uns mit in seine Welt. Er ist über vierzig, arbeitet als Verkäufer für Nahrungsergänzungsmitteln, von denen er eigentlich nichts hält und findet seine Ruhe im Schreiben von Gedichten. Weiters zeigt er uns seine kleine heile Welt, die er für sich in einem Park nebst einem kleinen Teich findet. Dort verbringt er seine Mittagspausen und beobachtet am Teich jeden Tag einen kleinen Jungen. Als dieser einen Schnitt am Arm sowie ein schlimmes Hämatom im Gesicht hat, beginnt eine verwirrende Verfolgungsjagd…



Schreibstil:

Das Buch ist für mich nicht ganz leicht und locker-flockig zu lesen. Zwischendurch hat es für mich immer wieder den Anschein, dass Dylans Hobby, nämlich die Lyrik in gewisser Weise hier verarbeitet werden soll. Da ich solch Wortergüsse nicht wirklich mag, war ich anfangs ein wenig enttäuscht. Sobald jedoch die Geschichte an Fahrt gewinnt, ebbt die literarische Sprache ab und die Spannung kommt.



Ansonsten ist die Geschichte unterbrochen von Anhörungsprotokollen des Gefängnisses sowie Aufzeichnung von Sitzungen mit einer Psychologin, die den gefangenen Joseph betreut. Diese Abwechslung hat mir sehr gut gefallen und hat den Erzählstrang aufgelockert.



Fazit:

Mir hat das Buch schlussendlich sehr gut gefallen. Bis zu Hälfte war ich ziemlich unsicher, ob die Geschichte etwas für mich ist und habe mit der gestelzten Sprache gehadert.



Nachdem jedoch die Wendung, die der Roman nimmt, ein wenig absehbar war, war ich vollauf begeistert, da ich solche Psychogramme sehr gerne mag und diese Geschichte wirklich überraschend, erschreckend und sehr durchdacht ist.



Für Fans von Shutter-Island und sonstigen verwirrenden Geschichten, die einen ratlos zurücklassen, ist dieses Buch bestens geeignet. Deshalb gibt es von mir trotzdem 4 Sterne!

Veröffentlicht am 14.12.2016

Fahrrad

Im Sommer wieder Fahrrad
1

Die Autorin Lea Streisand verarbeitet in diesem Buch ihre Krebserkrankung, die sie mit Anfang 30 befallen hat im Zusammenhang mit dem Leben ihrer Großmutter, genannt Mütterchen.

Das Buch ist zu gleichen ...

Die Autorin Lea Streisand verarbeitet in diesem Buch ihre Krebserkrankung, die sie mit Anfang 30 befallen hat im Zusammenhang mit dem Leben ihrer Großmutter, genannt Mütterchen.

Das Buch ist zu gleichen Teilen eine Hommage an die Großmutter und eine Reise durch deren spannendes Leben, als auch eine ganz persönliche Schilderung der Autorin und deren Leben mit dem Krebs.

Der Schreibstil ist sehr leicht und locker, was meiner Meinung nach gerade bei einem solch persönlichen und tragischen Hintergrund wirklich passend ist. Genau diese Art der Geschichte hat mir schon beim Schmökern in der Leseprobe sehr gut gefallen. Sowohl die Autorin, als auch Mütterchen haben ein unvergleichlich offene Sprache und jede Menge Charm und Witz in diesem Buch. Aufgrund dessen, dass hier kein Blatt vor den Mund genommen wird, sind mit die Personen wahnsinnig sympathisch gewesen.

Die Geschichte springt immer zwischen dem Leben der Großmutter und der schweren Zeit der Autorin hin und her, ohne dabei verwirrend zu sein. Im Gegenteil tut diese Erzählform viel für die Zusammenhänge und die Spannung!

Weiters hat mir gut gefallen, dass die Autorin - nicht wie in vielen Büchern zu diesem Thema - ihre Krebserkrankung eben nicht beschönigt hat und nicht immer die starke Heldin war. Genau das ist meiner Meinung nach die Realität.

Das verarbeitete Leben ihrer Großmutter hat mich auch schwer beeindruckt. Eine solch starke, unabhängige Frau in der damaligen Zeit ist wirklich ungewöhnlich und faszinierend.

Einzig und allein das Ende war mir ein wenig zu kurz. Dieses kam mir ein bisschen überhastet und abgekürzt vor. Gerade deshalb, da die Geschichte sehr langsam aufgebaut war, hätte ich mir dieses Tempo bis zum Schluss gewünscht.

Veröffentlicht am 23.11.2016

Tessa

Tessa
0

Tessa wohnt in Berlin, ist Mitte 20 und scheitert in ganzer Linie an ihrem Leben. Sie hat schwere psychische Probleme und kommt mit einem normalen Alltagsleben nicht zu Recht. Sie ist arbeitslos, ihre ...

Tessa wohnt in Berlin, ist Mitte 20 und scheitert in ganzer Linie an ihrem Leben. Sie hat schwere psychische Probleme und kommt mit einem normalen Alltagsleben nicht zu Recht. Sie ist arbeitslos, ihre Wohnung verwahrlost und außer in Drogen, Alkohol und Sex findet sie keine kurzzeitige Erleichterung.

Dieser Roman ist ein mehr als heftiges Psychogramm einer gescheiterten Existenz. Die Worte sind passend hart gewählt und der Schreibstil ist trotz ständiger monotoner Wiederholungen der Erlebnisse der Protagonistin für mich fesselnd!

Ich muss nur ehrlich sagen, dass mich der stetige Aufbau der Geschichte bzw. das ständige Verschlimmern der Situation von Tessa schwer traumatisiert hat und mich wirklich nach Beenden des Buchs ziemlich verstört zurückgelassen hat. Ich mag schockierende Geschichten und habe dieses Buch deshalb ausgewählt. Für Leute die zärter besaitet sind bzw. menschliche Dramen mit psychologischem Hintergrund nicht gut aushalten ist dieser Roman aber eindeutig nicht geeignet.

Ein Punkt der mich noch ein wenig befremdet hat, war die Tatsache, dass sich bis am Schluss nicht herausstellt, warum die Protagonistin überhaupt keine Bezugspersonen wie z.B. Eltern oder Familie hat bzw. man auch aus deren Vergangenheit nichts erfährt. Dies ist wahrscheinlich von der Autorin bewusst so gewählt worden - mir hätten nur ein wenig mehr Informationen gut gefallen!

Alles in allem ein sehr gelungenes, beklemmendes, schlimmes Buch für Menschen mit guten Nerven, die ein solches Genre gerne lesen.

Veröffentlicht am 16.10.2016

Hool

Hool
0

Inhalt:
Heiko ist ein junger Erwachsener, der in schwierigsten familiären Verhältnissen aufgewachsen ist (der Vater ist Alkoholiker, die Mutter abgehauen) und ein Hooligan ist. Beruflich betätigt er sich ...

Inhalt:
Heiko ist ein junger Erwachsener, der in schwierigsten familiären Verhältnissen aufgewachsen ist (der Vater ist Alkoholiker, die Mutter abgehauen) und ein Hooligan ist. Beruflich betätigt er sich mit wenig Begeisterung bei seinem Onkel Axel im Gym, das in wesentlichen nur ein illegaler Umschlagplatz bzw. Treffpunkt der Hooliganszene ist. Im großen und ganzen ist Heiko schon in diesem Millieu aufgewachsen und hat abgesehen vom Fußball keine Ablenkung bzw. Zerstreuung fùr sein eingefahrenes Leben. Doch leider wenden sich immer mehr wichtige Menschen von ihm und der Szene ab und auch familiär hat er keinen Rückhalt...

Schreibstil:
Der Roman ist in kurze Absätze gegliedert, was ich sehr angenehm zu lesen fand. Er ist aus der Perspektive von dem Protagonisten Heiko geschrieben und schwankt immer wieder von der Gegenwart in vergangene Episoden bzw. Erinnerungen.

Die Geschichte ist leicht und flüssig zu lesen, die Sprache ist jedoch teilweise ziemlich aggressiv und brutal, was meiner Meinung nach aber passend zum Genre ist!

Fazit:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, obwohl ich anfangs aufgrund des Fußballthemas eher skepitsch war. Klarerweise handelt es sich um einen Roman und keine Reportage, sodass für mich die Verallgemeinerungen und voreingenommenen Meinungen und Ansichten der Szene durchaus in Odnunh waren und man dies auch aus anderen Formaten zu diesem Thema kennt, auch wenn man das nicht alles für bare Münze nehmen darf - es ist eben eine Geschichte!

Ab der Hälfte des Buchs war ich regelrecht gefesselt, da hier immer mehr Hintergrundgeschichten aufgedeckt werden, die die Geschichte spannend machen! Diese Zeitsprünge sind für mich perfekt ins Buch integriert! Auch das Fußballthema nimmt nir einen unterschwelligen passenden Teil der Geschichte ein, sodass man das Buch auch ohne weiteres als nicht fußballinteressierte Person lesen kann!

Mein einziger Kritikpunkt, ist für mich aber eher eine Geschmacksfrage: Ich habe es sehr schade gefunden, dass sehr viele offene Enden in dieser Geschichte nicht aufgelöst wurden, wobei fraglich ist, ob das überhaupt zu der Story gepasst hätte. Ich bin einfach kein Fan von "offenen Enden"!

Alles in allem ist der Autor verdient mit dem Roman auf der Shortlist des deutschen Buchpreises und ich würde eine klare Leseempfehlung aussprechen!