Die drei Musketiere gegen den fiesen Magnetiseur
Die Romanfabrik von ParisDer historische Roman „Die Romanfabrik von Paris“ von Dirk Husemann beschäftigt sich mit Alexandre Dumas, dem Schöpfer von „Die drei Musketiere“.
Als die im Rollstuhl sitzende Anna Moll aus Baden-Baden ...
Der historische Roman „Die Romanfabrik von Paris“ von Dirk Husemann beschäftigt sich mit Alexandre Dumas, dem Schöpfer von „Die drei Musketiere“.
Als die im Rollstuhl sitzende Anna Moll aus Baden-Baden bei einer deutschstämmigen Familie in Frankreich angestellt wird, um deren Kinder zu unterrichten, fallen sie ihr zum ersten Mal in die Hände – die Romane von Alexandre Dumas. Sofort will sie gegen diese furchtbaren Texte angehen, denn sie handeln oft von hilflosen Frauen, die von starken Männern gerettet werden müssen. Oft ist auch Gewalt im Spiel. Das gehört nicht in die Hände von Kindern oder sonst wem, denkt sich Anna und macht sich auf den Weg, um gegen Dumas zu handeln. Zusammen mit der Zensur-Behörde begibt sie sich zu Dumas‘ Anwesen, um ihn zur Rechenschafft zu ziehen. Doch dort erblickt Anna eine Person aus ihrer Vergangenheit, die ihr viel Kummer bereitet und die sie tot geglaubt hat. Dies ist Monsieur Lemaitre, der von Dumas 3 Amulette haben möchte, die Dumas von seinem Vater geerbt hat, mit welchem Lemaitre ebenfalls in Verbindung stand. Doch Lemaitre ist hinterlistig und ist bereit, wirklich alles für die Amulette zu tun, weshalb er auch nicht davon zurückschreckt, einen Mord zu begehen, diesen Dumas anzuhängen und ihn so zu einem Staatsfeind zu machen. Dumas und Anna tun sich etwas widerwillig zusammen, um Lemaitre das Handwerk zu legen und verfolgen ihn über den halben Globus. Ein aufregendes Katz-und-Maus-Spiel beginnt.
Selten hatte ich einen Roman, bei dem mit alle Charaktere in ihrer Rolle gefallen. Dies ist hier der Fall. Die Figuren sind durchweg gut geschrieben und ihre Rollen gut durchdacht. Natürlich hat mit Olaf Schmaleur am besten gefallen. Von ihm wurde Anna als Lehrerin für seine Kinder angestellt, er war stets hilfsbereit, freundlich und auch für Spaß zu haben, sehr zur Freude seiner Kinder, aber seiner Frau gefiel dies nicht. Obwohl er nur wenig vorkommt, gefällt mir diese Figur doch sehr.
Anna und Dumas sind sehr gegensätzliche Charaktere, die sich aber im Laufe der Geschichte immer besser ausgleichen und ein Band zwischen sich knüpfen. Sie sind beide auf ihre Art zielstrebig, aber auch bereit, Kompromisse einzugehen, wenn sie die Bedingungen noch etwas für sich abändern können. Auch wenn sie sich zu Beginn nicht ausstehen können, so werden sie ein wunderbares Team im Verlauf der Geschichte.
Lemaitre ist klar als „Bösewicht“ dieses Romans zu betrachten. Der Magnetiseur ist hinterhältig und schreckt nicht davor zurück, andere auszunutzen. Wenn er sie nicht mehr braucht, lässt er sie fallen wie eine heiße Kartoffel und ihm ist egal, was mit ihnen passiert. Das einzige, was ihm wirklich wichtig ist, sind die Amulette von Dumas senior. Doch muss er erkennen, dass seine Gegner Alexandre Dumas und Anna Moll mit allen Wassern gewaschen sind und sich gegen ihn stellen.
Der Handlungsablauf in dem Roman gefällt mir sehr gut. Zu Beginn ist es nicht vorstellbar, dass die Geschichte aus Paris heraus weiter gehen könnte. Doch nach und nach wird der Leser in diese Richtung geleitet und das zwar direkt, aber nicht so plötzlich, dass man sofort wusste, wie es weiter geht. Dirk Husemann hat unvorhersehbar geschrieben. Zwar hatte ich beim Lesen immer eine Vorstellung davon, was als nächstes passieren könnte. Aber ich wurde doch jedes Mal überrascht, weil es entweder etwas oder doch sehr anders gekommen ist, als ich dachte.
Generell wurde der Spannungsbogen gut aufrecht gehalten. Der Handlung konnte ich als Leser durchgängig gut folgen. Auch der Schreibstil gefällt mir wirklich gut. Ich mag es, wenn man die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Figuren sieht. Also hatte man hier auch die Sicht des Bösewichts dabei, was ich wirklich gut fand. Und trotzdem wusste man nie so recht, was er als nächstes vorhat – gut gelungen!
Der Titel hat mich im Verlauf der Geschichte immer wieder stutzig gemacht. „Die Romanfabrik von Paris“, jedoch befinden wir uns nur zu Beginn des Romans einmal dort und danach nicht mehr. Aber zum Schluss wird es doch klar, warum diese Titel passend ist. Mit der Romanfabrik hat alles begonnen und dort endet es auch. Mehr möchte ich da nicht verraten.
Das Buch hat mir gut gefallen. Es war mein zweiter historischer Roman und so langsam gefällt mir dieses Genre wirklich gut. Auch, wenn man von Dumas selbst nichts gelesen hat oder nicht viel weiß, findet man sich in der Geschichte zu recht. Dass zum Schluss auch nochmal vom Autor erläutert wurde, welche Begebenheiten aus dem Roman als Fakten betrachtet werden können und welche hinzugedichtet wurden, mag ich wirklich sehr.
Rundum ein gelungenes Buch, welches ich Interessierten empfehlen kann. Es war sehr angenehm zu lesen, es hat zwischendurch auch immer mal etwas zum Lachen gegeben und war generell eine interessante Geschichte um den berühmten Alexandre Dumas.