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Veröffentlicht am 24.02.2017

Die Musik der verlorenen Kinder

Die Musik der verlorenen Kinder
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Das Cover besticht durch die Fassade von Chicago. Ein Buch der leiseren Töne. Hektik wäre hier fehl am Platz. Das Buch erzählt uns die Geschichte von Benny, Napoleon und Pearl. Benny ist der Sohn eines ...

Das Cover besticht durch die Fassade von Chicago. Ein Buch der leiseren Töne. Hektik wäre hier fehl am Platz. Das Buch erzählt uns die Geschichte von Benny, Napoleon und Pearl. Benny ist der Sohn eines jüdischen Fabrikanten, der Mützen herstellt. Seit sein kleiner Bruder damals im Schneesturm starb und er sich schuldig an dessen Tod führt, ist das Klavierspiel seine einzige Leidenschaft. Hier kann er vergessen. Bei seinen Botengängen für seinen Vater kommt er auch in die nicht so zu empfehlenden Ecken der Stadt. Hier wird Jazz gespielt, was Benny total fasziniert und er eignet sich diesen Stil und diesem Swing an. Napoleon ist ein Waisenkind, er kam aus den Süden nach Chicago und spielt die Trompete wie ein junger Gott, er läßt sie schluchzen, jauchzen und Tierstimmen produzieren. Pearl verliert drei ihrer Brüder bei einem Schiffsunglück, mit den verbliebenen Brüdern und ihren beiden Schwestern betreibt sie eine Bar. In dem Buch erfahren wir, wie diese drei Personen zusammenkommen, lesen über ihr Schicksal, über ihr Leben. Jeder von den Dreien ist unglücklich, mit seinem Leben nicht zufrieden. Wir bekommen Einblick in die goldenen 20iger Jahre des 20. Jahrhunderts. Hier werden fiktive Personen mit Al Capone, Benny Goodman, Duke Ellington, Louis Armstrong vermischt. Das Leben der einfachen Bevölkerung während der Prohibition ist ärmlich und sehr hart und es herrscht überall Arbeitslosigkeit. Und doch ist der Jazz immer und überall zu hören. Mary Morris führt uns in eine andere Welt, sie beschreibt die Wege von Benny derart plastisch, man fühlt sich selbst auf den Wegen in Chicago unterwegs. Mir hat dieses Buch einige Dinge nähergebracht, die ich so noch nicht gesehen habe.

Veröffentlicht am 19.02.2017

Schlaflied

Schlaflied
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Leider habe ich bisher von dem Autorenpaar Börjlind noch kein Buch gelesen und kenne auch die Vorgänger dieses Buches nicht. In Stockholm drücken die Flüchtlingen aus Afghanistan, Afrika und Syrien herein. ...

Leider habe ich bisher von dem Autorenpaar Börjlind noch kein Buch gelesen und kenne auch die Vorgänger dieses Buches nicht. In Stockholm drücken die Flüchtlingen aus Afghanistan, Afrika und Syrien herein. Darunter sind viele Kinder, die alleine auf der Flucht sind. So auch Folamie. Die Obdachlose Muriel nimmt sich der Kleinen an, als diese weinend am Straßenrand sitzt. Gemeinsam beziehen sie eine einsame Hütte im Wald. Dort sind sie aber nicht sicher und werden bedroht. Im Wald wird die Leiche eines Jungen gefunden. Diese ist von den Wildschweinen schon halb gefressen worden. Es muß ein Romakind sein. Wurde es Opfer von Pädophilen. Ein paar Tage später wurden weitere Kinderleichen gefunden. Bei der Aufklärung des Falles ist auch Tom wieder dabei, ein ehemaliger Polizist, dann Obdachloser und inzwischen wieder gefestigt und will sich wieder beweisen. Ihm zur Seite steht Olivia, die Chefin im Team ist Mette. Voller Hochdruck wird an dem Fall gearbeitet, die Spur führt nach Bukarest, wo in den Abwasserkanälen ermittelt wird. Die Kripo geht verschiedenen Spuren nach, die Beamten werden teilweise bedroht. Doch durch akribische Arbeit kommen sie einer Bande auf die Schliche, die mit Organen handelt. Trotz der fast 700 Seiten konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und hatte es innerhalb von 3 Tagen verschlungen. Die ersten 27 Seiten scheinen mit dem Buch überhaupt nichts zu tun zu haben, was sich dann aber auf der letzten Seite auflöst. Gnadenlos werden wir in die Armut der Leute, die in den Abwasserkanälen leben, mitgenommen. Wir sehen, dass die Polizisten bis an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit kommen, sie sehen verstümmelte und verweste Leichen, müssen mit den brutalsten Mißhandlungen vorlieb nehmen. Ein Buch, das nichts für zarte Gemüter ist. Am Ende des Buches ist man selbsts total erschöpft und depremiert über so viel Schlechtigkeit der Menschen. Unbedingt weiterempfehlen, Thriller brutal.

Veröffentlicht am 19.02.2017

Sklaven für den Kalifen

Sklaven für den Kalifen
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Manfred Lenz hat uns mit diesem Buch in Träumereien versinken lassen. Spandau vor 1000 Jahren, das heutige Berlin. Hier lebt die Slawin Malina mit ihrem kranken Vater und den zwei Brüdern. Als sie auf ...

Manfred Lenz hat uns mit diesem Buch in Träumereien versinken lassen. Spandau vor 1000 Jahren, das heutige Berlin. Hier lebt die Slawin Malina mit ihrem kranken Vater und den zwei Brüdern. Als sie auf dem Weg zu einem Fest sind, werden sie von Sklavenhändlern überfallen. Heinrich, ein Deutscher und Erzfeind der Slawen, möchte Malina retten, Es gelingt ihm aber nicht und so werden alle gefangengenommen, Der Autor schildert uns in grausamer Weise den schrecklichen Sklavenzug nach Cordabar. Viele der Gefangenen mußten dabei ihr Leben lassen. Malina und Heinrich kommen zu einem reichen Herrn, der seine Sklaven gut behandelt. Die beiden kommen sich näher in werden zu Liebenden. Allerdings muß Heinrich seinen Herrn auf eine Reise nach Afrika begleiten. Dort rettet er ihm das Leben, wobei ihm die Freiheit versprochen wurde. Letztendlich kommen die drei Sklaven doch noch frei, aber ihr Weg in die Heimat ist nicht frei von Gefahren und wir sind insgesamt fünf Jahre mit auf der Reise. Das Buch bringt uns in drei verschiedene Kontinente. Wir sehen das einfache Leben der Slawen und der Deutschen in ihren Ansiedlungen, armselig und entbehrungsreich. Dagegen wird uns der Reichtum der Spanier entgegengebracht, mit Gold und Seide und protzenden Palästen. Auch die Reise nach Afrika zu den Salzstätten und den Goldgruben läßt uns so manches mal staunen. Ein sehr kurzweiliges Lesevergnügen, das den Leser voll in seinen Bann zieht. Der Autor hat in seinen Roman geschichtliche Daten, Personen und Ereignisse einfließen lassen, so dass nicht alles Fiktion ist. Am Ende des Buches erklärt er die Hintergründe der Welt am Ende des 10, Jahrhunderts. Auch das Glossar für die verschiedenen Ausdrücke wurde nicht vergessen. Am Ende des Buches ist man noch ganz vertieft in eine andere Welt voller neuer Eindrücke und Gefahren. Hierfür muß man alle Punkte geben und die Werbetrommel rühren.

Veröffentlicht am 16.02.2017

Korrosion

Korrosion
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Schon die äußere Aufmachung des Buches ist erwähnenswert. Rostiges Titelbild, täuschend echt dargestellt und auch zum Fühlen. Tom Winter ist Sicherheitschef einer großen Schweizer Bank. Eine jahrzehntelange, ...

Schon die äußere Aufmachung des Buches ist erwähnenswert. Rostiges Titelbild, täuschend echt dargestellt und auch zum Fühlen. Tom Winter ist Sicherheitschef einer großen Schweizer Bank. Eine jahrzehntelange, vermögende Kundin wird tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Das Testament hat einen Hake. Die Verstorben hat in ihrem Testament bestimmt, dass erst herausgefunden werden soll, wer ihrer drei Kinder ihren zweiten Ehemann ermordet hat. Dann erst soll es zur Auszahlung des Millionenvermögens kommen. Winter, durch einen erst kurz zuvor geschehenen Lawinenunfall lädiert, sucht und findet die drei Kinder und möchte nun durch eigenen Recherchen den Mord in den 70iger Jahren aufklären. Dabei stößt er auf seit langen verborgenen Familiengeheimnissen und ein jeder der Kinder benötige das Geld der verstorbenen Mutter. In einem anderen Handlungsstrang wird von einem Sudanesen erzählt, der unter größten körperlichen Strapazen aus seiner Heimat flieht, um in der Schweiz Asyl zu finden. Diese Szenen werden aufs brutalste beschrieben, zeigen sie uns doch auf, was die Flüchtlinge für Demütigungen auf sich nehmen. Im Laufe des Buches vermischen sich dann die beiden Handlungen zu einem Thema. Winter ist ein Mann, der in diesem Buch gesundheitlich sehr viel einstecken muß, manchmal glaubt man, dass er jetzt totak am Ende ist und man leidet unwillkürlich dessen Schmerzen mit. Jedes der einzelnen Kapitel ist mit Datum und Uhrzeit versehen, so dass der Leser minutiös die einzelnen Tathergänge erfassen kann. Wie schon erwähnt, sind einige Geschehnisse so genau und brutal wiedergegeben, dass dem Leser wirklich der Schauer über den Rücken läuft. Man wird teilweise auf falsche Fährten geführt, bis dann am Schluß der große Bumerang kommt und dann alles doch anders ist. Ein Lesevergnügen, wie ich es schon seit langem nicht mehr gehabt habe. Leute mit schwachen Nerven sollen aber lieber die Finger von diesem Buch lassen.

Veröffentlicht am 14.02.2017

Das Glück der fast perfekten Tage

Das Glück der fast perfekten Tage
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Schon das Äußere dieses kleinen Büchleins mit seiner zartgrünen Farbe macht auf sich aufmerksam. Und auch innen wird jedes neue Kapitel mit einer schönen Zeichnung versehen und die Überschrift ist in Schreibschrift ...

Schon das Äußere dieses kleinen Büchleins mit seiner zartgrünen Farbe macht auf sich aufmerksam. Und auch innen wird jedes neue Kapitel mit einer schönen Zeichnung versehen und die Überschrift ist in Schreibschrift gestaltet. Wunderhübsch. Der Inhalt ist sehr melancholisch, teilweise auch sehr traurig. Anita ist Mitte 30, hat einen Beruf, der sie zwar ernährt, aber nicht ausfüllt und ist seit 15 Jahren mit einem Mann zusammen. In die Beziehung hat sich schon lange der Alltagstrott eingeschlichen. Da erkrankt ihre Mutter unheilbar an Krebs. Um der Mutter Mut zu machen, schreibt sie ihr jeden Tag eine email, wo sie ihr Leben in den buntesten Farben beschreibt und von einer baldigen Hochzeit spricht. Dann stirbt die Mutter und Anita verfällt in die tiefsten Depressionen. Da lernt sie auf der Zugfahrt einen Mann kennen, der sein Notizbuch um Zug liegen gelassen hat. Wird dies ihr Leben ändern? Die Autorin geht dem Leser bis in die Seele, sie zeigt auf, wie kostbar das Leben ist und wie unachtsam man damit umgeht. Sie beschreibt die Anita so, dass man beim Lesen teilweise seinen eigenen Stil bei ihr wiederfindet. Die kurzen Kapitel lassen einen Nachhall zurück. Sehr traurig zu lesen, man besinnt sich wieder auf das Wesentliche.