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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.02.2017

Ungewöhnlicher lustiger Frauenroman

Natural Born Chillers
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Janna hat ein Problem: Ihre Mutter stört sie ständig bei ihrer Arbeit als selbstständige Verfasserin von Artikeln für Reiseführer.
Helen stresst ihre Arbeit, sie sieht ihre Position durch aufstrebende ...

Janna hat ein Problem: Ihre Mutter stört sie ständig bei ihrer Arbeit als selbstständige Verfasserin von Artikeln für Reiseführer.
Helen stresst ihre Arbeit, sie sieht ihre Position durch aufstrebende Kollegen gefährdet und Lou hinterfragt ihre Prinzipien und deren Sinn.
Damit befinden sich alle drei Freundinnen in einer schwierigen Lage.
Ein verlassenes, geräumiges Haus findet sich schnell als Grundlage für einen Neuanfang, welcher nicht zuletzt durch ein Buchprojekt und zwei Brüder sehr turbulent wird.

"Natural Born Chillers" ist aufgrund seiner Thematik ein brandaktuelles Buch, auch wenn das Datum der Erstveröffentlichung schon eine Weile her ist. So stehen der Umgang mit Stress sowie das Führen einer gesunden Lebensweise im Fokus, zudem wird der Paleo-Lifestyle über die bloße Ernährungsweise hinaus als Mentalität parodiert.
Damit ist das Buch definitiv lehrreich, allerdings ohne dadurch trocken zu wirken, da die liebevoll gestalteten runden Charaktere und der entspannte, unkomplizierte und dennoch nicht mit Stilmitteln geizende Schreibstil ebenso wie eingeschobene alternative Textsorten sowie natürlich die abwechslungsreiche, spannende Handlung das Buch auflockern und nicht selten für Lachen sorgen.
Besagte andere Textsorten, darunter u.a. Artikel und Listen, fallen durch ihre gute Formatierung ebenso positiv auf wie das ungewöhnliche Daumenkino, welches sich durch das gesamte Buch zieht.
Ferner ergibt sich im Laufe der Handlung auch eine tiefere Bedeutung des Titels, was ich persönlich an Büchern immer sehr schätze.
Damit bleibt nur ein Punkt, welcher mir weniger gefallen hat: Die Handlung beginnt authentisch und bleibt es bis etwa Mitte des Buches, um dann doch ziemlich realitätsfern zu werden, wobei sich das ganz am Ende wieder etwas gibt. Nichtsdestotrotz schade, dass der Realitätsbezug nicht durchgängig auf einem ungefähr konstanten Niveau bleibt, sondern dass stattdessen diesbezüglich durch den Beginn des Buches andere Erwartungen geweckt werden.

Dennoch überwiegen ganz klar die positiven Aspekte, weswegen das Buch meines Erachtens mit Ausnahme des genannten Defizites eine lohnenswerte Lektüre und weit mehr als ein aufgrund des Covers zu vermutender gewöhnlicher lustiger Frauenroman ist.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der beim Lesen zwar die Realität ein Stück weit ausblenden möchte, aber sich trotzdem gern mit Lebensphilosophie beschäftigt bzw. sich mit aktuellen Thematiken kritisch auseinandersetzen möchte, ohne dafür Abstriche bei Entspannung und Unterhaltung machen zu müssen.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Grandios geschriebene wunderschöne Geschichte

Ausgerechnet wir
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Tom nächster Geburtstag naht unaufhaltbar - bald wird er 29, womit seine Chancen, eine feste Freundin nach seinen Vorstellungen zu finden, immer mehr schwinden. Daher beschließt er, jeden Hebel in Bewegung ...

Tom nächster Geburtstag naht unaufhaltbar - bald wird er 29, womit seine Chancen, eine feste Freundin nach seinen Vorstellungen zu finden, immer mehr schwinden. Daher beschließt er, jeden Hebel in Bewegung zu setzen, um sein Ziel möglichst bald zu erreichen.
Als Nerd, der er nun mal ist, vertraut er den Prozentzahlen, die auf der Datingplatform, auf der er sich angemeldet hat, seine Übereinstimmung mit dort registrierten Frauen angeben. Tatsächlich findet sich schnell eine vielversprechende Kandidatin, doch sie für sich zu gewinnen, erweist sich als Herausforderung.
Von seinem Ex-Schwager und gutem Freund Joshi erhält er den Rat, sein Karma durch Geschenke aufzubessern, doch ob das funktioniert und ob man dem mysteriösen Algorithmus der Datingplatform wirklich vertrauen kann, muss sich erst noch herausstellen.

Ich habe ein paar Seiten gebraucht, um mich in die Geschichte hineinzufinden, dann allerdings sehr schnell die liebevoll gestalteten Charaktere ins Herz geschlossen. Von da an konnte ich gar nicht anders, als Seite für Seite mit den Figuren mitzufiebern und hinsichtlich zukünftiger Entwicklungen zu spekulieren.
Besonders positiv aufgefallen ist mir während des Lesens auch der Schreibstil, der durch die häufige Verwendung von Stilmitteln durchaus gehoben erscheint.
Darüber hinaus finden sich lustige Passagen ebenso wie traurige, wodurch das Buch zusätzlich neben der nicht langweilig werdenden Handlung abwechslungsreich ist.
Auch mit Anspielungen auf die Gegenwart spart die Autorin nicht, indem sie etwa Trends aus dem Spielzeug- und dem Backgewerbe einbringt und so den Roman sehr authentisch gestaltet.
Damit bleibt mir nur noch zu sagen, dass mich "Ausgerechnet wir" vollkommen überzeugen konnte - abgesehen von den kleinen Startschwierigkeiten habe ich keinen Kritikpunkt finden können und vergebe daher sehr gern volle fünf Sterne.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, den die Leseprobe anspricht, der Lust auf einen klischee-armen Liebesroman hat und nerdige Protagonisten mag.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grandios geschrieben, lediglich ein Manko

Nur ein Tag
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Allyson hat ihr Abi in der Tasche und nimmt vor dem College gemeinsam mit ihrer besten Freundin Melanie an einer Tour durch die größten Städte Europas teil.
An der letzten Station der Reise bietet sich ...

Allyson hat ihr Abi in der Tasche und nimmt vor dem College gemeinsam mit ihrer besten Freundin Melanie an einer Tour durch die größten Städte Europas teil.
An der letzten Station der Reise bietet sich ihr in London die Möglichkeit, dem eigentlich vorgesehen Programm zu entfliehen und auf eigene Faust ein Stück von Shakespeare zu sehen. Entgegen ihrer Natur nimmt sie die Möglichkeit wahr. Dabei erweckt ein Schauspieler namens Willem ihre Aufmerksamkeit, welcher bei einem späteren Treffen erfährt, dass Allyson, welche ohnehin wenig Begeisterung für die europäischen Städte aufbringen konnte, sehr bedauert, Paris nicht besucht zu haben. Kurzerhand bietet er ihr an, mit ihr nach Paris zu reisen. Damit beginnt ein erlebnisreicher Tag ...

Anfangs - und das ist mein einziger Kritikpunkt - habe ich einige Zeit gebraucht, bis ich mit Allyson warm geworden bin. Das lag wahrscheinlich an dem bemerkenswerten Wandel ihres Charakters von ängstlich-pflichtbewusst zu wagemutig gleich zu Beginn. Doch mit zunehmender Seitenzahl wurde sie mir deutlich sympathischer.
Die anderen Charaktere waren ebenfalls liebevoll ausgearbeitet, auch wenn man wie etwa bei Willem nicht allzu häufig einen Blick hinter die Fassade erhaschte.
Besonders angetan war ich neben der vielschichtigen Handlung, in deren Rahmen man hier und da auch Lehren zwischen den Zeilen entnehmen konnte, vor allem von dem angenehmen Schreibstil. Letzteren empfand ich als sehr flüssig, überzeugend und nicht zuletzt auch fesselnd, weswegen es mir schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen und die Seiten nur so verflogen.
Ferner enthält das Buch zahlreiche wunderschöne Textstellen, weswegen mein Post-Its-Vorrat nach dem Lesen deutlich geschrumpft war.
Angesichts des Endes ist es übrigens empfehlenswert, den zweiten Band parat zu haben, um direkt weiterlesen zu können.

Insgesamt kann ich "Nur ein Tag" jedem weiterempfehlen, der gern Jugendbücher liest, Reisen liebt und/oder sich auch ein bisschen mit Allysons Charakter zu Beginn identifizieren kann, da man in diesem Fall noch ein bisschen mehr beim Lesen mitnehmen kann.
Zusätzlich ist das Buch auch definitiv geeignet, um neugierig auf Shakespeares Werke zu werden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Berührend und ungewöhnlich

Romeo und Romy
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Während einer Premiere, bei der Romy als Souffleuse arbeitet, erreicht sie die Nachricht des Todes ihrer Oma. Nicht allein deswegen scheitert die Vorstellung kläglich, Romy wird gekündigt und sie entschließt ...

Während einer Premiere, bei der Romy als Souffleuse arbeitet, erreicht sie die Nachricht des Todes ihrer Oma. Nicht allein deswegen scheitert die Vorstellung kläglich, Romy wird gekündigt und sie entschließt sich, zurück in ihre Heimat Großzerlitsch zu ziehen. In diesem kleinen Dorf hat inzwischen ein mehr oder weniger inoffizieller Wettbewerb der dort lebenden Alten um die letzten Gräber des einzigen Friedhofes begonnen, denn jeder möchte unbedingt in der Heimat und nicht im größeren Nachbarort neben Fremden begraben werden.
Als Romy die Versuche ihrer geliebten Dorfbewohner bemerkt, steht für sie fest, dass sie dabei nicht tatenlos zusehen wird. Stattdessen reift in ihr die Idee, ein elisabethanisches Theater aus der Scheune auf dem Grundstück ihrer Oma zu bauen - ein Projekt, wofür sie ihr Erspartes und das Erbe ihrer Oma nutzen und womit sie die Großzerlitscher motivieren will, ihre verbliebene Lebenszeit zu genießen, anstatt ihre Leben wegen eines Grabplatzes zu riskieren.

Zunächst sollte vielleicht erwähnt werden, dass durch Titel, Cover, Leseprobe und vielleicht auch den Klappentext der Eindruck entstehen könnte, "Romeo & Romy" sei vor allem ein Liebesroman. Das trifft meiner Ansicht nach nicht zu, denn im Vordergrund stehen viel mehr Themen wie Heimat, Alter, Familie und die Verbindung zwischen bzw. die Beziehung von Romy und den Dorfbewohnern, in deren Mitte sie aufgewachsen ist. Zwar sind auch zwei Liebesbeziehungen Bestandteil des Buches, jedoch stellen diese meines Erachtens eher eine Randerscheinung dar.
Mich hat das allerdings keineswegs gestört, stattdessen war ich positiv überrascht von der Tiefe des Buches. Zudem mag ich den Schreibstil sehr, habe die liebevoll gestalteten Charaktere schnell ins Herz geschlossen und konnte die Geschichte bildlich vor mir sehen. Aus diesen Gründen viel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen.
Ferner gibt es mehrere kleine Wendungen, von denen die Mehrheit allerdings wenig überraschend ist. Zusammen mit der den Großteil des Buches einnehmenden langsam voranschreitenden Handlung - der Bau des Theaters dauert eben seine Zeit - und dem einen oder anderen Aspekt, der in meinen Augen nicht sonderlich realistisch war, ist das der Grund für den abgezogenen Stern bei meiner Bewertung.
Dennoch war mir während des Lesens nie langweilig, da trotzdem immer etwas passiert, weswegen man weiterlesen möchte, obwohl die Spannungskurve erst in den letzten hundert Seiten erheblich ansteigt und ein Ereignis rasch auf das nächste folgt.

Ich kann das Buch jedem empfehlen, der sich für die angesprochenen Themen interessiert, gern emotional mit dem Geschehen mitfühlt (meine Augen sind nicht trocken geblieben) und nicht einen Liebesroman oder eine von Anfang an sehr spannende Geschichte erwartet.

Veröffentlicht am 22.05.2018

Gelungener Roman mit Lebensweisheiten und Situationskomik

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Annika, bislang Lehrerin an einem Gymnasium eines gehobenen Hamburger Stadtteils, wird als Feuerwehrkraft an die Astrid Lindgren Schule eines Problemviertels versetzt.
Die Probleme der Schüler dort sind ...

Annika, bislang Lehrerin an einem Gymnasium eines gehobenen Hamburger Stadtteils, wird als Feuerwehrkraft an die Astrid Lindgren Schule eines Problemviertels versetzt.
Die Probleme der Schüler dort sind ihr völlig neu und sie wünscht sich nichts mehr, als an ihre alte Schule zurückkehren zu können. Um das zu erreichen, gründet sie eine Musical-AG. Sie allein ist damit allerdings überfordert, weswegen sie unter anderem ihre Jugendliebe hinzuzieht und sich bald in einem Wirrwarr aus Gefühlen wiederfindet.

Petra Hülsmanns Schreibstil ist wie gewohnt wunderbar locker und leicht, sodass die Seiten nur so dahinfliegen. Auch die liebevoll gestalteten Charaktere, authentische Dialoge, kleine Lebensweisheiten und einige urkomischen Situationen überzeugen.
Selbstverständlich durchlebt man als Leser auch zahlreiche Emotionen mit der Protagonistin, insbesondere durch die Schüler der Musical-AG, die etwas an Fack ju Göhte erinnern, aber meiner Ansicht nach letztlich eine größere Bandbreite verschiedener Charaktere darstellen und das Buch bereichern.
Weniger gut gefiel mir, dass die Protagonistin ein paar Mal Offensichtliches übersieht bzw. wenig durchdachte Entscheidungen trifft.
Darüber hinaus wirken die Ereignisse gegen Ende etwas gequetscht bzw. häufen sie sich gegen Ende so stark, dass es etwas gehetzt erscheint. Ein paar mehr Seiten wären mir lieber gewesen.
Davon abgesehen gefällt mir persönlich das Cover überhaupt nicht, zumal es meiner Ansicht nach auch nicht wirklich zum Inhalt des Buches passt.

Insgesamt ist es nichtsdestotrotz ein gelungenes Buch, das eine wunderbare Lektüre für jeden darstellen dürfte, der emotionale Frauenromane mag, sich für die Schulproblematik interessiert und kein Problem damit hat, dass man die Protagonistin unter Umständen auch mal schütteln will.

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