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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2020

Guter Reiheneinstieg

Die Göttinnen von Otera (Band 1) - Golden wie Blut
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Schon wieder konnte ich es mir nicht verkneifen eine neue Jugendbuchreihe anzufangen. Aber das Cover hat mich einfach magisch angezogen. Die Welt, die in Otera erschaffen wird, ist eine archaische und ...

Schon wieder konnte ich es mir nicht verkneifen eine neue Jugendbuchreihe anzufangen. Aber das Cover hat mich einfach magisch angezogen. Die Welt, die in Otera erschaffen wird, ist eine archaische und von Männern und Vorurteilen beherrschte. Mädchen, die ganz offensichtlich durch ihr Blut als ungewöhnlich erkannt werden, müssen aus der normalen Gesellschaft entfernt werden und haben nur durch eine harte und grausame Ausbildung die Möglichkeit, sich wieder zu integrieren. Das nenne ich mal eine Gruppe von Menschen ausgrenzen. Durch diese Ausgangssituation, denn die Hauptdarstellerin Deka ist natürlich eine der Ausgestoßenen, ist es ein recht düsteres und für Mädchen und Frauen eher frustrierendes Szenario. Und die Heldin muss sehr mit sich ringen und sich wirklich verändern, denn anfangs fügt sie sich in dieser Welt und denkt lange nicht daran, auszubrechen und umzudenken.

Es handelt sich um ein Jugendbuch und diesem Umstand rechne ich mal den eher einfachen Erzählstil zu, der für mich gerne etwas ausführlicher und mehr ins Detail gehender hätte sein dürfen. Viele Beschreibungen kratzen nur an der Oberfläche und lassen sehr großen Raum für die Phantasie des Lesers. Dadurch wird es manchmal etwas zu wage für meinen Geschmack. Alles in allem lässt sich das Buch aber gut lesen und wird zum letzten Drittel hin richtig spannend. Und man möchte wissen, wie es weitergeht, also heißt es waren auf den zweiten Band, der bereits angekündigt wurde.

Veröffentlicht am 11.08.2020

Gute alte Zeiten, oder?

Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens
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bblubber vor ein paar Sekunden


„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ so lautet der vielversprechende Titel dieses Buches und man bekommt genau das, was er verspricht.

Erzählt ...



bblubber vor ein paar Sekunden


„Mein Vater, John Lennon und das beste Jahr unseres Lebens“ so lautet der vielversprechende Titel dieses Buches und man bekommt genau das, was er verspricht.

Erzählt wird aus der Perspektive von Anton, einem jungen Mann, der Ende der 70ger Jahre versucht, einen Lebensplan für sich zu entwerfen und herausfinden, was er im Leben wirklich erreichen möchte. Er weiß nur, dass er vor allem aus dem Schatten seines Vaters, einem ehemals sehr angesagten Fernsehstar, heraustreten möchte. Bei seinem Versuch, dem Vater zu einem Comeback zu verhelfen, erkennt er, dass auch sein Vater jede Menge Schwächen und Probleme hat.

Gefüllt wird die Story mit dem prallen Leben der Metropole New York, in der es damals heftig brodelte. Die Emanzipation der Frau, der Ruf nach Gleichberechtigung in der afroamerikanischen Bevölkerung, steigende Kriminalität aber auch sämtliche Facetten des brodelnden Showbusiness bilden die Rahmenhandlung. Wer im passenden Alter ist, wird das ein oder andere erkennen, wird sich an Erlebnisse aus der eigenen Jugend, an Lieder und Fernsehsendungen erinnern. Dass John Lennon höchselbst eine wichtige Rolle spielt, ist interessant und etwas schräg. Obwohl ich eigentlich zu jung für diese Geschichte bin, fühlte ich mich wohl und an Erzählungen meiner Eltern und deren Lieblingsserien erinnert.

Besonders gut gefallen haben mir die bissigen Dialoge und der Erzählstil, der teilweise lakonisch-bitter aber auch ironisch und sehr gut zu lesen war. Ja, das Ende kommt etwas überraschend aber mir war klar, dass hier nur ein kurzer Blick in dieses Leben gedacht war. Eine Momentaufnahme, ein Jahr, ein Rückblick auf eine Zeit, die uns fremd und vertraut ist und die den Grundstein für viele Entwicklungen gelegt hat, die uns auch heute wie damals noch beschäftigen. Irgendwie war alles ein wenig anders und doch hat sich nicht so viel verändert wie wir alle glauben.

Veröffentlicht am 27.07.2020

zwei fremde Leben

Zwei fremde Leben
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70ger Jahre in der DDR. Ricarda ist von ihrem Freund schwanger. Der Vater, Oberarzt in der Gynäkologie eines Krankenhauses, ist wenig von dieser Beziehung begeistert und macht daraus auch kein Hehl. Aber ...

70ger Jahre in der DDR. Ricarda ist von ihrem Freund schwanger. Der Vater, Oberarzt in der Gynäkologie eines Krankenhauses, ist wenig von dieser Beziehung begeistert und macht daraus auch kein Hehl. Aber hat er wirklich die Hände im Spiel, als bei der Geburt etwas schief läuft? Angeblich ist das Kind bei der Geburt gestorben. Aber Ricarda kann das nicht glauben. Bald verdächtigt sie ihren Vater, die Hände im Spiel zu haben. Aber niemand weiß etwas Genaues, es gibt keine Beweise nur haltlose Vermutungen. Sogar eine Exhumierung bringt kein Licht ins Dunkel. Über all dem Suchen und all dem Schmerz des Verlustes zerbricht Ricardas Ehe und er Jahrzehnte später kann sie scheinbar mit allem abschließen. Bis eine junge Frau vor ihrer Türe steht und behauptet, sie könnte ihre Tochter sein. Jetzt ist Ricarda skeptisch aber sie forscht erneut mit der Frau nach der Wahrheit.

Der Verlust eines Kindes ist immer tragisch und sicher schwer zu verkraften. In Ricardas Fall ist dem Leser natürlich schnell klar, dass sie durchaus Gründe dazu hat, am Tod des Kindes zu zweifeln. Über weite Strecken ist es ein deprimierend-trauriges Buch, denn keiner glaubt ihr, keiner kann oder will ihr helfen. Auch der Zusammenbruch der DDR ist nicht hilfreich. Das sich das Blatt schließlich doch noch wendet und Ricarda die Wahrheit erfährt, war dringend nötig und so findet die Geschichte doch noch ein versöhnliches Ende. Ob sie ihre Tochter wirklich gefunden hat, verrate ich nicht.

Frank Goldammer ist mal wieder nah dran an seinen Personen und erzählt eindringlich und glaubwürdig.

Das Cover finde ich persönlich toll. Es wird das passende Gefühl im Leser wachgerufen.

Veröffentlicht am 09.03.2020

Palast der Frauen

Das Haus der Frauen
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„Das Haus der Frauen“ war mein zweites Buch dieser Autorin. Wieder ein schönes Cover, stilistisch an „Der Zopf“ angelehnt.

Erzählt wird von Soléne, einer erfolgreichen Anwältin in Paris, die nach dem ...

„Das Haus der Frauen“ war mein zweites Buch dieser Autorin. Wieder ein schönes Cover, stilistisch an „Der Zopf“ angelehnt.

Erzählt wird von Soléne, einer erfolgreichen Anwältin in Paris, die nach dem dramatischen Selbstmord eines ihrer Klienten in eine Burn-out-Phase geschliddert ist und die versucht, durch gemeinnützige Arbeit wieder einen Sinn fürs Leben zu finden und ihre Depressionen zu überwinden.

Sie arbeitete also im „Palast der Frauen“ einem Haus, welches Blanche Peyron gemeinsam mit ihrem Mann vor 100 Jahren ins Leben gerufen hat. Dort finden Frauen auf jede nur erdenkliche Art und Weise Rat und Unterstützung.

Das Buch liest sich schnell und unkompliziert. Die Geschichte plätschert, meiner Meinung nach, etwas vor sich hin. Es gibt keinen richtigen Spannungsbogen, sondern viele Einzelschicksale – auch in der Vergangenheit – die hier gestreift werden. Es ist eine Art Panoptikum und auch wenn Soléne mit ihren Problemen im Zentrum steht, so geht es doch eher um das Haus an sich und um eine humanitäre Einrichtung, die seit 100 Jahren für Frauen und mit Frauen existiert. Ein angenehmes aber unspektakuläres Buch.

Veröffentlicht am 09.03.2020

1794 - keine angenehme Zeit

1794
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Niklas Natt och Dag – was für ein genialer Name – bringt mit „1794“ seinen zweiten historischen Kriminalroman über den Häscher Jean Michael Cardell heraus. Er bleibt dabei sowohl dem Plotaufbau als auch ...



Niklas Natt och Dag – was für ein genialer Name – bringt mit „1794“ seinen zweiten historischen Kriminalroman über den Häscher Jean Michael Cardell heraus. Er bleibt dabei sowohl dem Plotaufbau als auch der Struktur seiner dramatis personae treu.

Auf verschiedenen Zeitebenen wird sowohl nach einem Mörder gesucht als auch der Mord erklärt und beschrieben. So weiß der Leser einerseits immer gut über den Stand der Ermittlungen Bescheid und andererseits werden die Geschehnisse um die Tat beschrieben. Gleich bleibt auch der Dreck, der Gestank, die Brutalität, die schon im ersten Band – 1793 – den Leser erschüttert und teilweise sicher auch abstößt. Diesmal ist ein besonderer Fokus auf dem rüden, ja sogar grausamen, Umgang mit psychisch Kranken. Gequält, gefoltert, weggesperrt ohne Aussicht auf Rettung oder auch nur faire Behandlung, muss man miterleben, was die damalige Gesellschaft mit diesen armen Menschen getan hat. Nicht zum ersten Mal lese ich von solchen Zuständen, aber Natt och Dag hat es selten brutal und widerlich beschrieben. Zarte Gemüter sollten sich wappnen.

Wie im ersten Band stört mich, dass die Spannung lange auf sich warten lässt und sich das Buch teilweise sehr zieht. Es ist nicht unbedingt ein Pageturner. Zumindest in der ersten Hälfte war ich nicht wirklich zufrieden mit dem Plot. Später wird das besser aber für fünf Sterne reichte es dennoch nicht mehr.

Ein historischer Roman, der seine Stärke also nicht unbedingt im Kriminalfall findet, sondern eher darin, die damaligen Zustände genau und ungeschönt zu betrachten und mehr die Hintergründe der Tat aufzudröseln, als sich um die Jagd nach dem Mörder wirklich intensiv anzunehmen.