Typisch amerikanische Thriller
Wie viele willst du tötenOptisch hatte mir das Buch definitiv schon mal zugesagt. Der gelbleuchtende Buchschnitt passte prima zu dem Cover und vermittelte schon ein bisschen Horrorfeeling. Das Handlungsgerüst schuf auch eine entsprechende ...
Optisch hatte mir das Buch definitiv schon mal zugesagt. Der gelbleuchtende Buchschnitt passte prima zu dem Cover und vermittelte schon ein bisschen Horrorfeeling. Das Handlungsgerüst schuf auch eine entsprechende Grundlage für eine spannungsvolle und atmosphärische Geschichte.
So war es auch im ersten Stepp nicht verwunderlich, dass der Einstieg fesselnd gestaltet war. Der Blick auf eine vierzehnjährige Vergangenheit verleite mich schon zu wilden Spekulationen, wie alles zusammenhängen könnte.
Der Kern der Geschichte war an sich nicht neu. Mit Ellery Hathaway schuf die Autorin eine traumatisierte Protagonistin, die sich in ihrer Verzweiflung an ihren einstigen Retter, den mittlerweile suspendierten FBI-Mann Reed Markham wandte. Er sollte sie dabei unterstützen zu beweisen, dass das Verschwinden der Menschen aus dem beschaulichen Ort in Massachusetts tatsächlich miteinander zusammenhing. Aus ihrem Revier glaubte das nämlich niemand. Selbstverständlich war Ellerys schreckliche Vergangenheit ihren Vertrauten vor Ort unbekannt, nur gab es doch einen Unbekannten, der Bescheid wusste. Dies ließ er Ellery jedes Jahr mit einer Geburtstagskarte spüren.
Soweit hätte es wirklich ein toller Thriller werden können, aber so richtig abgeholt hatte mich diese Geschichte leider nicht. So richtig benennen kann ich auch nicht, warum das so gewesen ist. Denn an sich hatte mich das Buch gut unterhalten. Trotz mitunter sehr langen Kapiteln, die jedoch durch Szenenwechsel immer wieder Abwechslung ins Geschehen brachten und Spannung aufbauten, konnte ich keine engere Beziehung zu Ellery aufbauen. Die erste Zeit war ich mir unschlüssig, ob ich ihr vertrauen konnte. Mir war einfach zu suspekt, dass Ellery es scheinbar mühelos geschafft hatte, all diese grausamen Erinnerungen hinter sich zu lassen und unerkannt ein neues Leben aufzubauen. Sie war mir insgesamt einfach zu abgebrüht und hatte ich auch nie den Eindruck, dass auch die kommenden Ereignisse Ellery so richtig emotional berührten. Hier hätte ich mir einfach mehr Einblicke in Ellerys Seelenleben gewünscht um zu begreifen, weshalb sie stellenweise so unnahbar wirkte.
Ellerys Hund, den Basset Bump hingegen hatte ich sofort ins Herz geschlossen. So ein sympathisches Kerlchen und ich konnte ihn mir richtig gut vorstellen. Er lockerte die Geschichte mit seiner Art auf und er war wirklich eine richtige Bereicherung für das Geschehen.
Reed Markham war ein Charakter, den ich zwar nett fand, der aber auch eine gute Portion Klischee aufgedrückt bekommen hatte. Sein Privatleben war ziemlich den Bach hinuntergegangen und manchmal war ich mir nicht sicher, ob Ellery und Reed so eine Art Selbsthilfegrüppchen waren. Sie brauchten einander, damit sie ihrem Leben eine andere Richtung geben konnten. Gemeinsam als Team fand ich sie gut, nicht überragend, aber überzeugend.
Alle anderen Figuren blieben relativ gehaltlos. Sie waren nicht besonders intensiv ausgearbeitet, trotzdem eigneten sie sich prima als Verdächtige. Die Frage nach dem Warum war da nicht so leicht zu beantworten und hier mochte ich sehr, dass die Autorin die Informationen nicht wie Bonbons verteilte. Stattdessen gab sie diese erst nach und nach im Verlauf der Handlungen preis, was wiederum zu Spannung führte.
“Wie viele willst du töten” war für mich kein klassischer Thriller, sondern eher in der Krimi-Sparte anzusiedeln. Er war relativ unblutig und ging mehr auf die psychologische Ebene. Auf die Spur des Mörders kam ich lange Zeit nicht, war mir aber irgendwann ziemlich gewiss, noch ehe die Protagonisten nur einen Hauch einer Ahnung hatten.
Ein bisschen unrealistisch fand ich das Ganze dann schon, aber es war immerhin ein richtig guter Showdown ausgearbeitet worden. Ich habe richtig mitgefiebert und auf ein annehmbares Ende gehofft.
An sich gefiel mir der Schreibstil. Er war flüssig und konnte an den richtigen Stellen für eine gute Atmosphäre sorgen. Zwar hatte ich nicht durchgängig Bilder im Kopf, aber ich konnte den Handlungen sehr gut folgen. Die meisten Wendungen kamen überraschend und brachten Dynamik ins Geschehen.
Der Handlungsaufbau war logisch und klug konzipiert, ein bisschen mehr Horror und Thriller Elemente hätten dem Ganzen aber sicherlich noch mehr Würze gegeben.
Fazit:
Ein tolles Buch mit guter Unterhaltung für Zwischendurch. Mit diesem Buch gibt es zwar keine schlaflosen Nächte, dafür aber einen interessanten Fall und einen knuffigen Hund.