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Veröffentlicht am 17.11.2020

Faszinierendes Portrait eines Mörders

Wittgensteiner Schatten
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Caro König hat ganz tief ins Fettnäpfchen getreten und ist aufgrund dessen beim BKA beurlaubt. Um diese Schmach zu verarbeiten, kehrt sie zurück in ihren Heimatort und soll dort den letzten Fall ihres ...

Caro König hat ganz tief ins Fettnäpfchen getreten und ist aufgrund dessen beim BKA beurlaubt. Um diese Schmach zu verarbeiten, kehrt sie zurück in ihren Heimatort und soll dort den letzten Fall ihres Vaters aufrollen. Der Täter von damals will endlich reinen Tisch machen. Wenn Caro denkt, dass sie leichtes Spiel mit ihm hat, so hat sie sich getäuscht. Denn der Mörder inszeniert die Suche nach der Wahrheit als Schnitzeljagd, deren Fährte tief in der Vergangenheit beginnt und bis in die Gegenwart reicht...

Sandra Halbe hat mit "Wittgensteiner Schatten" einen exzellenten Regio-Krimi vorgelegt, der den Leser mit einem erschütternden Verbrechen an die Seiten kettet. Das Aufrollen des alten Falles wühlt nicht nur beim Täter die Gefühle auf, sondern lässt auch bei Caro alte Narben wieder aufbrechen und bringt Emotionen zum Vorschein, gegen die sie sich lange gewehrt hat.

Die Autorin zeichnet ein hervorragendes Portrait des Täters, der, trotz seiner Skrupellosigkeit, ein unglaubliches Charisma besitzt und man fängt schon nach wenigen Kapiteln an, ihn sympathisch zu finden und ihm zuzuhören. . Denn das, was der Mörder in kryptischen Hinweisen von sich gibt, zeigt nach und nach den Weg eines Martyriums auf, der die Leserschaft emotional unglaublich mitnimmt. Mitgefühl, Wut und Verständnis, aber auch Fassungslosigkeit und echtes Interesse am Schicksal des Täters lassen den Leser umdenken und man versteht nach und nach, warum der Häftling sich zu solchen Taten hat hinreißen lassen.

Sandra Halbe kratzt nicht nur an der Oberfläche, sondern geht mit ihrer Geschichte ganz tief in die Psyche ihrer Figuren, um dem Leser die Reise in die Vergangenheit mit all ihren Grausamkeiten zu ermöglichen und so die Beweggründe nachvollziehbar zu machen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal meine vorgefertigten Denkweisen abwerfen und mich auf die Seite des Täters schlagen würde. Denn es ist nicht immer alles schwarz oder weiß, es gibt auch so viel Schatten dazwischen, die , wenn man sich die Mühe macht, das bestehende Schubladendenken auflösen und den Blick hinter die Fassade ermöglichen und auf das Wesentliche richten.

Der Fall ist spannend und sehr komplex angelegt, sodass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es geht ein regelrechter Sog von der Handlung aus, der einen immer tiefer in die menschlichen Abgründe hineinzieht. Die Ermittlungen sind, dank Schnitzeljagd im Wittgensteiner Land, sehr abwechslungsreich und regen dazu an, eigene Überlegungen anzustellen, Hinweisen nachzugehen und so den Fall selbst zu lösen.

Caro entwickelt sich im Verlauf des Buches zu einer echt taffen Polizistin, die unglaublich viel auf dem Kasten hat und die ihr Handwerk versteht. Die angeschlagene Beziehung zu ihrer Mutter darf wieder neu erblühen und die Autorin zeigt auch hier, dass es nie zu spät ist, aufeinander zuzugehen und mit ein bisschen Verständnis für den Menschen gegenüber eine kaputte Beziehung zu kitten.

Das Ende birgt noch manch Überraschung und ist noch ein zusätzliches I-Tüpfelchen, das den Regio-Krimi perfekt abrundet.

Ein toller Start von Caro in Bad Laasphe, der Lust auf mehr macht.

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Veröffentlicht am 15.11.2020

Schwarzhumoriger Kimi - ein echter Diamant in der breiten Krimilandschaft

Taubenblut
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Auf der Fraueninsel im Chiemsee ist es aus und vorbei mit der beschaulichen Ruhe, denn ein thailändischer Guru nebst transsexuellem Gefolge hat sich auf dem kleinen Eiland niedergelassen. Ein Aufschrei ...

Auf der Fraueninsel im Chiemsee ist es aus und vorbei mit der beschaulichen Ruhe, denn ein thailändischer Guru nebst transsexuellem Gefolge hat sich auf dem kleinen Eiland niedergelassen. Ein Aufschrei geht daher nicht nur durch die Reihen der Nonnen auf der Insel, sondern auch die Bevölkerung rund um den See empfindet die neuen Nachbarn als Werk des Teufels. Als dann auch noch zwei tote Mädchen im nahegelegenen Baggersee entdeckt werden, die einen der teuersten Rubine der Welt im Ohr tragen, ruft das Fritz Sperber und Martha Kieninger vom LKA München auf den Plan. Die beiden Ermittler dringen tief ein in einen Sumpf aus Macht, Habgier und exotischer Liebeskultur....

Sodom und Gomorrah am Chiemsee und der Leser mittendrin, denn "Taubenblut" ist ein rasanter Regio-Krimi, der von der ersten Seite an die Leserschaft mit einbezieht und so die bunten Bilder, exotischen Schauplätze und regionalen Handlungsorte lebendig werden lässt.

Lutz Kreutzer serviert in kurzen, knackigen Kapiteln Mord, Machtbessenheit Skrupellosigkeit und Habgier mit einer guten Portion schwarzem Humor und hält dem Leser den gesellschaftskritischen Spiegel vor. Allen voran die Doppelmoral von tief verwurzeltem Glauben und dem Drang nach fleischlichen Gelüsten, Vorurteilen und Macht - alles unter dem Deckmäntelchen der biederen Bürgerlichkeit. Dass er mit diesem Krimi polarisiert und bei seinen Charakteren somit für widersprüchliches Verhalten sorgt, scheint den Schreibenden nur noch mehr anzustacheln und seine brillanten Ideen in die Handlung einfließen zu lassen.

Die Spannung ist vom ersten Buchstaben an vorhanden und bleibt über den Verlauf des Romans kontinuierlich straff gespannt, denn dubiose Mafiosi, korrupte Staatsmänner und andere finstere Gestalten dürfen in diesem Krimi ihr Unwesen treiben und halten so den Leser in Schach. Man stellt unweigerlich seine eigenen Vermutungen an und ermittelt fleißig mit, kommt aber nicht umhin, immer wieder mal zu Schmunzeln, wenn Lutz Kreutzer seine schrägen Einfälle verwirklicht und so für bizarre Szenen vor den bayerischen Alpen sorgt. Spätestens bei der wilden Verfolgungsjagd per Kamel bleibt kein Auge mehr trocken...

Bis zur Lösung des Falles agieren facettenreiche Charaktere in einem gut recherchierten Fall, bei dem man tatsächlich noch viel über die Herkunft und Entstehung von Taubenblut-Diamanten erfährt. Auch trägt der bayerische Dialekt dazu bei, dass die Figuren authentisch wirken und er belebt zusätzlich noch die Dialoge. Schillernd bunte Figuren (der Guru und sein Gefolge), bodenständige Chiemsee-Bewohner, dunkle Gestalten und gebrochene Seelen geben sich hier die Klinke in die Hand und sorgen so für eine phantasievolle und gleichzeitig waschechte alpenländische Kulisse, die mit grandiosen Schlagabtauschen und manch hitziger Debatte belebt wird.

Hier wird tatsächlich das ganze Spektrum an guter Unterhaltung und kriminalistischer Handlung ausgekostet und deswegen vergebe ich gerne 5 Sternchen



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Veröffentlicht am 14.11.2020

Ein Krimi zum Durchsuchten

Im Schatten der Kopfweiden
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Ein herzliches Willkommen am neuen Wirkungsort hat sich Johanna ganz anders vorgestellt, aber so ist nun mal das Leben. Es fragt nicht, ob du lieber Blumen oder eine tote Kinderärztin zur Begrüßung haben ...

Ein herzliches Willkommen am neuen Wirkungsort hat sich Johanna ganz anders vorgestellt, aber so ist nun mal das Leben. Es fragt nicht, ob du lieber Blumen oder eine tote Kinderärztin zur Begrüßung haben möchtest. Alles sieht danach aus, als wäre der stalkende Ex geradezu prädestiniert, um als Täter in Frage zu kommen. Aber auch der Vater eines kleinen Patienten rückt in den Fokus der Ermittler, denn er hätte allen Grund dazu gehabt, die Kinderärztin in Schach zu halten. Sie wollte das Jugendamt informieren. Johanna ermittelt lieber auf eigene Faust, anstatt sich mit ihren neuen Kollegen als Team zusammenzutun und gerät dabei selbst in Lebensgefahr...



Ich.Will.Mehr!!

Der Krimi "Im Schatten der Kopfweiden" von Anja Wedershoven hat es dermaßen in sich, dass ich meinen kompletten Alltag vergessen und mich nur noch dem Roman gewidmet habe. Ein Buch, das man tatsächlich durchsuchtet, weil der Plot einfach nur genial, spannend und absolut fesselnd ist.

Die Autorin hat mit der Figur Johanna Brenner eine nicht alltäglich Ermittlerin zum Leben erweckt, die den Leser sofort auf ihre Seite zieht. Schnell schlüpft man in ihre Haut, um mit Johanna eins zu werden und den Spuren nachzugehen. Dabei lässt die Schreibende unglaublich viele brillante Ideen in die Handlung einfließen, die diesen Niederrhein- Krimi eindeutig von der breiten Masse der Regio-Krimis abhebt.

Allein der Prolog geht schon tief unter die Haut und lässt ein grausames Schicksal und ein nicht enden wollendes Martyrium erahnen und erst fast zum Schluss löst sich der Zusammenhang auf. Es gibt eben Narben auf der Seele eines Menschen, die sich tief einbrennen und den Gedemütigten fürs Leben zeichnen.

Das Ermittlerduo hat anfangs noch ein paar Schwierigkeiten, miteinander statt gegeneinander zuarbeiten, aber im Verlauf des Buches raufen sie sich immer mehr zusammen und werden ein Team. Die Ereignisse tragen auch ihr Scherflein dazu bei, dass aus der alleingangliebenden Johanna und dem Jazzfreak Axel eine Einheit wird.

Der Leser bekommt von der Autorin unglaublich viel Input, um eigene Ermittlungen anzustellen und das gefällt mir außerordentlich gut. Manche Fährten entpuppen sich als Holzweg, andere Hinweise wiederum führen dazu, dass die eigene Spürnase kitzelt und man sich die kleinen Puzzleteilchen so lange hin und her schiebt, bis es endlich passt.

Die Themenvielfalt in diesem Roman ist enorm, aber nicht erdrückend. Hier werden Autismus, Kindesmisshandlung, Stalking, "Wundermedikamente" und falsch interpretierte Gefühle zu einem genialen Mix aus Nervenkitzel und tiefgründigen Szenen zusammengesetzt. Es entsteht ein Sog, der den Leser an die Seiten fesselt und den Atem immer wieder stocken lässt.

Ganz besonders sticht aber die 14jährige Leonie aus der Handlung heraus, denn dieses Mädchen ist einfach großartig. Mir ihr steht und fällt der Krimi und ich finde es absolut gelungen, einem Teenie eine so tragende Rolle auf den Leib zu schneidern. Für mich ist Leonie die heimliche Heldin des Buches und ich habe großen Respekt vor ihr!

Ich hoffe, dass es noch weitere Kriminalfälle gibt, die das Duo Johanna und Axel lösen dürfen, denn der Einstand von Johanna am Niederrhein hat mich absolut überzeugt!

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Veröffentlicht am 12.11.2020

Demontage einer verehrten Nazi-Ikone

Leni Riefenstahl
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Nina Gladitz präsentiert mit ihrem Buch "Leni Riefenstahl - Karriere einer Täterin" den bislang einzigartigen Einblick in das Leben und Wirken der Nazi-Ikone, der wirklich ungeschönt und ungeschminkt das ...

Nina Gladitz präsentiert mit ihrem Buch "Leni Riefenstahl - Karriere einer Täterin" den bislang einzigartigen Einblick in das Leben und Wirken der Nazi-Ikone, der wirklich ungeschönt und ungeschminkt das wahre Gesicht der Legende zeigt.

Und was sich da im Verlauf der Seiten offenbart ist die hässliche Fratze einer Frau, die eiskalt und abgebrüht ihren Weg geht, der sie nicht nur über die sprichwörtlichen, sondern über die tatsächlichen Leichen von unzähligen Sinti, Roma und Juden führt. Denn Riefenstahl ist keineswegs das naive, gutgläubige Frauchen, als das sie sich immer gerne selbst dargestellt hat. Nein, Riefenstahl setzt mit Kalkül und Skrupellosigkeit ihre Beziehung zu Hitler ein, um an ihr Ziel zu gelangen und ihre Karriere voranzutreiben.

Was ihr fehlt sind nicht nur Herz und Menschlichkeit, sondern auch jegliches künstlerisches und schauspielerisches Talent, um tatsächlich als d i e Vorzeigeregisseurin zu gelten, die sie gerne gewesen wäre. Um das zu verwirklichen, macht sie auch nicht davor Halt, geistiges und künstlerisches Eigentum von anderen zu stehlen, ihre Filme so lange zu bearbeiten, bis kein belastendes Material mehr zu finden ist und Korrespondenzen in ihrer Aussage so zu verdrehen, dass sie als Gutmensch mit Herz da steht. Doch das wahre Ich der Riefenstahl ist gefühlskalt und gnadenlos.

Die Autorin hat mit ihrer akribischen Recherche die Machenschaften der Nazis aufgedeckt, die sich - dank Manipulationsgeschick - zum Spielball Riefenstahls verdingen lassen. Riefenstahl selbst hat sich immer als unpolitische Ausnahmekünstlerin dargestellt, aber Nina Gladitz belegt hier eindeutig, dass die Regisseurin von vielen Vorgehen und der Durchführung der Endlosung der Judenfrage gewusst, aber dies immer wieder geschickt zu leugnen und zu verschleiern gewusst hat.

Riefenstahl zieht geschickt die Fäden, um Widersacher und Konkurrenten schachmatt zusetzen und scheut nicht davor zurück, Menschen entmündigen zu lassen. Die Schreibende zeigt alle Facetten der von ihrem Narzissmus und übersteigerter Eitelkeit verblendeten Frau, die keinerlei Kritik an sich und ihren Werken duldet.

Ein unglaublich beeindruckendes Werk der Autorin, die dem Leser die Augen öffnet und so den Blick hinter die Maske einer Lügnerin ermöglicht, die bis heute verehrt und bewundert wird.

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Veröffentlicht am 11.11.2020

Hommage an den knuffigsten Kult-Bus der Welt

Bulli
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Der VW-Transporter, von allen liebevoll Bulli genannt, ist d e r Kult-Transporter, der, wie kein anderes Auto auf der Welt, Liebhaber rund um den Globus hat und bei dessen Anblick die Herzen höher schlagen.

Der ...

Der VW-Transporter, von allen liebevoll Bulli genannt, ist d e r Kult-Transporter, der, wie kein anderes Auto auf der Welt, Liebhaber rund um den Globus hat und bei dessen Anblick die Herzen höher schlagen.

Der Bulli ist nicht einfach ein Transporter, Bulli ist ein Lebensgefühl, das dich mit puren Glückshormonen durchströmt und dich vor Freude strahlen lässt.

In diesem beeindruckenden Bildband zeigen Sammler und Liebhaber mit Stolz ihre Schätze, die mit viel Herz, Schweiß und unendlich vielen Arbeitsstunden liebevoll restauriert worden sind, damit sie wieder in alter Schönheit neu glänzen oder mit neuem Gesicht das Straßenbild beleben.

Vom bunten Hippie-Bus, der das unvergleichliche Gefühl der Freiheit a la Woodstock durch die Seiten strömen lässt, über einen quietschgelben Sightseeing-Bulli; der in Lyon nicht nur bei Touristen gute Laune hervorruft, bis hin zum Speed-Bulli; der bei Dragster-Rennen mit satten 300 PS für Furore sorgt und den Puls hochtreibt - hier findet der Bulli-Fan unglaubliche Geschichten über den Kult-Bus und seine Besitzer. Liebevoll erzählen sie von ihrer Faszination , von ihrer Sammelleidenschaft und von ihren Projekten.

Das Buch ist mit seinem großen Format von 36 x 28 cm bestens geeignet, um den knuffigen Volksbus perfekt in Szene zu setzen, denn eindrucksvolle Farbfotos in brillanter Qualität lassen den Hauch von Nostalgie zum Greifen nah erscheinen. Jedes noch so kleine Detail ist auf den Aufnahmen zu erkennen - die Struktur der Sitzbezüge, das noch ab Werk eingebaute Autoradio, gut lesbare Originalschriftzüge und der Blick in den Motorraum.

Dieser außergewöhnliche Bildband setzt der Ära Bulli ein Denkmal und ist zugleich ein wunderschönes Geschenk für den Lieblingsmenschen zu Weihnachten, dessen Herz auch Bulli schlägt

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