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Veröffentlicht am 28.02.2017

Gier kennt keine Grenzen

Ausgerottet
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„...Schmetterlinge in allen Größen taumelten trunken vom Blütennektar von Pflanze zu Pflanze -bunte, schillernde Farbtupfer in der 30 Grad warmen Feuchte des Gebäudes...“

Gleich im Prolog stirbt der Journalist ...

„...Schmetterlinge in allen Größen taumelten trunken vom Blütennektar von Pflanze zu Pflanze -bunte, schillernde Farbtupfer in der 30 Grad warmen Feuchte des Gebäudes...“

Gleich im Prolog stirbt der Journalist Kemal Demir, der gerade über dem Handel mit geschützten Tieren recherchiert. Sein Gesprächspartner stößt ihn ins Wasser.
Malie Abendroth arbeitet im Schmetterlingshaus der Insel Mainau. Als die junge Frau heute erscheint, entdeckt sie ein Pangolin. Sie entscheidet, dass Tier mit nach Hause in ihrem Wintergarten zu nehmen und es 0später Zoo Leipzig abzuliefern, wo ihre Schwester als Tierärztin arbeitet. .
Huang Cai ist ein Heilpraktiker. Für besondere Patienten bietet er außergewöhnliche Heilmittel für teures Geld an. Als ihm aber ein lebendiges Pangolin angeboten wird, lehnt er ab. Wenige Minuten später ist er tot.
Die Autorinnen haben einen fesselnden Umweltkrimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das lag nicht nur an der spannenden Handlung, sondern auch an den vielfältigen Informationen über Tierschmuggel, die im Buch enthalten sind.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Sehr genau werden die Handlungsorte beschrieben. Das gilt insbesondere für die Insel Mainau. Obiges Zitat stammt daher. Es zeigt, wie gekonnt die Autorinnen den Umgang mit passenden Metaphern beherrschen. Außerdem haben die Autorinnen besondere Protagonisten kreiert. Malie ist eine junge Frau, die Tiere mag und ihren Beruf liebt. Sie vertritt konsequent ihre Meinung und verträgt keine Halbheiten. Lioba Hanfstängl ist eine aktive Umweltschützerin. Ihr Chef Max Losens, Referatsleiter im Bau- und Umweltamt von Konstanz sieht das nicht gern. Doch Lioba vertritt selbstbewusst ihren Standpunkt. Als besonderes Stilelement gibt es kursive Briefe. Sie stammen von Jo, Malies jüngerem Bruder. Darin erzählt er sein bisheriges Leben. Er ist frustriert, weil er in der Firma seines Onkels noch nicht die leitende Funktion hat, die er sich vorstellt. Das verführt ihn zu gefährlichen Spielchen. Als Malie und Lioba eigenständig zum Thema Tierschmuggel ermitteln, begeben sich beide in Lebensgefahr. Hinzu kommt, dass der ehemalige Besitzer des Pangolins sein Tier wieder haben will, denn es soll ihm viel Geld bringen.
Das Buch ist gespickt mit vielfältigen Informationen zur Verwendung seltener Tiere in der Medizin. Gleichzeitig erfahre ich, wie Tierschmuggel heutzutage organisiert wird. Der hohe Spannungsbogen wird auch dadurch erreicht, dass es zahlreiche persönliche Beziehungen zwischen den Protagonisten gibt. Malies Familienverhältnisse lerne ich ausführlich kennen.
Ein ausführliches Personenregister ergänzt die Geschichte. Im Nachwort wird nochmals auf das Grundthema Tierschutz eingegangen.
Schön finde ich die vier Zitate vor der eigentliche Geschichte. Den Ausspruch von Georg Bernhard Shaw darf ich hier noch anführen:

„...Wenn der Mensch den Tiger umbringen will, nennt man das Sport. Wenn der Tiger den Mensch umbringen will, nennt man das Bestialität...“

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ob die Menschheit je begreift, dass mit jeder ausgerottenen Tierart ein Stück unserer Welt unwiederbringlich verloren ist? Das Buch macht dies auf spannende Art deutlich! Ich würde gern mehr von den beiden jungen Frauen lesen.

Veröffentlicht am 26.02.2017

Beeindruckendes Buch mit Tiefe

Töchter der Küste
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„...Damals war mir noch nicht klar, dass ein Glaube, der nie auf die Probe gestellt wird, gar kein richtiger Glaube ist...“

Wir schreiben das Jahr 1897. Die 23jährige Anna überquert mit einem Dampfschiff ...

„...Damals war mir noch nicht klar, dass ein Glaube, der nie auf die Probe gestellt wird, gar kein richtiger Glaube ist...“

Wir schreiben das Jahr 1897. Die 23jährige Anna überquert mit einem Dampfschiff den Lake Michigan. Ein Sturm lässt Anna den Alptraum gedanklich erleben, den sie sonst in ihren Träumen durchlebt. Sie ist mit ihrer Mutter von Chicago aus ins Hotel Ottawa unterwegs. Nachdem ihr Verlobter die Beziehung gelöst hat, braucht sie eine Auszeit.
Geesje lebt in Holland, einer Stadt im USA-Bundesstaat Michigan. Die Stadt wurde vor 50 Jahren von niederländischen Einwanderern gegründet. Die damals 15jährige Geesje wird gebeten, ihre Erinnerungen aufzuschreiben.
Die Autorin hat einen fesselnden und tiefgründigen Roman geschrieben. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen: Anna und Geesje
Annas Familie gehört zu der obersten Schicht in Chicago. Trotzdem spürt Anna eine Leere in ihrem Inneren. Die Wohltätigkeitsveranstaltungen und nichtssagende Gespräche können doch nicht alles im Leben sein. In der Kirche in Chicago Avenue hat sie erstmals das Gefühl, einen lebendigen Glauben zu erleben. Dort wurde der liebende Gott gepredigt. Aber ihr Verlobter hat ihr den Besuch dieser Kirche verboten.
Auch die 15jährige Geesje hat in den Niederlanden erlebt, dass die Trennung von der Staatskirche ungeahnte Folgen haben kann. Um in Freiheit leben zu können, haben sich ihre Eltern entschlossen, mit weiteren Gemeindemitgliedern nach Amerika auszuwandern. Geesje ist nicht begeistert, denn sie ist zum ersten Mal verliebt.
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Anfangs war das vor allem Geesjes Lebensbericht geschuldet. Das Besondere daran ist, dass sie nicht nur die Überfahrt und die ersten schweren Jahre detailgenau erzählt, sondern offen über Glaubensfragen, ihre Zweifel und ihr Hadern mit Gott spricht. Obiges Zitat stammt von ihr. Liebe und Glauben, Ehe und Vertrauen, Kindererziehung und Verlust sind einige Tthemen, die sich durch ihre Geschichte ziehen. Geesje macht in ihrem Leben einen Lernprozess durch, an dem sie mich teilhaben lässt. Es geht immer wieder durch Tiefen, doch sie findet die Kraft, damit fertig zu werden. Dabei hat sie Menschen an ihre Seite, die sie tragen und unterstützen. Wie fällen wir unsere Entscheidungen? Lassen wir uns führen oder gehen wir eigene Wege? Beides wird mit entsprechenden Folgen in Geesjes Erzählung thematisiert Bewunderungswürdig ist insbesondere Maarten, der selbst in tiefer Verzweiflung noch einen Sinn im Tun Gottes sieht. Die Dialoge zwischen Geesje und Maarten gehören zu den Höhepunkten der sprachlichen Gestaltung. Sie stecken voller Tiefe und Weisheit.
Die Autorin versteht es, die kleinen Episoden des Lebens genauso anschaulich darzustellen wie große Ereignisse. Zu letzteren gehört ein Schiffsunglück, dass Geesjes Leben eine unerwartete Wendung gibt, obwohl sie nicht beteiligt war.
Anna ist eine Suchende. Im Hotel lernt sie Derk kennen. Der angehende Pastor schenkt ihr ein Bibel und beantwortet ihre Fragen zum Glauben. Von ihm fühlt sie sich ernst genommen. William, ihr Verlobter, ist dagegen eine Mann seiner Zeit und seines Standes. Er kann einer Frau finanziell alles bieten, erwartet aber Unterordnung. Erst nach langem Drängen gelingt es Anna, Antworten von ihrer Mutter zu bekommen, denn in ihrem Leben gibt es ein Geheimnis. Sie wurde adoptiert, kennt aber weder Ursache noch Zusammenhänge. Jetzt aber, abseits des normalen Trubels, kommen Bruchstücke der Erinnerung aus der Vergangenheit zurück.
Das Cover mit dem Leuchtturm an der See und den beiden Frauen wirkt ansprechend.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat Glaubensfragen unaufdringlich mit fesselnden persönlichen Schicksalen verknüpft und mich als Leser an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht.

Veröffentlicht am 23.02.2017

Spannend und brisant

Das Adenauer-Komplott
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„...Jemand, der solche Macht besaß, scheute sich nicht davor, sie auch zu benutzen...“

Wir schreiben den 22.8.1944. Oberleutnant der Luftwaffe Maximilian Engel wird von drei Gestapo-Beamten abgeführt. ...

„...Jemand, der solche Macht besaß, scheute sich nicht davor, sie auch zu benutzen...“

Wir schreiben den 22.8.1944. Oberleutnant der Luftwaffe Maximilian Engel wird von drei Gestapo-Beamten abgeführt. In der Eckkneipe Zum Wimmer hatte er ein paar unvorsichtige Worte gesagt. Nach einer Nacht im Gestapo-Keller wird er in ein Zimmer geführt. Dort macht ihn eine Frau ein Angebot, dass er nicht ablehnen kann.
Der Autor hat einen fesselnden historischen und politischen Krimi geschrieben. Die Geschichte beginnt im vorletzten Kriegsjahr und endet, abgesehen vom Prolog, 1957. Sie lässt sich zügig lesen und hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Es wird Max` erste Aufgabe sein, für die Flucht des inhaftierten Konrad Adenauer zu sorgen. Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Max war mit Begeisterung Flieger. Eine Verletzung am Oberschenkel und die damit verbundenen Schmerzen sorgen dafür, dass er den Kampffliegergeschwader verlassen musste. Er ist ein Familienmensch und kümmert sich um seine Mutter und die Geschwister. Nach dem Absturz in der Kneipe lernt er die Schattenseite Seite des Naziregimes kennen. Plötzlich ist er ein Nichts.
Konrad Adenauer wird als pragmatischer Politiker dargestellt. Gefühle weiß er gut zu verbergen. Dafür kann er abwägen, was notwendig ist und welche Fäden gezogen werden müssen.
Max wird an der Seite von Adenauer die politischen Ränkespiele kennenlernen.
Der Schriftstil des Buches ist über weite Teile sachlich. Gerade die politischen Teile werden weitgehendst ohne Wertung beschrieben. Das heißt aber nicht, das es im Buch an Emotionen fehlt. Die werden durch gekonnte Wortwahl wieder gegeben. Ein Beispiel ist Max` Absturz in der Kneipe. Nach wenigen Sätzen folgt die immer gleiche Formulierung: Max trinkt. Damit wird die Handlung vorwärtsgetrieben bis zum bitteren Ende. Eines bleibt lange im Dunkeln. Wer hat die Macht und zieht im Hintergrund die Fäden? Obiges Zitat deutet diese Konstellation an. Adenauer stand im Fokus, doch seine Flucht und sein Aufstieg wurden von verdeckten Hintermännern organisiert. Sehr gut wird die Brutalität der Gestapo dargestellt. Max bekommt sie am eigenen Leib zu spüren. Wut und Bitterkeit sind die Folgen. Natürlich dürfen Liebe und Eifersucht nicht fehlen. Mit Kalle, einem Edelweißpiraten, findet Max einen Freund. Gut dargestellt wird die schwierige Zeit nach dem Krieg. Im Vordergrund stand die Bekämpfung des Hungers. Dafür waren auch ungewöhnliche Ideen gefragt. Die neu entstandene Parteienlandschaft war auf bekannte Köpfe angewiesen. Doch Adenauer wusste genau, was er wollte. Max war immer an seiner Seite. Er sah Erfolge und Niederlagen. Passende Dialoge geben einen Einblick in das Denken der Zeit und stellen unterschiedliche Meinungen und Handlungsstrategien gegenüber.
Das Cover mit dem Mann passt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es verfügt über einen hohen Spannungsbogen, ist exakt recherchiert und lässt mich Teilhaben am Entstehen der Bundesrepublik.

Veröffentlicht am 21.02.2017

spannender historischer Krimi

Die silberne Nadel
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„...Je wütender er wurde, desto leiser wurde seine Stimme. Sie wurde scharf wie geschliffener Stahl, eisig wie der Winterwind und fuhr den Betroffenen wie frostige Klingen durch Leib und Seele...“

Wir ...

„...Je wütender er wurde, desto leiser wurde seine Stimme. Sie wurde scharf wie geschliffener Stahl, eisig wie der Winterwind und fuhr den Betroffenen wie frostige Klingen durch Leib und Seele...“

Wir schreiben das Jahr 1420. Bäckermeister Gottschalck hatte Kleie ins Brot gemischt. Dafür wurde er unter dem Jubel der Zuschauer in den Rhein getaucht. Angezeigt worden war er vom Brotbeschauer Joseph Schroth.
Auf der anderen Rheinseite in Mülheim unterhalten Gaukler das Volk. Myntha, die Fährmannstochter, findet deren Späße zu derb und geht schnell weiter. Der Vikar Vomarus beobachtet das Treiben aus der Ferne.
Wenige Tage später wird Joseph Schroth tot aus dem Rhein gefischt.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Krimi geschrieben. Obwohl es der zweite Teil der Reihe ist, hatte ich keinerlei Probleme, der Geschichte zu folgen. Kurze Kapitel sorgen für schnell wechselnde Handlungsorte und ermöglichen für ein zügiges Lesetempo.
Die Personen werden gut charakterisiert. Myntha kümmert sich um Vater und Bruder. Nach einem Erleben in ihrer Vergangenheit neigt sie zum Schlafwandeln. Das ist für den Vikar ein Grund, ihr den Teufel austreiben zu wollen. Dieser Vikar ist ein Getriebener. Heute würde man ihn als Psychopath bezeichnen.
Myntha hat Agnes bei sich aufgenommen. Die junge Frau war als Pilgerin nach Köln gekommen und schweigt über ihre Vergangenheit.
Ein ungewöhnlicher Protagonist ist Frederic. Er hält Raben und bildet Sperber und Falken aus. Außerdem gibt er sich alle Mühe, ein düsteres Bild von sich für seine Mitmenschen zu zeichnen. Henning, dem man beim Diebstahl erwischt hat, nimmt er bei sich auf. Auch der junge Mann trägt ein Geheimnis mit sich.
Als Gevatterin Ellen wegen des Mordes an Schroth verhaftet wird, versuchen Frederic und Myntha auf die Spur des wahren Mörders zu kommen.
Der Schriftstil ist dem Genre angemessen. Köln und seine Umgebung werden gut beschrieben. Das mittelalterliche Leben in der Stadt, aber auch auf einem Schloss darf ich als Leser kennenlernen. Aus anderen Büchern der Autorin begegnen mir alte Bekannte, so Marian von Spiegel und seine Schwester Alyssa. Beide haben wegen ihrer gehobenen Stellung entscheidenden Einfluss auf das Geschehen. Obiges Zitat charakterisiert Marian. Gleichzeitig zeigt es, dass die Autorin die Verwendung treffende Adjektive und das Spiel mit Metaphern beherrscht. Gut ausgearbeitete Dialoge geben einen Einblick in das unterschiedliche Denken der damaligen Zeit. Natürlich kommt der Humor nicht zu kurz. Obwohl es einen Bewerber für Mythas Hand gibt, ist das Kribbeln zwischen ihr und Frederic in jedem Gespräch spürbar. Ihre Dialoge haben eine gewisse Leichtigkeit. Ganz anders klingt es, wenn Myntha ihren maulfaulen Bruder Haro endlich auf die Sprünge helfen will. Auch eine Haus- und Hofkatze darf nicht fehlen. Eingearbeitet in die Geschichte sind kurze Episoden aus dem Nibelungenlied. Vor allem das Gold im Rhein übt auf den einen oder anderen Protagonisten eine starke Anziehung aus.
Ein Personenregister vervollständigt das Buch.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die komplexen Beziehungen der Protagonisten und ihre Geheimnisse sorgen für den nötigen Spannungsbogen.

Veröffentlicht am 19.02.2017

Fesselnder Krimi, Reiseführer, Gourmetführer

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier
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„...Gebratene Seezunge nur mit Salz und Pfeffer gewürzt, damit der mild würzige Eigengeschmack erhalten bleibt, etwas Zitronensaft und Kapern passen vorzüglich dazu...“

Sven Ruge ist Gastrokritiker. Er ...

„...Gebratene Seezunge nur mit Salz und Pfeffer gewürzt, damit der mild würzige Eigengeschmack erhalten bleibt, etwas Zitronensaft und Kapern passen vorzüglich dazu...“

Sven Ruge ist Gastrokritiker. Er freut sich über seinen neuen Auftrag. Er soll einen kulinarischen Reiseverführer über Mallorca schreiben. Dafür hat er maximal drei Monate Zeit, allerdings erwartet der Auftraggeber die ersten Ergebnisse schon früher. Auf der Terrasse des Hotels Hospes Maricel hört Sven, wie sich zwei Spanier unterhalten. Jose Maria Jamirez und Jesus Gonzles sollen für einen Sammler eine alte Flache Patxaran suchen, die angeblich zur Zeit der Königin Blanka von Navarra auf Mallorca gestohlen und versteckt wurde. Dem Getränk wird Heilwirkung nachgesagt. Das Gespräch lässt Sven nicht los. Dabei weiß er noch nicht, das eine weitere Person auf der Suche nach dem Anis-Schlehen-Likör ist.
Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Allerdings wird diese Einschätzung dem Buch nicht gerecht, denn es wird nicht nur eine spannende Handlung erzählt. Zwei weitere Handlungsstränge durchziehen die Geschichte. Zum einen fühlte ich mich als Leser stellenweise wie in einem Reiseführer über Mallorca, zum anderen habe ich sehr viel über die mallorquinische Küche gelernt. Dabei sind beide Themenbereiche so geschickt mit der Handlung verflochten, dass sie zwar für kurze Ruhepunkte sorgen, dem hohen Spannungsbogen aber überhaupt keinen Abbruch tun.
Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Ich möchte mich hier auf zwei beschränken. Bei Sven ist in jedem Lokal spürbar, dass er sein Handwerk beherrscht. Die Beschreibung der speisen und seiner Besonderheiten sind exzellent, wie auch obiges Zitat beweist. Bald ist Sven allerdings von der Suche nach dem Likör mehr gefesselt als von seinem Auftrag. Das zeigt sich aber nur daran, dass er dem Verleger auf schriftliche Berichte warten lässt. Die Besuche der Lokale finden weiter statt.
Im Kartäuserkloster in Valdemossa lernt Sven den Hausmeister Paco Ferrer kennen. Anfangs ist er von Svens Anliegen, ihm bei der Suche zu helfen, nicht begeistert. Das liegt auch daran, dass er seien Job nicht in Gefahr bringen möchte. Bald aber lässt er sich von Svens Eifer anstecken. Beide ahnen nicht, welche Gefahren wirklich auf sie warten.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift. Das zeigt schon die gekonnte Beschreibung der vielfältigen mallorquinischen Küche. Kurze Kapitel sorgen für schnell wechselnde Handlungsorte. Die besuchten Stätten, seien es Restaurants, Museen, Klöster oder alte Ruinen werden detailgenau beschrieben. Das gilt auch für die Fahrten über die Insel. Dadurch lerne ich als Leser Gegenden kennen, die ein Pauschaltourist häufig nicht frequentiert. Modere Bauten werden dem ursprünglich und historisch gewachsenen mallorquinischen Baustil gegenüber gestellt. Dabei lässt die Autorin gekonnt Informationen über die Historie einfließen. Blanka von Navarro, König Johann und seine Mätressen begegnen mir immer wieder. Die Jagd nach dem Likör geht auf völlig unterschiedliche Motive zurück. Sven möchte beweisen, dass er der Beste ist, die beiden Detektive hoffen aus das große Geld und der Dritte im Bunde soll den Likör besorgen, weil sein Auftraggeber auf dessen Heilwirkung hofft. Geschickt versteht es die Autorin, durch wenige Worte und Andeutungen die Spannung hochzuhalten. Schon die Erwähnung, wer wann wo wen beobachtet, sorgt dafür. Im Mittelpunkt stehen meist Sven und Paco. Gut ausformulierte Dialoge bringen die Handlung voran und ermöglichen Einblicke in die Gedankenwelt der Protagonisten.
Auch aktuelle Probleme werden in der Geschichte gestreift. So geht es mehrmals um die Frage, welche Folgen ungezügelter Tourismus für die Insel hat und was dagegen zu unternehmen wäre. Für und Wider werden gegeneinander abgewogen.
Ein ausführliches Personenregister, eine Karte von der Insel und ein Nachwort der Autorin, das Realität von Fiktion trennt vervollständigen das Buch. Nicht unerwähnt bleiben sollen die neun Rezepte im Anhang.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur fesselnd unterhalten, sondern mir eine Menge an Wissen vermittelt. Ich kenne Mallorca nicht, würde es aber nach der Lektüre in all seiner Vielfalt gern kennenlernen.